Der heilige Placidus von Subiaco - und seine Gefährten, Märtyrer
Der Gedenktag ist der 5. Oktober und im Benediktinerorden zusammen mit Maurus am 15.1
Als der heilige Benedikt auf dem Berge Kassino sein Kloster gestiftet hatte, und der Ruf seines Lebenswandels sich auch in die Ferne verbreitet hatte, vertrauten ihm viele der angesehensten Familien aus Rom ihre Kinder zur Erziehung an, was zur Veranlassung wurde, daß heute noch die Väter Benediktiner nach dem Beispiele ihres Stifters sich mit dem erfreulichsten Erfolge der Erziehung und Bildung der Jugend annehmen.
Eines Tages erschien der edle Römer Tertullus mit einem blühenden Knaben an der Hand in der Zelle des heiligen Benedikt und übergab ihm denselben zur weisen Zucht und Bildung.
Placidus, so hieß der Knabe, war noch ein unschuldiges Kind, erst sieben Jahre alt, weichen Herzens und lenksamen gemütes.
Bald ward er der Liebling des heiligen Mannes wegen seines Gehorsams, seiner himmlischen Einfalt und seines stillen, sanften Betragens.
Einmal sollte Placidus aus dem nahen See Subjaco Wasser schöpfen und fiel unglücklicher Weise in den See.
Der heilige Benedikt in seiner Zelle betend, wußte aus göttlicher Offenbarung davon und rief alsbald den Bruder Maurus herbei, mit dem Bedeuten, sogleich an den See zu eilen und den Knaben heraus zu ziehen.
Maurus verlangt vom heiligen den Segen, eilt dann zum Wasser, läuft, ohne sich zu besinnen, in dasselbe hinein und zieht den bereits sinkenden Knaben aus den Wellen an das Ufer.
Hier erst gewahrte er, daß er auf dem Wasser gegangen sei und erzählte, den Knaben Placidus zu Benedikt führend, demselben das wunderbare Ereignis.
Benedikt schrieb das selbe dem Gehorsame des frommen Maurus zu, dieser aber dem Segen seines heiligen Meisters.
Da sprach Placidus:
"Als ich aus dem Wasser gezogen wurde, sah ich über meinem Haupte den Pelz des Abtes und ihn selber bei mir stehen!
Dieser Pelz war ein Schafsfell, das damals die Mönche um die Schulter zu tragen pflegten.
Später erkannte Placidus mit innigem Danke, daß diese Rettung aus Wassergefahr nichts anderes, als ein Sinnbild der Rettung seiner Seele durch die Hand des heiligen Benedikt gewesen, denn dieser machte aus dem kleinen Knaben Placidus einen so gottseligen, eingezogenen Jüngling, daß dessen Vater Tertullus, als er eines Tages nach Kassino kam, um nach seinen Sohne nachzufragen, sich nicht genug über seine Frömmigkeit verwundern konnte, und zum Danke dem heiligen Abte mehrere Güter in Sizilien zum Geschenke machte.
Der heilige Benedikt nahm diese Güter zum Unterhalte seiner Mönche und Zöglinge dankbar in Besitz, allein wie heute noch, so auch damals.
Der Neid habsüchtiger Menschen machte ihm den Besitz derselben streitig; man ging sogar soweit, ihm einen Teil der selben zu nehmen, und der Heilige wußte keinen anderen Rat, diesen Gottesraub zu hindern, als den Sohn des Geschenkgebers, den frommen Placidus, nach Sizilien zu senden.
Placidus gehorchte, und reiste in Begleitung der zwei Mönche Gerdianus und Donatus dahin ab.
Am ersten Tage kamen sie nach Kapua, wo der Bischof Germanus, des heiligen Benedikt Freund, sie gastfreundlich aufnahm und behandelte.
Hier betete Placidus über einen Blinden, der alsbald sehend wurde.
Mehrere Kranke wurden auf sein Gebet gesund, Taube erhielten das Gehör und Stumme die Sprache wieder; auch den Teufel trieb Placidus aus mehreren Besessenen.
Der Ruf von diesen Wundern, deren Kundgebung der demütige Heilige gerne gehindert hätte, verbreitete sich bis nach Sizilien;
deshalb wurde er auch dort mit der größten Ehrenbezeigung aufgenommen.
Bald hatte er die Angelegenheit hinsichtlich der zeitlichen Güter abgetan u. erbaute dann innerhalb vier Jahren ein Kloster und eine Kirche zu Ehren des heiligen Johannes.
Erst 26 Jahre alt wurde er zum Abte erwählt.
Sein gottinniger Lebenswandel zog bald viele Jünger herbei, die unter seiner Leitung auf das erbaulichste Leben zum Segen der ganzen Umgebung führten.
Er ging ihnen durch das schönste Beispiel voran.
Immer betend, schlief er nur kurze Zeit und da nur sitzend. — Das ganze Jahr trank er keinen Wein, und trug beständig ein härenes Bußkleid auf dem Leibe —
In der Fastenzeit aß er gar nichts außer am Sonntag, Dienstag und Donnerstag.
Die Tränen flossen reichlich aus seinen Augen so oft er betete, wenig hörte man ihn reden und niemals sah man ihn zornig.
Angelockt von diesem Rufe seiner Heiligkeit, beschlossen seine Geschwister, Eutychius, Viktorinus und Flavia, seine fromme Schwester, ihn zu besuchen.
Groß war die Freude, als sie einander wieder sahen und aus dem Munde des Bruders so viel Gutes und Liebes von Gott hörten.
Damals streiften saracenische Seeräuber auf dem Meere herum, landeten unvermutet an dem Ufer der benachbarten Länder, plünderten die Wohnungen und schleppten ihre Bewohner mit fort, um sie als Sklaven zu verkaufen.
Eines Tages nun, da Placidus mit seinen Geschwistern und den Klosterbrüdern in stiller Einsamkeit dem Gebete und geistlichen Gesprächen oblagen, und dann im heiligen Frieden der nächtlichen Ruhe sich hingaben, wurde plötzlich das Kloster von wilden Seeräubern, an ihrer Spitze ihr Anführer Manucha überfallen.
Tore und Türen wurden eingeschlagen, Kirche und Zellen wurden ausgeraubt und Placidus nebst seinen 3 Geschwistern und 30 Ordensbrüdern gebunden in das Schiff geschleppt.
Dort befahl ihnen der grausame Manucha, ihren heiligen Glauben an Christus abzuschwören.
Da sie sich dessen standhaft weigerten, wurden sie unmenschlich mißhandelt.
Täglich ersann der Tyrann neue Martern.
Bald ließ er sie grausam schlagen, als an den Füßen aufhängen und darunter ein Feuer anzünden, daß der Rauch sie erstickte; bald mit den Händen an den Mastbaum binden und an ihre Füße große Steine hängen.
Besonders ließ er seine Wut an dem heiligen Placidus aus, der seine Leidensgenossen immer zur Standhaftigkeit ermunterte.
da er mitten in den Qualen Lieder zum Lobe Gottes sang, ließ er ihm die Zähne einschlagen und die Zunge ausreißen.
Endlich, da er sah, daß er ihre Standhaftigkeit nicht beugen könne, ließ er sie alle, bis auf die Schwester Flavia, enthaupten.
Diese ließ sich Manucha besonders vorführen und bemühte sich, durch Schmeicheleien ihr Herz von Jesus loszureißen.
da er seine Mühe vergeblich sah, gebot er, ihr die Kleider vom Leibe zu reißen, sie bei den Füßen aufzuhängen und auf das schärfste zu geißeln.
Dann fragte er sie höhnend, ob sie sich, eine edle Römerin, nicht schäme, so nackt und blos zu erscheinen?
Sie aber gab ihm die treffende Antwort:
"Was ich für meinen heiligen Glauben leide, gereicht mir nicht zur Schande. Weist du sonst keine anderen Peinen? versuche sie, ich bin bereit!"
Manucha, knirschend vor Wut, übergab sie nun dem gottlosen Willen seiner Raubgenossen.
Schrecklich schmerzlich fiel dies der keuschen Jungfrau; lieber tausendmal sterben wollte sie, als sich beflecken zu lassen. —
In heißer Inbrunst flehte sie zum Himmel um Schutz und Hilfe, und nicht vergeblich. denn als die unverschämten Frevler sie ergreifen wollten, erstarrten ihnen die Hände.
Dafür aber mußte diese so reine Jungfrau ihr Leben durch das Schwert büßen.
Der heilige Placidus wird abgebildet in schwarzer Ordenstracht, in der rechten Hand das Schwert, mit der Linken auf seine ausgerissene Zunge deutend. Die Schiffer verehren ihn als ihren Patron.
Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
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