Der heilige Remigius, Bischof von Reims -
Der Gedenktag ist der 1. Oktober und der 13. Januar
- * 436
- † eventuell am 13. Januar 533 in Reims
- Remigius Messe: In Köln wird am 1. Oktober die sogenannte Remigius-Messe gefeiert.
- Remigius-Monat: Den Monat Oktober bezeichnet man auch als Remigius-Monat.
Der heilige Remigius wird in ganz Frankreich hochverehrt, denn sein heiliges, wundervolles und langes Leben ist innig verbunden mit der Bekehrung des mächtigen Frankenvolkes und ihres großen Königs Clodwig zum Christentume.
Gott hatte ihn zu großen Dingen ausersehen und seine Hand war mit ihm von der Wiege bis zum Grabe.
Des heiligen Remigius Eltern waren aus hohem Stande und reich, aber dabei, was noch mehr zu schätzen ist, sehr gottesfürchtig.
Ein frommer Einsiedler, der eines Tages in ihrem Schlosse zu Laon einkehrte, sagte der Mutter, daß sie einen Sohn gebären werde, der durch den Glanz seiner Tugenden und Taten das Volk der Franken zu erleuchten von Gott berufen sei.
Die Eltern sahen daher ihren Sohn als eine Gabe Gottes an und ließen ihn sorgfältig erziehen, wozu die fromme Amme Balsamina, die auch unter die heiligen gezählt wird, treu mitwirkte.
Remigius, der nur gutes sah und hörte, wuchs daher empor wie eine Lilie so rein.
Er bedurfte nicht vieler Ermahnung; sein Herz war Gott ganz ergeben, und hatte nur sein Wohlgefallen an göttlichen Dingen. -
In Erlernung der Wissenschaften brachte er es bald sehr weit und sein Mund wurde so beredt, daß er alle Redner seiner Zeit verdunkelte.
Der heilige Geist war selbst sein Lehrer; denn sobald er nur ein wenig zeit hatte, zog er sich in ein abgelegenes Zimmer zurück, um dort zu beten.
Mehrere hundert Jahre nach seinem Tode zeigte man dies Zimmer noch, wo er so viele Gnaden von Gott empfing.
Wie alle großen heiligen Männerin der stillen Einsamkeit zu ihrem hohen Berufe sich vorbereiteten, so auch der heilige Remigius.
Er verließ das elterliche Haus und zog sich in eine Einöde zurück, wo er sich harter Abtötung und himmlischer Betrachtung hingab.
So wie aber das einsam verborgene Veilchen durch seinen süßen Wohlgeruch sich verrät, so wurde auch Remigius durch den Wohlgeruch seines heiligen Wandels überall hin bekannt, und als der Erzbischof von Reims mit Tod abging, wurde er wider seinen Willen aus seiner Einsamkeit hervorgeholt und, erst zweiundzwanzig Jahre alt, zu dessen Nachfolger erwählt.
Brennend vor Feuer der Liebe zu Gott und den Menschen suchte er aus allen Kräften unter den Gläubigen die damals besonders herrschenden Laster der Unzucht auszurotten und keusche Zucht wiederherzustellen.
Er bereiste daher sein Bistum und predigte mit flammenden Worten die ewigen Wahrheiten.
Die verstocktesten Herzen wurden gerührt, die hartnäckigsten Gewohnheitssünder bekehrt.
Doch mehr noch predigte sein schönes Beispiel, denn an ihm selbst sah man die Wahrheit und Schönheit der Tugend, die er darstellte, und da ihm Gott auch die Gabe der Wunder verlieh, so konnte es nicht fehlen, daß bald sichtbar die Herzen sich änderten und ein frisches, katholisches Leben sich entfaltete zu einer Zeit, wo gerade ein gewaltiger Umschwung der Dinge in Frankreich geschehen sollte.
Frankreich hieß frührer Gallien und wurde von den Römern erobert.
Die alten Gallier, die Heiden waren, und die Römer verschmolzen zu einem Volke, und als das Christentum in alle Länder sich verbreitete, drang es auch schnell nach Gallien und fasste dort überall so starke Wurzeln, daß es weder durch Schwert noch durch Feuer mehr ausgerottet werden konnte.
Das Christentum blühte bereits in ganz Gallien, als die Franken, das heißt "Freien," sogenannt, weil sie aus mehreren deutschen Völkern bestanden, welche die Oberherrschaft der Römer nicht anerkannten, von der Gegend der Elbe, des Mains und des Niederrheins in Gallien einbrachen, und es eroberten.
Clodwig war ihr Heerführer, und er, wie seine Franken, waren noch Heiden.
Zum Könige des neuen Frankreichs erhoben, behandelte er die Christen, besonders die Bischöfe, sehr milde, verschonte die Kirchen, und ehrte tugendhafte Männer, und unter diesen vorzüglich den heiligen Remigius, Bischof von Reims.
Er hatte von seinem heiligen Wandel und seinen wunderbaren Taten gehört und wurde darüber von tiefer Ehrfurcht erfüllt.
Groß waren aber auch die Taten, die der Heilige vollbracht.
Blinden gab er das Gesicht, Besessene befreite er von den bösen Geistern, eine schreckliche Feuersbrunst löschte er durch das Kreuzzeichen und ein totes Mädchen erweckte er zum Leben durch ein kurzes Gebet.
Durch göttliche Offenbarung hatte er erkannt, daß eine große Hungersnot im Lande ausbrechen werde; er sammelte daher eine Menge Getreide und ließ es für die Armen in einem Speicher aufschütten; aber einige Ruchlose, die diese Vorsorge des Heiligen für Geiz hielten, zündeten den Speicher an.
Sobald man dies dem Heiligen gemeldet hatte, eilte er herbei, um das Feuer zu löschen; allein der Speicher war bereits niedergebrannt.
Da setzte sich der Heilige neben die Glut hin, und wärmte sich, ohne nur im Geringsten eine Klage der Ungeduld laut werden zu lassen, sagte aber, daß Gott diejenigen nicht ungestraft lassen werde, welche die Nahrung der Armen verbrannten.
Wie gesagt, so geschah es.
Die Rücken der Bösewichter krümmten sich, die Früchte in den Scheuern verdarben, und ihre Felder wurden mit Unfruchtbarkeit geschlagen.
Der Ruf von diesen wunderbaren Taten kam auch zu den Ohren des Königs Clodwig und flößte auch ihm Ehrfurcht vor der christlichen Religion ins Herz, deren Diener und eifriger Bereiter der heilige Remigius war.
Noch aber war der junge König ein Heide, und hatte nur am Kriegshandwerk seine Freude.
Zum Glück, und gewiß nicht ohne Einwirkung der Vorsehung Gottes, hatte er sich mit der frommen Clotilde, einer Tochter Chilperiks, Bruders des Königs Gundobald von Burgund, vermählt.
Sie war eine dem heiligen katholischen Glauben sehr treu ergebene Frau, und hatte nur unter der Bedingung dem heidnischen Könige die Hand gereicht, daß sie ungehindert ihre heilige Religion über dürfe.
Es wurde ihr zugesagt, und nun ergriff sie jede Gelegenheit, um ihrem Gemahl auch der Gnade des heiligen Glaubens teilhaftig zu machen.
Sie sprach oft mit ihm von der Eitelkeit der Götzen und der Vortrefflichkeit der christlichen Religion.
Der König hörte ihr gerne zu, wollte aber die Götzen nicht verlassen.
Doch erhielt sie von ihm die Erlaubnis, ihren erstgeborenen Sohn taufen zu lassen.
Allein bald nach der Taufe starb das Kind. Darüber war der König zornig, und sprach zur Königin: Hätte man den Namen der Götter über meinen Sohn angerufen, so würde er noch am Leben sein, weil man ihn im Namen deines Gottes getauft hat, hat ihn mir der Tod entrissen.
Die Königin beruhigte ihn mit der Versicherung, daß das Kind im Himmel sei.
Sie brachte den zweiten Sohn zur Welt, und auch dieser erkrankte nach der Taufe.
Da sprach der König im Zorne zu Clotilde:
„Das ist die Wirkung deiner Hartnäckigkeit; mein Sohn wird sterben, wie sein Bruder, weil er getauft worden in deines Christus Namen.”
Doch diesmal erhörte Gott das Gebet der frommen Königin, und der junge Prinz war gesund. —
Bisher war das Bemühen Clotildes, den König für den christlichen Glauben zu gewinnen, vergeblich gewesen, woran besonders die Furcht, seinem Untertanen zu mißfallen, die dem Götzendienste anhingen, Schuld hatte.
Doch nicht lange, und es schlug auch für ihn die Stunde der Gnade.
Clodwig geriet in Krieg mit den Allemanen, die ihm seine Herrschaft in Gallien entreißen wollten.
Ehe er in das Feld zog, sagte ihm seine Gemahlin zum Abschiede die schönsten Worte:
„Mein Herr! du ziehest in den Krieg, willst du aber siegen, so rufe den Gott der Christen an.
Er allein ist der Weltgebieter, er nennet sich den Herrn der Heerscharen.
Wenn du dich mit Vertrauen zu ihm wendest, so wird dir nichts zu widerstehen vermögen.
Du wirst siegen über deine Feinde, sollten sie auch Hunderte gegen Einen sein.”
Der König zog in die Schlacht; bei Zülpich, vier Stunden von Köln am Rhein, kam es zum Kampfe.
Der Angriff der Feinde war aber so fürchterlich, daß das Heer Clodwigs wankte und in Unordnung geriet; er selbst war nahe daran, in die Hände der Feinde zu fallen.
Er ruft nun seine Götter an; doch die sind taub.
In dieser äussersten Not erinnert er sich der Worte seiner Gemahlin; er hebt seine Augen zum Himmel und ruft mit Tränen:
„O Christus, den Clotilde als den Sohn des lebendigen Gottes verehrt, ich flehe dich an um deinen Beistand!
Vergebens habe ich mich an meine Götter gewendet, ich habe erfahren, wie ohnmächtig sie sind.
Dich also rufe ich an, an dich glaube ich.
Befreie mich aus den Händen meiner Feinde, und ich werde mich taufen lassen in deinem Namen.”
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als seine flüchtigen Reiter stille halten, umkehren, und mit frischem Mut in die Reihen der Feinde dringen.
Bald ändert sich das Geschick der Schlacht. Die Feinde werden besiegt und fliehen.
Sogleich spendet Clodwig einen Eilboten an Clotilde und läßt ihr den glücklichen Ausgang der Schlacht melden.
Die fromme Frau eilt ihm voll Freude nach Reims entgegen, wo der heilige Remigius seinen Sitz hatte, mit dem sie schon lange bekannt war.
Mittlerweile macht sich Clodwig auf dem Heimweg und nimmt über Toul ziehend den heiligen Bischof Bedastus mit, damit er ihn in der christlichen Religion unterrichte, denn es verlangt ihn, die heilige Taufe zu empfangen und will sie keinen Augenblick mehr aufschieben.
Zu Champagne trifft er seine Gemahlin Clotilde, welche ihm mit dem heiligen Remigius entgegen gezogen war.
Sobald der König ihrer ansichtig wird, ruft er ihr freudig entgegen:
"Clodwig hat die Deutschen überwunden, du aber hast den Clodwig besiegt.
Was dir so sehr am Herzen lag, ist geschehen; meine Taufe kann nicht lange mehr aufgeschoben werden."
"Dem Herrn der Heerscharen gebührt die Ehre dieses zweifachen Sieges," erwiderte Clotilde.
Nun munterte sie ihn auf, in seiner guten Gesinnung auszuharren, und stellte ihm den heiligen Remigius vor, worüber er sich ungemein freute,
Remigius durfte von nun an nicht mehr von der Seite des Königs weichen, damit er ihn auf den Empfang der heiligen Taufe vorbereite,
Auch die Vornehmsten seines Reiches ließ der König zusammenkommen und trug ihnen an, ebenfalls die christliche Religion anzunehmen.
Statt daß sich dieselben, wie er gefürchtet hatte, dessen weigerten, riefen sie ihm entgegen:
"Herr, wir entsagen den sterblichen Göttern, und sind bereit, den unsterblichen Gott anzubeten, den Remigius verkündet."
Sie ließen sich bereitwillig vom heiligen Remigius und dem heiligen Bedastus unterrichten, und verlangten sehnsüchtig nach der heiligen Taufe.
Am Feste der gnadenreichen Geburt unseres Herrn sollte die feierliche Taufe in der Domkirche zu Reims vorgenommen werden.
Clotilde wollte diesen Tag auf alle mögliche Weise verherrlichen.
Sie ließ die Strassen, welche vom Pallaste zur Hauptkirche führten, mit reichen Teppichen zieren, in der Hauptkapelle die süßesten Wohlgerüche verbreiten und eine große Menge Kerzen anzuünden.
Mehrere Bischöfe standen mit ihren Geistlichen im glänzenden Ornate bereit.
Der König, tief ergriffen von dem Schritte, den er jetzt tun wollte, entkleidete sich seines königlichen Schmuckes und in ein Bußhemd gekleidet, flehte er Tag und Nacht zum Himmel um Gnade und Erbarmen.
Und als die gnadenreiche Stunde kam, wo er ein Kind Gottes, ein Glied der heiligen katholischen Kirche, ein Erbe des Himmels werden sollte, zog er, geführt vom heiligen Remigius , in die Kirche, vor ihm ein Kreuz.
Ihm folgten unter dem Gesange der Litaneien die Täuflinge, jeder mit einer Kerze.
Danach kam die Königin und das Volk.
Schon, so erzählt eine schöne Sage, war der Zug in der Taufkapelle angekommen, der König stand am Taufsteine, schon wollte der heilige Bischof die bedeutungsvollen Zeremonien beginnen, als man bemerkte, daß das heilige Öl zur Salbung fehlte.
Einige meinten, die Kirchendiener haben die heiligen Gefäße mit dem heiligen Öl durch die dichtgedrängte Menge des Volkes nicht herbei bringen können, andere berichten, man habe es in Bereitschaft zu halten vergessen.
Kurz, das heilige Öl war nicht vorhanden.
Da erhob der heilige Bischof die Augen zum Himmel und betete. Und sieh, alsbald flog eine schneeweiße Taube, im Schnabel ein Ölfläschchen haltend, auf die Hand des Bischofs, reichte es ihm dar und verschwand.
Dieser öffnete es unter dem Staunen des Königs und seiner Umgebung, fand es mit wohlriechendem Öle gefüllt, und begann nun, dankerfüllt gegen Gott, die Zeremonien der Taufe. *)
Als er im Begriffe war, den König mit Wasser zu begießen, sprach er zu ihm die heiligen Worte:
„Beuge dein Haupt, stolzer Sicambrer, und entsage dem, was du seither angebetet, und verbrenne, was du als Gott verehrt hast.”
Er sprach dies zum König, um in ihm die Tugenden der Sanftmut und Demut und Abscheu gegen den Götzendienst zu erwecken.
Auf Clodwigs Taufe folgte die seiner Schwester Albofleda, und mit ihr empfingen noch 3000 Franken dies heilige Sakrament.
Die Taufe des Königs der Franken, Clodwig, durch den heiligen Remigius ist ein äusserst wichtiges Ereignis in der katholischen Kirche.
Denn damals herrschte in Frankreich und unter vielen anderen Völkern die Ketzerei der Arianer, dieser Leugner der Gottheit Christi.
Der heilige Remigius, ein treuer, katholischer Bischof und wachsamer Hirt, hatte viel zu kämpfen mit ihnen.
Dadurch nun, daß das frische Volk der Franken mit ihrem tapferen König in die katholische Kirche eintrat, wurde der Wahrheit eine kräftige Hilfe gebracht.
Die Franken waren von der Vorsehung ausersehen, die heilige Kirche Gottes zum höchsten Glanze zu erheben und der arianischen Irrlehre im Abendlande ein Ende zu machen.
Der König Clodwig blieb bis zu seinem Tode ein treuer Sohn der Kirche und mit besonderer Liebe dem heiligen Remigius zugetan.
Er schenkte ihm mehrere Grundstücke; das selbe taten auch die neu getauften Edelleute.
Aber der Heilige behielt nichts für sich, er schenkte die reichen Gaben verschiedenen Kirchen, namentlich der Unseren Lieben Frau von Laon.
Auf sein Anregen gründete auch König Clodwig viele Kirchen in seinem reiche und erließ den Befehl, daß alle seine Untertanen die katholische Religion annehmen sollten.
Da hatte nun der heilige Bischof vollauf zu tun.
Alle seine Kraft verwendete er auf die Ausbreitung des heiligen Glaubens und Vernichtung des Irrtums und des Götzendienstes, wozu ihm Gott die Gnade der Wunder reichlich verliehen hat.
Im hohen Alter bekehrte er auf einer Synode auf wunderbare Weise einen ketzerischen Bischof, welcher gekommen war, um mit ihm zu diskutieren.
Als ihm nämlich dieser antworten wollte, ward er plötzlich stumm und warf sich dem Heiligen zu Füßen.
Dieser verlieh ihm die Sprache wieder, und sogleich legte der Ketzer seinen Irrtum ab und bekannte den katholischen Glauben.
Schon hatte der heilige Bischof beinahe 70 Jahre für Gottes Ehre und das Heil des Seelen unablässig gearbeitet, als er an beiden Augen erblindete.
Geduldig und gottergeben ertrug er diese Prüfung.
Doch nicht lange dauerte diese Blindheit; Gott gab ihm noch vor seinem Tode, der im Jahre 533 erfolgte, das Gesicht wieder.
Sein Leichnam wurde in der Kirche des heiligen Christophorus zu Reims begraben.
Nach 300 Jahren erhob der Bischof Hinkmar den heiligen Leib und fand ihn noch unverwesen; ebenso nach 700 Jahren, wo man neuerdings den heiligen Leib untersuchte; nur die Haut war verdorrt.
Der Heilige erreichte ein Alter von 94 Jahren und wir abgebildet im bischöflichen Ornate, über sich eine Taube mit einem Öl-Fläschchen im Schnabel.
*) Das Fläschchen mit dem Öl, womit die Könige Frankreichs gesalbt wurden, sah man in der Domkirche zu Reims bis zur französischen Revolution, wo es vernichtet wurde.
Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
Bild: Holzstich aus P. Matthäus Heiligenlegenden für alle Tage des Jahres
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