Der heilige Benedikt von Nursia, Abt und Ordensstifter - Patriarch der Mönche des Abendlandes
- Festtag, Gedenktag ist der 21. März - 1970 wurde sein Gedenktag auf den 11. Juli verlegt - im Benediktinerorden aber weiterhin der 21. März
- * im Jahr 480 zu Nursia in Umbrien (Italien)
- † am 21. März 543
Der Heilige, dessen merkwürdiges, wunderbares Leben ich dir jetzt erzähle, wurde nicht ohne geheime Fügung Gottes von seinen Eltern Benediktus, das heißt "der Gesegnete" genannt; denn wenige Menschen wird es geben, die so viel Gottes-Segen verbreitet, und so viel des Guten in der Welt getan haben, als dieser Heilige.
Denn dieser Mann des Segens hat den weltberühmten Benediktiner-Orden gestiftet, ohne dessen Wirksamkeit christliche Bildung, Kunst und Wissenschaft im Abendland für Jahrhunderte zurückgehalten und das, was uns die alten schönes und herrliches hinterlassen hatten, die Denkmale der Kunst und Wissenschaft, größtenteils würde vernichtet sein.
Du wirst es selbst einsehen, wenn du von den Segnungen hörst, welche Benedikt durch seinen Orden in allen Ländern des Abendlandes, besonders auch in unserem deutschen Vaterland verbreitet hat und zum Teil noch verbreitet.
Benedikt wurde zu Nursia in Umbrien, wo früher ein bischöflicher Sitz war, aus einer frommen und ansehnlichen Familie geboren.
Kaum hatte er ein entsprechendes Alter erreicht, wo er sich den Wissenschaften widmen konnte, da schickten ihn seine Eltern nach Rom auf die öffentlichen Schulen.
Er war noch ein Knabe, aber dem Ernste und der Gesinnung nach schon ein Greis.
Als er daher das leichtsinnige, zügellose, sündhafte Leben seiner Mitschüler sah und fürchtete, ebenfalls von ihnen angesteckt zu werden, verließ er heimlich, nur von seiner alten Wärterin Cyrilla begleitet, die Stadt, um sich an einen einsamen Ort zu begeben.
Im kleinen Dörflein Asila tat er sein erstes Wunder.
Seine Wärterin, die ihn zärtlich liebte, hatte ein Sieb geborgt und beim Gebrauch zerbrochen.
Benedikt betete und das gebrochene Sieb war wieder ganz.
Nun verließ er heimlich auch seine Wärterin und begab sich in die Gebirge von Subiako, wo schauerliche Felsgesteine nicht weit von einem See den Wanderer in Schrecken versetzen.
Auf dem Weg dahin begegnete er einem Mann aus der Nachbarschaft, Romanus mit Namen, der in der Einsamkeit Gott diente und dem er seine Absichten erzählte.
Roman lobte ihn, gab ihm Unterricht in den Pflichten seines neuen Standes als Einsiedler, verschaffte ihm ein Klostergewand und führte ihn dann, mitten im Gebirge an einem unzugänglichen Ort, in eine tiefe Höhle.
Diese Höhle, welche den Namen "heilige Gruft" hatte, wählte Benedikt zu seiner Wohnung.
Roman versprach ihm, seinen Aufenthalt niemandem zu sagen und von Zeit zu Zeit die nötigen Lebensmittel zu bringen.
An einem Seil ließ er die Lebensmittel in die Höhle hinab und zeigte dies dem Heiligen jedesmal durch den Schall einer Glocke an.
Hier nun, in der feuchten, finsteren Höhle ergab sich der Heilige, erst 14 Jahre alt, mit allem möglichem Eifer dem Gebet und der Betrachtung.
Sein einziges Ziel war, der Welt und sich selbst abzusterben, um sich ganz mit Gott zu vereinigen.
Satan aber, der wohl wußte, wie Benedikt ihn einst siegreich bekämpfen und seinem Treiben Schranken setzen werde, suchte den Jüngling zu verderben.
Er stellte dem Heiligen das Bild einer schönen Frau vor Augen, welche er einst in Rom gesehen hatte.
Die böse Lust erwachte in Benedikt; schon wollte er die Einöde verlassen, als ihm plötzlich die Augen aufgingen.
Schamrot über seine Schwäche zog er seine Kleider aus und wälzte sich nackt auf Disteln und Dornen, so lange bis das Blut über seinen ganzen Körper herab lief und der Schmerz die sinnlose Lust in ihm getötet hatte.
Er hatte jetzt den Satan besiegt und empfand nie mehr in sich den Stachel des Fleisches.
Drei Jahre lebte er in der Höhle, als Gott es fügte, daß sein heiliger Diener auf den Leuchter gestellt werde um mit seinem Licht die Welt zu erleuchten.
An einem Ostertag hatte Benedikt nichts zu essen; Hunger quälte ihn, da kam zur Verwunderung des Heiligen ein Priester und brachte ihm eine Speise.
Der Priester hatte nämlich während seines Mittagsmahles eine Stimme vernommen, die ihm sagte: "Du speisest jetzt, während mein Diener Benedikt zu Subiako des Hungers stirbt."
Sogleich machte er sich auf den Weg und fand nach langem Suchen den Heiligen. —
Einige Zeit danach besuchten auch Hirten den Heiligen nahe bei seiner Höhle und hielten ihn für ein wildes Tier, wegen seiner Kleidung von Tierfellen.
Als sie aber bemerkten, daß es ein Mensch und noch dazu ein frommer Klausner sei, sammelten sie sich um ihn, hörten auf seine Worte und erhofften ein frommes Leben danach.
Dadurch wurde nun der Heilige bekannt, immer mehr Menschen kamen, um ihn zu sehen und zu hören und viele, von seinem Beispiel angetrieben, verließen die Welt und taten Buße.
Im Gebirge von Subiako lag ein Kloster, dessen Bewohner nicht gerade eifrig im Dienste Gottes waren; dennoch wählten sie den Heiligen zu ihrem Abte.
Er gab ihren dringenden Bitten nach, als er sie aber zur strengen Beobachtung ihrer Regel anhalten wollte, suchten sie ihn durch Gift aus dem Wege zu räumen.
Sie stellten ihm einen Becher mit vergiftetem Wein vor; als aber der Heilige nach seiner Gewohnheit das Kreuzzeichen über den Becher machte, sprang er klirrend auseinander.
Er erkannte nun den Mordanschlag der bösen Brüder und wies sie mit den Worten zurecht:
"Gott verzeihe es euch, Brüder! Ihr seht selbst, wie sehr ich recht hatte, daß eure Sitten mit den meinigen sich nicht vertragen."
Er verließ nun die Unverbesserlichen und kehrte wieder in seine Höhle zurück.
Aber nun strömten von allen Seiten heilsbegierige Menschen herbei und Benedikt sah sich gezwungen, sich ihrer anzunehmen, weil sie ihn nicht mehr verlassen wollten.
Er erbaute daher in der Provinz Valeria zwölf Klöster und besetzte jedes mit einem Vorsteher und zwölf Mönchen.
Er selbst bewohnte ein armen Haus neben seiner Höhle und führte die Oberaufsicht über die Klöster.
Der Ruf seiner Heiligkeit verbreitete sich immer weiter, viele der angesehensten Personen kamen, sahen und hörten ihn, warfen sich ihm zu Füßen und flehten um seinen Segen und sein Gebet.
Einige übergaben ihm ihre Kinder zur Erziehung, unter denen die beiden Söhne reicher römischer Ratsherren, Maurus und Plazidus, waren.
Aber der Satan ließ ihm auch hier keine Ruhe; er wollte das segenvolle Wirken des Heiligen hemmen und bediente sich dazu eines schlechten Priesters, der aus Neid und Eifersucht den Heiligen schrecklich verleumdete.
Benedikt schwieg still und duldete; ja er tat noch mehr: aus Furcht, er möchte diesen Menschen noch mehr reizen, verließ er Subiako und begab sich nach Montecassino, einem hohen Berg im Königreich Neapel, wohin er auch seine geliebten Zöglinge mitnahm.
Bald aber nach seiner Abreise erfuhr er, daß Florentius, so hieß der gottlose Priester, unter den Trümmern seines eingestürzten Hauses begraben wurde.
Auf dem Berg Cassino stand damals in einem Gehölze ein Götzentempel, den noch heimlich Heiden besuchten.
Vom heiligen Eifer ergriffen, zerstörte Benedikt den Tempel und erbaute an seiner Stätte zwei Bethäuser, dem heil. Johannes dem Täufer und dem heil. Martin zu Ehren.
Hier fing nun Benedikt zu predigen an und bewirkte durch seine feurigen Worte und Wunder zahlreiche Bekehrungen; auch legte er den Grund zu einem Kloster, das er mit seinen Zöglingen bezog.
Dies ist der Ursprung des damals weltberühmten Benediktinerklosters Montecassino.
Welch heiliges Leben unter den Brüdern in diesem herrlichen Kloster in allen Jahrhunderten geblüht hat, magst du daraus sehen, daß allein aus diesem Kloster 5500 Heilige hervor gegangen sind!!
Benedikt war jetzt 48 Jahr alt, von zahlreichen eifrigen Mönchen umgeben, die mit ihm nach der Vollkommenheit strebten.
Bisher hatte er die Mönche selbst geleitet, jetzt aber, im Jahr 529, verfaßte er eine Regel, nach welcher in Zukunft alle Brüder, die in seine Klöster treten würden, leben sollten.
Diese Regel ist wahrhaft ein Werk des Geistes, so gut und weise ist sie verfaßt; mehrere Konzilien haben die "heilige Regel" genannt.
"Bete und arbeite," dies sind die zwei Hauptgrundsätze, auf welche die Regel gebaut ist und wodurch sich auch der Orden des heiligen Benedikt bis zur Stunde erhalten hat. —
Vierzehn Jahre lebte der Heilige noch und leitet mit väterlicher Liebe und Weisheit sein liebes Kloster auf dem Berg Cassino bis zum Ende seines Lebens.
Gott hatte ihm seinen Todestag offenbart: Sechs Tage zuvor ließ er das Grab, in welchem der heilige Leib seiner geliebten Schwester Scholastika ruhte, öffnen, denn er wollte an ihrer Seite ruhen und gleich darauf ergriff ihn ein heftiges Fieber.
Am sechsten Tag ließ er sich in die Kirche tragen, um die heilige Wegzehrung zu empfangen,
dann ermahnte er mit rührenden Worten die Brüder, daß sie ja gerne und genau die
Ordensregeln beobachten sollten und gab dann, gestützt auf den Armen einiger Brüder,
stehend und mit zum Himmel erhobenen Händen und Augen unter Gebet seinen Geist auf
am 21. März im Jahr 543.
Er wird abgebildet in schwarzer Ordenskleid, einen Becher in der Hand, aus dem eine Natter sich ringelt.
Quellen:
- Leben der Väter und Einsiedler nebst anderen vorzüglichen Heiligen, ursprünglich in englischer Sprache verfaßt von Alban Butler. — Nach der französischen Übersetzung von Godescard für Deutschland bearbeitet und sehr vermehrt von Dr. Räß, Professor der Theologie und Direktor im bischöfl. Seminar in Mainz und Dr. Weis, Geistlicher Rat und Canonicus am hohen Dom in Speier —
aus dem 4. Band von 1823, Seite 149.
- Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
- Holzstich aus dem Buch:
Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
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