Die heilige Mathildis, Kaiserin -
- Festtag, Gedenktag ist der 14. März
- * um 895
- † am 14. März 968 zur gleichen Stunde, zu der sie täglich das Almosen unter die Armen austeilte.
Die heilige Mathildis hatte den vornehmen sächsischen Grafen Theodorich zum Vater, der sie inzarter Jugend ihrer Großmutter, einer frommen Äbtissin in einem Kloster zu Erfurt zur Erziehung übergab.
Unter den frommen Klosterfrauen nahm sie an Alter und Gottseligkeit sichtbar zu; ihr Herz blieb rein und wußte von keiner anderen Liebe, als jener, die nur Gott gefällt.
Sie lernte aber im Kloster nicht bloß beten, sondern auch alle weiblichen Arbeiten; denn zur selben zeit mußten auch die vornehmen Fräulein, die Töchter der Grafen und Fürsten, rechtschaffen arbeiten.
Als Mathildis zur holden Jungfrau heran gewachsen war, kam der Ruf von ihrer Liebenswürdigkeit auch zu den Ohren Heinrichs, des Sachsenherzogs Sohn, der sich gerade eine Ehegattin suchte.
Er reiste daher nach Erfurt und als er Mathilde gesehen und von ihrem frommen Lebenswandel sich überzeugt hatte, warb er bei ihrem Vater um ihre Hand und erhielt sie. —
Einige Jahre darauf wurde er Herzog von Sachsen und zuletzt im Jahre 919 zum Kaiser von Deutschland.
Mit Mathildis verehelichte sich Heinrich im Jahre 913 aber Mathildis hatte im Jahre 913 an die Kaiserkrone nie gedacht; sie wollte als treues Eheweib an der Seite ihres Mannes in stiller Zurückgezogenheit leben, und als sie als Kaiserin prächtige Kleider anziehen mußte, da blieb ihr Herz doch demütig und gütig.
Sie betrachtete sich als Mutter der Armen, als Trösterin der betrübten.
Reichlich gab sie den Armen Almosen; wenn sie aber einem Armen eine Gabe reichte oder einen Kranken besuchte, so unterließ sie nie, dieselben auch recht freundlich und herzlich zu einem gottesfürchtigen Leben zu ermahnen.
Gerne hörten ihr die Armen und Kranken zu und nahmen sich ihre Worte zu Herzen.
Auch um die Gefangenen nahm sie sich an, tröstete sie, suchte ihre Lage zu erleichtern und besonders ihre Herzen zur Bekehrung zu bewegen.
Mit diesen Werken der Barmherzigkeit verband sich auch das Gebet und die Betrachtung, selbst bei Nacht verließ sie das Bett, um sich mit Gott zu unterhalten.
Ihr Gemahl, der selbst fromm war, ließ es gerne geschehen, ja er wetteiferte sogar mit ihr in Unterstützung der Armen und Beschenkung der Kirchen.
Sie lebten mit einander im schönsten Frieden.
Heinrich war von Natur aus gutmütig, aber schnell zornig; allein Mathildis begegnete ihm immer mit der größten Sanftmut, widersetzte sich ihm nie, sondern wartete die zeit ab, wo der Zorn des Kaisers sich gelegt hatte, und dann redete sie ganz gelassen, was zum Frieden diente.
Dadurch verhinderte sie viel Böses und verlebte mit ihrem Gemahl die ruhigsten Tage.
Ihre Ehe wurde mit zwei Töchtern und drei Söhnen gesegnet, die sie durch Wort und Beispiel zu allem Guten anleitete.
Dreiundzwanzig Jahre hatte sie mit ihrem Gemahle Heinrich in glücklicher Ehe gelebt, als der Tod ihn von ihrer Seite nahm.
Aus seinem Sterbebett gab er seiner frommen Gemahlin das schönste Zeugnis mit den Worten:
„Ich danke Gott, daß er dich, meine liebwerteste Ehegemahlin, noch länger zum Wohle unserer Kinder am Leben lasset, was deine Treue und Tugend gar sehr verdient.
Dir aber danke ich, daß du meinen Zorn oft besänftigt, mir guten Rat gegeben, mich von Ungerechtigkeit abgehalten und zur Gerechtigkeit geleitet und mich stets eifrig gemahnt hast,den Unterdrückten Barmherzigkeit zu erweisen.
Jetzt empfehle ich Gott, dem Allmächtigen und der Fürbitte der Heiligen dich, unsere Kinder und meine Seele die von diesem Leibe zu scheiden bereit ist.”
Diese Worte des sterbenden Kaisers machten die demütige Mathildis ganz verwirrt, vor Rührung und Trauer konnte sie kein Wort hervorbringen, sie eilte in die Kirche, um für die Seele ihres Gemahles zu beten, bald aber hörte sie lautes Weinen über den Tod des selben, und nun verdoppelte sie ihr Gebet für den Abgeschiedenen und ließ sogleich von einem Priester, der noch nüchtern war, das heil. Meßopfer darbringen, dem sie dann eines ihrer kostbaren Armbänder zum Geschenke dafür machte.
Als dann rief sie ihre drei Söhne zu sich, von denen zwei, Otto und Heinrich, miteinander im Streite wegen der Königswürde waren, führte sie zur Leiche ihres Vaters und sprach in feierlicher Stimmung also zu ihnen:
„Liebste Söhne! lasset das, was ihr vor Augen seht, wohl zu Herzen; fürchtet Gott und ehret ihn in Allem, denn in seiner Hand liegt Leben und Tod auch der mächtigsten Herrscher.
Ach höret doch auf zu streiten um zeitliche Ehren und Würden; betrachtet diese Leiche und sehet da das Ende aller irdischen Herrlichkeit.
Glücklich und Weise ist nur der, welcher nach dem trachtet, was ewig dauert.
Darum kümmert euch nicht, welchen von euch beiden die Welt erwählt und vorzieht, sondern erinnert euch der Worte der göttlichen Weisheit: Wer sich erhöht, wird erniedrigt, und wer sich erniedrigt, wird erhöht werden.”
Was hier Mathildis, die fromme Mutter, ihren Kindern sagte, das wollte sie an sich selbst üben.
Sie legte sogleich alle prächtige Kleidung ab und zog in ihre Gemächer zurück, wo sie ungesehen dem Gebete und strengen Bußübungen sich hingab.
Oft in der Nacht verließ sie ihre Schlafstätte, weckte eine Magd und ging mit dieser zur Kirche, wo sie knieend vor dem Allerheiligsten bis zum Anbruch des Tages im Gebete verharrte, und dann heimlich und still wieder in ihr Gemach zurück kehrte.
Doch die Prüfung, womit Gott alle seine treuen Diener heimsucht, blieb auch für Mathildis nicht aus.
Ihre beiden Söhne lebten noch immer in Zwietracht, dies zerriss ihr das Herz; unaufhörlich flehte sie zu Gott um Friede und Eintracht ihrer Kinder.
Endlich wurde der Streit beigelegt. Otto erhielt die Königswürde, Heinrich wurde Herzog in Bayern.
Aber nicht lange sollte Mathildis in Frieden leben.
Sie freute sich, als Witwe den Armen recht viel Gutes tun zu können.
jedem Dürftigen teilte sie mit, auch die Klöster und Kirchen vergaß sie nicht.
Da geschah es, daß hinterlistige Schmeichler ihrem Sohne Otto einflüsterten, Mathildis habe nach dem Tode des Kaisers große Schätze zurückbehalten und verschwende sie an Landstreicher und Müssiggänger.
Otto glaubte den Verleumdern, verband sich mit seinem Bruder Heinrich und nahm der Mutter all ihre Einkünfte, die ihr als Witwengut bestimmt waren.
Mathildis ließ dieses Leid geduldig über sich ergehen, berließ den Hof und begab sich an einen einsamen Ort in Westfalen, wo sie ihr gottseliges Leben fortsetzte.
Doch Gott nahm sich wieder um die schwergeprüfte Mutter an.
Er züchtigte ihre Söhne mit allerhand Unglück, bis ihnen die Augen aufgingen.
Sie eilten zu ihrer Mutter, baten sie um Verzeihung und führten sie wieder an den Hof zurück, wo sie Otto mit den höchsten Ehren aufnahm und ihr alle Einkünfte zurückstellte.
Jetzt konnte die barmherzige Witwe wieder dem Drange ihres Herzens folgen.
Nicht zufrieden, daß sie alle tage die Armen und Kranken von ihrer Tafel speiste, sie ging selbst in die Häuser der Armen, an das Bett der Kranken und tröstete sie und wartete ihrer.
Was sie früher getan, das tat sie auch jetzt noch.
Mit freundlichen, liebevollen Worten ermahnte sie Alle, denen sie Gutes tat, zu einem frommen Leben; sie selbst unterrichtete sie und freute sich, wenn ihre Worte Eingang fanden.
Sie ließ Krankenhäuser bauen und in Winterszeit mehrere Stuben heizen, ja auf den Gassen Feuer anzünden, damit sich die Armen wärmen konnten.
Solche Liebe der frommen Mathildis belohnte Gott durch die Gabe der Wunder.
In ihrer Gegenwart wurden viele Kranke gesund und selbst durch Speisen, welche die selben von ihrer Tafel aßen, wurden vielen Kranken die Gesundheit wieder gegeben.
Der Herr offenbarte ihr auch den Tag und die Stunde ihres Todes.
Auf diesen wichtigen Augenblick bereitete sie sich mit aller Sorgfalt vor.
Nochmals besuchte sie die von ihr gestifteten Klöster und Krankenhäuser; dann ging sie nach Quedlinburg, einer Stadt in Preussen, in das Kloster, wo ihr Ehegemahl begraben lag und wo auch sie an seiner Seite ruhen wollte.
Hier nahm die Krankheit, deren Schmerzen sie schon ein Jahr duldete, an Heftigkeit zu, so daß man ihre baldige Auflösung fürchtete.
Sie aber freute sich herzlich auf die Stunde ihres Todes.
Dem Erzbischof Wilhelm von Köln, ihrem Enkel, der sie besuchte, legte sie ihre Beicht ab und empfing aus seinen Händen die heiligen Sakramente.
Bei seinem Abschiede wollte ihm Mathildis ein Andenken verehren und fragte die äbtissin, was denn von ihrer habe noch übrig wäre.
„Gar nichts mehr, antwortete diese, als etliche Leintücher, die ihr zu eurer Leiche bestimmt habt.”
„Gebet ihm nur diese, sagte die sterbende Heilige, er wird sie früher brauchen als ich.”
Sie hatte wahr gesprochen; auf der Heimreise erkrankte und starb der Erzbischof; ihm folgte Mathildis bald nach.
Am Tage ihres Todes ließ sie ein härenes Kleid auf die Erde ausbreiten, sich darauf legen, ihr Haupt mit Asche bestreuen, dann sprach sie:
„Es geziemt sich nicht, daß ein Christ anders als im Bußkleide und in Asche sein leben endige.”
Nun machte sie andächtig das Kreuz auf die Stirne und entschlief sanft im Herrn am 14. März 968 in derselben Stunde, wo sie täglich das Almosen unter die Armen austeilte.
Sie wird abgebildet in kaiserlicher Kleidung
Quellen:
- Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
- Leben und Taten der Heiligen - Eine Legenden-Sammlung für das christkatholische Volk von Michael Sitzel, Beichtvater des Mutterhauses der barmherzigen Schwestern zu München 1839
- Foto: von www.heiligenlegenden.de etwas bearbeiteter Holzstich aus dem Buch von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
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