Die 40 heiligen Märtyrer von Sebaste -
- Festtag, Gedenktag ist der 10. März im Westen und der 9. März im Osten
- * in
- † im Jahre 320
Unter den Legionen der Heereshaufen der noch heidnischen römischen Kaiser gab es Eine, welche den Namen „die Blitzende” führte; diese Legion, in der Zahl die zwölfte, war unter dem Kaiser Markus Aurelius, einem Feind der Christen, sehr berühmt geworden.
Als nämlich dieser Kaiser gegen die Deutschen Krieg führte, wurde sein Kriegsheer von einem Volksstamm der selben, die Markomanen genannt, eingeschlossen und da auch eine große Sonnenhitze eintrat, von brennendem Durste ganz aufgezehrt. —
Nirgends war eine Quelle zu finden, womit die Soldaten ihren Durst hätten löschen können.
Vergeblich riefen die heidnischen Offiziere und Soldaten zu ihren Götzen, sie fanden natürlich keine Hilfe.
Da fielen die christlichen Soldaten, welche damals schon unter dem Kriegsheer waren, und namentlich bei der zwölften Legion dienten, auf ihre Knie und erhoben ihre Hände zu Jesus Christus.
Und siehe da, plötzlich erscheinen dunkle Wolken am Himmel, ein reichlicher Regen ergoß sich auf die römischen Soldaten nieder, der sie alle wunderbar erquickte, während zugleich ein mit Blitzen und Donnerschlägen vermischter Hagel auf die Feinde niederfiel und Furcht und Schrecken unter sie verbreitete.
In dieser Legion nun, welche die Blitzende hieß und immer fortbestand, befanden sich 150 Jahre danach auch die vierzig Soldaten, deren Gedächtnis heute in der Kirche gefeiert wird.
Sie waren eifrige Christen, noch jung und tapfer und standen mit ihrer Legion in Armenien.
Lysias war ihr Feldherr und Agrikola war Stadthalter.
Als der Kaiser Licinius im Jahre 320 den Befehl ergehen ließ, daß jeder Untertan des Reiches den Göttern unter Todesstrafe opfern müsse, begab sich der Stadthalter nach Sebaste, wo ein Teil der blitzenden Legion war, und forderte die Soldaten auf, dem Befehle des Kaisers zu gehorchen.
Da traten unsere vierzig tapferen Christen aus den Reihen der Legion und bekannten furchtlos ihren Glauben und erklärten, daß keine Qual sie zwingen werde, Christum zu verläugnen.
Der Stadthalter erschreckt, daß so viele tapfere Soldaten sich weigerten, den Götzen zu opfern, suchte sie anfangs durch Schmeicheleien und Versprechungen zu gewinnen; als er aber sah, daß er damit nichts ausrichte, ließ er vor ihren Augen die schrecklichen Marterwerkzeuge in Bereitschaft setzen.
Aber ohne darüber zu zittern, antworteten sie:
„Was sollen uns deine Ehrenstellen, Reichtümer und die Gunst der Kaiser? All diese Güter sind vergänglich, sie können keinen Vergleich aushalten mit den ewigen, unvergänglichen.
Und was schreckt uns dein Feuer, was deine Torturen? Gleich unserem Körper sind auch sie vergänglich.
Kein anderes Feuer fürchten wir, als das der Hölle, das Seele und Leib quält.”
Nach diesen Worten forderten sie den Stadthalter heraus, er möge nur alle Qualen und Foltern versuchen, um sich zu überzeugen, welche Kraft ihnen Gott einflöße.
— Voll Zorn über diese Antwort ließ sie der Stadthalter mit Ruten peitschen und ihre seiten mit eisernen Krallen zerfleischen; nach dieser Marter aber ließ er sie in das Gefängnis werfen.
Einige Tage nachher kam auch der Feldherr Lysias an.
Dieser hoffte mehr Einfluß auf sie zu haben und versuchte daher alle Mittel, um die Standhaftigkeit der heiligen Soldaten zu besiegen.
Allein vergebens; auch er sah sich überwunden.
Jetzt kannte die Wut des Stadthalters keine Grenzen mehr. —
Er beschloß, sie hinrichten zu lassen, und seine Grausamkeit ersann eine Todesart, die bis dahin unerhört war.
Es war damals gerade Winter; die Kälte erreicht in Armenien einen ungeheuren Grad.
Er wählte nun einen der kältesten Tage, ließ die vierzig Soldaten aus dem Gefängnis führen, zuerst bis aufs Blut geißeln, gämzlich entkleiden und so ganz nackt auf einen nahe bei der Stadt befindlichen Teich, der fest zugefroren war, stellen, wo sie die ganze Nacht hindurch bleiben sollten.
In der nähe des Teiches war ein warmes Bad hergerichtet, damit diejenigen von ihnen, welche die Marter nicht aushalten und abfallen würden, sich wieder erholen könnten.
Kaum hatten die heiligen Bekenner ihr Todesurteil vernommen, als sie nicht warteten, bis man ihnen die Kleider aus zog; sie selbst entkleideten sich bis auf das Unterhemd und eilten freudig dem Teiche zu, munterten sich gegenseitig zur mutigen Ausdauer auf und verrichteten dann mit einander folgendes rührendes Gebet:
„Herr, unser vierzig haben den Kampf begonnen; o möchten wir auch in gleicher Zahl die Siegeskrone erlangen.
Möge nicht ein einziger aus dieser Zahl fehlen, die so ehrwürdig ist, da du sie durch dein vierzig tägiges Fasten geheiligt hast, und durch sie dein göttliches Gesetz in die Welt gekommen ist. Auch Elias hat durch vierzigtägiges Fasten dich, o Herr, gesucht und ward der Gnade deines Anblickes gewürdigt.”
Und nun fing ihre schreckliche Marter an; die grimmige Kälte durchdrang wie ein glühendes Feuer ihren ganzen Leib; ein Glied um das andere erstarrte und starb ab, entsetzlich war die Pein, welche drei Tage und drei Nächte dauerte.
Ein Soldat mußte beim Teiche Wache stehen; da er aber die schneidende Kälte nicht mehr aushalten konnte, machte er sich auf in die Nähe des Bades.
Von da aus überblickte er den Teich und siehe da, er schaut wie der Himmel sich öffnet und Engel nieder steigen, die glänzende Kronen in den Händen tragen und sie unter die heiligen Märtyrer verteilen.
Einer aber von ihnen erhielt keine Krone.
Als er verwundert nach diesem umherschaute, erblickte er ihn von der schmerzlichen Kälte überwunden auf das Bad zu kriechen.
Er wurde eingelassen, aber kaum hatte er sich in das warme Wasser gelegt, als er plötzlich vom Tode getroffen verschied und seine Krone verlor.
Aber seine Stelle nahm nun der Wächter ein.
Dieser, von der Erscheinung, die er gehabt, erschüttert und von der Gnade erleuchtet, bekehrt sich, legt seine Kleider ab, eilt dem Teiche zu und gesellt sich zu den heiligen Märtyrern, die schon halb entseelt auf dem Eise standen.
Für den Abtrünnigen erhält er die Krone und das Gebet der Heiligen war erhört, daß vierzig die Siegeskrone erhalten möchten.
Als beim Anbruch des Tages der Stadthalter diesen Vorfall erfuhr, ließ er die Helden vom Teiche weg tragen, ihre Knochen mit Keulen zerschlagen und sie dann auf einen Scheiterhaufen werfen.
Alle aber hatten schon vollendet, nur der Jüngste von Ihnen, er hieß Meliton, gab noch ein Zeichen des Lebens von sich.
Seine Mutter, die herbei geeilt war, und fürchtete, er möchte nicht ausharren, rief ihm zu:
„Mein Sohn, leide nur kurze Zeit noch! siehe, Christus wartet auf dich an der Pforte des Himmels und seine Arme werden dich hinüber tragen! ” Als sie aber sah, daß man ihren Sohn zurück lassen wollte, um ihn zum Abfall zu bewegen, nahm sie ihn auf ihre Schultern, sprach ihm Mut zu und schleppte ihn selbst zum Scheiterhaufen.
Der Jüngling lächelte todesmatt seiner Mutter zu, und sein Haupt auf ihre Schulter legend, verschied er.
Die heldenmütige Mutter legte ihn selbst auf den Scheiterhaufen zu seinen Genossen und blieb dabei, bis sein Körper verbrannt war.
Die Asche wurde in den Fluß geworfen, um sie der Verehrung der Christen zu entziehen, allein einen Teil davon erhielten sie doch, den sie als einen kostbaren Schatz bewahrten; ja mehrere Christen kauften um teures Geld einige Reliquien dieser Heiligen; prachtvolle Kirchen erhoben sich zu ihrer Ehre und bis auf den heutigen Tag erschallt noch ihr Ruhm in der ganzen Kirche!
Sie werden abgebildet stehend auf einem gefrorenen Teich mit Palmenzweigen in der Hand, von Engeln gekrönt.
Quellen:
Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
Holzstiche aus dem Buch:
Lebensbeschreibungen der Heiligen Gottes von P. Matthäus Vogel sowie aus
Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
|