Der heilige Rumoldus - Gedenktag ist der 1. Juli
† im Jahr 577 nach Georg Otts Heiligenlegende aus dem Jahre 1863 oder
† im Jahr 775, wie es in der Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften aus dem Jahre 1852 steht.
Der Papst Alexander der IV. hat das Fest des heiligen Rumoldus auf den 1. Juli festgelegt.
Er war eines frommen Königs von Schottland Sohn.
Schon als Kind gab er ein Zeichen seines künftigen Berufes.
Dreimal in der Woche enthielt er sich nämlich der Muttermilch und diese Gewohnheit dreimal in der Woche zu fasten, behielt er sein ganzes Leben bei.
Ein gottseliger Bischof zog ihn auf und unterrichtete ihn in den Wissenschaften.
Als er fünfzehn Jahre zählte, wurde er an den Hof seines Vaters abgeholt und zu den Regierungsgeschäften verwendet.
Er war hierin dem Vater gehorsam, fand aber dem weichlichen Hofleben keine Freude.
Wenn die Hofleute den Ergötzungen nach jagten, eilte er in die Hauskapelle und betete dort, auf den Knieen liegend, voll Inbrunst.
Am Liebsten besuchte er die Kranken und die Gefangenen, und die Armen fanden an ihm einen Helfer.
Gottes Auge ruhte mit Wohlgefallen auf dem frommen Jüngling und als er in einer Nacht, wie er es oft tat, den Gebete oblag, erschien im ein Engel, der ihm den Rat erteilte, das irdische Reich und die vergängliche Krone hinzugeben für das Reich des Himmels und die Krone der ewigen Herrlichkeit.
Jetzt war das Herz des guten Rumoldus wie umgewandelt, die ganze Welt kam ihm ekelhaft vor und er fühlze kein anderes Verlangen mehr, als jeglichem Gute und Vergnügen der Welt um Jesu willen zu entsagen und Gott sein ganzes Leben zum Opfer zu bringen.
Bald sollte es sich zeigen, ob es ihm Ernst damit sei. Er war bereits ein stattlicher Mann und die Reichstände verlangten, daß er sich verheirate.
Als ihm seine Eltern davon sagten, gab er zur Antwort:
„Ich bitte Euch, liebe Eltern, sprecht mir doch nicht mehr von irdischen Gütern und Freuden, denn ich habe den Entschluß gefaßt, um Christi willen, Alles zu verlassen und ihm in Armut zu dienen.”
Seine Mutter meinte, er rede nur so aus Schüchterneheit und es sei so ernstlich nicht gemeint; aber bald sollte sie die Wahrheit erfahren.
Rumoldus trat in den geistlichen Stand und wurde nach dem Tode des Bischofs von Dublin zu dessen Nachfolger gewählt und geweiht.
Er hielt sich dieser Bürde für unwürdig und war voll Angst über seine Erhebung; aber ein Engel tröstete ihn. Als Bischof war er ein Vater der Armen, ein Tröster aller Betrübten und sein schönes Beispiel machte einen solchen Eindruck auf die Herzen, daß selbst die verstocktesten Sünder nicht widerstehen konnten und sich bekehrten.
Während er sein heiligen Amt mit größtem Eifer verwaltete, starb sein Vater. Nun aber kam eine neue schwere Prüfung über ihn.
Die Reichstände kamen und drangen in ihn, daß er sich an seines Vaters Stelle zum Könige sollte krönen lassen. Zwei Kronen standen ihm jetzt vor Augen, eine irdische, die er gleich haben, und die himmlische, die er sich noch erringen sollte.
Doch hatte er sich bald entschieden und schlug mit heiligem Ernste die irdische Krone aus, um die himmlische zu erlangen.
Da aber grpße Gefahr vorhanden war, daß er zur Annahme der Königskrone gezwungen werden könnte, ermahnte ihn wieder ein Engel, das Vaterland zu verlassen und einem anderen Volke das Evangelium zu verkünden.
Er gehorchte mit Freuden, und reifte, von einem Freunde begleitet, heimlich nach Frankreich und von da nach Deutschland, wo er überall predigte und viele Seelen zu Gott bekehrte.
In Frankreich machte er einen Blind geborenen sehend und in Deutschland heilte er einen Aussätzigen plötzlich von einer schrecklichen Krankheit.
Überall, wohin er in unserm deutschen Vaterlande seinen Fuß setzte, verbreitete er Gottes Segen; hunderten von Heiden öffnete er die Augen, daß sie an Jesus, den Sohn Gottes, glaubten.
Um aber noch mehr und erfolgreicher für das Reich Christi wirken zu können, machte er eine Reise nach Rom zum heiligen Vater Stephan II., um von diesem die Sendung und den Segen hierzu zu empfangen.
In der heiligen Stadt Rom betete er mit glühender Andacht bei den Gräbern der heiligen Apostel Petrus und Paulus und besuchte die Ruhestätten der heiligen Märtyrer.
Die Betrachtung der großen Liebe dieser heiligen Blutzeugen entflammte sein Herz so sehr, daß er nichts sehnlicher wünschte, als wie sie für Jesus den Martertod´ zu sterben.
Seine Sehnsucht sollte auch gestillt werden. Ein Engel erschien ihm im Gebete und befahl ihm, nach den Niederlanden zu ziehen und dort dem Volke, das noch in der Finsternis des Götzendienstes lag, zu predigen; auch offenbarte er ihm, daß er diesem Lande des Martertodes sterben werde.
Mit größter Freude wanderte er unter großen Mühen und Gefahren dahin. Die Batavier, (westgermanischer Volksstamm) wie man dies Volk hieß, waren wild und lasterhaft.
Ihr großes Elend rührte sein Herz, entflammte seinen Eifer; Tag und Nacht war er bemüht, Seelen zu retten; ganze Nächte lag er an einsamen Orten auf den Knieen und flehte zu Gott um Gnade für das blinde Volk.
In der Gegend, wo er predigte, lebte ein vornehmer Graf, aus dem Stamme des Königs Pipin, Ado mit Namen, der mit seinem Weibe schon 60 Jahre verehelicht war und noch keinen Liebeserben hatte.
Dieser Graf wandte sich an Rumoldus und bat ihn, er möge zu Gott flehen, daß er ein Kind erhalte.
Rumoldus tröstete ihn, ermahnte ihn, von jeder Sünde sich zu enthalten, reichlich Almosen zu geben und versicherte ihn, daß Gott seinen Wunsch erfüllen werde; er solle aber den Sohn, den er erhalten werde; Libertus heißen und werde an dem heiligen Leben desselben große Freude erleben.
Dann begab sich der heilige in das Gebet und wirklich gebar die Gräfin zur bestimmten Zeit einen Sohn, der alsbald in der heiligen Taufe den Namen Libertus erhielt.
Als das Kind herangewachsen war und nach Kinderart einst mit mehreren Knaben um Ufer eines Flußes spielte, fiel es in das Wasser und ertrank.
Da war überaus große Trauer im gräflichen Schlosse; man rief nach Rumoldus, aber der war nirgends zu finden.
Er hatte nämlich nach seiner Gewohnheit einen heiligen Freund Gumarus besucht, mit dem er jedesmal unter einem einsam stehenden Eichbaume zusammentraf und geistliche Gespräche führte.
Hierher schickte nun der Graf eilig Boten ab, die den Heiligen rufen sollten.
Rumoldus machte sich sogleich auf dem Weg, ging in das Schloss und weinte mit den jammernden Eltern bitterlich, als er den lieben Knaben Libertus so bleich im Sarge liegen sah.
Er faßte sich aber bald wieder, blickte zu Himmel, rief dreimal den Namen Jesus aus, und o Wunder, sogleich sprang der Knabe, der schon drei tage tot war, auf und lächelte.
Die Freude der Eltern läßt sich nicht beschreiben; sie boten dem Heiligen große Schätze zu Danke an, allein Rumoldus schlug jede Gabe aus und verlangte vom Grafen nur einen Platz, um eine Kirche und eine Wohnung für fromme Diener Gottes bauen zu können.
Der Graf gewährte gerne die Bitte des Heiligen, der sogleich zu bauen anfing.
Als die Kirche sammt der Wohnung vollendet war, begehrte auch Libertus aufgenommen zu werden.
Der Heilige nahm ihn auf und unter seiner Leitung führte Libertus bald ein so vollkommenes Leben, daß er zuletzt Abt des Klosters wurde. Bei einem räuberischen Einfall der Hunnen und Dänen wollte er nach Spanien fliehen, aber auf der Flucht wurde er in der Kirche des heiligen Trudo gefangen, des Glaubens wegen gemartert und getötet.
Das ganze Land wurde verwüstet, viele Priester wurden hingemordet; Rumoldus allein blieb wunderbar am Leben und machte sich sogleich daran, die niedergebrannten Gebäude der Kirche und des Klosters wieder aufzuführen.
Er ließ mehrere erfahrene Baumeister kommen, unter denen aber Einer war, der ein gottloses Leben führte und deswegen vom Heiligen öfters und ernstlich zur Besserung gemahnt wurde. —
Darüber aber wurde dieser Mann so zornig, daß er mit Einem der Werkleute den Plan fasste, den Heiligen zu erschlagen und das Geld, welches sie in seinen Händen glaubten, zu rauben.
Die Gelegenheit zur Ausführung ergab sich bald.
Rumoldus besichtigte eines Abends den Bau, da schlich sich der Arbeiter hinter den Rücken des Heiligen und versetzte ihm mit dem Hammer einen so starken Streich auf das Haupt, daß Rumoldus zu Boden sank und in kurzer Zeit seinen Geist aufgab.
Sogleich suchten die beiden Meuchelmörder nach dem Gelde, fanden aber nicht mehr denn drei Groschen.
Jetzt aber erwachte ihr böses Gewissen; sie fürchteten an den Tag zu kommen und warfen daher den Leichnam in einen Fluß, um verborgen zu bleiben.
Aber kaum war der Leib in das Wasser versenkt, als vom Himmel sich gländende Lichter nierderließen und die Stell hell beleuchteten, wo der heilige Leib lag.
Fischer bemerkten die Lichter und meldeten diese Erscheinung dem frommen Grafen Ado.
Dieser kam eilig an das Ufer des Flusses, sah die Erscheinung und befahl den Fischern nachzuforschen. Diese suchten nun mit ihren langen Schiffbacken im Wasser nach und zogen zum größten Erstaunen den Leichnam des heiligen Rumoldus heraus.
Man sah an seinem Haupte die klaffende Wunde, und Schmerz und Trauer ergriff nun aller Herzen, denn sie hatten ja ihren besten Freund und Vater verloren.
Graf Ado ließ den heiligen Leib erheben und ehrenvoll begraben.
Über des Heiligen Grab, wo viele Wunder geschahen, erhob sich später eine prachtvolle Kirche, welche heute noch in der Stadt Mecheln steht.
Papst Alexander der IV. hat das Fest des heiligen Rumoldus auf den 1. Juli festgesetzt.
Der Heilige wird abgebildet in der Kleidung eines Abtes mit Inful und Stab, in der Hand einen Hammer.
Von guten und bösen Gesprächen
Der heilige Rumoldus fand seinen größten Trost bei seinen mühevollen Arbeiten sowohl in der Unterredung mit Gott, im Gebete, als auch im Gespräche mit den gottseligen Gumarus unter der Eiche. Er befolgte da nur das Wort des heiligen Apostels:
„Ermahnet euch selbst einander alle Tage.” (heb. 3, 13) und „Erbauet einer den anderen.” (1. Thess. 5,11.)
Das Sprichwort sagt schon: „Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über.”
Das Herz des Heiligen war voll der Liebe Gottes und daher suchte er einen gleichgesinnten Freund auf, um mit ihm von dem Gegenstande seiner Liebe reden zu können.
Welch liebliche Reden werden wohl beide gottselige Männer gewechselt, wie wird Einer dem Andern seine Erfahrungen im geistlichen Leben mitgeteilt, wie werden sie sich wieder zur Übung aller Tugend ermuntert, einander getröstet haben und in Lobpreisungen Gottes ausgebrochen sein!!
Die Worte, die reden eines frommen Menschen mit reinen, gottliebenden Herzen haben eine wunderbare Lieblichkeit; sie beruhigen, trösten, stärken und entflammen das Gemüth und heben es himmelwärts, wie geschrieben steht: „Die sanfte Sprache eines guten Menschen schafft viel Gutes.” Sir. 8,5.
Dagegen stiften böse Gespräche immer großes Unheil; weßwegen der heilige Apostel auch mahnt:
„Unheilige und leere Schwätzereien meide, denn sie befördern viel die Gottlosigkeit.”II. Tim. 2, 16.
Die Worte, die aus bösem Herzen und von böser Zunge kommen, dringen in das Herz und verderben es.
Sie sind oft wie süßes Gift, das sich in das Innere senkt und den Tod bringt. Daher auch der heilige Apostel von Menschen, die böse Gespräche führen, sagt:
„Sie haben Rattengift unter ihrer Zunge” (Röm. 3, 13.) und warnend ausruft: „Lasset euch nicht verführen; böse Reden verderben gute Sitten.”1. Kor. 15, 33.
Fliehe, meide also, christliche Seele, eitle und sündhafte Gespräche, besonders aber ausgelassene und schamlose, die immer den größten Schaden nach sich ziehen,
Hörst du auch mit Widerwillen solche reden an, so wird doch davon Etwas in deinem Gedächtnisse zurückbleiben, was die viele Anfechtungen machen und dich zur Sünde verleiten wird.
O wie viele Seelen sind durch Anhörung solcher schlechten Reden schon um Unschuld, Ruhe des Herzens und ihre Seligkeit gekommen!.
Aber noch eine Art Gespräche sollst du meiden, nämlich diejenigen, die in Gesellschaften von nichts weniger als religiösen Menschen über die heilige Religion geführt werden.
Diese führen zu nichts gutem, wohl aber zur Gleichgültigkeit, zur Verachtung der Wahrheit und zum frömmlichen Unglauben.
Hast du das Glück, einen guten Freund zu besitzen, von dessen Frömmigkeit du überzeugt bist, mit dem unterrede dich wie der heilige Rumoldus mit seinem Freunde und es wird eine solche Unterredung gewiß Gott wohlgefällig und dir heilsam sein.
Gebet. Bester Vater im Himmel, verleihe mir die Gnade, daß ich meine Zunge bezähme und nur solche Gespräche führe und anhöre, welche Dir zur Ehre, meinem Nebenmenschen zur Erbarmung und meiner Seele zum Heile dienen.
Amen.
Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
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