Der heilige Theodosius - Erzvater der Mönche
- Der Festtag, Gedenktag, Verehrungstag ist der 11. Januar
- * um 425
- † im Jahre 529
Theodosius wurde zu Magariasso, einem kleinen Dorfe in Cappadocien (Kappadokien Türkei), geboren und von seinen frommen Eltern in aller Gottesfurcht erzogen.
In seiner Jugend wurde er zum Lektor oder Vorleser in der Kirche aufgestellt und übte dieses Amt zur allgemeinen Erbauung der Gläubigen.
Da er gemäß seines Amtes zum beständigen Lesen der heiligen Schriften verpflichtet war, so erwarb er sich große Kenntnisse in Erklärung des göttlichen Wortes und die Betrachtung des selben trieb ihn an, immer vollkommener zu werden, ja der Welt gäntlich abzusagen und in der Einsamkeit Gott zu dienen.
Durch eine innere Stimme gemahnt, verließ er das Vaterhaus und das Vaterland und reiste nach Jerusalem, um dort am Grabe des Heiligen Gott über seine fromme Lebensweise um Rat zu fragen.
Auf der Reise besuchte er auch den heil. Säulensteher Simeon.
Dieser Heilige rief ihm, als er in kommen sah, mit lauter Stimme zu:
„Sei mir willkommen, Theodosius, Diener Gottes!”
Verwundert, sich von dem Heiligen, der ihn niemals gesehen, mit Namen nennen zu hören, warf sich Theodosius vor ihm zur Erde nieder.
Allein Simeon lud ihn ein, die Säule zu besteigen, umarmte ihn zärtlich, sagte ihm viele Umstände seines Lebens voraus und gab ihm gute Lehren zum geistlichen Leben.
Gesegnet vom Heil Simeon zog er getrost nach Jerusalem und besuchte dort mit größter Andacht alle heiligen Orte.
Nach dem er seiner Andacht genüge getan hat, entschloß er sich für das Klosterleben und begab sich zu dem Ende unter die Leitung eines gottseligen Einsiedlers, Longin mit Namen, der neben dem Turme Davids in einer Zelle lebte.
Hier machte er die besten Fortschritte in der Tugend.
Aus Gehorsam gegen seinen Lehrer und Obern übernahm er die Leitung einer der seligsten Jungfrau geweihten Kirche, legte aber dieses Amt bald nieder, und um sich dem Menschenlobe, das ihm allseitig wegen seiner Frömmigkeit gespendet wurde, zu entziehen, zog er sich in eine auf einem hohen Berge gelegene Höhle zurück.
Dort führte er nun das strengste Bußleben; beständig weinte er; seine Speise bestand aus Kräutern und Dattelkernen; 30 Jahre lang aß er kein Brot. —
Von dem Rufe seiner Tugenden angezogen, kamen einige heilsbegierige Jünglinge zu ihm, mit der Bitte, sie zu einem frommen Leben anzuleiten. Der Heilige nahm sie in seine Höhle.
Die erste oder Grundregel, welche der Heilige seinen Schülern gab, war das beständige Andenken und Betrachten des Todes.
Um diesen Gedanken ihnen recht tief in das Herz zu prägen, ließ er eine für die ganze Gemeinde bestimmte Grabstätte machen.
Als die selbe fertig war, ließ er eines Tages alle seine Schüler dort versammeln, und sagte zu ihnen:
„Das Grab ist vollendet; wer wird es wohl von euch einweihen?”
„Ich,” rief der Priester Basilius aus.
Sogleich warf er sich vor seinem Abte auf die Knie nieder und begehrte seinen Segen.
Basilius bereitete sich nun zum Tode und, ohne krank zu sein, starb er 40 Tage nachher.
Als dieses Ereignis sich zu trug, hatte der Heilige nur 12 Schüler.
Auf das Osterfest hatten sie einst nichts mehr zu essen, es fehlte sogar das Brot zum heil Mesßopfer.
Einige der Brüder murrten, allein der Heilige verwies ihnen Kleinmut und sagte:
„Setzt euer Vertrauen auf Gott und er wird euch helfen.”
Bald darauf sah man Maulesel mit Lebensmittel beladen ankommen, ohne zu wissen woher.
Durch den Ruf der Wunder, welche Theodosius wirkte, und durch seine Heiligkeit angezogen, vermehrte sich die Zahl der Jünger, die Höhle wurde zu klein und der Heilige erbaute nun auf Eingebung Gottes nahe bei Bethlehem ein großes Kloster.
Mit dem Kloster waren drei Krankenhäuser verbunden, wo die Brüder mit zärtlicher Sorgfalt die Kranken und Preßhaften, die alle Aufnahme fanden, pflegten.
Auch für die Fremdlinge und Pilger ließ der Heilige ein Haus bauen, und die Zahl der selben wurde oft so groß, daß beinahe Hundert Tische mit Speise besetzt werden mußten; auch war öfters der Speisevorrat zu klein, den dann der Heilige durch Gebet wunderbar vermehrte.
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Im Kloster selbst herrschte himmlischer Friede; alle Brüder umschlang das Band heiliger Liebe, alle strebten unausgesetzt nach Vollkommenheit, sie führten ein englisches Leben im sterblichen Leibe.
Vier Kirchen standen im Umgange des Klosters zum Gottesdienste für die Brüder aus verschiedenen Ländern und verschiedener Sprachen; in der größten, der griechischen Kirche, wurde das heil Opfer dar gebracht, und alle empfingen dann das heil Abendmahl.
Wegen seiner Verdienste ernannte Sallust, Bischof von Jerusalem, den hl. Theodosius zum Vorsteher aller Mönche in Palästina und den hl. Einsiedler Sabas, der mit Theodosius in innigster Freundschaft stand, zum Vorsteher aller Einsiedler.
Beiden Heiligen Freuden wurde auch die Gnade zu Teil, wegen ihrer treuen Anhänglichkeit an die katholische Kirche verfolgt zu werden.
Der Kaiser Anastasius, hatte einen Mönch, der ein Ketzer war, mit Namen Severus, statt das abgesetzten und verbannten Bischofs Elias auf den Patriarchenstuhl von Jerusalem gesetzt und befohlen, daß alle Mönche mit dem selben kirchliche Gemeinschaft halten sollten.
Theodosius und Sabas weigerten sich und verteidigten sogar öffentlich den verbannten Bischof und seinen rechtmäßigen Nachfolger Johannes.
Der Kaiser drohte ihnen mit seiner Ungnade; sie aber blieben standhaft; er suchte sie mit Geld zu bestechen, aber Theodosius nahm das Geld, verteilte es unter den Armen und der Kaiser richtete nichts aus.
Ja Theodosius schrieb sogar einen wahrhaft apostolischen Brief an den selben, in welchem er die Ketzerei bündig widerlegte und beteuerte, lieber den Tod zu leiden, als von der Wahrheit abzurücken.
Der Kaiser schien jetzt besänftigt un belehrt, aber es dauerte nicht lange.
Aufs neue verfolgte er die rechtgläubigen.
Bei der ersten Nachricht hiervon durcheilte der Heilige Palästina, und ermahnte alle Gläubige, fest an der Lehre der vier ersten Kirchenversammlungen zu halten.
Zu Jerusalem ließ er das Volk in der Kirche versammeln, bestieg dann die Kanzel und rief laut:
„Wer die ersten vier Kirchenversammlungen nicht wie die vier Evangelien annimmt, der sei im Banne.”
Auf diese mutige Tat das nun neunzigjährigen hl. Greises hin, wurde er vom Kaiser verbannt.
Allein die Verbannung dauerte nicht gar lange; der Kaiser starb und sein Nachfolger, der den Katholiken günstig gesonnen war, rief den Heiligen wieder zurück.
Elf Jahre lebte Theodosius noch nach seiner Rückkehr in strenger Buße, bis er, von einer schmerzlichen Krankheit befallen, dem Tode nahe kam.
Als ihm in seinen unsäglichen leiden Jemand den Rat erteilte, zu Gott um Linderung der Schmerzen zu flehen, antwortete er:
„Nein, nein, ein solches Gebet würde ein Zeichen der Ungeduld sein und mir meine Krone rauben.”
Vor seinem Ende gab er seinen versammelten Jüngern zum Abschiede noch heilsame Lehren und entschlief dann sanft im Herrn im Jahre529, im 105. Lebensjahr.
Sein Leichenbegräbnis verherrlichten viele Wunder, in seiner ersten Zelle wurde er begraben.
Er wird abgebildet in Einsiedlerkleidung, neben sich einen Geldsack, weil er sich mit Geld vom Kaiser Anastasius nicht bestechen ließ.
- Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
- und weitere
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