Das Fest Mariä Reinigung - Festtag ist der 2. Februar
Dieses Fest wird seit mehr als dreizehnhundert Jahren in der katholischen Kirche gefeiert und wurde im Abendlande von Papst Gelasius deßwegen eingeführt, um die Christen zu seiner Zeit von den schädlichen Feierlichkeiten der Heiden abzuhalten, welche im Monate Februar gewöhnlich stattfinden. —
Es soll aber dieses Fest an ein zweifaches Geheimniß unserer heiligen Religion erinnern, nämlich an die Reinigung der allerseligsten Jungfrau und an das Opfer, welches sie mit ihrem Kinde im Tempel dargebracht hat.
Maria gehörte ihrer Abstammung nach dem Geschlechte der Juden an. Nun hatte aber Gott im alten Bunde durch Moses den Juden befohlen, daß jedes Weib, welches ein Kind geboren hat, als unrein soll angesehen werden, so lange bis es von dem Priester als rein erklärt würde.
Diese Zeit dauerte, wenn ein Knabe geboren wurde, vierzig, wenn aber ein Mädchen, achtzig Tage, von dem Tage der Geburt an.
Nach dieser Zeit mußte die Mutter, welche sich bisher nicht öffenrlich hatte sehen lassen dürfen. im Tempel erscheinen, und war sie vermöglich, ein Lamm, war sie arm, zwei junge Tauben oder Turteltauben zum Opfer mitbringen.
War das Opfer vollbracht, so wurde die Mutter für rein erklärt und in ihre vorigen Rechte eingesetzt.
Durch dieses Gebot wollte Gott den Juden zu erkennen geben, daß alle Nachkommen Adams von Geburt aus von der Sünde befleckt seien, und nur durch das Opfer seines Sohnes gereinigt werden können.
Mit diesem Gebote war noch ein anderes verbunden, welches forderte, daß die erstgeborenen Söhne der Juden sollten im Tempel Gott, dem Herrn, geopfert und durch eine gewisse Summe Geldes los gekauft werden.
Dadurch wollte Gott die Juden erinnern, daß sie und ihre Kinder seinem Todesurteil wegen der Erbsünde unterworfen wären, durch den Preis des Blutes seines Sohnes aber los gekauft würden, zugleich auch, daß er die Erstgeborenen der Juden in Ägypten vom Tode errettet habe. —
Maria, welche immer den Willen Gottes so gerne und genau befolgte, unterwarf sich auch, nachdem sie ihr göttliches Kind geboren hatte, diesen Gesetzen mit aller Bereitwilligkeit.
Sie wäre hiervon ausgenommen gewesen, denn sie hatte ja vom heiligen Geiste den Sohn Gottes empfangen und war vor und nach der Geburt eine Jungfrau; allein sie wollte die Tugend der Demut und des Gehorsams üben, und wie ihr göttlicher Sohn sich in Allem, die Sünde ausgenommen, den Menschen gleichstellen.
Da siehst du, christliche Seele, an Maria eines der Hauptmerkmale der wahren Demut.
Der Demütige ist zufrieden mit dem Wohlgefallen Gottes; er will keinen Vorzug vor andern, er liebt die Verborgenheit, während der Stolze, sich über andere immer erheben, immer besser als andere sein, alle übertreffen, immer vor den Augen anderer glänzen will.
Auch siehst du an Maria die schöne Tugend des Gehorsams glänzen. —
„Gott will es,” das war die Richtschnur ihres Lebens.
O daß doch auch der Wille Gottes, sein heiliges Gebot immer dir vor Augen schwebten!
Maria, die holde Jungfrau, erschien also mit ihrem heiligen Kinde im Tempel und da sie arm und die Mutter eines Kindes war, das arm geboren werden und arm leben und sterben wollte, so brachte sie auch das Opfer der Armen, zwei Turteltauben dar. —
Um die Armut muß es doch etwas großes sein, weil Jesus und Maria sie so liebten.
So ist es auch; die Armen, welche in Geduld und Ergebung ihr Los tragen, hat Gott lieb; diesen hat er das Himmelreich versprochen, während er den Reichen, die ihr Herz an das Irdische hängen, den Untergang gedroht hat.
O christliche Seele! liebe die Armut und verachte die Armen nicht, denn sie sind die Lieblinge Gottes.
Als Maria das Opfer der Reinigung dar gebracht hatte, legte sie auch ihr Kind Gott zum Wohlgefallen auf den Altar; sie weihte es ganz dem himmlischen Vater für das Heil der Welt.
Hierauf bezahlte sie das Lösegeld und empfing das Kind aus den Händen des Priesters zurück, um es wie ein teuer anvertrautes Gut bis zu der Stunde zu bewahren, wo es der himmlische Vater zurückverlangen würde, damit es für die Erlösung der Menschen sterbe.—
Heute könntest du auch im Geiste dein Herz in die Hände der lieben Mutter Gottes legen und sie herzlich bitten, sie möchte deine Mutter sein und dein Herz Gott darbringen zum vollkommenen Opfer.
Aus den Händen der lieben Frau verschmäht Gott dein Herz nicht!
Als Maria ihr Opfer vollbracht hatte, kam ihr ein Greis entgegen, Simeon mit Namen, der gerecht war und mit heißer Sehnsucht auf den Erlöser wartete.
Ihm hatte Gott verheißen. daß er nicht sterben würde, ehedem er den Erlöser gesehen.
Er nahm das göttliche Kind aus den Armen seiner Mutter, segnete es und stimmte den schönen Gesang an:
„Nun lassest du, o Herr, deinen Diener im Frieden fahren nach deinem Worte, denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du bereitet hast allen Völkern, als ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.”
Hierauf vom Geiste Gottes erleuchtet, rugt er weissagend der göttlichen Mutter zu:
Sieh`! Dieser ist gesetzt zum Falle und zur Auferstehung Vieler in Israel und als ein Zeichen, dem man widersprechen wird; und ein Schwert wird dein Herz durchdringen, damit die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.
Kaum hatte der Greis diese für Maria so schmerzlichen Worte geendet, als auch ein Weib vom hohen Alter, die fromme Witwe Anna, herzutrat, das Kind auf ihre Arme nahm und dankend für die Gnade, den Erlöser noch vor ihrem Tode zu sehen, zum Himmel blickte.
Zur Erinnerung an die Worte des Greises Simeon, daß Jesus ein Licht sei zur Erleuchtung der Heiden, werden an diesem tage auch Wachskerzen geweiht und mit brennenden Lichtern Prozessionen gehalten.
Die Wachskerze ist ein schönes Bild des göttlichen Heilandes.
Das weiße Wachs bedeutet das reinste Fleisch der Menschheit Jesu Christi, welches eine Frucht des jungfreulichen Leibes Mariä war, wie das Wachs der Frucht der reinen Biene ist.
Das Licht bedeutet Jesus, der sich selbst das Licht der Welt durch seine Lehre und sein Beispiel nennt, der alle Menschen erleuchten will und dem alle folgen sollen; der alle Menschen liebt und mit dem Feuer seiner Liebe alle Menschenherzen erfüllen will; der sich auch zu unserem Heile wie ein Licht verzehret hat am Kreuze!
Es bedeutet aber dieses Licht auch jeden Christen.
Auch du, christliche Seele, sollst ein helles, klares Licht sein durch Wahrheit, Aufrichtigkeit, durch einen frommen Lebenswandel; du sollst allen deinen Mitmenschen durch ein gutes Beispiel voranleuchten und sollst dich im Dienste Gottes und des Nächsten gleichsam wie ein Licht verzehren.
Tust du das, dann wird Jesus, das ewige Licht, dir einst im Himmel leuchten, d. h. du wirst sein Angesicht schauen und ewig mit ihm im Reiche des Lichtes, im Himmel herrschen!!
Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
Bild: Holzstich aus dem Buch Legende von den lieben Heiligen Gottes (1863)
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