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Leben der Väter und Märtyrer
ursprünglich in englischer Sprache verfaßt von Alban Butler

für Deutschland bearbeitet von Dr. Räß und Dr Weis




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Der heilige Thomas Becket
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Der heilige Thomas Becket, - Erzbischof von Kanterbury und Märtyrer

Der Festtag, Gedenktag, Verehrungstag ist der 29. Dezember

* unbekannt      am 29. Dezember des Jahres 1170 mit 53 Jahren

Auf dem erzbischöflichen Stuhl zu Kanterbury saß einst der heilige Anselm, und wie dieser einen heißen Kampf bis zu seinem Tode mit dem Könige Wilhelm von England, der Rote genannt, für die Freiheit der Kirche gedämpft bat, so kämpfte 50 Jahre später denselben Kampf auf dem nämlichen heiligen Stuhle der heilige Erzbischof Thomas bis auf`s Blut mit dem Könige Heinrich II. Beide zählt die Kirche mit Recht unter ihre Heilige.

Thomas Becket war der Sohn eines Bürgers von London und der Tochter eines sarazenischen Fürsten, die derselbe auf einer Kreuzfahrt nach Jerusalem hatte kennen gelernt. Nach seiner Rückkehr aus dem Morgenlande war sie ihm aus Liebe nach England gefolgt, hatte sich taufen lassen und sich mit ihm vermählt. Thomas, die Frucht ihrer Ehe, wurde fromm erzogen und in den Wissenschaften sorgfältig unterrichtet. Er widmete seine Jugendzeit ausschließlich dem Studium und bildete sich so zu einem tüchtigen Manne. Jedoch hätte ihn bald das Beispiel eines Freundes auf Abwege geführt, wenn Gott ihm nicht die Augen geöffnet hätte. Er besuchte nämlch einen jungen Edelmann, der auf seinem Landgute lebte, und die Jagd leidenschaftlich liebte. Auch Thomas wurde von dieser Leidenschaft ergriffen und ward träge im Dienste Gottes. Da geschah es eines Tages, daßer auf der Jagd einen Bach durchschwimmen wollte, aber von den Wellen fortgerissen bis zu einer Mühle gelangte. Schon war er dem Mühlrade nahe, schon ergriff ihn das selbe, es war um sein Leben geschehen, da stand das selbe plötzlich wie durch ein Wunder still, und er war gerettet. Voll des Dankes gegen Gott und mit dem festen Entschluß, ein christlich frommes Leben zu führen, kehrte er nach London zurück, wo er wegen seiner Kenntnisse, seiner großen Wahrheitsliebe und Redlichkeit dem Erzbischof Theobald von Kanterbury empfohlen wurde, der seinen Vater schon kannte und liebte. Dieser gab ihm die ersten heiligen Weihen, ließ ihn auf der Hochschule zu Bologno noch einige Zeit studieren und erhob ihn zu seinem Erzdiakon. Als solcher mußte er mehrmals nach Rom zum päpstlichen Stuhl in wichtigen Angelegenheiten reisen und erwarb sich dadurch große Gewandheit in geistlichen und weltlichen Geschäften und das Vertrauen seines Erzbischofs, der niemals ohne seinen Rat etwas Wichtiges unternahm. Im Jahre 1154 bestieg Heinrich II. den Thron von England. Der Erzbischof empfahl ihm seinen Erzdiakon, schilderte ihn als einen überaus redlichen pflichteifrigen, klugen und verläßigen Mann, und der König erhob ihn auf diese Empfehlung zu seinem Kanzler. Thomas kam nun in die unmittelbare Nähe des Köigs, bekleidete nach dem Erzbischofe die höchste Stelle im Reiche, und hatte Aussicht, dessen Nachfolger zu werden, ja der König schenkte ihm sein ganzes Vertrauen und übertrug ihm sogar die Erziehung seines Sohnes. Doch die hohen Ehren blendeten ihn nicht; er blieb auch als Kanzler und Freund des Königs demütig und bescheiden, bußfertig und keuschen Sinnes. Mehrmals wurden seiner Tugend Schlingen gelegt, man sah seine Eingezogenheit, seine Andachtsübungen - er brachte selbst einen großen Teil der Nacht im Gebete zu - nicht gerne, und suchte ihn zu verderben, er aber entging durch Wachsamkeit und seinen geraden Sinn den Schlingen und blieb unbefleckt.

Im Jahre 1160 starb der Erzbischof Theobald. Der König Heinrich befand sich gerade mit seinem Kanzler Thomas in der Normandie, als er Kunde hiervon erhielt. Sogleich faßte er den Entschluß, ihn auf den erledigten erzbischöflichen Sitz zu erheben. Einige Zeit danach sagte er zu Thomas, er möge sich zur Reise bereit halten, und beim Abschiede erst setzte er ihn in Kenntnis, daß er ihn zum Erzbischof von Kanterbury haben wolle. Thomas erschrak und machte verschiedene Einwändungen. Da aber der König auf der Wahl bestand, entgegnete er ihm mit edlem Freimute:

„Mein Herr und König! ich sehe es voraus und bin dessen gewiß, daß ich als Erzbischof von Kanterbury bald Eure Liebe verlieren, Euren Haß aber gewinnen werde. Ihr habt auf mancherlei Weise schon in die Rechte der Kirche eingegriffen, und ich befürchte, Ihr werdet von mir Etwas verlangen, das ich in meinem Gewissen nicht zugestehen kann. Meine Feinde aber werden nicht unterlassen, dies zu benützen, um mich zu verderben!”

Der Heilige hatte wahr gesprochen, aber der König achtete nicht darauf. Thomas wurde auf das Betreiben des Königs zum Erzbischof gewählt.

Bisher hatte der Heilige als Kanzler große Pracht zur Schau getragen. Er bewohnte einen Palast, zahlreiche Dienerschaft stand ihm zu Gebote; er hielt große Tafeln, die der König oft verherrlichte, und hohe Herren gingen bei ihm aus und ein. Jedoch ließ er sich dabei nichts zu Schulden kommen, was eines Christen unwürdig gewesen wäre. Er wachte über sein Herz, betete viel und tat den Armen viel Gutes. Gleichwohl wunderte sich Alles, als man hörte, daß der Kanzler des Köigs Erzbischof sei; man glaubte, daß seine Wahl der Kirche keinen Segen bringe und der neue Erzbischof mehr dem Könige als Gott u gefallen suchen werde. Allein man irrte sich. Gott hatte für das Wohl seiner Kirche gesorgt und gerade den Kanzler ausersehen, ihre Freiheiten gegenüber den Anmassungen und Eingriffen des Königs zu verteidigen. Kaum hatte Thomas Besitz genommen vom erzbischöflichen Stuhle und die Weihe erhalten, als sein bisher im Innern wohnender christlicher Sinn sich auch im Äußern zeigte, und an ihm das vollkommene Bild eines heiligen Bischofs ersichtlich war. Plötzlich verschwand alle Pracht aus seiner Wohnung, die kostbare Kleidung vertauschte er nun mit einem rauhen Mönchsgewand und Bußgürtel, die er bis zum Tode trug. An die Stelle der ausgesuchten Tafeln trat ein kärgliches Mahl, die lärmenden Festlichkeiten mußten der Einsamkeit und dem Gebete weichen; die Gesellschaft der hohen Herren vertraten Geistliche und Arme. Jeden Tag stand er um zwei Uhr Morgens auf; nach dem Beten der Tageszeiten wusch er dreizehn Armen die Füße zum Andenken an Jesus und die zwölf Apostel. Es war ein rührender Anblick, ihn vor den Füßen der Armen liegen und sie mit heißen Tränen um ihr Gebet anflehen zu sehen. Die übrige Zeit des Morgens verwendete er auf Gebet und Lesen und Betrachten der heil. Schrift. Obwohl er selbst eine große Fülle von Wissenschaft und Weisheit besaß, traute er sich doch die Auslegung der heiligen Schrift nicht zu. Er hatte daher immer einen gewandten Gottes gelehrten bei sich, der ihm die schweren Stellen erklären mußte. Nach der Morgenbetrachtung besuchte er die Kranken; um 9 Uhr las er die heilige Messe; um 10 Uhr spendete er den Armen Almosen; täglich ließ er hundert speisen. Um 3 Uhr nahm er ein wenig Speise zu sich. Die geringsten waren ihm die liebsten. Eines Tages aber aß er auch eine köstliche Speise. Dies bemerkte einer seiner Geistlichen mit Mißfallen und sagte zu ihm, er hätte ihn für abgetöteter gehalten. Sanft erwiderte ihm der Erzbischof, gleich wie man bei gemeinen Speisen unmäßig sein kann, so könne man auch bei den besten Gerichten sich abtöten. Nach der Mahlzeit unterhielt er sich einige Zeit mit frommen Geistlichen über heilige Dinge. Auf seine Diener hatte er ein wachsames Auge, keiner durfte ein Geschenk annehmen. Die Armen waren seine Kinder, ihnen gehörten seine Einkünfte. Ungescheut rügte er die Laster der Großen und entzog ihnen die Güter der Kirche, welche sie widerrechtlich an sich gerissen hatten. Er zog sich dadurch den Haß mancher hohen Herrn zu, doch der König liebte und beschützte ihn gegen die Ungerechtigkeit derselben.

Im Jahre 1163 reiste Thomas zum Konzil nach Tours. Diesen Eindruck machten auf ihn die Worte, womit das Konzil eröffnet wurde: „Es ist unmöglich, das heilige Band zu zerreißen, welches zwischen Christus und der Kirche geknüpft ist, die Freiheit zu unterdrücken, welche des Herrn eigenes Blut geweiht hat.” Thomas glaubte, seine Wahl als Erzbischof sei nicht nach den Gesetzen der Kirche geschehen und entsagte seinem Amte in die Hände des Papstes, der ihn aber auf`s Neue in seiner Würde bestätigte. Bald darauf erfolgte, was der heilige Erzbischof schon lange befürchtet hatte. Er legte seine Kanzlerstelle nieder, die er bisher, dem Könige zu Gefallen, beibehalten hatte. Dies aber mißfiel dem Könige. Derselbe ließ die bischöflichen Sitze und andere geistliche Pfründen unerledigt und bezog widerrechtlich ihre Einkünfte; gegen dieses Unrecht erhob sich Thomas. Auch ließ der König Geistliche vor seine Gerichte ziehen, was gegen die Freiheit der Kirche war; auch diesem Mißbrauche widersetzte sich der heilige Erzbischof. Er fiel deshalb in Ungnade des Königs und erregte seinen Zorn. Nun befahl ihm der König, zu schwören, daß er die Gebräuche des Königreichs beobachten wolle. Der König aber verstand unter den Gebräuchen nichts anderes als die Mißbräuche, welche gegen die Freiheit der Kirche gerichtet waren. Thomaswußte das wohl, und erklärte, daß er den Eid nicht unbedingt schwören könne. Die Bischöfe und übrigen Geistlichen hatten den Eid bereits geschworen, Thomas widerstand. Da drohte der König, Thomas blieb ungebeugt. Nun aber drang die Geistlichkeit mit Bitten und Tränen in ihn, den Eid ebenfalls abzulegen. Er ließ sich endlich bewegen, bereute aber bald bitterlich seine Willfährigkeit und getraute sich nicht mehr dem Altare zu nahen, bis ihn der Papst die erbetene Lossprechung erteilt hatte. Nun widerrief der heilige Erzbischof feierlich den Eid, den er geschworen und der ungültig gewesen, und bekämpfte mit Festigkeit die sogenannten Gebräuche des Königreichs. Darüber ward der König so erzürnt, daß er ihn mit dem Tode bedrohte. Thomas aber blieb standhaft, obwohl man ihn all seine Einkünfte beraubt hatte und als Hochverräter verurteilte. Da er aber sah, daß der König sich nicht bewegen lasse, die ungerechte Verfolgung der Kirche und seiner Person aufzugeben, entfloh er nach Frankreich, wo sich gerade Papst Alexander III. aufhielt und der fromme König Ludwig ihm eine gastfreundliche Aufnahme gewährte. Dem Papste setzte er mit aller Bescheidenheit seine Verhältnisse mit dem Könige auseinander und fügte dann in tiefster Demut hinzu, daß er gegen seine Wahl zum Erzbischofe noch immer Bedenken und sein Amt bisher schlecht verwaltet und nur den Namen eines Hirten getragen habe, weßhalb er auch seine Würde in die Hände Seiner Heiligkeit nieder legte. Nach diesen Worten zog er seinen Hirtenring vom Finger, überreichteihn dem Papste und entfernte sich. Diese rührende Demut des heiligen Erzbischofs machte tiefen Eindruck auf den Papst. Er belobte seinen Eifer, nahm seine Entsagung nicht an, sondern befahl ihm, auszuharren im Kampfe um die Sache Gottes nicht zu verlassen. Thomas gehorchte und fand im Kloster Pontigni Zuflucht, wo er unter den frommen Mönchen das stengste Büßerleben führte. Jede Auszeichnung wies er von sich, kleidete sich als Mönch und unterzog sich den niedrigsten Diensten.

Mittlerweile brach König Heinrich von England, in die furchtbarste Wut aus gegen den Papst und Erzbischof, der die Anhänger des Königs, darunter auch mehrere Bischöfe, in den Bann tat. Da er der Person des heiligen Erzbischof nicht beikommen konnte, so wütete er gegen jene Geistlichen, die es mit dem Papste und Erzbischofe hielten. Wer einen Brief an ihn schrieb, oder Briefe von ihm nach England brachte, war des Todes schuldig. Einzelne Geistliche büßten ihre Treue gegen die heilige Kirche schrecklich; sie wurden geblendet, Hände und Füße wurden ihnen abgehauen. Besonders hart wurden die Verwandten des heiligen Erbischofs verfolgt; ihre Güter wurden ihnen geraubt, sie selbst, sogar Kinder, Greise, schwangere Weiber, wurden unter dem eidlichen Versprechen, zum Erzbischofe sich zu begeben, aus dem Lande gejagt und dem Elende preis gegeben. Sie kamen zum Heiligen; ihr Anblick zerriß ihm das Herz, aber gerade das wollte der wütende König. Gerne hätte Thomas ihnen geholfen, aber was er nicht tun konnte, das tat die göttliche Vorsehung. Die verbannten fanden mitleidige Herzen, und litten keinen Mangel. Inzwischen versuchte der Papst Alles, um den König zu versöhnen, doch umsonst, ja er vertrieb sogar den Heiligen aus dem Kloster Pontigni. Kurz zuvor hatte Thomas ein Gesicht, worin ihm Gott seinen Tod hatte zu erkennen gegeben. Als er einmal zur Nachtszeit vor einem Altar auf den Knien lag und unter heißen Tränen im wehmütigen Gebete seine Seele sich vor Gott ergoß, da hörte er eine laute Stimme rufen:

„Thomas, Thomas! meine Kirche wird durch dein Blut verherrlicht werden.” „Wer bist du?, Herr” fragte der Heilige. Die Stimme antwortete: „Ich bin Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, dein Bruder.”

Als er vom Abte von Pontigni, der ihn so freundlich bewirtet hatte, Abschied nahm, vergoß er Tränen des Dankes, und entdeckte dem Abte unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit und unter dem Versprechen, erst nach seinem Tode davon zu reden, das gehabte Gesicht. Er sagte ihm, daß er von vier Männern werde ermordet werden, er selber habe sie gesehen, wie sie sein Haupt vom Rumpfe hieben. Hierauf begab sich der Heilige in das Kloster der heiligen Columba unweit Sens, wo er nicht aufhörte, zu beten, zu weinen und zu fasten, damit Gott das Herz des Königs erweiche, und der Kirche in England wieder Friede und Freiheit werde. Und siehe, Gott erhörte das Gebet des Heiligen. Der König nahm plötzlich andere Gesinnungen an und bezeugte das Verlangen, sich mit dem Erzbischof zu versöhnen. Thomas zögerte nicht, sich vor dem Könige zu stellen, der ihn mit allen Merkmalen der Freude aufnahm und ihm seine Freundschaft wieder schenkte. Aber die Feinde des Heiligen, welche er in den Bann getan hatte, regten von Neuem durch schändliche Verläumdungen den Zorn des Königs auf. Vergebens verlangte der Heilige von ihm die Zurückgabe der Kirchengüter. Thomas kehrte mit blutendem Herzen vom Hofe des Königs in sein Bistum zurück. Bevor er abreiste, schrieb er an Heinrich noch einen rührenden Brief.

„Es war mein Wunsch, so schließt er den selben, Euch nochmal aufzuwarten; allein in dem Zustande, zu dem ich erniedrigt bin, zwingt mich die Notwendigkeit, meine betrübte Kirche wieder zu besuchen. Mit Eurer Erlaubnis, Herr! gehe ich, vielleicht werde ich meinen Tod finden. Ob ich aber lebe oder sterbe, so bin ich der Eurige. Was auch mich oder die Meinigen befalle, ich bitte Gott, daß Gottes Segen auf Euch und Euern Kindern ruhen möge.”

Zu Kanterbury wurde der heilige Erzbischof von Geistlichkeit und Volk freudig aufgenommen. Aber seine Tage verflossen dort unter großer Traurigkeit. Seine Feinde hörten nicht auf, ihn dem Könige verhaßt zu machen. Man hielt ihm seine Lebensmittel zurück, plünderte seine Güter, schlug und beschimpfte seine Diener. Der Heilige fühlte, daß seine Lebenstage gezählt seien. Am Weihnachtsfeste des Jahres 1170 nach der heiligen Messe predigte er mit besonderer Wärme über die Worte:

„Friede den Menschen auf Erden, die eines guten Willens sind.” Am Schluss sagte er: „Jene, die nach seinem Blute dürsteten, würden bald befriedigt sein, vorher aber wolle er, um das der Kirche zugefügte so große Unrecht zu rächen, Ranulf und Robert von Leroc, die sieben Jahre nicht aufhörten, ihm, seiner Geistlichkeit und seinen Mönchen jede Beleidigung zuzufügen, in den Bann tun.”

Am folgenden Tage kamen vier Ritter, Reginald Fitzurse, Wilhelm Tracy, Hugo von Morville und Richard Britto, heimlich in der Nachbarschaft an. Sie waren zugegen, als der zornmütige Könige eines Tages gegen den heiligen Erzbischof die Worte ausstieß: „Ist unter den Feiglingen, die mein Brot essen, keiner, der mich von diesem unruhigen Priester befreien wird?” Diese Worte hielten sie für die Erlaubnis, den heiligen Erzbischof zu ermorden, um den Könige zu gefallen. Deshalb verbanden sie sich durch einen Eid, den Erzbischof entweder zu entführen oder umzubringen. Den Tag darauf, ungefähr zwei Uhr Nachmittags, kamen die Ritter plötzlich in das Gemach des Erzbischofs und setzten sich, ohne ihn zu grüßen, auf den Boden. Unter dem Vorgeben, sie seien vom Könige Heinrich beauftragt, befahlen sie ihm, diejenigen, welche er in den Bann getan, los zusprechen. Der Heilige aber entgegnete ruhig, er werde sie nicht eher los sprechen, ehe denn sie ihr Verbrechen bereut und durch Buße gesühnt hätten. Sonderbar war es, daß drei von den vier Rittern ihm in den Tagen seines Glückes freiwillig Treue zugeschworen hatten. Als sie daher das Gemach des Heiligen unter schändlichen Schmähworten und Drohungen verließen, sagte er zu ihnen:

„Nach dem, was früher zwischen uns vorgegangen, bin ich erstaunt, daß ihr kommt und mir in meinem eigenen Hause drohet.”

„Wir wollen mehr tun, als drohen,” war die Antwort.

Als sie fort waren, drückten seine Diener laut ihren Schrecken aus; der Heilige allein blieb gefaßt und zeigte nicht die geringste Spur von Besorgnis. In diesem Augenblicke hörte er den Gesang der Mönche, welche eben in der Kirche die Vesper beteten. Da sagte einer seiner Freunde: „Die Kirche ist ein sicherer Ort als der Palast. Laßt uns dorthin gehen.” Obwohl der Erzbischof zögerte, war er doch durch die Zudringlichkeit seiner Freunde dahingezogen. Als er die Türen hinter sich schließen hörte, befahl er, augenblicklich wieder zu öffnen, indem er sagte, der Tempel Gottes solle nicht verschanzt werden wie eine Burg. Kräftig durchschritt er die Kirche, und stieg die Stufen des Chores hinauf, als die vier Ritter, samt 12 Gefährten, alle schwer bewaffnet in die Kirche stürzten. Es war Dunkel in der Kirche und der Heilige hätte sich unter den Gerüsten oder dem Dache verbergen können, allein er wandte sich um und ging ihnen, von seinem Kreuzträger begleitet, entgegen. Einer der Mörder rief: „Wo ist der Verräter?” Es erfolgte keine Antwort.
— Als aber Reginald Fitzurse fragte: „Wo ist der Erzbischof?” antwortete dieser:

„Hier bin ich , aber kein Verräter!” und setzte hinzu „Reginald! ich habe dir viele Gunst erzeugt, was willst du? Strebt ihr mir nach dem Leben, so befehle ich euch im Namen Gottes, keinen meiner Leute anzutasten.” Als man ihm sagte, er müsse auf der Stelle die gebannten Bischöfe los sprechen, antwortete er: „So lange sie nicht Genugtuung leisten, will ich nicht.”

„So stirb denn!” rief der Meuchelmörder und führte einen Streich nach seinem Haupte. Der Kreuzträger aber streckte seinen Arm vor, der Streich brach ihn, riß aber auch die Kappe vom Haupte des Heiligen und verletzte ihn am Scheitel. Als er das Blut über sein Angesicht herab rieseln fühlte, faltete er die Hände, neigte das Haupt und sprach:

„In Christi Namen und zu seiner Kirche Verteidigung bin ich bereit zu sterben.”

In dieser Stellung erwartete er lautlos und unbeweglich den zweiten Streich, der ihn in die Knie sinkend machte; der dritte streckte ihn an den Stufen des Altars des heiligen Benedikt zu Boden. Der Oberteil der Hirnschale war zerschmettert, und einer der Mörder trat ihm auf den Nacken, riß ihm mit der Spitze seines Schwertes die Gedärme aus und streute sie auf dem Boden umher.

So starb dieser außerordentliche Mann im Alter von 53 Jahren als ein Märtyrer für die Freiheit seiner Kirche. Der Augenblick seines Todes war der Triumph seiner Sache, und aus seinem Blute keimte die Freiheit der Kirche empor. Es war der 29. Dezember des Jahres 1170, als er seinen heißen Kampf mit seinem Tode endete

König Heinrich befand sich gerade in der Normandie und feierte das Weihnachtsfest. Als er die Kunde von dem Morde erhielt, verfiel er in tiefste Schwermut. In seinem Kabinette verschlossen, weigerte er sich drei Tage lang hartnäckig, Speise zu sich zu nehmen. Der Fluch der Kirche, der ihm drohte, und das Bewußtsein, den Mord, den er zwar nicht befohlen, doch veranlaßt zu haben, bestürmten sein Gemüt. Endlich ermahnte er sich wieder und versuchte seine bisherigen bösen Taten zu sühnen. Zuvor schwur er vor den Gesandten des Papstes einen feierlichen Eid, daß er den gräulichen Mord nicht befohlen habe. Zur Buße war ihm auferlegt, ein Jahr hindurch auf eigene Kosten hundert Ritter zur Verteidigung des heiligen Landes zu unterhalten, den Freunden des Erzbischofs ihre Güter und der Kirche ihre volle Freiheit zurück zu geben. Unterdessen schwebte ihm ohne Unterlaß der Tod des Heiligen vor Augen und reichlich flossen seine Tränen. Obwohl ihn die Gesandten des Papstes von allen Kirchenstrafen losgesprochen, züchtigte ihn doch Gottes Hand auf schreckliche Weise. Sein eigener Sohn empörte sich gegen ihn; und beinahe der ganze Adel hielt ihm zu. Heinrich sah sich fast von all seinen Freunden verlassen. Da beschloß er eine Wallfahrt zum Grabe des heiligen Erzbischofs Thomas, seines geliebten Freundes, dem er so viel Leid angetan hat, zu machen, und seine Fürbitte anzurufen. Bereits hatte Gott das Grab dieses treuen Dieners mit vielen Wundern verherrlicht; unter anderem erhielt der Sohn des Königs von Frankreich durch die Fürbitte des heiligen Thomas seine Gesundheit wieder.
— Drei Meilen weit machte Heinrich die Reise it bloßen Füßen, so daß er ganz mit Blut bedeckt war, als er in die Stadt einzog. In der Kirche angekommen, wo der Leib des Heiligen in einem prachtvollen Grabe ruht, warf er sich vor dem selben nieder, und konnte nur durch Schluchzen und Tränen die Gefühle seines Herzens ausdrücken. Er brachte den ganzen Tag und die Nacht zu ohne Nahrung und ließ sich die Bußstreiche geben. Hierauf gab er der Kirche von Kanterbury sehr reiche Geschenke

Die Gerechtigkeit Gottes schien jetzt versöhnt zu sein; denn gleich darauf wurden die Bundesgenossen seines aufrührerischen Sohnes geschlagen und der unglückliche Sohn selbst fiel seinem Vater zu Füßen und bat ihn um Vergebung.
— Die Mörder des Erzbischofs zogen, von Gewissensbissen zerfleischt, nach Rom zum Papste, um dort die Lossprechung von ihrer Freveltat und dem Banne zu erhalten. Der Papst legte ihnen eine Wallfahrt nach Jerusalem auf. Drei derselben begaben sich im gelobten Lande in eine schauerliche Einsamkeit, wo sie bußfertig starben. Sie wurden vor der Türe der Kirche zu Jerusalem begraben, und auf ihren Grabstein setzte man die Inschrift: „Hier liegen die Unglücklichen, welche den gottseligen Thomas, Erzbischof von Kanterbury, gemordet haben.” Der Vierte, der eine Zeit lang Buße zu tun sich geweigert hatte, wurde von einer schmerzlichen Krankheit befallen. Bis zu seinem letzten Atemzuge hörte er nicht auf, die Fürbitte des heiligen Thomas anzurufen.
— Fort und fort verherrlichte Gott das Grab seines heiligen Dieners durch die größten Wunder. Blinde erhielten da das Gesicht, Lahme den Gebrauch ihrer Glieder, Kranke wurden gesund, ja selbst Tote wurden auf die Fürbitte des Heiligen zum Leben erweckt. Fast dreihundert Jahre lang wallten Tausende von Pilgern jährlich nach Kanterbury zum Grabe des heiligen Erzbischofs, bis einer der grausamsten Verfolger der Katholiken in England i. J. 1558 unter dem abtrünnigen König Heinrich VIII. das Grab plündern, zerstören und die Gebeine ´verbrennen ließ. Aber das Andenken an den mutigen Verteidiger der heiligen Kirche Gottes konnte er nicht auslöschen, und so lange die katholische Kirche steht, wird der Name des heiligen Märtyrers Thomas genannt, gepriesen und verherrlicht werden.

Er wird abgebildet im erzbischöflichen Ornate, mit einem Schwert im Haupte steckend.

Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)

Heilige, Seelige im Monat Dezember -
  1. • Eligius
    • Marinus, Theklanus
  2. • Bibiana
  3. • Franz Xaver
    • Konrad
  4. • Barbara
  5. • Sabas
    • Johannes de Britto
  6. • Nikolaus v. Myra
  7. • Ambrosius
  8. • Mariä Empfängnis
  9. • Petrus Fourier
    • Leocadia
    • Cyprian o. Subran
    • Wulfhilda
  10. • Eulalia
  11. • Damasus I.
    • Fuscian, Victoricus, u.
      Gentian

    Daniel
  12. • Epimachus, Alexander
    • Finian
  13. • Lucia
    • Berthold
    • Ottilia, Odilia
  14. Spyridon
  15. • Christina
  16. • Adelheid
  17. • Sturmio
    • Begga
  18. • Wunibald
  19. Nemesion
    Thimotheus
  20. Dominicus v. Silos
  21. • Thomas, Apostel
    Petrus Canisius
  22. • Flavian
  23. • Victoria von Rom
    • Servulus
  24. • Adam und Eva
    • Tharsilla u. Aemiliana
  25. • Geburt Christi
    Anastasia
  26. • Stephanus
  27. • Johannes (Apostel)
    • Walto
  28. • Fest d. unsch. Kinder
  29. • Thomas
  30. Sabinus
  31. • Silvester, Sylvester
    • Columba von Sens



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