Der heilige Thomas -
- Festtag, Gedenktag ist der 21. Dezember
- * in Israel
- † 72 in Meliapor (Indien)
Der heilige Thomas, auch Didymus oder Zwilling genannt, war ein Jude in Galiläa aus einer armen Familie geboren und von Beruf ein Fischer.
Im Jahr 31 hatte er die Gnade, vom göttlichen Heiland zum Apostelamt berufen zu werden.
Er hatte wenig Kenntnisse, ersetzte diese aber durch seine Gutherzigkeit und heilige Einfalt und durch seinen beherzten Eifer.
Als Jesus einige zeit vor seinem Tode nach Judäa gehen und den verstorbenen Lazarus zum Leben erwecken wollte, versuchten seine Jünger ihn davon abzuhalten und sprachen:
"Meister, soeben versuchten die Juden, dich zu steinigen und trotzdem willst du dort wieder hingehen? "
Jesus antwortete: "Doch lasset uns hinziehen,"
da sprach Thomas: "Lasset uns mit ihm gehen, auf daß wie mit ihm sterben."
So groß zeigte sich schon seine Liebe zu dem göttlichen Erlöser noch ehe der heilige Geist über die Apostel herab gekommen war.
Beim letzten Abendmahl kündigte Jesus seinen Aposteln an, er werde sie bald verlassen; um sie aber zu trösten, setzte er bei, er gehe hin, um im Hause seines Vaters ihnen eine Wohnung zu bereiten.
Thomas, der ihm gerne hätte folgen mögen, entgegnete ihm: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, wie können wir den Weg wissen?"
Jesus aber gab ihm die trostvolle Antwort: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Niemand kommt zum Vater als durch mich."
Thomas gab sich mit dieser Antwort zufrieden und hielt treu bei Jesus aus bis zu dem Augenblick, wo Jesus auf dem Ölberg gefangen genommen wurde und er ihn auch mit den übrigen Aposteln verließ.
Doch seine Liebe erlosch deshalb nicht.
In die tiefste Trauer versank er über den Tod seines göttlichen Meisters, von dem er sich am schwersten erholen konnte.
Als daher der Heiland von den Toten auferstanden war, erschien er auch seinen Aposteln; Thomas war aber damals nicht zugegen.
Wie ihm nachher die Apostel, welche den Herrn gesehen, davon erzählten, wollte er nicht glauben, sondern sprach:
"Wenn ich nicht an seinen Händen das Mahl der Nägel sehen und mit meinem Finger in den Ort der Nägel und meine Hand in seine Seite legen kann, so glaube ich es nicht."
Acht tage darauf erschien Jesus wieder den Aposteln.
Thomas war zugegen.
Mit himmlischer Milde sprach er zu Thomas, von dessen Zweifel er wußte:
"Lege deinen Finger herein und siehe meine Hände, und reiche her deine Hand und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig."
Thomas, im Innersten ergriffen von so viel Güte und Liebe, konnte keine anderen Worte hervor bringen, als: "Mein Herr und mein Gott!"
Er gab aber damit das schöne Zeugnis, daß er Jesus erkenne als das, was er wirklich ist, als unseren Gott und Herrn.
Und Jesus antwortete ihm: "Weil du mich gesehen hast, Thomas, hast du geglaubt; selig, die nicht sehen und doch glauben!"
In dem Benehmen des heiligen Apostels und in der Antwort Jesus, die er ihm gab, liegt ein großer Trost für uns.
Sein Unglaube kräftigt wunderbar unseren Glauben an die Auferstehung Jesus, sagen die heiligen Väter.
Daß Thomas nicht glaubte und Jesus seine Wunden von ihm berühren ließ, geschah, sagt der heilige Gregorius, nicht aus Zufall, sondern aus göttlicher Fügung.
Der zweifelnde Jünger berührte die Wunden am Leibe seines Meisters und heilte dadurch die Wunden unseres Unglaubens.
Der Unglaube des Thomas hat unserem Glauben mehr genutzt, als der Glaube der übrigen Apostel; denn während jener durch Berührung zum Glauben gebracht wurde, hat er uns jeden Zweifel genommen und unseren Glauben selbst begründet.
Und der heilige Augustin sagt: "Thomas, der heilig, treu und gerecht war, hat dies alles so sorgfältig verlangt, nicht weil er zweifelte, sondern um jeden Verdacht des Unglaubens auszuschließen.
Es genügte ihm ja, um zu glauben, den zu sehen, den er kannte, aber für uns war es notwendig, daß er den, welchen er sah, auch berührte, damit, wenn wir etwa sagen möchten, seine Augen haben ihn getäuscht, wir nicht sagen können, seine Hände hätten ihn betrogen.
Das Sehen des Auferstandenen kann man bezweifeln, nicht so aber das berühren des selben."
Die Worte Jesus aber: "Selig diejenigen, die nicht sehen und dennoch glauben!" o welch` himmlischer Trost liegt in ihnen!
Denn damit, sagt der heilige Gregorius, sind wir gemeint.
Unser Glaube an Jesus, wenn er anders lebendig und unerschütterlich ist, erwirbt uns reiche Verdienste und des Himmels Seligkeit!
Der heilige Thomas zweifelte von nun an keinen Augenblick mehr.
Sein einziges Verlangen war, den göttlichen Heiland recht viele Seelen zuzuführen.
Als die Apostel in die Welt zogen um das Evangelium zu verkünden nach des Herrn Geheiß, begab er sich zu den Parthern, die damals Persien inne hatten und zu mehreren anderen Völkern des Morgenlandes; ja man hat in neuerer Zeit Spuren gefunden, daß er bis nach Japan gekommen ist und dort den Martertod für Jesus erlitt.
— Im Leben des heiligen Franz Xaver, der in Japan so unzählig viele Heiden getauft und der heiligen Kirche einverleibt hat, wird erzählt, daß dieser heilige auch das Grab des heiligen Apostels Thomas besucht hat, welches damals in der Stadt Meliapor sich befand, welche Stadt jetzt St. Thomas heißt.
Nahe bei der Stadt erhebt sich ein Hügel, der kleine Berg genannt wird, welcher eine Höhle enthält.
dahin soll sich der heil. Apostel während der Verfolgung geflüchtet haben.
Am Eingang der Höhle ist ein Kreuz in den Felsen gehauen und am Fuß des Kreuzes sprudelt eine Quelle köstlichen Wassers, welches für Kranke so heilsam ist, daß diejenigen, welche davon trinken, meistens genesen.
Von dem kleinen Berg gelangt man auf einen größeren, der für das beschauliche Leben sehr gut beschaffen ist.
Hier soll sich auch der heilige Thomas mit seinen Schülern zum Gebet zurück gezogen haben; hier wurde er auch durch einen Lanzenstich von der Hand eines Brahmanen getötet.
Als die Portugiesen Meliapor wieder eroberten, fanden sie auf dem Gipfel des Berges eine zerfallene, steinerne Kapelle.
Sie wollten sie zum Andenken an den heiligen Apostel wieder herstellen und da sie bis zu den Grundmauern hinunter gruben, zogen sie eine weiße Marmorplatte heraus, auf welcher sich ein Kreuz befand.
— Um das Kreuz herum konnte man in eingegrabenen Schriftzügen lesen, daß Jesus, geboren aus Maria, der Jungfrau, von Ewigkeit der Gott sei und zwölf Apostel sein Gesetz verkündet haben; daß einer dieser Männer, mit einem Pilgerstab in der Hand, nach Maliapor gekommen sei, und eine Kirche dort selbst erbaut habe.
Auch enthielt die Inschrift seinen Namen "Thomas" und bezeichnete ihn als einen heiligen Mann und frommen Büßer, der durch die Kraft seiner Worte die Könige von Koromandel, von Pandi und von Malabar und mehrere Nationen dem heiligen Gesetz, das er verkündete, unterworfen habe.
— Da die oben erwähnte Marmorplatte mit Blutflecken besprengt war, glaubte man, der heilige Thomas habe auf der selben den Martertod gelitten.
Man legte diese Platte, als der Bau der Kapelle vollendet war, auf den Altar und als an diesem Altar zum ersten Mal die heilige Messe gelesen wurde, überzog sich das Kreuz vor aller Augen mit blutigem Schweiß.
Dieses ereignete sich mehrere Jahre nach einander an dem Tag, an dem man den Martertod des heiligen Thomas feierte.
Der heilige Apostel wird abgebildet mit einer Lanze in der Hand.
Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
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