Die Heilige Christina, - Dienstmagd; auch Nino, Nina, Nona oder Chrischona genannt
- Festtage, Gedenktage sind
- 15. Dezember —> katholische Kirche
- 27. Oktober und der 14. Januar —> orthodoxe Kirche
- 29. Oktober —> armenisch-gregorianische Kirche
- * um 325
- † 361 in Bodbe, Georgien
- Sie erwarb sie sich einen Ruf als kräuterkundige Heilerin.
Wie einst Jesus zwölf arme ungelehrte Fischer, seine heiligen Apostel, zu Werkzeugen sich wählte, um ganze Länder und Völker zum heiligen katholischen Glauben zu bekehren, so wählte er auch eine arme, einfache Dienstmagd mit dem Namen Christina aus, um durch sie das rohe, in Finsternis des verächtlichsten Unglaubens befindliche Volk der Iberer, welches unweit des schwarzen Meeres, im heutigen Gurgistan (Georgien), seinen Sitz hatte, der allein selig machenden Wahrheit zu gewinnen, damit ja ersichtlich werde, wie die Ausbreitung und Begründung seiner heiligen Kirche in der Welt sein Werk sei und menschliche Gewalt und Weisheit nichts dabei zu tun hatten.
Die heilige Christina wurde wahrscheinlich von räuberischen Horden, welche die griechischen Länder oftmals heimsuchten, beraubten und plünderten, gefangen genommen und nach Iberien als Sklaven verkauft.
Ihr Herr war der Fürst eines Stammes, der wie das ganze Volk dem Götzendienst ergeben war und durch wilde Grausamkeiten sich auszeichnete.
Ihr Los war ungemein hart und traurig.
Fern von ihrer Heimat, ihren lieben Eltern und Freunden, mußte sie ihr Leben unter halb wilden Menschen in harter Arbeit zubringen.
Keinem Menschen konnte sie ihr Leid klagen und nirgends fand sie Trost.
Nur im Gebet fand sie Kraft, auch die roheste Behandlung mit christlicher Geduld, ja mit Heiterkeit zu ertragen.
Willig unterwarf sie sich der Hand Gottes, die sie hierher führte und mit gewissenhafter Treue gehorchte sie den Befehlen ihrer Herrschaft.
Ihren Mitsklaven war sie ein tröstender Engel; sie leistete ihnen mancherlei kleine Dienste und suchte ihnen fromme Gesinnungen beizubringen.
Mit ängstlicher Scheu hielt sie sich fern von den heidnischen Bräuchen und ließ sich nicht zur kleinsten Untreue gegen ihren Heiland Jesus verleiten.
Absonderlich befliß sie sich einer englischen Reinigkeit, welche selbst die rohen, ausgelassenen Iberer achten mußten und nach und nach gewann sie durch ihre schönen Tugenden, die ihrer Umgebung ganz unbekannt waren, die Achtung und das Zutrauen ihrer Herrschaft, welche nicht begreifen konnte, wie eine Sklavin so edle Gesinnungen haben könne.
Wenn die Heiden Christina verwundert fragten, warum sie nicht so lebe, wie die anderen und woher sie die Kraft nehme, so geduldig ihr hartes Los zu ertragen, dann gab sie zur Antwort:
„Ich bin eine Christin und bin als solche verpflichtet, dem wahren Gott auf solche weise zu dienen!”
Dann benutzte sie die Gelegenheit, den neugierigen Heiden vieles von Jesus, seinem Leben, Leiden und Sterben, seiner heiligen Lehre zu erzählen und nicht selten geschah es, daß ihre Zuhörer, ergriffen von ihren Worten, nachdenkend und verwundert über das Gehörte, nach Hause gingen.
In Iberien war es damals der Brauch, daß die Mütter ihre kranken Kinder von Haus zu Haus trugen und fragten, ob Niemand ein Heilmittel für sie wüßte.
Da wurden denn allerlei Mittel, oft teuflischen Truges, angewendet, um die Krankheit zu vertreiben.
So brachte denn eines Tages eine Mutter ihr krankes Kind auch in das Haus, wo Christina diente und bat auch sie um Hilfe.
„Ich weis kein Heilmittel für dein Kind, antwortete sie, aber mein Herr und Heiland Jesus Christus, dem ich diene, kann es gesund machen.”
Darauf nahm Christina das Kind, legte es auf ihr aus Kamelhaaren geflochtenes Bußkleid, worauf sie schlief, betete zu Gott und erlangte für das Kind die vollkommene Gesundheit.
Das Gerücht von diesem Wunder verbreitete sich bald im ganzen Land und kam auch der Königin zu Ohren, die samt ihrem Sohne an einer schmerzlichen Krankheit darniederlag.
Sie ließ die Dienstmagd Christina zu sich rufen; diese aber getraute sich nicht, am Hofe des Königs zu erscheinen.
Nun ließ sich die Königin samt ihrem Kind in das Haus tragen, wo Christina diente, und bat sie zu ihrem Gott zu beten, auf daß sie gesund werde.
Christina war sehr verlegen; denn einerseits erkannte sie tief ihre Unwürdigkeit, so wunderbare Dinge von Gott zu erlangen; andererseits wollte sie das Vertrauen, welches die gute Königin auf das Gebet zu dem Gott der Christen hatte, nicht vergeblich sein lassen.
Nach einigem Besinnen ließ sie das Kind der Königin auf ihr Bußkleid legen, dann kniete sie nieder und betete.
Und siehe! noch hatte sie ihr Gebet nicht beendet, als Mutter und Kind von allen Schmerzen befreit waren.
Mit innigem Dank gegen die arme Sklavin kehrte die Königin mit ihrem Kind nach Hause und erzählte dem König von ihrer wunderbaren Heilung.
Dieser, hocherfreut, sandte sogleich reiche Geschenke an Christina.
Aber die Dienerin Gottes weigerte sich, die Geschenke anzunehmen und sandte sie alle dem König mit den Worten zurück:
„
Sagt eurem Herrn und Fürsten, daß ich in Jesus Christus reich genug bin und noch größere Schätze von ihm im Himmel erwarte.
Doch könnten mir der König und seine Gemahlin keine größere Freude machen, als wenn sie an Gott glaubten, in dessen heiligen Namen Mutter und Kind gesunde geworden sind.
”
Die König zeigte darauf wirklich sehr bald großes Verlangen, eine Christin zu werden und drang auch in den König, Gleiches zu tun; aber dieser fürchtete deshalb einen Aufstand seiner heidnischen Untertanen und ließ sich nicht eher bewegen, als bis ihm Gott auf andere Weise das Herz rührte.
Es geschah, daß er eines Tages im Gebirge zur Jagd ging und sich, wegen des plötzlich einfallenden Nebels, verirrte und keinen Ausweg mehr fand.
Angst und Schrecken ergriff ihn, denn er fürchtete in den finsteren Schluchten von wilden Tieren zerrissen zu werden.
Vergeblich rief er nach seinen Dienern, sie hörten ihn nicht; vergeblich rief er seinen Götzen, aber diese konnten ihm nicht helfen.
Jetzt ging ihm plötzlich ein Licht auf! "Ich will," so dachte er, "zum Gott der Sklavin Christina rufen und wenn der mir hilft, will ich ihn allein anbeten."
Kaum hatte er sein Versprechen gemacht, als plötzlich der düstere Nebel verschwand und die Sonne wieder heiter hernieder schien.
Er suchte und fand bald wieder den Weg und kam glücklich nach Hause.
Da erzählte er den wunderbaren Vorfall seiner Gemahlin, ließ die Christina rufen, erklärte ihr seinen Willen, ein Christ zu werden und verlangte von ihr Unterricht.
Die fromme Magd tat, so viel sie konnte und äußerte den Wunsch, der König möchte zur Ehre des wahren Gottes eine Kirche bauen.
Der König machte auch seinen Untertanen bekannt, was sich bisher zugetragen hat und fand sie willig, den Christengott anzubeten.
Er unterwies dann nach seiner Fähigkeit die Männer und die Königin die Frauen am Hofe.
Man fing auch mit allem Eifer an, die Kirche zu bauen.
Schon waren die Seitenmauern vollendet und man war daran, die dritte Säule aufzustellen; allein trotz aller Mühe, die man darauf verwendete, konnte man diese Säule nicht gerade in die Höhe bringen.
Die Bauleute und das Volk ließen endlich die Arbeiten stehen, machten sich allerlei Gedanken und fingen schon an, in ihren Glauben wankend zu werden.
Nun war die Nacht eingebrochen;
Niemand war mehr bei der Baustelle, als Christina, die mit festem Vertrauen auf Gottes Beistand mit heißer Inbrunst betete.
Und siehe, auf einmal wird von unsichtbaren Händen die Säule empor gehoben und an ihren Platz gestellt.
Als in der Früh der König mit seinen Bauleuten wieder kam, fand er zu seinem größten Erstaunen die mächtige Säule aufrecht stehen.
Jetzt ging der Bau glücklich von statten, bald war die Kirche vollendet und alles Volk verlangte die taufe durch die Hand des Priesters.
Christina hatte dafür schon gesorgt.
Sie hatte nämlich dem König den Rat gegeben, eine Gesandtschaft an den Kaiser Konstantin nach Byzanz zu schicken, damit er Bischöfe und Priester für das neu bekehrte Volk der Iberer schicke.
Mit größerer Freude, wenn er ein ganzes Land mit den Wassern erobert hätte, sendete dieser erste christliche Kaiser mehrere Priester ab, um das Werk, welches Christina begonnen hatte, zu vollenden.
Der König und seine Gemahlin, alles seine Hofleute und sein ganzes Volk wurden getauft und in die heilige Kirche aufgenommen.
Niemand freute sich darüber mehr als Christina, sie sah all ihre Leiden und Mühen reichlich belohnt, lebte noch mehrere Jahre unter dem neu bekehrten Volk in stiller Zurückgezogenheit und beschloß endlich ihr Leben heilig, wie sie lebte.
Ihr Fest wird am 15. Dezember in der katholischen Kirche gefeiert und abgebildet wird sie in Matronenkleidung, zertrümmerte Götzenbilder zu ihren Füßen.
Quelle: Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
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