Die heil. Ottilia (Odilie, Odilia) - Klostergründerin, Äbtissin auf dem Odilienberg (Ottilienberg)
- Festtag, Gedenktag ist der 13. Dezember
- * um 660
- †Im Jahre 720 im Kloster Niedermünster, bei Straßburg in Frankreich
In Obereinheim im Elsass, etwa 5 Stunden von Straßburg lebte um die Mitte des 7. Jahrhunderts ein zwar zum Christentum bekehrter, aber noch heidnisch roher Herzog, Etticho mit Namen.
Seine Gemahlin gebar ihm ein Töchterlein.
Arme Frau! Beklagenswertes Kind! Der Herzog hatte einen Sohn, einen Erben seines Namens und seiner Güter gehofft und jetzt wird ihm ein Mägdelein geboren und dieses Mägdelein ist noch überdies blind.
Der rohe Vater befahl das Kind zu töten; aber die liebe Mutter übergab es einer vertrauten Frau in Scherweiler bei Schlettstadt, die es bald darauf in das Kloster Palma in Burgund brachte, wo eine Anverwandte der Herzogin Äbtissin war.
Hier erhielt das Kind die heil. Taufe und mit ihr das Augenlicht.
Wegen dieser Gnade nimmt man bei Augenleiden seine Zuflucht zur Heiligen.
Das Kindlein, an welchem die göttliche Liebe dieses Wunder bewirkte, nahm zu an Gnade und Liebenswürdigkeit bei Gott und den Menschen.
Ohne gerade Mitglied des Ordens zu sein, befolgte Ottilia die Vorschriften des Ordens mit solchem Eifer, daß sie den Ordensfrauen zum Muster war.
Je mehr sie jedoch an Frömmigkeit zu nahm, desto mehr schmerzte es sie, von ihrem Vater verstossen zu sein.
Um Vergebung von ihrem Vater zu erlangen, den sie doch niemals beleidigt hatte, wandte sie sich an einen ihrer Brüder, Hugo.
Was dieser zur Versöhnung tat, blieb fruchtlos, er lud sie daher ein, selbst zum Vater zu kommen und ihn durch ihr sanftes und liebenswürdiges Benehmen für sie zu gewinnen.
Gerade war der Herzog auf seinem Schloss Hohenburg, als Ottilia mit ihrem Gefolge den Berg herauf zog.
Auf die Nachricht, daß seine Tochter komme, versetzte er seinem Sohn Hugo einen solchen Schlag, daß dieser zu Boden stürzte.
Der Vater, schon durch den Anblick des blutenden Sohnes erweicht, wurde noch mehr gerührt, als die sanfte Ottilia ihm zu Füßen fiel und um Aufnahme an Kindesstatt flehte.
Der Vater hob sie auf und umarmte sie.
Von nun an übte die Heilige großen Einfluß auf alle Bewohner des Schlosses aus und entfernte so manches Rohe, welches bisher immer verübt wurde, ja sie brachte es sogar soweit, daß ihr Vater seine Wohnung neben dem neuen Kloster nahm, um da seine Tage in Buße und Gottergebenheit zu beschließen.
Ottilia hatte nämlich das Schloß Hohenburg in ein Frauenkloster umgewandelt, welches das erste im Elsass war und den Namen Ottilienberg erhielt.
Tag und Nacht hatte sie auf den Knien gelegen und mit Inbrunst um die Bekehrung ihres Vaters den Gott der Erbarmung angefleht.
Sie wurde auf den Wunsch ihres Vaters Äbtissin und wirkte mit unermüdlichem Eifer für das leibliche und geistige Wohl der Menschen, bis sie der Herr im Jahr 720 zu sich rief.
Das Elsass und das Bistum Straßburg verehren Ottilia als ihre Schutzheilige.
Quelle: Legende der Heiligen für katholische Schulen und katholische Familien von Karl Borromäus Bestlin, Stadtpfarrer in der Stadt Weil (1857)
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