Maria-Conception oder Mariä Empfängnis - Das Fest der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria
Festtag, Gedenktag des Marienfestes ist der 8. Dezember
Der heilige Anselmus, dieser innige Verehrer der gebenedeiten Gottesmutter, schreibt die Veranlassung der Einführung des heutigen Festes im Abendland und zwar zuerst in England, folgendem Ereignisse zu:
Der heilige Abt Celsinus war in Gefahr, auf dem Meer von den sturmbewegten Wogen verschlungen zu werden.
In seiner großen Not wandte er sich zu Maria, dem Meeresstern und flehte im heißen Gebet um ihre Hilfe.
Da wurde ihm der Befehl erteilt, er soll, um der Gefahr zu entgehen, ein Fest zu Ehren der Empfängnis der seligsten Jungfrau am 8. Dezember anordnen und damit das Offizium von der Geburt der seligsten Jungfrau verbinden, indem nur das Wort „Geburt” in den Ausdruck Empfängnis umgewandelt werden dürfe.
Er versprachs und war gerettet.
Dies geschah im zehnten Jahrhundert.
Das Fest wurde eingeführt und verbreitete sich bald im ganzen Abendland, während es im Morgenland schon seit dem fünften Jahrhundert gefeiert wurde.
Die Feier dieses Festes beruht aber auf einer doppelten Freude des katholischen Volkes:
erstens, über den Augenblick, wo die heilige Mutter Anna aus besonderer Gnade Gottes in ihrem hohen Alter die allerseligste Jungfrau und Mutter unseres Herrn Jesu Christi empfangen hat; zweitens, daß die heilige Mutter Anna nicht bloß die allerseligste Jungfrau empfangen, sondern daß dieselbe auch unbefleckt, das heißt, frei von Makel der Erbsünde empfangen hat.
Schon seit den Zeiten der ersten Christen bildete sich unter den Gläubigen, in deren Herzen eine besondere Liebe und Verehrung zur heiligsten Jungfrau glühte, die fromme Meinung, daß Maria niemals von der Makel der Erbsünde befleckt worden, wie alle übrigen Menschen.
Sie konnten sich nicht denken, daß die Empfängnis derjenigen, welche Mutter des Sohnes Gottes werden sollte, je von der Sünde befleckt worden sei, daß die hoch begnadigte Jungfrau, welche auserwählt war, der Schlange den Kopf zu zertreten, jemals nur einen Augenblick unter der Gewalt des Teufels gestanden habe.
Dieser Meinung huldigten die gelehrtesten und frömmsten Männer schon in den ersten Zeiten der Kirche.
Die heiligen Kirchenväter und Kirchenlehrer geben der allerseligsten Jungfrau in Bezug auf ihre ganz sündenreine, makellose, unbefleckt Empfängnis die allerschönsten Ehrentitel und sprechen von ihr in den erhabensten Ausdrücken.
Sie nennen sie: Ganz unbefleckt und ohne Makel, durchaus unberührt, vollkommen unverletzt, — gänzlich unversehrt, durchaus unverderbt!
Die aller reinste Jungfrau, die heilige, unbefleckte und unversehrte Maria!
Die Makellose, die Unberührte, die Schuldlose, die Unschuldige, die Reine, die Schöne; die Schönheit der Unschuld, die unschuldigste Wohnung der Unschuld, das Fundament der Heiligkeit, zehntausendfältig rein, über unschuldig, ganz und gar über unschuldig, alles Lob, alle Glorie, alles Wunderbare übersteigend. — Sie vergleichen sie mit den übrigen heiligen Menschen und sagen von ihr:
Sie sei heiliger als die Heiligen, als die Patriarchen, als die Propheten, als die Apostel, die erste und die allererste unter den Heiligen; erhabener, schöner, strahlender, geheiligter als die Engel, reiner als die Cherubim und Seraphim, ausgezeichnete, reiner, heiliger, unschuldiger, glorreicher als Alles, was geschaffen ist.§
Sie nennen sie die Heiligkeit selbst, die Reinheit selbst, die Schönheit selbst, reiner als die Reinheit, schöner als die Schönheit, heiliger als die Heiligen, so rein, daß sich ihre Unschuld mit dem Verstand nicht fassen, noch durch Worte würdig genug ausdrücken läßt.
Sie nennen sie ferner:
Fülle des Lichtes, Aufenthalt des Lichtes, leuchtenden Palast, strahlendste Leuchte, ohne Schatten, unendlich reiner als die glänzende Sonne, Rosenzweig ohne Dornen, Lilie, unberührter Zweig, unberührte Blume, unschuldigste, heiligste, fleckenlose Taube, Tempel der Jungfräulichkeit, Gnadenhütte, Wohnung des heiligen Geistes, unverdorbenstes Gefäß, Purpurmantel von Gott selbst gewebt! —
So sprechen die Väter und Lehrer der Kirche von Maria, der unbefleckten, ohne Makel der Erbsünde empfangen, glorreichsten Jungfrau.
Kein Wunder, wenn das gläubige Volk von jedem Zweifel, ob Maria, die gebenedeite Gottesmutter, ohne Makel der Erbsünde empfangen worden, fern war und immer das Fest der unbefleckten Empfängnis mit höchster Freude und rührender Andacht feierte. §
Doch fehlte es im laufe der Zeit nicht an solchen, welche die unbefleckte Empfängnis in Abrede stellten und behaupteten, Maria sei bloß von ihrer Geburt im Mutterleib geheiligt worden, wie Johannes der Täufer, aber nicht unbefleckt empfangen.
Aber kaum war diese Behauptung aufgestellt worden, als sich auch von allen Seiten die frömmsten und gelehrtesten Männer erhoben und den frommen Glauben von der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau mit allem Scharfsinn verteidigten.
Lehrer auf den Hochschulen verpflichteten sich durch einen Eid, dieses erhabene Vorrecht der hoch begnadigten Gottesmutter zu lehren und in Schutz zu nehmen und die berühmten Orden der Franziskaner, Jesuiten und Redemptoristen predigten überall mit höchstem Eifer dem christlichen Volk, daß Maria, die gebenedeite Mutter des Herrn, vom ersten Augenblick ihrer Empfängnis an ganz unberührt von der Erbsünde und auch jeder anderen Sünde geblieben, daß sie niemals, auch keinen Augenblick von einer Sünden-Makel befleckt worden sei. —
So kam es, daß der Glaube an dieses hohe Vorrecht der allerseligsten Jungfrau in dem Herzen des Volkes immer tiefere Wurzeln faßte und in immer weitere Kreise sich verbreitete! —
Selbst die mächtigsten Fürsten rechneten es sich zur Ehre, die unbefleckte Empfängnis der Himmelskönigin zu verherrlichen.
So Kaiser Ferdinand III., Kaiser Karl VII. König Ferdinand und König Philipp von Spanien —
Bisher war aber der Glaube an die unbefleckte Empfängnis der gebenedeiten Jungfrau noch nicht ausdrücklich von der heiligen katholischen Kirche bestimmt, das heißt: es war die unbefleckte Empfängnis noch kein Glaubensartikel.
Die Päpste und Bischöfe der Kirche ließen den frommen Glauben bestehen; sie selbst waren innige Verehrer der allerseligsten Jungfrau und sahen mit Wohlgefallen die Liebe und Verehrung zu dieser süßesten Mutter unter ihren Schäflein zunehmen; sie begünstigten und beförderten nach Kräften den frommen Glauben des Volkes und beeiferten sich, das Fest der unbefleckten Empfängnis überall hin zu verbreiten.
Aber noch hatten sie nicht den feierlichen Ausspruch getan, daß Maria, die gebenedeite Mutter des Herrn, unter allen Menschenkindern das einzige Vorrecht besitze, unbefleckt von der Erbsünde empfangen zu sein, daß als jeder katholische Christ zum Glauben an die unbefleckte Empfängnis verbunden sei.
Zwar wurden im laufe der zeit die Päpste, welche Jesus Christus zu Oberhirten seiner heiligen Kirche, zu Herolden und Wächtern des heiligen Glaubens bestellt hatte, mit Bitten bestürmt, die bisherige fromme Meinung zu einem Glaubensartikel zu erheben.
Kaiser und Könige, Bischöfe und Äbte, ganze Orden sendeten deshalb dringende Bittgesuche an den päpstlichen Stuhl; jedoch die Päpste zögerten immer mit ihrer Zustimmung und Erklärung.
Obgleich ihre kindliche Liebe und Verehrung zur heiligen Gottesmutter sie drängte , den letzten glänzenden Edelstein in ihre Strahlenkrone zu setzen, so wollten sie doch nicht in einer so hoch wichtigen Sache übereilt zu Werke gehen und nur mit weiser Vorsicht handeln.
Sie flehten und ließen unaufhörlich flehen zum Vater des Lichtes um die nötige Erleuchtung; sie ließen unaufhörlich forschen nach den Zeugnissen, die von der unbefleckten Empfängnis seit den Zeiten der Apostel Kunde gaben, die selben sorgfältig prüfen und ließen nichts unversucht, um sich Gewißheit zu verschaffen, was hierin Gottes Wille sei.
Endlich, nachdem der gegenwärtig regierende Papst Pius IX. die sämtlichen Erzbischöfe und Bischöfe der ganzen katholischen Kirche auf den Erdkreis um ihre Ansicht und Erklärung befragt und aufgefordert, nach dem er die gelehrtesten Männer um ihren Rat angegangen und die bewährtesten Zeugnisse aus allen Jahrhunderten geprüft hatte, nachdem lange und viel in der ganzen katholischen Kirche um göttliche Erleuchtung gefleht worden ist, erhob der heilige Vater am Fest der unbefleckten Empfängnis, am 8. Dezember des Jahres 1854, in Gegenwart von 150 Bischöfen und eines zahllosen Volkes, in der St. Peterskirche auf seinem Thron stehend, seine Stimme und erklärte feierlich:
Die Lehre, welche festhält, daß die seligste Jungfrau im ersten Augenblick ihrer Empfängnis, vermöge einer besonderen Gnade und Bevorzugung von Seite des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu, des Erlösers des menschlichen Geschlechtes, von jeglicher Makel der Erbsünde frei bewahrt worden, ist eine von Gott geoffenbarte Lehre und muß deshalb von allen Gläubigen fest und standhaft geglaubt werden.
Der Papst hat aber mit diesem feierlichen Ausspruch nicht einen neuen Glaubensartikel aufgestellt, sondern er hat nur die uralte Lehre und den fortwährenden Glauben der Kirche im Betreff der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau als eine von Gott wirklich geoffenbarte Lehre feierlich erklärt.
Was aber Gott, die ewige Wahrheit, geoffenbart hat, muß der katholische Christ glauben, wenn er nicht sündigen und dem Gericht Gottes anheim fallen will. —
Unbeschreiblich war die Freude des katholischen Volkes in allen Ländern über diesen längst ersehnten Ausspruch des obersten Hirten der Kirche, überall stiegen Dankgebete zum Himmel empor und von tausend und tausend Lippen ertönte das Lob der aller reinsten, unbefleckten Himmelskönigin Maria.
Quellen:
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Legende von den lieben Heiligen Gottes, nach den besten Quellen neu bearbeitet und herausgegeben von Georg Ott, Stadtpfarrer in Abendsberg (1863)
Neu überarbeitet und digitalisiert von www.heiligenlegenden.de (2008)
- Bild 1: Holzstich aus dem Buch Legende von den lieben Heiligen Gottes (1863)
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