Die heilige Walburga, Äbtissin -
- Festtag, Gedenktag ist der
- * in England
- † am 25. Februar 779
Diese Heilige war, wie schon erwähnt wurde, eine Schwester der heiligen Brüder Willibald und Wunibald.
Als ihr Vater sich zu einer reise ins gelobte Land entschloß, somit im Jahre 720, war sie ungefähr 10 Jahre alt.
Sie hatte noch mehrere Geschwister, die ihr an Jahren nahe standen.
Dieser Umstand, nämlich die unerzogenen Kinder verlassen zu müssen, wollte Anfangs den Vater Richard von der Pilgerreise abhalten.
Aber bald wurde es ihm klar, daß noch ein weit sorgfältiger Vater über seine Kinder wache und daß der selbe jedes Opfer, das man ihm dar bringt, tausendfach vergelte.
In dieser gläubigen Zuversicht verließ er alles und eilte mit seinen frommen Söhnen dem heiligen lande zu.
Das irdische Land der Verheißung konnte er zwar nicht sehen, aber dafür war ihm das himmlische Erbe, die selige Heimat, das ewige Jerusalem zu Teil.
Nach der Abreise des Vaters wurde Walburga dem damals in seiner Blühte stehenden Kloster Windborn zur Erziehung übergeben.
Dieses Kloster stand damals unter der Leitung der ausgezeichnet weisen und frommen Thekla, einer Verwandten der Walburga.
Auch die heilige Lioba befand sich in diesem Kloster.
Walburga war hier in aller Gottseligkeit unterrichtet worden und lebte an der Seite heiliger Frauen ein heiliges Leben, ohne jedoch das Ordenskleid zu tragen.
Im Jahre 727 hatte sie die Freude, ihren von Rom zurück kehrenden Bruder Wunibald in Windborn zu sehen und seine eindringlichen Ermahnungen zur Nachfolge des Herrn in gänzlicher Entsagung und zum unablässigen Streben nach Heilung zu vernehmen.
Dadurch wurde sie im Leben christlicher Vollkommenheit außerordentlich gefördert.
Um den Neubekehrten in Thüringen Vorbilder eines keuschen, jungfräulichen Lebens vor Augen zu stellen und dadurch in ihnen das Streben nach heiliger Reinigkeit zu wecken, hatte der Bonifazius den Entschluß gefaßt, gottgeweihte Jungfrauen aus England zu berufen und für sie im Thüringer Lande Klöster zu gründen.
Die Neubekehrten schenkten willig und freudig zu diesem Zweck ihre Besitztümer her und so war denn die Gründung gottgeweihter Zufluchtsstätten eines heiligen Lebens nicht schwer, wenn man nur für den Anfang Klosterfrauen aus der ferne bekommen konnte.
Der Bonifazius wendete sich an das Kloster Windborn, in dem gegen 500 Jungfrauen, von denen aber nicht alle die heiligen Gelübde abgelegt hatten, in klösterlicher Zucht lebten.
Unter diesen war neben Lioba und Thekla auch Walburga.
Die frommen Jungfrauen sahen die Berufung durch den heiligen Apostel Deutschlands als einen göttlichen Ruf an und unternahmen die mühselige und gefahrvolle Reise nach Deutschland im Vertrauen auf den Beistand des Herrn.
Nachdem sie viel ausgestanden haben, kamen sie endlich nach Thüringen, wo sich damals der Bonifazius und der heilige Willibald auf hielten.
Walburga empfing aus den Händen des Apostels der Deutschen den Schleier und kam in ein Kloster Thüringens, in dem ihre Base Thekla Äbtissin war.
Man meint, es sei dies das Kloster Kissingen gewesen, das wirklich in dieser Zeit gegründet wurde.
Die Nonnen lebten nach der Regel des heiligen Benedikt.
Ihre Zeit war zwischen Gebet und Arbeit geteilt, wie es die Regel vor schrieb.
Hier blieb Walburga bis zum Jahre 754.
In dem Zeitraum von mehr als zehn Jahren machte sie große Fortschritte auf dem Wege der Vollkommenheit und war allen in und außerhalb des Klosters ein Vorbild.
Um diese Zeit hatte ihr Bruder, der heilige Wunibald, den Entschluß gefaßt, in Heidenheim auch ein Frauenkloster zu gründen.
Zu diesem Zwecke berief er seine Schwester Walburga mit mehreren Schwestern ihres Klosters zu sich.
Willig und freudig folgte sie diesem Ruf.
In der Nähe ihres gottseligen Bruders zu sein und von ihm in dem Leben der christlichen Vollkommenheit unterwiesen zu werden, hielt sie für das größte Glück.
Das neu errichtete Klösterlein war noch sehr armselig und bot Gelegenheit genug zu mannigfaltiger Entsagung und Selbstverleugnung.
Die ganze Gegend war voll Verwunderung und Erstaunen über das heilige Leben dieser gottgeweihten Jungfrauen.
Viele brachten ihnen gaben und vermachten ihnen ihre Güter.
Eben so viele kamen in ihren geistigen und leiblichen Nöten ins Kloster, und alle empfingen Trost und Hilfe.
Zugleich nahmen sich die Klosterfrauen des Unterrichts der Jugend an und erzogen und bildeten mehrere Jungfrauen für das gottgeweihte Leben im heiligen Orden aus.
So nahm die Zahl der eifrigen Dienerinen Gottes von Jahr zu Jahr immer mehr zu.
Aus dieser Zeit wird von einer wunderbaren Heilung berichtet, die durch das Gebet der heiligen Walburga geschehen ist.
Die einzige Tochter eines Edelmannes in der Nachbarschaft erkrankte und war dem Tode nahe.
Die Ärzte gaben sie auf.
Walburga hörte von dem Jammer, der dem Hause dieses Edeln drohte.
Sie begab sich im Dunkeln der Nacht zu den bekümmerten Eltern, erweckte in ihnen ein gläubiges Vertrauen auf den allmächtigen Arzt, der auch dann helfen kann, wenn die menschlichen Ärzte keinen Rat mehr wissen.
Dann verharrte sie die ganze Nacht betend bei den Kranken, und am frühen Morgen führte sie die dem Tode so nahe Jungfrau vollkommen gesund zu ihren Eltern zu.
Diese wollten die Dienerin Gottes reichlich belohnen; allein sie wies alle Geschenke zurück, forderte die Leute zum Danke gegen Gott auf und kehrte als eine demütige Magd des Herrn wieder in ihr Kloster zurück.
Sieben Jahre lang war Walburga unter der Leitung ihres heiligen Bruders Wunibald gestanden.
Jetzt traf sie ein harter Schlag.
Ihr Bruder und geistlicher Führer und Vater starb, wie wir gesehen haben, im Jahre 761.
Sein Tod war für sie äußerst schmerzlich.
Noch größer als der Schmerz über den Verlust des Bruders war ihr die Last, welche ihr der andere Bruder, der Bischof Willibald, auferlegte.
Nach seinem Willen mußte sie nämlich neben der Obsorge für das Frauenkloster auch die über das Männerkloster übernehmen.
Dieser Last hätte sie ohne besonderen göttlichen Beistand wohl unterliegen müssen.
Von nun an wendete sie sich in all ihren Anliegen unmittelbar an den Herrn und Bräutigam ihrer Seele, an Jesus Christus, dem sie in unablässigem Gebete diente, dem sie ihr Kreuz nach trug, dem sie ähnlich zu werden aus allen Kräften sich Mühe gab.
Und in all ihren Unternehmungen fand sie an ihm einen treuen Ratgeber und einen mächtigen Helfer.
Die Mönche gehorchten der heiligen Vorsteherin mit aller Ehrerbietung.
Als es einmal ein Kirchendiener an diesem gehorsam wollte fehlen lassen, wurde er auf wunderbarere Weise zurecht gewiesen und beschämt.
Der selbe sollte nämlich für die Beleuchtung des Klosters zur Nachtzeit Sorge tragen.
Diese Beleuchtung schien ihm überflüssig und wurde darum von ihm trotz der Ermahnung von der heiligen Walburga unterlassen.
Die Heilige begab sich in einen Winkel des Klosters und bat den Herrn, er wolle in seiner Güte für die Beleuchtung des Hauses sorgen.
Augenblicklich ergoss sich ein wunderbarer Lichtglanz durch das ganze Kloster hin und beleuchtete es die ganze Nacht hindurch.
Walburga aber gab dem Herrn die Ehre, der das Gebet seiner demütigen Magd so gnädig erhört hatte, und dankte mit den staunenden Schwestern für diese Gnadenerweisung.
So geschützt durch die Nacht des Herrn stand die Heilige siebzehn Jahre lang den beiden Klöstern vor, indem sie in Wahrheit allen diente und sich selbst als die Geringste aus allen erklärte.
Endlich kam auch für sie die Stunde des Scheidens.
Sie bereitete sich auf diese Stunde durch den Empfang der heiligen Wegzehrung vor und verschied selig im Herrn am 25. Februar 779 im neun und sechzigsten Jahr ihres Lebens.
Von ihrem Leichnam verbreitete sich ein himmlischer Wohlgeruch, den alle als ein Zeugnis ihrer inneren Reinigkeit und Heiligkeit erkannten.
Der heilige Willibald ließ die Überreste seiner heiligen Schwester neben den zwei Jahre zuvor erhobenen Reliquien des heiligen Wunibald beisetzen, wo sie gegen neunzig Jahre von den Gläubigen verehrt und durch viele Wunder verherrlicht wurden.
Nach Abbruch und Neubau der Klosterkirche zu Heidenheim wurden die Reliquien dieser Heiligen und ihres Bruders Wunibald nach Eichstätt gebracht, den 21. September 870.
23 Jahre später kam ein Teil dieser Reliquien in das neu gegründete Kloster Monheim.
Bei der Übertragung der selben geschahen mehrere wunderbare Heilungen.
Zugleich bewahrte man damals die ersten Spuren des wunderbaren Ölflusses aus den Brustgebeinen der heiligen Walburga, die unablässig in Eichstätt blieben.
Offenbar aber wurde dieses Wunder erst, als im Jahre 1040 unter Bischof Heribert diese Reliquien in das Sepulchrum des Hochaltars der neu erbauten Klosterkirche gesetzt wurden.
Seitdem haben Unzählige bei diesem heiligen Leichnam eine Anregung zum lebendigen Glauben und zur kindlichen Andacht erlangt, und gar vielen ist das wunderbar fließende Öl eine heilsame Arznei in mannigfaltigen Krankheiten des Leibes geworden.
(Bolland. Seiters.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Magnus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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