Der heilige Virgilius, Bischof von Salzburg -
- Festtag, Gedenktag ist der 27. November
- * in Irland
- † am 27. November 780
Virgilius war in Irland von frommen, adeligen Eltern geboren und schon in seiner frühen Jugend mit den Wissenschaften vertraut geworden.
Man hielt ihn für einen der gelehrtesten Männer seiner Zeit.
Zur Zeit, als Karl Martel das fränkische Reich regierte, kam Virgilius nach Frankreich.
Dort vernahm er, welch ein weites Feld den Glaubenspredigern in Bayern noch offen stünde und wie sehr man dort nach geistlichen Arbeitern verlangte.
Virgilius, damals schon Priester, begab sich also nach Bayern und kam um das Jahr 738 an den Hof des Herzogs Odilo.
Damals war der heilige Bonifazius eben mit der Ausrottung der Irrlehren und Laster des verwahrlosten Volkes beschäftigt.
Odilo übergab dem Virgilius das vom heiligen Rupert gestiftete Kloster St. Peter in Salzburg.
Virgilius wanderte indessen als Glaubensprediger im Lande umher, verkündete allenthalben das Evangelium und unterrichtete die unwissenden Geistlichen.
Er traf nämlich unter anderen auch einen Priester, der nicht einmal die Taufformel richtig aussprechen konnte.
Nebst dem gab es aber auch solche, die beim Taufen nicht einmal die Namen der drei göttlichen Personen aus sprachen und deren taufe daher ungültig war.
Über diesen Punkt kam Virgilius mit dem heiligen Bonifazius in Streit.
Dieser verlangte selbst da die Wiederholung der Taufe, wo die Worte unrichtig ausgesprochen waren.
Die Sache kam nach Rom.
Der Papst Zacharias erklärte sich gegen Bonifazius, daß die fehlerhafte Aussprache der Worte die Taufe nicht ungültig mache.
Bald darauf erhoben sich Klagen gegen Virgilius, daß er Irrtümliches lehre.
Man sagte, er behauptet, unter der Erde befänden sich auch Menschen, denen die Sonne und der Mond scheinen, wie uns.
Die ganze Irrlehre scheint nichts anderes, als eine bessere Kenntnis unseres Erdkörpers gewesen zu sein.
Virgilius nahm die Zurechtweisung hin und arbeitete unermüdet an der Bekehrung der in Unglauben und Laster versunkenen Einwohner des Landes.
Um das Jahr 754 begab sich der eifrige Missionar nach Frankreich, zum König Pipin, der kurz vorher vom heiligen Bonifazius gekrönt wurde.
Hier traf er den Papst Stephan III., der gekommen war, um den König gegen die Longobarden zu Hilfe zu rufen.
Pipin bewunderte das Talent und den Eifer des Virgilius und behielt ihn zwei Jahre lang an seinem Hof.
Einige Jahre später 757 fand der König Gelegenheit, seine große Verehrung gegen Virgilius offen an den Tag zu legen.
Das Bistum Salzburg war seit dem Tode des Bischofs Johannes schon mehrere Jahre erledigt.
Pipin ernannte den Virgilius zum Bischof von Salzburg, ohne sich an dessen entschiedene Weigerung zu kümmern.
Dies geschah um das Jahr 764.
Virgilius übernahm nun die Leitung der Kirche Salzburgs.
Noch hatte er die bischöfliche Weihe nicht empfangen.
Erst zwei Jahre nach dem Antritt seines Oberhirtenamtes ließ er sich zum Bischof weihen.
Bis dahin spendete ein griechischer Bischof mit dem Namen Dobda, das heilige Sakrament der Firmung und der Priesterweihe.
Jetzt aber drangen die benachbarten Bischöfe in ihn, daß er selbst die bischöfliche Konsekration empfangen und alle Funktionen seines Amtes übernehmen sollte.
Vom Jahre 766 angefangen arbeitete er als wirklicher Bischof mit ausgezeichneter Hirtentreue in dem ihm anvertrauten Weinberge.
Er verteidigte mit allem Nachdruck die rechte seiner Kirche und hielt unter seiner Geistlichkeit strenge kirchliche Zucht.
Dabei war er der Diener aller und suchte in aufrichtiger Selbstverachtung allein nur die Ehre Gottes und die Verherrlichung seiner heiligen Kirche.
Schon als Abt von St. Peter hatte er für die Wiederaufbau des Klosters St Maximilian im Pongau, das seit langer Zeit im Schutt gelegen war, die größte Sorgfalt verwendet.
Dieses Kloster war nämlich wie das von St. Peter in Salzburg vom heiligen Rupert gegründet worden und sollte ein von St. Peter abhängiges Priorat bleiben.
Nun hatte aber Herzog Odilo dieses Kloster einem Priester Namen Ursus, als Abtei übergeben, und dieser wollte von einer Abhängigkeit nichts wissen.
Darüber entstand ein Streit, der erst nach dem Tode des heiligen Virgilius zu Ende kam.
Außerdem erbaute der heilige Bischof eine eigene Domkirche in Salzburg, die er im Jahre 773 ein weihte und in die er einen Teil der Reliquien des heiligen Rupert übertrug.
Wie ehedem, so war Virgilius auch als Bischof noch fortwährend Glaubensprediger unter den Heiden.
Die Grenzen seiner Diözese begrenzten seine apostolische Wirksamkeit nicht.
Vorzüglich lagen ihm die östlich wohnenden Slawen, die Karanthanen (Karanthanen = ein damals slawisches Fürstentum mit Zentrum auf dem Gebiet des heutigen Kärnten), am Herzen.
Diese waren noch größtenteils in den Finsternissen des Heidentums befangen.
Als ihr Anführer Chetimar den Glauben angenommen und die Taufe empfangen hatte, sendete ihm Virgilius auf seine Bitte mehrere Priester von dem Kloster St. Peter, dann aber begab er sich selber in das Kärntnerland, die letzten Überreste des Götzendienstes selbst zu zerstören.
Der Segen des Herrn war mit ihm und seinen treuen Mitarbeitern; das ganze Land wurde der Kirche gewonnen.
Jetzt wollte er noch den Ufern der Donau wohnenden Hunnen das Evangelium verkünden.
Aber von diesem Unternehmen wissen wir keinen glücklichen Erfolg.
Dagegen kam Chetimar, der Anführer der Karanthanen, nach Salzburg, um seinen Dank für die Erleuchtung des Evangeliums dem Herrn dar zubringen.
Im Kloster des heiligen Petrus bekannte er sich durch einen feierlichen Akt als einen Knecht des Herrn der Heerscharen und brachte zur Anerkennung der Oberherrlichkeit des Allerhöchsten ein entsprechendes Opfer dar.
Dies Bekenntnis wiederholte er alle Jahre, so lange er noch lebte.
Nach dem Tode Chetimars kam Watung zur Herrschaft.
Dieser war nicht bloß Erbe seiner Herrschaft, sondern auch seines Glaubens und seiner Frömmigkeit.
Auch er nahm die von Virgilius ihm gesendeten Glaubensprediger mit kindlicher Liebe auf, behandelte sie mit aller Ehrerbietung und unterstützte sie in ihrem heiligen Berufe auf jede mögliche Weise.
Diese Sorgfalt für die Ausbreitung des Glaubens unter den Karanthanen erwarb dem heiligen Virgilius den Namen eines Apostels des Kärntnerlandes.
Vierzehn Jahre lang hatte er jetzt die Kirche Salzburgs regiert.
Nun wollte er noch einmal seine ganze Diözese bereisen und auch alles die Gegenden besuchen, in denen durch ihn und durch seine Jünger das Evangelium war verkündet worden.
Wo er noch Überreste des Heidentums fände, wollte er sie gänzlich ausrotten, um seine ganze Gemeinde unbefleckt und unsträflich dem Herrn dar zu stellen.
Schon hatte er alle Orte seines Sprengels besucht, schon war er bis zu den entferntest wohnenden, christlichen Slawen gelangt, als ihm auf einmal eine bedenkliche Krankheit überfiel.
Dadurch genötigt, eilig zurück zu kehren, kam der eifrige Hirte wieder nach Salzburg, wo er wenige tage nach seiner Rückkehr selig im Herrn entschlief.
Sein Todestag fiel auf den 27. November des Jahres 780.
Sein heilige Leichnam wurde im Kloster zu St. Peter begraben.
Mehrere Jahrhunderte später, zur Zeit der Streitigkeiten des Kaisers Friedrich Barbarossa mit dem Papste Alexander III. (1159 - 1181) wurde das Kloster St. Peter bis auf den Grund zerstört, der Erzbischof vertrieben und das ganze Gebiet verwüstet.
Dies gab Anlaß zu einer neuen Offenbarung der göttlichen Macht durch die Fürbitte des heiligen Virgilius und zur Verherrlichung dieses Heiligen.
Denn, als Conrad von Wittelsbach, damals Erzbischof von Salzburg die Kirche des heiligen Petrus wieder aus dem Schutt erheben wollte, kam man beim Nachgraben auf ein Gewölbe, welches den Leichnam des Heiligen in sich beschloß.
Kaum hatte sich die Nachricht von der Auffindung dieses kostbaren Schatzes verbreitet, als eine große Menge des Volkes sich um das Grab des Heiligen versammelte, um dem heiligen Patron die gebührende Verehrung zu bezeugen.
Da geschahen denn auch unzählige Wunder an Blinden und Lahmen und mit allerlei Gebrechen Behafteten.
Unter der Schar der frommen Gläubigen war aber auch ein Diakon, der über all diese Wunder spottete.
Zur Strafe für seinen Frevel wurde er plötzlich von einer schauerlichen Krankheit befallen und vom bösen Geiste schrecklich geplagt.
Nun nahm er seine Zuflucht zu dem Heiligen, dessen er vorher gespottet hatte, warf sich bei seinem Grabe auf die Erde nieder und bat ihn um seine Fürbitte bei Gott.
Darauf erhielt er wieder seine Gesundheit und blieb sein Leben lang ein eifriger Verehrer des Heiligen.
Nachdem so viele Wunder dieses apostolischen Mannes bekannt und geprüft worden waren, setzte ihn Papst Gregorius IX. in die Zahl der Heiligen.
Das Erzbistum Salzburg aber verehrt ihn als einen besonderen Patron.
(Baillet, Vie des Saints.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Virgilius Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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