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Der heilige Magnus
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Der heilige Magnus -

  • Festtag, Gedenktag ist der
  • * in ?
  • am 6. September im Jahre 655 mit 72 Jahren

Schon ehe der heilige Eustasius seine Missionsreise nach Bayern antrat, war Columban, der Gründer und Vater der burgundischen Klöster vom König Theodorich aus seinem Kloster vertrieben worden. Der König hatte den Befehl gegeben, Columban und alle die Mönche, die mit ihm aus Irland gekommen waren, sollten das Land räumen. Dieser feindselige Befehl war die Veranlassung eines großen Segens, der bald darauf den südlichen Bewohnern des jetzigen Bayerns zu Teil wurde.

Columban zog mit mehreren seiner Jünger südwärts und ließ sich in der Nähe des Zürcher See`s nieder. Hier fand er teils Heiden, teils solche Christen, die heidnische Gebräuche mit den christlichen Übungen vermengten. Diesen Allen predigten Columban und seine Genossen das Evangelium. Viele von den Heiden ließen sich taufen, und die getauften entsagten den abergläubischen Bräuchen. Die Unbekehrbaren wurden recht feindselig gegen die heiligen Männer und vertrieben sie.

Jetzt begaben sich Columban und seine Jünger in die Gegend des Bodensee`s. In Arbon, nicht weit vom jetzigen St. Gallen, trafen sie einen katholischen Priester Namens Willimar. Dieser hatte dort eine christliche Gemeinde, die er mit Hilfe seiner Diakonen lehrte und leitete.

Willimar war hoch erfreut über die Ankunft der Missionare. Er verpflegte sie mehrere Tage und wies ihnen dann die Gegend von Bregenz als ein geistiges Ackerfeld an, auf dem sie mit großem Segen wirken könnten. Dort war früher schon eine christliche Gemeinde gewesen, wie sie in Arbon noch bestand. Dort war noch eine Kirche, die der heiligen Aurelia geweiht war und einst zur Feier des Gottesdienstes gedient hatte; jetzt aber war sie in einen Götzentempel umgewandelt.

Die Glaubensboten fuhren nun von Arbon nach Bregenz über. Unter den selben wird vorzüglich Gallus genannt. Dieser war mit Columban aus Irland gekommen und mit ihm aus dem Kloster Luxeuil in Burgund vertrieben worden. In seiner mächtigen Beredsamkeit und in der Kraft des Geistes bekehrte er viele zum Glauben. Er zerschmetterte die heidnischen Götzen, die man in der Aureliakirche aufgestellt hatte und warf die Trümmer in den Bodensee. Jetzt wurde wieder das heilige Opfer darin gefeiert wie ehedem.

Doch auch hier blieben viele ihrem heidnischen Aberglauben zugetan. Diesen war die Wirksamkeit der heiligen Männer ein Ärgernis. In ihrer Feindseligkeit erwirkten sie vom alemannischen Herzog Gunzo in Überlingen einen Befehl an die Missionare, sie sollten die Gegend verlassen. Zugleich fielen sie über die Diener Gottes her, plünderten ihre Wohnung und schlugen zwei der selben tot.

Zum dritten Male ergriff Columban seinen Wanderstab. Er wendete sich nach dreijährigem Aufenthalt in Bregenz nach Italien zu und ließ sich in Bobbio, im Longobardischen, nieder. Gallus war krank zurück geblieben. Das war dem Columban nicht recht. In der Meinung, die Scheue vor neuen Mühseligkeiten halte seinen bisher so treue Gefährten ab, untersagte er dem Gallus, das eilige Opfer dar zu bringen, so lange er selber am Leben bleibe.

Aber Gallus war wirklich krank und kam nach der Abreise seines geistlichen Vaters ganz elend nach Arbon zurück, zum Priester Willimar. Dieser nahm ihn mit Freuden auf, wies ihm nächst der Kirche eine Wohnung an und übergab ihn der Pflege zweier von seinen Diakonen. Einer dieser Diakonen hieß Magnoald und wurde später Magnus genannt.

In dieser sorgfältigen Pflege ist Gallus bald von seiner Krankheit genesen. Jetzt suchte er wieder einen Ort auf, an dem er dem Dienste Gottes und der Verkündigung des Evangeliums leben konnte. Der Diakon Hiltibold begleitete ihn. Sie gingen südwärts und fanden eine Stelle, die Gallus auf göttliche Mahnung hin als seinen künftigen Wohnort erkannte. Diese Stätte weihte er durch dreitägiges Beten und Fasten ein. Dann kehrte er wieder zum Priester Willimar zurück und berichtete ihm von seinem Vorhaben.

Willimar war hoch erfreut, einen so treuen Mitarbeiter in seiner Nähe zu haben. Der Ort war nämlich nur ein paar Stunden von Arbon entfernt. Der fromme Priester gab ihm zwei Diakonen mit, den schon genannten Magnoald und den Theodor. Mit diesen zwei Dienern Gottes begann Gallus den Bau des segensreichen Werkes, das über tausend Jahre die herrlichen Früchte gebracht hat   —   die Gründung des Klosters St Gallen. Die Wildnis wurde urbar gemacht, das verderblich Ungeziefer wurde durch göttliche Wunderkraft entfernt. In die ausgereutete Ebene bauten die Diener Gottes ihre Zellen und ein Bethaus. Das geschah um das Jahr 613.

Die Wundergabe des heiligen Gallus war im ganzen Land bekannt. Der alemannische Herzog Gunzo in Überlingen hatte eine Tochter, die an einer bösartigen Krankheit nieder lag. Niemand wußte Hilfe. Nun sendete der Herzog an denjenigen, dem er mit seinem Lehrmeister Columban das Land zu räumen befohlen hatte, Boten aus, mit der dringenden Bitte, er möchte doch die arme Tochter von ihrem Elend befreien. Gallus kam. Auf sein Gebet wurde die Kranke geheilt. Durch Gottes Gnade wurde ihr Herz so bewegt, daß sie nach der Genesung augenblicklich sich entschloß, der Welt zu entsagen und als gottgeweihte Jungfrau zu leben. Die vom Herzog empfangenen Geschenke ließ Gallus durch seine Diakonen unter die Armen verteilen. Als Magnoald ein kostbares silbernes Gefäß, das man als Kelch benützen konnte, für den kirchlichen Gebrauch am Altar retten wollte, sagte der Heilige zu ihm: „Gedenke der Worte, die der Apostel zum Lahm geborenen gesprochen: Gold und Silber habe ich nicht! und wende dies Gefäß mit den übrigen Geschenken den Armen zu.”

Das erledigte Bistum Konstanz, das ihm vom Herzog Gunzo angetragen wurde, schlug Gallus mit aller Entschiedenheit aus. Als er dann genötigt wurde, bei der Bischofswahl zu erscheinen, und die gesamte Geistlichkeit ihn zum Bischof wählte, lehnte er die Wahl ab und empfahl statt seiner den Diakon Johannes. Diesen hatte er seit drei Jahren für das so wichtige Amt eines Bischofs heran gebildet. Der selbe wurde auch wirklich zum Bischof gewählt und regierte die große Diözese zum Segen der Gläubigen.

Bald darauf befahl Gallus seinem Diakon Magnoald eines Morgens nach dem Frühgebete, er solle die priesterlichen Gewande und die heiligen Gefäße zur Feier des Opfers herrichten. Magnoald staunte über diesen Befehl, denn er mußte, daß Columban seinem Jünger die Feier der heiligen Messe bei seinen Lebzeiten verboten hatte. Gallus offenbarte ihm nun, er habe in verflossener Nacht, durch göttliche Offenbarung erfahren, daß Columban verschieden sei. Nach der heiligen Messe aber sprach er zu Magnoald: „Mache dich eilends auf, ziehe nach Italien, bis du zum Kloster Bobbio kommst. Dort erkundige dich genau nach Allem, was sich mit meinem Abte zugetragen hat. Hast du dich nach Allem erkundigt, dann kehre sogleich wieder zurück und berichte mir Alles.” Magnoald warf sich dem Heiligen zu Füßen und erinnerte ihn, Daß er dieser Wege so ganz unkundig sei. Gallus aber ermutigte ihn mit den Worten: „Ziehe hin, der Herr wird deine Schritte leiten.” Jetzt begab sich Magnoald, mit dem Segen seines Meisters begleitet, auf die Reise.

In Bobbio angekommen verweilte Magnoald eine Nacht im Kloster. Die Brüder gaben ihm ein Schreiben an Gallus mit und übersendeten ihm auch den Stab des heiligen Abtes. Diesen an Gallus zu senden, hatte ihnen der sterbende Columban aufgetragen. Gallus sollte daran eine Versicherung haben, daß er jetzt des Verbots, das heilige Opfer dar zu bringen, enthoben sei.

Am achten Tag nach seiner Abreise von Bobbio kam Magnoald wieder bei seinem Lehrmeister Gallus an. Dieser las das Schreiben der Brüder unter Tränen, versammelte seine Jünger, deren es nunmehr schon zwölf waren, verkündete ihnen die Todesnachricht seines heiligen Lehrers und brachte für den selben das heilige Opfer dar.

Indessen war ihm im Stammkloster zu Luxeuil der heilige Abt Eustasius gestorben. Die Brüder sandten eine Botschaft an den heiligen Gallus mit der Bitte, er möchte die Leitung ihres Klosters als Abt übernehmen. Gallus lehnte auch diese Bürde ab. Er wollte an der ihm von Gott gewiesenen Stelle bleiben. Nur seinen Freund, den Priester Willimar, besuchte er noch kurze Zeit vor seinem Ende. Es war eben das Fest des heiligen Erzengels Michael. Eine zahllose Volksmenge hatte sich zum Feste versammelt. Der Heilige hielt eine Predigt voll Weisheit und Salbung. Es war die letzte, die er gehalten. Bald darauf ergriff ihn ein heftiges Fieber, so daß er nicht mehr in seine Zelle zurück kehren konnte. Der fromme Priester Willimar pflegte den Kranken. Nach vierzehn Tagen verschied der Heilige, den 16. Oktober 625, zehn Jahre nach dem Tode seines Lehrers Columban.

Nach seinem Tode übernahm Magnoald die Leitung der Genossenschaft. Drei Jahre lang lebten die Brüder in gewohnter Weise nach der Regel des heiligen Columban zusammen. Auf einmal fiel eine Räuberschaar unter Anführung Othwins, eines Häuptlngs roher Bergbewohner, in der Gegend ein, plündernd und mordend, wo sie hinkamen. Viele von den Bewohnern der Gegend hatten hab und Gut in der Gallus Zelle verborgen und sich selber in die Berge geflüchtet. Dies und selbst die heiligen Gefäße wurden von den Räubern geplündert. Alles wurde verwüstet, selbst die Gebeine des heiligen Gallus aus ihrer Ruhestätte herausgeworfen, weil man dort vergrabene Schätze zu finden hoffte. Aber über diesen Frevel wurden die Räuber von plötzlichen Schrecken ergriffen und ihr Anführer verfiel der Tobsucht.

Die Nachricht von diesem Frevel verbreitete sich in der ganzen Gegend. Auch der Bischof von Konstanz, Boso, der Nachfolger des Johannes, erhielt Kunde davon. Er eilte mit mehreren Klerikern zur Gallus Zelle, tröstete die Beraubten, legte die Gebeine des heiligen Gallus wieder in ihr Grab und erlaubte dem Magnoald und Theodor, eine Missionsreise in andere Gegenden zu unternehmen.

Die beiden Jünger des Gallus wußten noch nicht, wohin sie ihren Weg nehmen sollten. Sie wendeten sich bittend an den Herrn, er wolle ihnen die Wege weisen, die sie zu gehen hätten. Während ihres Gebets kam ein fremder Priester, mit dem Namen Tosso, zu der Zelle des heiligen Gallus, um dort seine Andacht zu verrichten. Dieser erzähle ihnen, wie er auf seiner Reise vom Augsburgischen herüber durch Gegenden gekommen ist, in denen die Leute noch ohne Kenntnis des Christentums und ohne Belehrung und Zucht wären, und welch ein weites Feld sich hier für die geistliche Arbeiter öffnete.

Magnoald und Theodor sahen die Ankunft dieses Priesters als eine Schickung Gottes und die Nachricht von dem geistigen Elend dieser Gegenden als Mahnruf des Herrn an, dahin zu gehen und dort selbst im Dienste des Herrn zu arbeiten. Am anderen Morgen nahmen sie Abschied am Grabe ihres heiligen Lehrers und traten ihre Wanderung in Begleitung des fremden Priesters an. Der Weg führte sie am See hinauf dem Rhein entgegen. Nachdem sie auf dem Rhein über gesetzt hatten, kamen sie nach Bregenz, wo ehedem Columban und Gallus an der Bekehrung der Einwohner drei Jahre lang gearbeitet hatten. Hier begegnete ihnen ein blinder Bettler, der sie um Almosen ansprach. Magnoald sprach zu ihm: „Ich bin nicht wert, mich dem Heiligen gleich zu stellen, der gesprochen: Silber und Gold habe ich nicht! aber im Namen desjenigen, der ihm die Macht gegeben, zu tun, was er getan, und der dem Blinden das Augenlicht gegeben, bitte ich, es sollen deine Augen geöffnet werden, daß du sehest, und daß du durch Arbeit dein Brot verdienen kannst.” Und nachdem er dies gesprochen hatte, bestrich er des Blinden Augen mit seinem Speichel. Augenblicklich strömte eine Menge Blut aus seinen Augen; die Augen waren geöffnet, der Blinde sah, fiel dem Heiligen zu Füßen und sprach: „Herr ich sehe, daß du groß bist und daß deine Werke groß sind. Ist es dir recht, so will ich dir folgen, wohin du auch immer gehen magst.” Magnoald antwortete: „Willst du dem Herrn dienen, so folge mir.”

Auf dieses Wunder hin wurde Magnoald Magnus genannt. Die Wanderer zogen weiter. Der Blind gewesene begleitete sie unter lauten Lobpreisungen Gottes und Danksagung für das wunderbar erlangte Augenlicht.

Nach einigen Tagen kamen sie zu einem Ort, den man Kempten heißt. Es war dies eine schöne Stadt aber menschenleer. Sie ist an einem Fluß gelegen, der den Namen Iller hat und sehr reißend ist. Der Priester Tosso gab den beiden Wanderern diese Auskunft und mahnte sie, hier schnell weiter zu gehen und ja nicht über Nacht zu bleiben; denn hier in der verödeten Stadt hausten Schlangen und Drachen und allerlei Ungeziefer. Viele, die der Jagd halber hier her gekommen sind, hätten schon ihr Leben eingebüßt.

Darauf entgegnete Magnus: „Wahrhaftig, unser Herr Jesus Christus ist mächtig genug, auch dieses Gewürm aus diesem Orte zu verbannen, wie er die Macht hatte, Bären und Wölfe und andere wilde Tiere, auch Gewürm und Dämonen durch das Gebet unseres Herrn und Lehrmeisters Gallus von dem Orte zu vertreiben, den er sich für den Bau seiner Zelle und als seine Grabstätte erwählt hatte. Wir müssen also, wenn Gott es geschehen läßt, diese Nacht hier bleiben.” Dann wandte er sich zu Theodor und sprach: „Deine Sache ist`s, zu beten und die Barmherzigkeit Gottes anzurufen, daß Er und das Gewürm und die bösen Geister, die unter ihnen sich verbergen, vertreiben helfe; denn durch dich soll dieser Ort zubereitet und erbaut werden. Darum wollen wir vereint beten, der Herr wolle uns erhören und diesen Ort reinigen, da der selbe wegen des Gewürms unwohnlich geworden ist.”

Auf diese Rede begaben sie sich ins Gebet. Während sie aber auf den Knieen liegend beteten, kam aus dem Gemäuer der Stadt eine Schlange von ungeheurer Größe hervor und stürzte gerade zu auf die Betenden los. Da der Priester Tosso sie erblickte, rief er auf: „Wehe mir, der ich euch hier her geführt!” Und sogleich sprang er neben dem Blind gewesenen auf einen Baum. Magnus und Theodor vertrauten auf die Erbarmung des Herrn. Theodor betete, Magnus aber ergriff den Stab des heiligen Columban, den er vom heiligen Gallus geerbt hatte, und ein Kruzifix, ging dem Untier entgegen und sprach: „Im Namen meines Herrn Jesu Christi befehle ich dir, hier zu bleiben. Den bösen Geist aber, der in dir wohnt, beschwöre ich, daß er dich zerreiße.” Nach diesen Worten versetzte er dem Untier einen Schlag auf den Kopf, und dieses barst mitten entzwei.

Theodor dankte Gott für dieses Wunder, das sein heiliger Gefährte im Namen des Herrn gewirkt hatte; die Wanderer blieben eine ganze Woche in dem von der verderblichen Bestie befreiten Ort, und viele Menschen kehrten wieder zurück. Die Männer Gottes verkündeten den Leuten in der Gegend das Evangelium. Viele bekehrten sich und empfingen die Taufe.

Zur geistlichen Pflege dieser neu Bekehrten und zur weiteren Verbreitung des Glaubens ließ Magnus den Theodor samt den Blind gewesenen in Kempten zurück. Theodor versprach dem Magnus ihn zu besuchen, sobald er Kunde von seinem künftigen Wohnplatz erhalten werde.

Magnus und Tosso setzten ihre reise fort. Sie wendeten sich dem Lechfluße zu und kamen nach Epsach, wo sich eben der Bischof Wikterp von Augsburg aufhielt. Dieser hatte hier eigenen Grund und Boden nebst einem Wohnhause und einer dem heiligen Laurentius geweihten Kirche.

Tosso erzählte seinem Bischof von den Männern, die er in St. Gallus Zelle getroffen und von da her mit gebracht hatte. Insbesondere erstattete er ihm Bericht über die Wunder, die Magnus auf dem Wege hierher gewirkt hatte. Magnus blieb mehrere Tage bei dem Bischof und erzählte ihm von seinem Lehrmeister Gallus und dessen Wirksamkeit. Zugleich bat er den Bischof, er möchte ihm einen Bezirk zuweisen, indem er nach dem Vorbild seines Meisters am Heile der Seelen arbeiten könnte. Magnus selbst deutete auf die Gegend am Gebirge, die ihm für sein Missionswerk besonders geeignet schien.

Der Bischof erwiderte darauf: „Diese Gegend ist von Bergen eingeschlossen, unwohnlich für Menschen, voll von jeder Art Wild, von Hirschen, Ebern und Bären, die sich dort aufhalten. Dieser Waldbezirk ist das Jagdgebiet Pipins, des Hausmeisters unseres Königs. Auch gibt es dort viele Schlangen und allerlei Gewürm.”

Alle diese Gefahren schreckten den Diener Gottes nicht ab. Er erinnerte den Bischof an die Wirksamkeit seines Lehrers Gallus und sprach sein Vertrauen auf den Herrn, daß auch ihm werde die Macht gegeben werden über alle Bosheit und Arglist der Hölle, vor dem staunenden Bischof aus. Dieser versah den Heiligen Missionar mit den notwendigsten Lebensmitteln, gab ihm den Priester Tosso und einen Begleiter mit und entließ die Männer Gottes mit seinem Segen.

Die Wanderer gingen am linken Lechufer aufwärts und kamen in die Gegend, wo jetzt Roßhaupten steht. Hier hielt sich i einer Schlucht ein großer Lindwurm auf, der Menschen und Tiere anfiel und für die ganze Gegend ein Schrecken war. Hier wollen wir diese nacht bleiben und Gott bitten, er möge die Gegend von dem Untier befreien und unseren weiteren Weg sichern. So sprach Magnus zu Tosso und beide begaben sich ins Gebet. Mitten in der Nacht ließ sich Magnus die Höhle des Untiers zeigen und begab sich dahin. Tosso wollte ihn von diesem gefahrvollen Gang abhalten; aber Magnus sprach in seinem festen Vertrauen auf den Herrn: „Ist Gott für uns, wer wird dann gegen uns sein? Sollte Derjenige, der den Daniel aus der Löwengrube gerettet hat, nicht die Macht haben, auch mich aus der Gewalt dieses Untiers zu befreien?” Er nahm geweihtes Brot in die Tasche, hatte den Stab des heiligen Gallus in seiner Hand, das Kreuz mit den Reliquien an seinem Hals und trug noch einen Pechkranz mit sich. Nachdem man ihm die Höhle des Lindwurms gewiesen hatte, warf er sich auf seine Knie nieder und betete: „Allmächtiger Gott! Du hast mich diese Gegend geführt. Sende mir nun auch deinen Engel zum Schutze, wie du ihn dem Tobias gesendet hast! Er wolle mich aus dem Rachen dieser Bestie erretten und diese Gegend von so schrecklicher Plage befreien.” Jetzt bezeichnete er sich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und genoß etwas vom geweihten Brot und Wasser. Plötzlich stürzte das Untier auf ihn los; Magnus aber schleuderte ihm den brennenden Pechkranz in den Rachen und rief: „Stehe mir bei, mein Herr und Gott!” Der Lindwurm bäumte sich auf und zerplatzte.

Der Wegweiser hatte dies von ferne gesehen. Augenblicklich lief er zu Tosso und berichtete den Vorgang. Als sie sich zur Höhle begaben, trafen sie den Magnus auf den Knien betend. Tosso aber rief auf zum Herrn: Wir danken dir, o Gott daß du uns diesen so großen Mann hast finden lassen. Durch seine Verdienste werden diese Gegenden gereinigt, und nachdem sie bisher unnütz gewesen sind, zu Wohnstätten für Menschen zubereitet werden.

Von hier gingen sie über den Lech und fanden dort eine weite, freundliche Ebene Hier stand etwa dreißig Fuß vom Lech entfernt ein gar stattlicher Baum. An diesen Baum hängte Magnus sein Kreuz mit den Reliquien auf. Dann weihte er im gemeinschaftlichen Gebet mit Tosso die Stelle zu seinem Betorte ein. Neben dem selben erbauten sie jetzt ein Kirchlein und ließen dann den Bischof Wikterp bitten, daß er es einweihe. Der Bischof kam von Epsch her und weihte das Kirchlein zu Ehren der Mutter Gottes und des heiligen Florian ein.

Tosso blieb hier als Seelsorger. Magnus ging am rechten Lechufer aufwärts bis zu der Stelle, wo der Lech durch wilde Felsenschluchten sich sein Beet bereitet hat. Dort hatten schon die Römer ein Kastell angelegt und es Fauces genannt. Magnus schritt über den Lech und erbaute am linken Ufer des selben eine Zelle und ein kleines Bethaus. Dies ist der Anfang des in späteren Zeiten berühmten Klosters Füssen und dessen prachtvoller Kirche.

Wikterp überließ dem Magnus einige Kleriker, mit denen dieser in klösterlicher Gemeinschaft zu leben begann und den umliegenden Bewohnern das Evangelium verkündete. Auf die Bitte des Bischofs überdies der Hausmeister Pipin von Heristal der neuen Klostergemeinde die den Ort umgebende Wildnis. Diese wurde von den Dienern Gottes urbar gemacht.

Indessen hatte Theodor in Kempten eine christliche Gemeinde gegründet und dort ein Kirchlein gebaut. Er kam nun zu Magnus und begab sich mit ihm nach Epsach, um den Bischof zu bitten, das Kirchlein einzuweihen. Dieser befand sich eben im Gebet, als die beiden Mönche ankamen. Im Gebet war ihm eine höhere Mahnung zu Teil geworden, er sollte den Magnus zum Priester weihen.

In der unvermuteten Ankunft des Magnus erkannte er eine Bestätigung dieser inneren Mahnung. Allein Magnus weigerte sich, diese Würde anzunehmen; denn er sei der selben nicht würdig. Während er seine Unwürdigkeit aussprach, strahlte über seinem Haupte vor dem Angesicht des Bischofs und Theodors eine herrliche Krone. Wikterp bestand auf seinem Vorhaben, weihte ihn zum Priester und sprach am Ende noch die Worte: Der Allmächtige, der dich zum Werkzeuge seiner Gnade ausersehen hat, beschütze und verherrliche die Stätte, die du zu deinem Wohnsitze auserwählt hast!

Au die Bitten Theodors begab sich der Bischof nach Kempten, das Kirchlein selbst einzuweihen. Eine große Volksmenge versammelte sich zu dieser Feierlichkeit. Magnus mußte auf Befehl des Bischofs das Wort Gottes an die versammelte Menge verkünden. Dann begab er sich wieder nach Füssen, wo er seine apostolische Wirksamkeit unter vielen Wundern und Zeichen fort setzte. Außer dem, daß er durch sein und seiner Mitbrüder Beispiel die Leute den Anbau des wüsten Landes lehrte, soll er ihnen auch eine Eisengrube entdeckt haben, die lange Zeit Arbeit und Nahrung für viele bot.

Ungefähr um das Jahr 630 war Magnus nach Füssen gekommen. Seine Wirksamkeit dort dauerte 25 Jahre. Am Ende der selben wurde er von einer Krankheit befallen. Theodor und der Nachfolger Wikterp`s, der Bischof Wichbert, kamen zu seinem Sterbebett. In ihrer Gegenwart verschied der heilige am 6. September 655, in einem Alter von 72 Jahren

Die in dieser Erzählung beobachteter Zeitfolge ist die Älteste. Wenn sich auch schon früher eine andere Meinung geltend machen wollte, so konnte sie dennoch nie sich vollkommen behaupten. Die Berufung auf das Verzeichnis der Bischöfe von Augsburg gilt hier darum nicht, weil dieses Verzeichnis selbst der geschichtlichen Glaubwürdigkeit entbehrt. Im Kloster zu Füssen war man immer der Überzeugung, der heilige Magnus sei Anfangs des siebten Jahrhunderts in diese Gegend gekommen und habe von Pipin von Landen den Bezirk Füssen zum Geschenke erhalten. Im Chor der Stiftskirche zu Füssen über der Altar-Rotunde steht eine Inschrift folgenden Inhalts:

Pipin der erste, Herzog von Neustrien, Hausmaier von Gallien hat dieses Kloster, das im Jahre 628 vom heiligen Magnus begonnen wurde, im Jahre des Herrn 629 fundiert.

Rechts von dieser Inschrift steht eine zweite, des Inhalts:

Pipin der dritte, der Sohn des Karl Martel, König von Gallen und Germanien, hat das Kloster, nachdem es verwüstet war, wieder hergestellt und dotiert im Jahre des Herrn 759.

In den Kriegsstürmen, welche durch die Einfälle und Raubzüge der Hunnen und Avaren veranlaßt wurden, war das Kloster des heiligen Magnus vom Grund auf zerstört. Durch die Sorgfalt des Bischofs Simpert von Augsburg und durch die Unterstützung von Seite Karls des Großen wurde es wieder neu aufgebaut. Bischof Lanto vollendete den Bau der Kirche. Der frühere Bau war derart zerstört, daß man nicht einmal mehr die Grabstätte des heiligen Stifters wußte. Nun gebot Bischof Lanto ein dreitägiges Fasten, damit Gott offenbaren möchte, wo die Überreste des Heiligen seien. Nach Vollendung der Fasten und des gemeinsamen Gebets ergriff der Bischof die Grabschaufel, warf die Erde auf und fand einen steinernen Sarg. Als man diesen geöffnet hatte, fand man darin den Leib des heiligen Magnus ganz unversehrt. Am Haupte des heiligen Magnus lag seine Lebensgeschichte. Sie war etwas unleserlich. Der Bischof übergab sie einem gelehrten Mönch aus Ellwangen, mit dem Namen Ermenrich, daß er sie ab schreibe, verbessere und ergänze. Nun wurde   —   es geschah dies im Jahre 845   —   der Leichnam des Heiligen feierlich erhoben. Bei dieser Feierlichkeit geschahen eine Menge Wunder. Von diesem Bau in der Mitte des neunten Jahrhundets stammt höchst wahrscheinlich die im Jahre 1837 wieder aufgefundene Krypta unter dem Chore der Stiftskirche, das älteste Denkmal der romanischen Baukunst in dieser Gegend. Aber von dem Leichnam des Heiligen konnte man auch bei Gelegenheit dieser Entdeckung, trotz des sorgfältigsten Suchens, keine Spur mehr finden. Unter den zahllosen Unfällen, welche das Kloster erlitt, verschwanden alle Erinnerungen an den Leichnam des Heiligen. Das einzige was man von dem heiligen Magnus noch hat, ist der rechte Arm, der gegen Ende des neunten Jahrhunderts nach St. Gallen gebracht worden war. Die Stiftskirche St Mang in Füssen besitzt von ihrem Stifter nur noch die Stole, Stücke von seinem Manipel, seinen silbernen Kelch, ein Gewand und seine in Silber gefaßte Stab. Diesen Stab hatte de heilige Magnus von seinem Lehrmeister Gallus geerbt, und es ist dies höchst wahrscheinlich, genau der Stab, den er bei seiner Sendung nach Bobbio dort als den Stab des heiligen Columban erhalten und seinem Lehrmeister Gallus gebracht hatte. Mittels dieses Stabes hatte Magnus den Lindwurm erlegt. Dieser Stab wurde immer sehr in Ehren gehalten und zur Zeit verheerender Landplagen von Mäusen und von den sogenannten Engerlingen (den Raupen der Maikäfer) in Prozession durch die Felder getragen, um durch die Fürbitte des heiligen Magnus Befreiung von diesen Plagen zu erlangen. Von dem Arm des heiligen Magnus, der in St. Gallen aufbewahrt wird, hat man in den letzten Jahren eine Partikel erhalten. Diese ist in einem Kreuz eingeschlossen, welches dem ehemals noch vorhandenen Kreuz des heiligen Magnus, das man nur mehr aus Abbildungen kennt, ähnlich ist. Am rechten Ufer des Lech zeigt man einen Fußtritt im Felsen, den man den Mangentritt nennt. Die Sage will, der Heilige sei von da an das jenseitige Ufer hinüber geschritten, als er entschlossen war, am linken Lechufer ein Kloster zu gründen. Seit dem Jahre 1803, an dem allen Klöstern Bayerns das Todesurteil gesprochen und vollzogen wurde, besteht die Stiftung des heiligen Magnus nicht mehr; aber sein Andenken wird bestehen, so lange es noch Gläubige gibt im Lande.

(bolland. Tafratshofer.)

Quelle:

  • BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
    zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Magnus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)

BAVARIA SANCTA
Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
Band I - Zweiter Abschnitt
Bayern unter der Herrschaft der Agilolfinger

  1. Ingenuin
  2. Agnellus
  3. Eustasius und Agilus
  4. Theodelinde
  5. Emmeram
  6. Rupert
  7. Ansologus
  8. Kuniald und Gisilar
  9. Ehrentrudis
  10. Vitalis
  11. Marinus und Anianus
  12. Magnus
  13. Wikterp
  14. Erhard
  15. Corbinian, (Korbinian)
  16. Joseph
  17. Bonifazius, Apostel Deutschlands
  18. Sturmio
  19. Lantfried, Waldram, Eliland usw.
  20. Adalbertus und Oktarius
  21. Willibald
  22. Wunibald
  23. Walburga
  24. Alto
  25. Virgilius
  26. Modestus
  27. Marinus und Theklanus
  28. Gamelbert
  29. Sola
  30. Archus, Herenäus und Quartanus



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