Die heilige Hadeloga (Adela), Äbtissin zu Kitzingen -
- Festtag, Gedenktag ist der 2. Februar
- * in England
- † am 2. Februar circ. 770
Hadeloga war eine Tochter Karl Martels und dessen Gemahlin Kunehild.
Sie wurde auf dem Schlosse Schwanberg, eine Meile von Kissingen entfernt aufgezogen.
Ausgezeichnet an geistigen Anlagen war die Fürstentochter auch von bewunderungswürdiger Schönheit.
Ihre Liebe und Freundlichkeit machte sie bei allen Menschen beliebt.
Aber sie suchte nicht den Menschen, sondern vor allem ihrem Herrn und Gott zu gefallen und für ihn allein zu leben.
Als man für die Söhne der Könige und Herzoge um ihre Hand warb, und ihr Vater selbst ihre Verehelichung wünschte, fand man sie schon ihrem himmlischen Bräutigam, Jesu Christo, verlobt.
Zu ihm flehte sie alle Tage: „Mein Herz bewahre du, Herr Jesus Christus, unbefleckt, damit ich nicht zu Schanden werde.
Wenn dir, du Sohn des höchsten Königs, die unversehrte Jungfräulichkeit meines Leibes wohlgefällig ist, so sende mir deinen Engel, daß er mich behüte, damit ich die leibliche Jungfräulichkeit bewahren kann.
Ändere meines Vaters Sinn, daß er mich nicht dieser bösen Welt und den Kindern der Finsternis zur Schändung übergebe.
Ich fürchte nämlich, von dir vergessen und dem ewigen Verderben übergeben zu werden, wen ich mich fleischlicher Liebe hin gebe und mit sinnlicher Neigung geliebt werde.”
Auch die selige Jungfrau Maria, in deren Fußstapfen zu treten sie stets bemüht war, rief sie täglich um ihren Schutz an.
„Heilige Maria, Mutter Gottes, Jungfrau der Jungfrauen, Mutter und Königin keuscher Seelen, bewahre mich in meiner Jungfräulichkeit, die ich dir gelobet habe.
Sei meine Beschützerin, daß ich nicht dieser Welt mich hin gebe und geschieden werde von deinen Jungfrauen, die das Verderben der Welt verlassen und dir nachfolgen und der innigsten, seligsten Vereinigung mit Christo, dem ewigen Bräutigam, gewürdigt werden.”
Durch solche glühende Andacht und so inniges Gebet erwarb die edle Jungfrau den besonderen Beistand des göttlichen Geistes, der sie als eine würdige Braut des Herrn schützte, vor aller Befleckung bewahrte und sie zu seinem heiligen Tempel einweihte.
Über diesen Entschluß seiner Tochter war Karl Martel sehr erzürnt.
Aber so oft er das holde, himmlische Antlitz seiner Tochter sah, legte sich seine Wut, wenn er auch sich vorgenommen hatte, sie für ihren Ungehorsam gegen seinen Willen zu bestrafen.
Indessen glimmte des Vaters Zorn heimlich fortwährend, und böswillige Hofleute unterließen nicht, denselben immer mehr zu reizen.
Die gottselige Jungfrau ertrug alle Unbilden, die ihr angetan wurden, mit himmlischer Geduld und betete zu Gott, daß er den Sinn des Vaters ändern wolle.
Aber der Vater wurde immer mehr aufgehetzt.
Selbst der Kaplan, der die geistige Führung der gottgeweihten Jungfrau übernommen hatte, mußte seinen Zorn fühlen.
endlich kam es so weit, daß er die standhaft auf ihrem Vorsatz beharrende Tochter aus dem hause verstieß und auch den Kaplan davon jagte.
Dieser war sehr reich.
Er faßte nun den Entschluß, mit seinem Geld Grundstücke anzukaufen und ein Kloster zu gründen.
In dieser Absicht kam er in die freundliche Maingegend.
Hier fand er ein weithin verödetes Land mit reichlichen Waldungen.
Diese Gegend bestimmte er zur Ausführung seines Vorhabens.
Er erbaute ein Kloster für gottgeweihte Jungfrauen, die nach der Regel des heiligen Benedikt zu leben entschlossen waren, und errichtete zugleich für sich und einige Brüder ein Gebäude, in dem sie Gott dienten in Gebet und Psalmengesang.
Dies ist der Anfang des später so berühmten Klosters Kitzingen am Main, in der Würzburger Diözese.
Die gottselige Hadeloga trat in das selbe ein und war als erste Äbtissin ein Vorbild für eine Schar heiliger Jungfrauen, die zugleich mit ihr und dann viele Jahrhunderte nachher daselbst dem Herrn dienten.
Nachdem das Kloster gegründet war, unternahm der genannte Kaplan eine Wallfahrt nach Jerusalem.
Der gute Ruf des neuen Klosters verbreitete sich bald und auch Karl Martel hörte von der segenvollen Wirksamkeit seiner verflossenen Tochter.
Dadurch wurde seine Meinung geändert; er billigte jetzt den Entschluß seiner Tochter und übergab mehrere Güter und andere Geschenke ihrem Stifte.
Zur Änderung seines Sinnes soll aber auch eine wunderbare Vision beigetragen haben.
Der Kaplan war auf seiner Wallfahrt nach Jerusalem gestorben.
Eines Nachts nun erschien er dem mächtigen Fürsten, hielt ihm das Unrecht, das er durch die schmähliche Verstossung an ihm und an seiner Tochter verübt hatte, drohend vor und ermahnte ihn, es wieder gut zu machen und alle falschen Gerüche, die man über ihn und die gottgeweihte Jungfrau ausgestreut hatte, als Lügen zu erklären.
Dieser verklärte Diener Gottes erwies sich fortwährend als treuer Beschützer des Klosters.
Als einst eine Nonne zur Nachtzeit das Kloster verlassen wollte und schon bei der Pforte angekommen war, erblickte sie auf einmal den wohlbekannten Kaplan, der ihr entgegen trat und zu ihr sprach: „Kehre zurück, Schwester, kehre zurück zur heiligen Ordnung.
Diese Pforte hat Christus mir zur Überwachung übergeben.
Wahrhaftig, du bist ein Kind des Todes, wenn du nicht auf der Stelle dich bekehrst.
Siehe derjenige, der dich zur Flucht verleitete, ist nicht mehr am Leben.”
Die Nonne kehrte zurück, verfiel in eine schwere Krankheit, gestand mit aller Aufrichtigkeit ihre beabsichtigte Flucht und die Ursache ihrer Rückkehr.
Heilsamer Schrecken überfiel alle Schwestern und von diesem Vorfall an blühte das heilige Leben in dem neuen Kloster in wunderbarer Weise.
Am meisten wirkte das Beispiel und die Sorgfalt der heiligen Äbtissin.
Sie war unermüdet im Gebete, brachte ganze Nächte betend zu und lebte mit all ihren Untergebenen ganz in der Betrachtung der ewigen Wahrheiten.
Die Fasten hielt sie mit außerordentlicher Strenge, und wo sie immer einer Schwester einen Dienst erweisen konnte, tat sie es mit Freuden.
Die niedrigsten Arbeiten verrichtete sie, als wäre sie die letzte Magd.
Die inneren Versuchungen ihrer Untergebenen waren ihr durch den Geist geoffenbart worden und oft war es ein einziges Wort, womit sie eine Schwester in ihrer Anfechtung ganz aufrichtete.
Einst hatte eine Schwester plötzlich den Entschluß gefaßt, das Kloster heimlich zu verlassen.
Sie mied das Angesicht ihrer Oberin und dachte nur an ihre Flucht.
Da erschien ihr die ehrwürdige Äbtissin i Schlafe und sprach zu ihr: „Teuerste Schwester, siehe, Christus kommt, bereite dich, ihm entgegen zu gehen.
Siehe der Bräutigam kommt, wir wollen ihm entgegen gehen”.
Die Schwester erwachte und war von Stund an befreit von der lästigen Versuchung.
Ganz zerknirscht gestand sie ihrer Oberin und allen Schwestern, was sie vorgehabt und wie ihr Sinn geändert worden sei.
In dem neu gegründeten Kloster wurde, wie es die Regel des heiligen Benedikt vorschreibt, ausgezeichnete Gastfreundschaft geübt.
Abgesondert von den geheiligten Räumen des Klosters war das Haus, das zur Aufnahme der Fremden so wie der Armen und Kranken bestimmt war.
Die sorgfältigste Pflege wurde allen zu Teil, die zu diesem Hause der Barmherzigkeit Zuflucht nahmen.
Diese Barmherzigkeit erfuhr unter anderen auch der heilige Abt Sturmio, den Deutschlands Apostel als ersten Vorstand des berühmten Klosters Fulda eingesetzt hatte.
Der heilige Abt Sturmio war nach Italien gereist um das Ordensleben gründlich kennen zu lernen und an den heiligen Vorbildern des klösterlichen Lebens sich zu erbauen.
Auf der Rückreise besuchte er auch die neu gestifteten Klöster Deutschlands.
Im Jahre 750 kam er in das Kloster Kitzingen.
Hadeloga war noch Äbtissin des Klosters.
Hier überfiel ihn eine schwere Krankheit, die seine Weiterreise unmöglich machte.
Er blieb bis zur vollen Wiederherstellung in Kitzingen und genoss dort die liebevollste Pflege in seiner Verlassenheit.
Überhaupt wird die Heilige als eine liebevolle Mutter der Armen gerühmt.
Mit innigsten Mitleiden fühlte sie die Not der Leidenden, und mit Freuden entbehrte sie selbst das Notwendigste um anderen helfen zu können.
Oft half sie in wunderbarer Weise; denn der Herr hatte sie nicht bloß mit dem Blicke ins Innere des Menschen, sondern auch mit der Wundergabe begnadigt.
Einst wurde einer der Dienstleute des Klosters auf der Jagd ermordet und ausgeraubt.
Er hatte nur seinen treuen Hund, der im ganzen Kloster und auch der Äbtissin wohl bekannt war, mit sich genommen.
Der Hund bewachte drei Tage die Leiche seines Herrn und kam endlich, vom Hunger getrieben, ganz traurig und elend zu der Äbtissin zurück.
Man vermutete eine Freveltat, aber niemand wußte Rat.
Der treue Hund war äusserst unruhig, lief bald zum Einen bald zum Andern, als wollte er etwas melden und wollte ungeachtet seines Hungers nichts genießen.
Da bestellte die heilige Äbtissin zwei Diener und befahl ihnen, nachzusuchen, ob sie nicht wenigstens die Leiche des Dienstmannes finden könnten.
Zum Hunde aber sprach sie: „Im Namen des Herrn geh mit ihnen und zeige ihnen den Ort, wo sie deinen Herrn suchen müssen.”
Der Hund lief voran und führte die Männer an die Stelle, wo der Mord verübt wurde.
Da fanden sie den nackten Leichnam, gewaltsam ermordet.
All seine Habe hatten die Räuber geraubt.
Man brachte die Leiche nach Kitzingen und begrub sie nach christlichen Brauch.
Nun war der edlen Äbtissin sehr daran gelegen, zu erfahren, wer den Mord verübt hatte.
Nach dem Begräbnis des Verunglückten wendete sie sich an die Versammelten und forderte sie auf, den Mörder anzugeben, wenn sie von ihm Kunde hätten, damit er Buße tun und seine Seele retten möchte.
Als niemand etwas wissen wollte, betete sie also zum Herrn: „Gott, der du das Verborgene kennst und alles weißt, ehe es geschieht, offenbare du selbst durch ein Zeichen deiner Macht die Schuldigen, daß sie, wenn es dir wohlgefällig ist, durch dein Gericht die wohlverdiente Strafe empfangen, damit alle anderen, die auf dem selben Wege der Gottlosigkeit wandeln, dadurch abgeschreckt und gebessert werden.”
Dann gebot sie dem neben ihr stehenden, treuen Hunde des Ermordeten: „Gehe hin im Namen des Herrn und bezeichne die Schuldigen, denn du bist wohl der einzige Zeuge auf Erden, der Nachricht geben kann.”
Augenblicklich ergriff der Hund einen der Anwesenden bei der Kehle, der nur noch die Mordtat eingestehen konnte und sogleich vom Hunde erwürgt wurde.
Als dieser leblos auf der Erde lag, warf sich der rächende Hund über einen zweiten her und verfuhr ebenso mit ihm.
Dieser hatte den Ermordeten ausgeraubt und gestand noch sein Verbrechen.
Die Nachricht von dieser Gottesrache verbreitete sich bald in der ganzen Gegend, in deren Wälder es damals noch eine Menge Landstreicher und Räuber gab.
Alle überfiel ein Schrecken, und von dieser Zeit an waren die Besitzungen und die Leute des Klosters in großer Sicherheit.
So war das neue Kloster unter der Leitung seiner heiligen Stifterin eben so im Zeitlichen wie im Geistlichen geordnet und gesichert und die Heilige konnte getrost ihr Ende herannahen sehen.
Dieses wurde ihr in besonderer Gnade geoffenbart.
Im Hinblick auf ihr mühevolles Leben voll Entsagung und Leiden und auf das nahe Ende, rief sie zum Herrn: „Aus Liebe zu dir, Herr Jesus Christus,habe ich jede irdische Liebe und Vermählung verschmäht, den unerträglichen Haß meines Vaters auf mich geladen und viel Mühseligkeit und Elend erduldet; habe nun Erbarmen mit mir und verleihe gnädig, daß ich noch vor dem Tage meines Hinscheidens durch aufrichtige Beicht und innere Liebestreue vollkommen gereinigt werden möge.
Gib gnädig, daß ich bei meinem Hinscheiden aus dieser Welt der Aufnahme in den seligen Chor deiner heiligen Jungfrauen gewürdigt werde”.
So betete sie jetzt täglich, und immer unter Tränen, zum Herrn, und so leidend sie auch war, so unterließ sie doch durchaus nichts in der gewohnten Spendung der Almosen und in der Sorgfalt für die Armen.
Immer teilte sie Speise und Trank mit eigener Hand aus; immer bot sie die Gewande den Unbekleideten selbst; denn immer wollte sie ihrem Mitleid neue Nahrung bieten durch den Anblick der Not und des Jammers.
Als aber die Armen von ihrer Krankheit und von der bevorstehenden Auflösung hörten, kamen sie voll Jammers über den nahen Verlust ihrer Herrin und Mutter zum Kloster.
Mehrere recht armselige Kranke erhielten durch ihr Gebet die vollkommene Gesundheit.
Endlich zum Lichtmesstage, der auf einen Sonntag fiel, war ihr Sterbetag angebrochen.
Sie ließ noch alle ihre Schwestern zu sich kommen und sprach zu ihnen: „Sehet ich gehe nun zu Christus, meine teuersten Schwestern! Sehet zu, daß der Satan seines von den Schäflein raube, die ich mit der Hilfe des Herrn in Schweiß und Mühseligkeiten an diesem Orte dem Herrn gewonnen und vereinigt habe.
Wachet mit aller Sorgfalt, daß dieser geheiligte Ort ja nicht durchs Teufels Trug oder durch fleischliche Befleckungen entweiht werde.
Vergesset nicht, wie ich vor euch gewandelt und mit dem Beispiele euch voran gegangen bin, damit auch ihr mit der Gnade Jesu Christi auf den selben Wegen verharret”.
Hierauf legte sie nochmal ihre Beicht ab, empfing de Leib des Herrn und empfahl ihre Schwestern Christo, dem guten Hirten mit den Worten: „Herr Jesus Christus, bester Hirt über alle Hirten, behüte diese Schwestern, wie du mit deinem kostbaren Blute erlöset hast.
Verhüte gnädig, daß ja keine vom Satan angefallen und zerrissen werde.
Aber auch meine Seele empfehle ich in die Hände deiner erbarmungsvollen Liebe, wie du deine Seele am Kreuze in die Hände deines Vaters empfohlen hast.”
So redend gab sie ihren Geist auf.
Der Leib der gottgeheiligten Jungfrau wurde einbalsamiert und in der Kirche des Klosters vor dem Altare der seligsten Jungfrau Maria zur Erde bestattet.
Die Trauer der Schwestern, der Mönche und der Armen war allgemein.
Sie erkannten die Größe ihres Verlustes und verehrten die Dahingeschiedene als ihre Fürbitterin am Throne Gottes, mit dem Gebete: „Heiligste, süßeste Mutter, wir bitten dich, du wolltest uns jetzt im ewigen Leben vor Gott eine treue Fürsprecherin sein, wie du im zeitlichen Leben uns durch dein Beispiel und durch Übung der Tugenden voran geleuchtet hast, auf daß wir, indem wir durch die Erinnerung an dich auf Erden uns erfreuen, durch deine Fürbitte im Himmel eingebürgert werden, was uns verleihen wolle unser Herr Jesus Christus, der da ist der Lohn und die Krone, die Glorie und die Freude aller Heiligen i alle Ewigkeit, Amen. ”
(Bolland.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
|