Der heilige Erhard, Bischof von Regensburg -
- Festtag, Gedenktag ist der 8. Januar
- * in Irland
- † am 8. Januar ungefähr im Jahr 700
Der heilige Erhard war von Geburt ein Irländer.
In seiner frühester Jugend offenbarte er schon jenen männlichen Ernst, der Spiel und Scherz verachtet, an Arbeit und Zurückgezogenheit seine Freude hat, und dem jede Stunde als eine verlorene gilt, in der nicht etwas zur Ehre Gottes und zum Heile der Seele geschehen ist.
Die Kenntnis der heiligen Schrift war es, was er in seinem Studium vor Allem zu gewinnen suchte.
Der Geist Gottes, der ihn von Kindheit an erleuchtete, und den er nie betrübte, führte ihn immer tiefer hinein in das Verständnis der göttlichen Wahrheit, nach der er mit größter Sorgfalt sein Leben einrichtete.
Bis in sein dreißigstes Jahr lebte er ein ganz verborgenes Leben.
Er redete nur mit Gott; aber obgleich sein Mund schwieg, so predigte doch sein Wandel.
Das Licht seines gottseligen Wandels leuchtete den Menschen, und damit auch sein Mund den Herrn vor den Menschen bekenne, wurde der treue Diener des Herrn zum Priester und bald darauf zum Bischof geweiht.
Hierauf begab sich Erhard nach Bayern, um in diesem Lande das Evangelium zu verkünden.
Viele gaben seinem Worten Gehör und wurden dadurch zu wahren Glauben und zu einem christlichen Leben bekehrt.
Nach einiger Zeit erhielt er eine göttliche Mahnung, ins Elsaß zu wandern und dort der blind geborenen und verstoßenen Tochter des Herzogs Adelrich die heilige Taufe und das Augenlicht zu enteilen.
Er folgte dem göttlichen Rufe, öffnete der unglücklichen Prinzessin mit den Augen des Geistes zugleich auch das Auge des Leibes und nannte sie Ottilia.
diese verließ die Welt, widmete sich dem Leben der christlichen Vollkommenheit und war in einem Kloster, das ihr Vater für sie erbaute, die geistliche Mutter vieler gottgeweihten Jungfrauen.
Bald darauf kehrte Erhard wieder nach Bayern zurück und begab sich nach Regensburg.
Hier nahm er seine Wohnung nächst bei dem Frauenkloster, das später den Namen Niedermünster erhielt
Nächst bei dem selben grub er mit eigener Hand einen Brunnen, der dem Kloster frisches, gesundes Wasser gab.
Aber noch mehr als um die zeitlichen Bedürfnisse nahm er sich um die ewigen Angelegenheiten der Nonnen an.
Er leuchtete ihnen durch sein heiliges Beispiel und belehrte sie durch Verkündigung der himmlischen Wahrheit.
An dieser Stätte des Friedens blieb der Heilige bis zu seinem seligen Ende.
Die Zeit fällt in den Anfang des achten Jahrhunderts.
Der Leichnam des Heiligen wurde im Kloster Niedermünster begraben.
Sein verklärter Geist war ein unablässige Fürsprecher für die ihm teure Klostergemeinde bei Gott.
Dies erfuhr der heilige Wolfgang, der fast 300 Jahre später Bischof von Regensburg war.
Damals nämlich stand es um die Klosterzucht in Niedermünster nicht gut.
Der heilige Wolfgang bemühte sich aus allen Kräften, sie wieder herzustellen.
Einst war er zur Nachtzeit in der Kirche dieses Klosters und flehte in brünstigem Gebete um Verbesserung der ihm übergebenen Schäflein.
Er nahm seine Zuflucht ganz besonders zu dem heiligen Erhard.
Während er so betete, überfiel ihn der Schlaf, und im Schlafe erschien ihm der heilige Erhard, mit einem feuchten Kleide an und sprach zu ihm:
„Du sollst wissen, daß ich deine Gebete, die du für das Heil der Seelen unablässig zum Throne Gottes sendest, immer unterstütze.
Tue nun auch du, was ich von dir verlange.
Du siehst mich in einem feuchten Kleid.
Dieses bedeutet die häufigen aber fruchtlosen Tränen der hiesigen Nonnen.
Schon seit längerer Zeit sehe ich bei ihnen keine Besserung. Sie geben sich keine Mühe die Fehler abzulegen, die sie erkennen und beweinen.
Darum schaffe das kanonische Leben, das die Veranlassung zu so großer Nachlässigkeit im Dienste Gottes ist, gänzlich ab, und führe das klösterliche ein.”
Der heilige Bischof gehorchte dem Befehl und führte strenge klösterliche Zucht ein.
Als die Wunder am Grabe des heiligen Erhard immer häufiger, und die Verehrung des selben immer allgemeiner wurde, setzte Papst Leo IX. seinen Namen in das Verzeichnis der Heiligen.
Dies geschah im Jahre 1052.
Kurze Zeit nachher beschrieb ein gewißer Paulus das Leben Erhards.
Ein späterer Biograph des Heiligen, mit dem Namen Conrad, erzählt, wie er selber durch die Fürbitte des Heiligen von seiner Krankheit geheilt wurde.
„Schon über 16 Jahre hatte ich die Studien in Wien geleitet. Da wurde ich von einer schweren Krankheit heimgesucht.
Ich konnte keinen Schritt mehr gehen und mir der Hand nicht einmal einen Bissen zum Munde führen.
Einst sah ich mich im Schlafe nach Regensburg versetzt und las über einem Grab ein Inschrift, die jedem Hilfe verheißt, der andächtig dies Grab besucht.
Ich lies mich auf einem Schiff nach Regensburg stromaufwärts bringen.
Dort begab ich mich in die Kirche von Niedermünster.
Auf dem Altar des Heiligen ließ ich durch meine Freunde ein feierliches Amt halten.
Ich lag auf den Boden hingestreckt vor dem Altar.
Da man eben das Alleluja und den Lobgesang: O du glanzvoller Edelstein unter den Bischöfen, sei gegrüßt du Himmelsglanz usw. sang, stimmte ich von ganzem Herzen in die Lobpreisung ein; und plötzlich fühlte ich neue Lebenskraft durch all meine Glieder strömen.
Dann habe ich zum Lobe des Heiligen diese Lebensgeschichte beschrieben.”
(Ex Bolland. VIII. Januar.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Erhard Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
|