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Leben der Väter und Märtyrer
ursprünglich in englischer Sprache verfaßt von Alban Butler

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Der heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg
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Der heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg -

  • Festtag, Gedenktag ist der 31. Oktober
  • * sehr wahrscheinlich im Jahre 924 oder 925
  • am 31. Oktober 994 in Pupping in der Kirche des heiligen Othmar.
    (zwischen Linz und Passau in Österreich)
  • Heiligsprechung: erfolgte durch Papst Leo IX im Jahr 1052

Zu jener Zeit, da das Ansehen und die Macht der Nachkommen Karls des Großen in Deutschland zu Ende ging und ein neues Kaisergeschlecht sich um das Reich verdient machte, wurde für die Kirche Regensburg einer ihrer größten Bischöfe geboren. Es ist dies der heilige Wolfgang. Weder das Jahr, noch der Ort seiner Geburt, noch der Stand seiner Eltern kann mit Bestimmtheit angegeben werden. Nur daß das Schwabenland seine Heimat gewesen ist und daß seine Eltern dem Stande der Freien angehörten, ist gewiß. Das Jahr seiner Geburt war sehr wahrscheinlich 924 oder 925.

Schon als Knabe zeigte Wolfgang ausgezeichnete Talente und Freude an frommen Übungen. Dies bewog seinen Vater, ihn in die Klosterschule Reichenau bei Konstanz am Bodensee zur weiteren Ausbildung zu übergeben. Hier zeichnete sich Wolfgang durch Eingezogenheit, Frömmigkeit und Arbeitseifer vor allen Anderen aus. Diese Tugenden machten ihn bei allen beliebt. Vorzüglich aber war es ein edler Franke, Namens Heinrich, der sich in inniger Freundschaft mit ihm verband.

Als dieser Heinrich den Unterricht in der Klosterschule vollendet hatte, mußte er wieder zurück in seine Heimat nach Würzburg. Der damalige Bischof Popo I. von Würzburg war sein Bruder. Der selbe hatte die früher schon errichtete Domschule zu einem großen Ansehen erhoben. An der selben sollte Heinrich seine fernere Ausbildung für den geistlichen Stand erhalten. Heinrich konnte sich von seinem frommen Freunde Wolfgang nicht trennen. Er redete ihm zu, daß er mit ihm reise und seine Studien in Würzburg fort setze. Wolfgang willigte in diesen Vorschlag ein und kam nach Würzburg.

Unter den Lehrern an der Domschule war auch ein Italiener, Namens Stephanus, ein sehr gelehrter aber auch sehr eitler Mann. Wolfgang besuchte mit den anderen seinen Unterricht und studierte unter seiner Leitung Anleitung die heiligen Schriften. Eines Tages ließ der Lehrer eine Stelle unerklärt. Die Studierenden baten ihren Genossen Wolfgang, der vor Allen sich an Einsicht und Kenntnis auszeichnete, am um Aufklärung dieser dunklen Stelle. Wolfgang gab sie mit solcher Bestimmtheit und Klarheit, daß alle befriedigt waren. Dies erweckte die Eifersucht des Italieners. Er war über Wolfgang so böse, daß er ihm den Zutritt zu seinem Unterricht untersagte.

Darin fand Wolfgang einen Anlaß, sich ganz zurückzuziehen und ganz allein der frommen Betrachtung des göttlichen Wortes und dem Gebete zu leben. Die Welt war ihm schon längst verleidet; er wünschte in einem Kloster zu leben. Heinrich, dem dieses Vorhaben seines Freundes und Hausgenossen bekannt war, hinderte die Ausführung des selben und hielt ihn in Würzburg zurück. Als er bald darauf durch den deutschen Kaiser Otto I. auf den bischöflichen Stuhl von Trier erhoben worden war, bestimmte er seinen Freund, ihm in diese Stadt zu folgen und ihn durch seine treuen Dienste in dem höchst schwierigen Amt zu unterstützen. Wolfgang begleitete seinen Freund nach Trier, aber alle ihm angebotenen Würden und Ämter wies er mit der festesten Entschiedenheit von sich. Nur den Unterricht in der Schule übernahm er, und diesen erteilte er unentgeltlich.

Aus Gehorsam gegen seinen Oberhirten mußte Wolfgang bald darauf die Stelle eines Dekan über ein Kollegium von Geistlichen übernehmen. Er war selbst noch nicht einmal Priester, und dennoch brachte er durch sein heiliges Beispiel und durch seine milde Weisheit bald eine solche Ordnung unter diese Geistlichen und weckte in ihnen ein solches Streben nach christlicher Vollkommenheit, daß man sie von den strengsten Klostergeistlichen nicht unterscheiden konnte. So lange er in Trier war, übte er strenges Fasten, enthielt sich aller Fleischspeisen und allen Aufwandes an Kleidern und Einrichtung. Er lebte so arm wie der letzte Ordensbruder.

Heinrich war nur acht Jahre Erzbischof von Trier. Schon im Jahre 964 überraschte ihn der Tod zu Rom, wohin er auf Befehl Otto I. sich begeben hatte. Nach seinem Tode wollte der Erzbischof Bruno von Köln, der Sohn der heiligen Mathildis und Bruder des Kaisers, den frommen Wolfgang für seine Kirche in Köln gewinnen. Er machte ihm die ehrenvollsten Anträge und behandelte ihn mit ausgezeichneter Freundlichkeit. Aber alles war vergeblich. Wolfgang hatte den Entschluß gefaßt, in einen Orden zu treten und in dem selben sein heil zu sichern. Er verließ Trier und begab sich noch zu seinen Eltern im Schwabenland, um von ihnen Abschied zu nehmen. Hier gab es noch einen schweren Kampf. Die Eltern und Anverwandten wollten ihn nicht mehr entlassen; er solle wenigstens in der Welt Gott dienen, wie so viele andere, meinten sie. Wolfgang beriet sich nicht mit Fleisch und Blut, er kannte den göttlichen Ruf und folgte ihm.

Damals stand das Kloster Einsiedeln, kaum hundert Jahre früher vom heiligen Meinrad gegründet, in einem ausgezeichneten Ruf. Wolfgang wendete sich an dieses Kloster und bat um das Ordenskleid. Der damalige Abt Gregorius, ein Mann voll heiligen Eifers und Weisheit, nahm ihn mit Freuden auf; denn er hatte schon Vieles von seinen Tugenden und von seiner Gelehrsamkeit gehört. Und je näher er ihn kennen lernte, desto größer wurde seine Verehrung und Liebe zu ihm. Er übergab ihm die Leitung der Schulen, die gerade durch Wolfgang außerordentlich empor kamen. In dieser Eigenschaft lernte ihn der heilige Ulrich, Bischof von Augsburg, kennen. Als sein Bischof trug er ihm auf, die Priesterweihe zu empfangen. Wolfgang gehorchte und wurde von diesem heiligen Bischofe zum Priester geweiht. Als Priester war er noch weit strenger gegen sich selbst und noch demütiger vor Gott und allen seinen Brüdern. Mit zerknirschtem und gedemütigten Herzen brachte er das heilige Opfer dar.

Bald darauf fühlte er in sich einen außerordentlichen Antrieb, in die Länder der Ungläubigen zu reisen und ihnen das Evangelium zu verkünden. Mit der Erlaubnis und mit dem Segen seines gottseligen Abtes begab er sich, von mehreren Gefährten begleitet, an die äußersten Grenzen Österreichs bis nach Panonien, das heutige Ungarn. Dies geschah im Jahre 971. Über ein Jahr arbeitete er unablässig auf diesem verwilderten Ackerfeld. Aber all sein Beten und Predigen, all sein Leiden und Ermahnen schien vergeblich. Der Bischof Piligrin von Passau, zu dessen Sprengel damals Panonien gehörte, rief den unermüdeten Missionar zurück, weil er all sein Arbeiten als vergeblich erkannte. Das Volk war wirklich noch nicht empfänglich für die Segnungen des Heils. Wolfgang gehorchte dem Bischof und nach Passau, wo er mit ausgezeichneter Liebe und Freundlichkeit aufgenommen wurde. Der Bischof gewann den Diener Gottes, der unter so vielen Mühseligkeiten und scheinbar mit so wenig Erfolg sich der Ausbreitung des Evangeliums unterzogen hatte, immer mehr lieb und behielt ihn einige Zeit bei sich.

Um diese Zeit wurde der bischöflich Stuhl zu Regensburg erledigt. Dem Bischof Piligrin lag alles daran, daß diese Kirche wieder einen eifrigen Hirten erhalte. Er wendete sein Augenmerk auf Wolfgang und sprach es auch vor seiner Geistlichkeit aus, daß er keinen würdigeren Bischof für diese Kirche wüßte, als den eifrigen Missionar. Aber diese waren nicht im Stande, den heiligen Mann zu würdigen. Sie bemerkten dem Bischofe, es wäre doch ungeziemend, wenn ein so ganz unbekannter Mann, von unadeliger Herkunft auf einen bischöflichen Stuhl erhoben würde, Piligrin jedoch blieb bei seinem Plan. Er bestimmte den viel vermögenden Markgrafen Luitpold, daß er dem Kaiser Otto I. den Mönch Wolfgang als künftigen Bischof von Regensburg empfehle. Otto war selbst für ihn ganz besonders eingenommen und beschied ihn nach Regensburg. Wolfgang erhielt von den Gesandten des Kaisers Nachricht über alles, was man mit ihm vorhabe. Er weigerte sich aus allen Kräften und konnte nur mit Gewalt nach Regensburg gebracht werden. Sobald er dort angekommen war, wurde er sogleich von der gesamten Geistlichkeit und vom Volke einstimmig zum Bischof gewählt. Alles Widerstreben war umsonst. Die Berufung auf den Abt Gregorius in Einsiedeln, unter dessen Gehorsam er stand und ohne dessen Willen er keine Stelle annehmen konnte, half nichts; denn dieser hatte schon vorher in diese Wahl von ganzen Herzen eingestimmt.

Der Kaiser wollte den neuen Bischof persönlich kennen lernen und befahl, daß man ihn an sein Hoflager nach Frankfurt bringe. Die Demut und Anspruchslosigkeit des Heiligen machte auf den Kaiser und seine ganze Umgebung einen außerordentlich guten Eindruck. Wolfgang wurde durch Überreichung des bischöflichen Hirtenstabs vom Kaiser selbst in die Rechte und Güter der Kirche von Regensburg eingewiesen, und wieder nach Regensburg zurück gesendet, wo er vom Erzbischof Friedrich von Salzburg die bischöfliche Weihe empfing (972). Die ganze Stadt war voll Freude und Jubel über den neuen Bischof und nahm ihn auf wie einen Gesandten Gottes.

Das erste Geschäft des neuen Bischofs war, eine gründliche Kenntnis der ihm anvertrauten Herde zu gewinnen. Da fand er viel Zerrüttung und Verdorbenheit sowohl unter der Geistlichkeit überhaupt als auch in den Klöstern und unter dem Volke. Die Verbesserung begann er in seiner nächsten Umgebung, im Kloster des heiligen Emmeram. Dieses Kloster hatte seinen eigenen Abt. Es war damals Sitte, daß die Bischöfe zugleich auch die Vorstände der Klöster ihrer nächsten Umgebung blieben. So waren die Erzbischöfe von Salzburg auch die Abte des Klosters St. Peter. So lag denn die Verwaltung der Klostergemeinde in den Händen der Bischöfe, und die Klöster wurden gar oft selbst in dieser Beziehung vernachlässigt und verkürzt. Noch größer war die Vernachlässigung bezüglich der geistlichen Fürsorge für das Heil der Mönche. Der heilige Wolfgang wollte diese Verantwortung nicht auf sich haben. Die Last des bischöflichen Amtes war ihm allein schon schwer genug. Er gab dem Kloster St. Emmeram in der Person des Ramuold einen selbstständigen Vorstand und überließ dem selben alle Verantwortlichkeit im Zeitlichen und im Geistlichen. Mit dieser Anordnung waren die an der bischöflichen Kirche angestellten Geistlichen nicht zufrieden. Sie klagten über Schmälerung der Einkünfte des Bischofs und seiner Geistlichkeit. Diese Klage war zum Teil wahr; denn ehe vor waren ihnen auch die Einkünfte des Klosters zu Gebote gestanden. Aber dies war eine ordnungswidriger Zustand gewesen und hatte ihnen ebensowohl als dem Kloster nur zum Verderben gereicht. Der heilige Bischof kümmerte sich um diese Klage gar nicht und war hoch erfreut, als er sah, daß unter der Leitung des trefflichen Ramuold das Unkraut aus dem verwilderten Garten St. Emmeram ausgerottet und der gute Samen in dem selben gepflegt und gefördert wurde.

Zugleich lag dem heiligen Bischof die Verbesserung der Domgeistlichkeit am Herzen. Um sie für den Abgang dessen, was sie mißbräuchlich vom Kloster bezogen hatten, zu entschädigen, ordnete er eine bessere Verwaltung der bischöflichen Güter an und erwarb sich neue Grundstücke und Besitzungen, deren Einkünfte er sicher stellte. Die Hauptsorge des heiligen Bischofs ging jedoch auf die sittliche Verbesserung seiner Geistlichkeit. Er führte das gemeinschaftliche Leben der bischöflichen Geistlichkeit, wie es schon der heilige Augustin in Hippo und nach ihm alle heiligen Bischöfe angeordnet hatten, wieder ein, stellte Vorstände auf, die sie in seinem Namen überwachen, in ihren religiösen Übungen leiten und sie zu einem gottseligen Leben führen mußten. Es wurden bestimmte Stunden für den Chorgesang, wieder andere für den Unterricht und noch andere für die geistliche Lesung festgesetzt. Eben so sorgfältig nahm er sich der Domschule an, ließ sich von den Fortschritten der Zöglinge Nachricht geben und überzeugte sich durch persönliche Inspektion von dem Fleiß und der Tätigkeit dieses geistlichen Nachwuchses der Diözese. Aus dieser Schule gingen ausgezeichnete Männer hervor, die nahe und ferne das religiöse Leben in den Klöstern und unter den Layen förderten und als Zierden der Kirche aus jener Zeit in allen Jahrhunderten ehrwürdig bleiben.

Nicht so glücklich war der heilige Bischof in Reformierung der Frauenklöster in Regensburg. Schon unter dem heiligen Bischof Erhard war das Kloster Niedermünster gegründet worden. Etwas später entstand Obermünster. In beiden Stiften war die ansängliche ernste Zucht verschwunden. Die väterlichen Mahnungen des heiligen Bischofs wurden wenig beachtet. Erst in einer späteren Zeit sollte ihm dies heil- und segenvolle Werk gelingen.

Aber nicht allein die Stadt, die ganze Diözese lag dem eifrigen Oberhirten am Herzen. Die Unwissenheit und Verkommenheit der Seelsorger war damals sehr groß. Die vielen Kriege hatten das Land verwüstet und das Volk verwildert. Die Geistlichen hatten sich großenteils vom Strome hinreissen lassen und standen nicht weit über denjenigen, deren Lehrer und Führer und Retter sie sein sollten. Wolfgang bereiste seinen Sprengel, erinnerte die Seelsorger an ihre Pflichten und an die schwere Verantwortung, die sie dem ewigen Richter über sich und die ihnen anvertrauten Seelen einst geben müßten und verwies ihnen ihr ungeistliches Leben. Er predigte selbst in allen Kirchen, die er auf seinen Visitationsreisen besuchte, und trug den Priestern strenge auf, dem gläubigen Volke die Wahrheiten des Heils zu verkünden.

Auf diesen Reisen traf er Geistliche, die zur Feier des heiligen Opfers, sei es aus Gleichgültigkeit oder aus Geiz, nicht einmal Wein, sondern Wasser oder anderes Getränk gebrauchten. Der Heilige war äußerst entrüstet über eine solche Entheiligung des heiligen Opfers und befahl den Geistlichen, die sich selber keinen Wein verschaffen konnten, den selben aus seinem Keller alle Monate abzuholen, so viel sie nämlich zur Opferfeier notwendig hätten.

Wo er sonst Mißbräuche vor fand, stellt er sie ab und schärfte allen seinen untergebenen Seelsorgern die strengste Wachsamkeit über sich selbst und über die ihnen anvertrauten Herden ein. Die Gläubigen aber forderte er zu ernster Buße und zum Gehorsam, gegen ihre Obern auf; und so brachte er es in kurzer Zeit dahin, daß die ganze Diözese ein andere Ansehen gewann.

Die Verkündung des göttlichen Wortes, die er von seinen Geistlichen so strenge forderte, ließ er sich selber als sein wichtigstes Geschäft angelegen sein. Er predigte in seiner bischöflichen Stadt immer selbst. Einst während seiner Predigt entstand ein heftiger Sturm, und man hörte ein unheimlich brausendes Getöse, so daß man den Prediger kaum mehr hören konnte. Zugleich war die Kirche der Art mit Staub erfüllt, und der Staub vom Winde so umher gewühlt, daß die Zuhörer einander nicht mehr sehen konnten. Alles war in der größten Verwirrung. Die einen meinten, es sei Feuer ausgekommen; Andere glaubten, die Stadt sei voll Aufruhr und Mordes. Die Leute rannten aus der Kirche hinaus. Der Bischof aber blieb ruhig und betete:

„Herr Jesus Christus, verleihe gnädig, daß deine Gläubigen heute nach deiner gewohnten Güte die herrliche Macht deines Namens und die Beschämung des Teufels erfahren mögen.”

Augenblicklich war das ganze Blendwerk des Satans verschwunden und der Bischof nahm daraus einen Anlaß, das erschreckte Volk zum Vertrauen auf die allmächtige Hilfe Gottes aufzufordern, unter dessen Schutz es gegen alle seine Feinde gesichert blieb. Das Volk aber erkannte die Macht seines Bischofs über alle Lift und Gewalt der Hölle und schloß sich um so inniger an seinen Oberhirten an.

Durch diese seine Tätigkeit wurde bald die ganze Diözese in wunderbarer Weise umgestaltet. Es fehlte aber auch nicht an offenbaren Wundern, wodurch der gütige Gott dem eifrigen Bischof den Weg zu den Herzen seiner Untergebenen bahnte und in den selben den Glauben weckte. Einst wurde ein Bote nach Eglofsheim gesendet, daß er dort die am folgenden Tage vor zunehmende Spendung des heiligen Sakramentes der Firmung melde. Während der selbe sich zur Reise rüstete, wurde ihm sein Pferd gestohlen. Er unternahm also den Weg zu Fuß. Der Weg war grundlos schlecht und zudem war es stockfinstere Nacht. Der Wanderer fiel öfters zu Boden und verlor die Hoffnung, den Ort erreichen zu können. In seiner Not nahm er seine Zuflucht zu Gott und betete: „Herr, erbarme dich meiner! Mein ehrwürdiger Bischof! Auf deinen Befehl mach ich diesen Weg. Hilf mir auf diesem armseligen Gange!” Augenblicklich sah der Wanderer ein gesatteltes Pferd vor sich stehen. Kein Mensch war in der Nähe. Er bestieg das Pferd und kam glücklich nach Eglofsheim. Am folgenden tage erkundigte man sich nach dem Eigentümer des Pferdes. In der ganzen Menge fand sich aber kein Mensch, der etwas von ihm sagen konnte.

Der heilige Bischof sorgte auch für die Herstellung würdiger Gotteshäuser in seinem Sprengel. Die Kirchen zu Mallersdorf und die auf dem Berge oberhalb Weltenburg wurden von ihm eingeweiht. Während seiner Anwesenheit in Weltenburg entstand ein furchtbares Gewitter. Die ganze Begleitung des Bischofs war von Angst und Schrecken außer sich. Sein Statthalter Tagino fiel vor Schrecken bewußtlos zur Erde hin. Der heilige Bischof ermutigte alle, hab den leblos auf der Erde liegenden Statthalter auf, und alle wurden mit solcher Zuversicht erfüllt, als wenn gar nichts vorgefallen wäre.

Die Diözese Regensburg erstreckte sich damals über ganz Böhmen. Die Böhmen waren von Mähren aus dem Christentum bekehrt worden; aber sie hatten keinen eigenen Bischof. Herzog Heinrich II: von Bayern und sein Neffe, Kaiser Otto II., betrieben die Errichtung eines Bistums in Prag mit allem Eifer und wendeten sich an den Bischof Wolfgang, daß er in die Lostrennung Böhmens von seiner Diözese einwilligen möchte. Der heilige Bischof erkannte die Notwendigkeit und den großen geistlichen Gewinn, der dadurch seinen bisher untergebenen Schäflein zukommen würde und half aus Kräften zur Errichtung des neuen Bistums. Die bischöfliche Geistlichkeit war damit nicht zufrieden. Sie befürchtete über dem geistigen Gewinn der Gläubigen eine Schmälerung der bischöflichen Einkünfte. Der eifrige Oberhirt sprach mit aller Kraft von der Notwendigkeit, ein vergängliches, zeitliches Gut zu opfern, um so vielen Gläubigen, die ganz verwahrlost bleiben müßten, zum Erwerbe unvergänglicher Güter zu verhelfen. Wolfgang schrieb die Lostrennungsurkunde der böhmischen Kirche von dem Regensburger Diözanverande mit eigener Hand und ein sächsischer Mönch, Namens Dietmar, wurde der erste Bischof von Prag. So war dem seeleneifrigen Bischof eine große, unerträgliche Last abgenommen und es war ihm möglich gemacht, den ihm noch bleibenden Hauptteil der Diözese gehörig zu überwachen und zu besorgen.

Nahezu drei Jahre waren vergangen, seitdem der heilige Bischof den Hirtenstab ergriffen und gehandhabt hatte zum Wohle seiner Gemeinde. Auf einmal finden wir den bischöflichen Stuhl in Regensburg ohne Hirten und den Bischof im salzburgischen Gebirge als Einsiedler (975). Auf einem Hügel in der Nähe des Albersees, am Fuße des Berges, der dem Falkenberge gegenüber liegt, erbaute sich der Heilige eine Zelle und ein Bethaus. Das Beil, das er von der Höhe des Berges herab geschleudert, hatte ihm diese Stelle als den künftigen Ort seines Umganges mit Gott allein bezeichnet. Die Feindseligkeiten, die zwischen Heinrich II. und seinem Neffen, Otto dem Großen, entstanden waren und in die alle Bischöfe mit hineingezogen wurden, mochten ihn zu dieser Entfernung von Regensburg veranlaßt haben. Drei Jahre blieb er in dieser Einsamkeit. In Regensburg war allgemeine Trauer über die Entfernung des Bischofs. Alles Nachforschungen nach ihm waren vergebens. Endlich entdeckte ihn ein Jäger. Alsbald kam eine Gesandtschaft von Regensburg, die mit unablässigen Bitten in ihn drang, daß er zurück kehre. Wolfgang gab den Bitten nach und kehrte zur größten Freude seiner Diözesanen und unter allgemeinen Jubel des Volkes in seine bischöfliche Stadt zurück.

Ein Jahr nach seiner Rückkehr mußte der heilige Bischof den Kaiser Otto II. auf seinem Feldzug gegen den König von Frankreich begleiten. Dieser König wollte dem Kaiser das deutsche Lothringen entreißen und war schon bis Aachen vorgedrungen. Otto sammelte ein Heer, zog, vom heiligen Wolfgang begleitet, dem Feinde entgegen und schlug ihn zurück. Auf der Rückkehr aus Frankreich kam das Heer an dem Fluß Arona (Aine), der von Regengüssen so sehr angeschwollen war, das sich niemand den selben zu übersetzen getraute. Schon hatten sich die geschlagenen Feinde wieder zusammengerafft und es drohte dem deutschen Heere ein großes verderben. Der heilige Bischof ermutigte das Volk, sich in den Fluß zu wagen; aber Niemand hatte den Mut dazu. Nun wagte er im Namen des Herrn als der Erste den Übergang und kam unversehrt an das gegenüberstehende Ufer. Seinem Beispiele folgte das ganze Heer und alle kamen unversehrt hinüber. Alles sahen diesen Übergang als ein Wunder an, das Gott auf das Gebet des heiligen Bischofs gewirkt hatte.

Nach seiner Rückkehr widmete sich der Heilige wieder ganz der Sorgfalt für seine Untergebenen. Die früher mißlungene Verbesserung der Frauenklöster in Regensburg lag ihm schwer am Herzen. Er begann jetzt dies Werk in anderer Weise. Innerhalb der Stadtmauer, auf bischöflichem Grunde erbaute er ein neues Kloster für Jungfrauen, die nach der Regel des heiligen Benedikt leben sollen. Es ist dies das Kloster zum heiligen Paulus, später auch Mittelmünster genannt. Während dieses Baues befreite er durch das Beten der Psalmen eine vom bösen Geiste gepeinigte Person von ihrer Plage. Das neue Kloster aber war das Mittel, den bösen Geist aus den zwei anderen Klöstern zu vertreiben. Die gottgeweihten Jungfrauen, die darin ganz los getrennt von der Welt in strengster Bußübung und Gottseligkeit lebten, wurden ein Salz, das nicht bloß die lauen Weltmenschen, sondern auch die verkommenen Klosterfrauen von geistiger Fäulnis reinigte. Der gute Ruf des neu gegründeten Klosters drang bis an den Hof des Herzogs Heinrich II. Dieser war sehr erfreut darüber und wünschte, daß auch die übrigen Nonnen nach diesem herrlichen Vorbild sich richten möchten. Ja selbst der heilige Bischof Erhard, dessen Leichnam in Niedermünster ruhte, ermahnte den eifrigen, im Gebete wachenden Bischof, seine geistigen Töchter zur Änderung ihres leichtfertigen Wandels aufzufordern. Auch dieses Werk gelang endlich in wunderbarer weise und die strenge klösterliche Zucht war jetzt in allen Klöstern hergestellt.

Nebst dieser Sorge für die ganze Diözese und für die Klöster insbesondere wurde dem heiligen Bischof noch ein höchst wichtiges Geschäft, die Erziehung der Kinder des Herzogs Heinrich II. anvertraut. Dieser Herzog war endlich nach langen Feindseligkeiten zur Ruhe und durch großmütige Abdankung Heinrich III. wieder auf den Thron Bayerns gekommen (985), Von da an führte er ein bußfertiges, friedliches Leben und machte wieder gut was er davor verderbt hatte. Schon früher war er für den heiligen Wolfgang sehr eingenommen gewesen; jetzt aber folgte er ihm, wie ein Sohn seinem Vater. Zudem übergab er ihm seine vier Kinder zur Erziehung. Mit welchem Segen der heilige Bischof dies Geschäft besorgte, leuchtet aus den Früchten dieser Erziehung hervor. Der älteste Sohn Heinrichs II. wurde später römischer Kaiser und wird von der Kirche als Heiliger verehrt. Es ist dies Heinrich , als deutscher König der II. als Herzog von Bayern der IV. Die Tochter Gisela wurde später Königin von Ungarn und starb nach einem gottseligen Leben im Rufe der Heiligkeit. Bruno, das dritte dieser Geschwister, wurde Bischof von Augsburg und Brigida, die jüngste, wurde Äbtissin des vom heiligen Wolfgang gegründeten Klosters St. Paul. Der heilige Bischof hatte diese Bestimmung der Kinder schon längst voraus geschaut und geoffenbart.

Bei dieser ausgedehnten und mannigfaltigen Wirksamkeit verwendete der heilige Bischof täglich noch mehrere Stunden dem Gebete und der Meditation. Selbst die kurze Zeit des Essens war dem innerlichen Gebete und der Betrachtung dessen geweiht, was nach seiner Anordnung vorgelesen wurde. Dem Chorgebete, wohnte er auch als Bischof mit der selben Pünktlichkeit bei, die er als Mönch in Einsiedeln sich zum Gesetze gemacht hatte. Wenn er auf Reisen war, betete er seine canonischen Stunden mit seinem geistlichen Begleiter.

Außerdem zeichnete er sich durch eine alles übertreffende Freigiebigkeit aus. Jeder Arme, jede Notleidende hatte freien Zutritt zu ihm und jeder fand Hilfe bei ihm. Zur Zeit einer Hungersnot ließ er von den Getreidevorräten unentgeltlich an alle austeilen, die zu ihm kamen. Die Empfänger mußten ihm versprechen, die Hälfte des Empfangenen an die Armen ihrer Heimat auszuteilen.

Einst hatte ein Bettler ein großes Stück von einem Bettvorhange mitgenommen. Ein Diener bemerkte den Dieb, und führte ihn vor den Bischof. Als dieser ihm seinen Diebstahl verwies, erklärte der Arme, er hätte, wie man wohl sehe, gar nichts mehr, seine Blöße zu bedecken. Diese große Not sei die Ursache seines Diebstahls. Der Bischof verzieh ihm, gab ihm ein neues Gewand und drohte ihm die gebührende Strafe, wenn er wieder bei solch einen Frevel ertappt würde. Den Dienstleuten aber verwies er ihre Nachlässigkeit in Überwachung dessen, was ihnen anvertraut war.

Auch außerordentliche Werke und Wunder wirkte Gott durch seinen treuen Diener. Einst befreite er ein vom bösen Geiste geplagtes Weib beim Herausgehen aus der Kirche von ihrem entsetzliche Leiden durch ein einziges Wort. Einen Kriegsknecht, der für verächtliche Gedanken, die er über den Bischof gehegt hatte, mit einer schweren Gemütskrankheit war bestraft worden, machte er durch das Zeichen des heiligen Kreuzes wieder gesund.

In den letzten Tagen seines Lebens nötigte ihn die Sorge für die in Unterösterreich gelegenen Güter seines Bistums zu einer Reise in diese Gegend. Vor seiner Abreise verteilte er noch alles, was er besaß, unter die Armen. Dann fuhr er auf der Donau abwärts bis unter Passau hin. Hier überfiel ihn ein heftiges Fieber. In Pupping, einem Flecken zwischen Linz und Passau, oberhalb Aschach stieg er ans Land. Hier erwartete er seinen Tod; denn jetzt gingen die zweiundzwanzig Jahre zu Ende, die ihm der heilige Othmar einst zu Einsiedeln als die Dauer seiner bischöflichen Amtsführung in einem fremden lande in einem Gesichte vorausgesagt hatte. Der heilige Bischof drückte seinen treuen Statthalter Tagino, der ihn begleitete, an sein Herz, sagte ihm seine Erhebung auf den bischöflichen Stuhl von Magdeburg nach zehn Jahren voraus und ließ sich dann in die dem heiligen Othmar geweihte Kirche des Ortes tragen. Vor dem Altar des Heiligen liegend empfing er nach abgelegter heiliger Beicht die heiligste Wegzehrung und ermahnte noch alle Gegenwärtigen zum treuen Festhalten an dem katholischen Glauben. Dann empfahl er alle seine Schäflein der unendlichen Erbarmung des Herrn. Seinen Begleitern, welche den vielen Leuten den Eintritt in die Kirche verbieten wollten, sagte er:

„Hindert Niemanden herein zu treten. Sie mögen mich sterben sehen; denn Sterben ist keine Schande; schlecht zu leben ist schändlich. Der Herr des Lebens selbst hat sich nicht geschämt, für die Sünden der Welt nackt am, Kreuze zu sterben. Jeder mag bei meinem Sterben bedenken, was er selbst im Sterben zu fürchten habe. Der Herr wolle sich meiner, als eines armen Sünders, erbarmen und allen gnädig sein, die mich mit zerknirschtem Herzen und mit Furcht vor dem eigenen Tode sterben sehen.”

Darauf schloß er seine Augen und entschlief sanft im Herrn, den 31. Oktober 994.

Am Tage nach dem seligen Hinscheiden des heiligen Bischof kam durch Gottes Fügung der Erzbischof Hartwig von Salzburg in Pupping an. der selbe begrub das Herz und die Eingeweide des Verstorbenen in der Kirche des heiligen Othmar. Der Leib des Heiligen wurde am siebenten Tage nach Regensburg gebracht und in der Domkirche beigesetzt. Dort hielt der Erzbischof Hartwig die Totenfeier. Dann trug man die heilige Leiche in die Klöster der Stadt und begrub sie im Kloster St. Emmeram, wo sein Grab mit einem kunstreichen Denkmal geziert und von Gott durch viele Wunder verherrlicht wurde

(P. Fr. Xav. Sulzbeck und Baillet.)

Quelle:

  • BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
    zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
BAVARIA SANCTA
Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
Bayern unter Amtsherzogen des deutschen Reiches (911-1180)
Band I - Vierter Abschnitt
  1. Thiento, Abt
  2. Mathildis
  3. Ulrich von Augsburg
  4. Ruzo (Rugo)
  5. Hatto, Bruno und Bernold
  6. Piligrin
  7. Guntharius
  8. Wolfgang
  9. Adelheid
  10. Gunthildis
  11. Ramuold
  12. Albuin
  13. Tagino
  14. Kunigunda (Kunissa)
  15. Hartwig
  16. Heinrich
  17. Kunigund
  18. Aurelia
  19. Ulrich von Ebersberg
  20. Richardis
  21. Hademunda
  22. Gotthard (Godehard)
  23. Reginbald, Bischof
  24. Günther
  25. Bruno
  26. Aquilin
  27. Gisela
  28. Gundekar II. (Gunzo)
  29. Batho
  30. Gebhard
  31. Murcherad (Muricherodachus)
  32. Marianus
  33. Adalbero
  34. Wiltrudis
  35. Wilhelm
  36. Altmann
  37. Der heilige Ulrich, Probst von Ulrichszell
  38. Der selige Engelmar, Einsiedler
  39. Der heilige Walderich, Mönch von Clugny
  40. Die selige Richildis von Hohenwart
  41. Der selige Wolfhold, Priester zu Hohenwart
  42. Die selige Salome und Judith in Niederaltaich
  43. Der heilige Thiemo, Erzbischof von Salzburg



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