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Der selige Wilhelm, Abt von Hirschau
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Der selige Wilhelm, Abt von Hirschau -

  • Festtag, Gedenktag ist
  • * in Bayern
  • am 4. Juli im Jahr 1091

Im Anfang des 11. Jahrhunderts unter der Regierung des Kaisers Conrad II. wurde einer der größten Äbte des Benediktinerordens, Wilhelm von Hirschau, geboren. Sein Heimatland ist Bayern. Seine Eltern waren freie, fromme Leute, die ihn von Kindheit an in der Furcht Gottes erzogen. Gottes Gnade erklärte verklärte die vortrefflichen Naturgaben des Knaben und machte ihn allen Menschen liebenswürdig. Schon in seiner frühesten Jugend übergaben ihn seine frommen Eltern den Mönchen von St. Emmeram zur Erziehung. Die Schule dieses Klosters stand in gutem Rufe. Unter den Ordensmännern gab es ausgezeichnet fromme und gelehrte Lehrer. Das Kloster hatte keinen eigenen Abt, der die inneren und äußeren Angelegenheiten leiten und ordnen konnte. Die Bischöfe hatten diese Sorge auf sich genommen, ohne ihr recht abwarten zu können. Dies hatte für die klösterliche Zucht höchst nachteilige Folgen. Manche aus den Mitgliedern verfielen in Lauigkeit und in ein weltliches Leben, ohne daß sie durch Mahnung und Zurechtweisung vor diesem Verfalle bewahret wurden. Diese Mißstände hatte, wie wir gesehen, schon der heilige Wolfgang dadurch entfernt, daß er die Abtwürde ablegte und dem Kloster einen eigenen Vorstand gab.

Wilhelm fühlte die Nachteile dieser Unordnung in keiner Weise. Er machte sich die frommen und weisen Lehrer zu seinen Vorbildern und bemühte sich aus allen Kräften,ihnen nachzufolgen. Nie sah man ihn müßig. Jede Stunde, die ihm frei blieb, verwendete er auf Gebet und Studium. Immer war er entweder mit geistlicher oder mit wissenschaftlicher Arbeit beschäftigt. Dabei war er voll Liebe und Freundlichkeit gegen Alle, und eben darum der Liebling aller treuen Diener des Herrn und gefürchtet von den Lauen und Weltgesinnten.

In seinen Studien machte er mit Gottes Gnade solche Fortschritte, daß er bald alle seine Altersgenossen und selbst seine Lehrer an Kenntnissen übertraf. Bei wissenschaftlichen Unterredungen zeigte er eben so viele Schärfe des Verstandes als Gewandheit in der Rede. In der Musik war er ausgezeichnet. Er verfaßte und komponierte mehrere Gesänge zur Ehre der Heiligen. Fehler, die sich in einzelne Gesangweisen eingeschlichen hatten, verbesserte er mit ausgezeichnetem Geschicke und schrieb ein Buch über die Musik. Auch machte er in dieser Kunst mehrere Erfindungen, die bisher den geschicktesten Musikern unbekannt geblieben waren. Von seinen mathematischen und astronomischen Kenntnissen zeugen die Werke, die er darüber geschrieben hat. Er schrieb zwei Bücher über die kirchliche Zeitrechnung. Zudem fertigte er einen Himmelsglobus, der zugleich auch die Stunden anzeigte. Er gab die Regeln an, wie man durch gewisse Versuche die Solistitien, die Aequinoktien und die Stellung der Erde, der Sonne gegenüber, berechnen kann.

Außerdem schrieb er zwei Bücher über die Verbesserung des Psalters, zwei Bücher über die Regeln und Gewohnheiten der Mönche in Hirschau und eine Menge Briefe an Leute aus allen Ständen. Dann verfaßte er ein Diktionarium, d. h. ein Buch, in dem er sich über alles, was in der Welt ist, mit Gelehrsamkeit und Klarheit ausspricht. Die einzelnen Gegenstände sind in alphabetischer Ordnung abgehandelt.

Allein weit wichtiger als alle diese Studien war ihm die Sorge für das Heil seiner Seele. Er wollte nur allein seinem Gott gefallen; darum kreuzigte er sein Fleisch mit allen seinen Gelüsten. Er übte sich unablässig in Fasten und wachen und trug ein Bußkleid. Nachdem er auf solche Weise in den Wissenschaften unterwiesen und im Leben der Gottseligkeit fest begründet war, sollte er nach dem Wohlgefallen der göttliche Weisheit auf den Leuchter gestellt werden, damit er vielen leuchten und Unzähligen in den Zeiten der größten Verwirrung eine Stütze und ein Trost sein könnte.

Außer der wissenschaftlichen Tätigkeit wissen wir von der Wirksamkeit Wilhelms im Kloster St. Emmeram nichts. Einigen Nachrichten zufolge war er Prior dieses Klosters. Dieses Amt mag er verwaltet haben unter einem Nachfolger des heiligen Bischofs Wolfgang, da das Kloster eben keinen eigenen Abt hatte. Indessen war sein Name in den Klöstern Deutschlands hochgerühmt. Zumal waren es die Mönche von Einsiedeln, die den gelehrten und frommen Mann sehr verehrten.

Mönche von Einsiedeln waren im Jahre 1066 auf Verlangen des Papstes Leo IX. vom Grafen Adalbert von C(E)alw, der ein Verwandter des Papstes war, nach Hirschau berufen worden, um das seit 64 Jahren zerfallene Kloster wieder herzustellen. Aber der Graf wollte noch immer, wie früher, die Herrschaft über das Kloster ausüben und dem neuen Abte Friedrich waren überall die Hände gebunden. Nach drei Jahren wurde er aus dem Kloster vertrieben und die zurück gelassenen Mönche waren ohne Abt. Nun warfen sie ihre Augen auf den Mönch Wilhelm in Regensburg, sandten zwei Abgeordnete mit einer Gesandtschaft des Grafen Adalbert an ihn und erklärten ihm, daß er zum Abte gewählt sei.

Wilhelm erschrak über diesen Antrag und er wäre wohl bei St Emmeram geblieben, wenn er die Verhältnisse des Klosters Hirschau gekannt hätte. Indessen beriet er die Angelegenheit mit Gott im Gebete und bat auch seine Mitbrüder, sie möchten im Gebete und Fasten mit ihm sich vereinigen, um zu erfahren, ob es der Wille Gottes sei, daß er diese Last auf sich nehme. Nachdem er die Sache vor Gott überlegt und den Willen Gottes in außerordentlicher Weise erkannt hatte, zog er zum größten Jammer seiner frommen Mitbrüder von St. Emmeram ab und kam nach Hirschau. Hier erst erfuhr er, wie elend das Kloster vom Grafen geknechtet und wie ungerecht der Abt Friedrich abgesetzt worden sei. Er erklärte, daß er den Sitz des Abtes nicht einnehmen und sich nicht zum Abte weihen lassen werde, so lange der Abt Friedrich lebe und dem Kloster nicht seine Freiheit zurückgegeben werden.

Der Graf Adalbert versprach, allen seinen angemaßten Rechten zu entsagen, setzte eine Urkunde auf, in der er die Rechte des Klosters freizugeben versprach und ließ dieselbe durch Kaiser Heinrich IV. bestätigen. Wilhelm begleitete ihn an das Hoflager des Kaisers und war nun der Meinung, es sei alles in Ordnung. Aber dies war lauter Täuschung. Die Schrift, die Adalbert zur Bestätigung vorlegte, enthielt ganz das Gegenteil von dem, was er dem künftigen Abt versprochen hatte. An eine solche Schusterei konnte der arglose Wilhelm in seiner Taubeneinfalt gar nicht denken. Als unterdessen der Abt Friedrich in einem Kloster bei Heidelberg gestorben war, ließ sich Wilhelm am Sonntage nach der Himmelfahrt des Herrn 1071 in Gegenwart einer zahllosen Volksmenge vom Speirer Bischof zum Abt von Hirschau weihen und bestieg zur größter Freude aller Rechtschaffenen den äbtlichen Stuhl.

In dieser neuen Würde verdoppelte sich sein Eifer für die Sache des Herrn; denn er wußte gar wohl, daß er nicht allein seine Seele retten müsse, sondern auch den Untergebenen als ihr Vorbild aufgestellt sei und die Verantwortung über sie übernommen habe. Er drang mit aller Entschiedenheit auf strenge Haltung der klösterlichen Zucht. Unermüdet in Belehrung und Ermahnung, strenge in Bestrafung, war er frei von aller Abneigung gegen den Einzelnen, erfüllt mit heiliger Liebe gegen alle und freigebig ohne alles Maß. Seine Milde und Freundlichkeit gewann ihm die Herzen aller. Die Angelegenheiten der Brüder sah er als seine eigenen an; gegen die Fremden und Armen trug er väterliche Liebe in seinem Herzen. Oft zog er sein eigenes Gewand aus, um die Blöße der Armen und Verlassenen zu decken.

Bald brach ein Sturm über den neuen Abt los, der ihn jedoch nicht zu beugen vermochte, sondern nur dazu diente, die Überlegenheit seines Geistes und die Festigkeit seines Charakters zu offenbaren und dem Kloster zu seinen ursprünglichen rechten und Freiheiten zu verhelfen.

Der Graf Adalbert maßte sich wieder manche Eingriffe in die Rechte des Klosters an. Er berief sich dabei auf sein vom Kaiser bestätigtes Recht. Der Abt erfuhr von dessen Gemahlin, wie unrechtlich der Graf in Ausfertigung jener Urkunde zu Werke gegangen und drang mit aller Entschiedenheit auf Vertilgung dieser Trugschrift. Er nahm seine Zuflucht zum Herrn und bat ihn inständig, er möchte doch in seiner Güte und Macht das Kloster, dessen Leitung er ja aus Liebe zu ihm übernommen habe, von dem schmählichen Drucke weltlicher Vergewaltigung befreien. Der barmherzige Gott, der allen nahe ist, die ihn anrufen in der Wahrheit, ließ den Grafen in solche Gefahren und Nöten geraten, daß er durchaus keinen Ausweg mehr finden konnte. In diesem Elend fragte er weise und fromme Männer um Rat. Diese erklärten ihm, es gebe für ihn auf keinem anderen Wege Hilfe und Heil, als durch Befreiung des Klosters Hirschau von der ungerechten Bedrückung, die er sich angemaßt. Adalbert folgte ihrem Rate, vernichtete die frühere auf Lug und Trug begründete und berechnete Urkunde, entwarf eine neue und gewährte und verbürgte durch die selbe frei und offen dem Kloster alle Freiheiten und Rechte, die ihm zu einem glücklichen Bestand und zu einer segenvollen Entwicklung notwendig waren. Diese Urkunde ließ er durch Kaiser Heinrich IV. bestätigen. Er, früherer Zerstörer des Klosters, trat später selbst in den Orden ein und führte unter der Leitung des frommen Abtes ein gottseliges Leben zur Erbauung aller Brüder.

Der erleuchtete und umsichtsvolle Abt wußte nur zu gut, wie der glückliche Bestand der Klöster damals nicht allein von weltlichen Fürsten, sondern eben so sehr von Bischöfen gefährdet wurde und wünschte, sein Kloster unmittelbar unter die geistliche Gerichtsbarkeit des Papstes zu stellen. Darum entschloß er sich zu einer Reise nach Rom. Dort wurde er vom Papst Gregor VII. mit aller Liebe und Freundlichkeit aufgenommen. Der Papst erkannte die Willigkeit seiner Wünsche und erklärte das Kloster Hirschau als eremt von der bischöflichen Gerichtsbarkeit. Eine Urkunde dieser Eremtion gab der heilige Vater dem Abte Wilhelm, die andere aber verwahrte er im römischen Archive.

Während seines Aufenthaltes in Rom verfiel der fromme Abt in eine schwere Krankheit. Es war eine plötzlich eintretende, höchst gefährliche Wassersucht. Der Kranke konnte keinen Schritt mehr gehen. Die Ärzte verzweifelten an seiner Rettung. Nun ließ sich der kranke Abt in die Kirche der seligsten Jungfrau hin schleppen, warf sich vor ihrem Altar zur Erde nieder und flehte zur seligsten Gottesmutter um Hilfe. Und augenblicklich wurde auf die Fürbitte der heiligsten Jungfrau die Krankheit von ihm genommen. Er konnte wieder Nahrung zu sich nehmen und kehrte endlich nach langer Zeit zur größten Freude seiner Mitbrüder in sein Kloster zurück.

Nachdem die bisher gebundenen Hände des Abtes vollkommen frei geworden, konnte er mit Kraft und Segen wirken. Das Kloster war sehr herab gekommen. Es zählte nur mehr 15 Mönche. Unter diesen war eine Larheit eingetreten, die nur zum Verderben führen konnte. Wilhelm nahm neue, eifrige Mitglieder auf und fachte in den alten einen neuen Eifer der Buße und der Andacht an. Die Zahl der Mönche vermehrte sich um das zehnfache. Die Ordnung war der heiligen Regel gemäß. Ein Teil der Brüder sang unablässig das Lob des Herrn oder pflegte betend und betrachtend vertraulichen Umgang mit ihm. Ein anderer Teil beschäftigte sich mit Handarbeiten und besorgte die Geschäfte des Hauses. Der erleuchtete Abt wußte gar wohl, daß nicht alle zu einem contemplativen Leben befähigt wären. Darum verteilte er die Beschäftigungen je nach den Fähigkeiten und sorgte vor allem dafür, daß keiner der Brüder auch nicht eine Stunde müßig sei. Ebenso wußte der gottselige und gelehrte Abt recht gut, daß die heilige Schrift die vortrefflichste Nahrung für den Geist sei und daß diese Nahrung allen gereicht werden müsse, die sie genießen können. Darum suchte er sich zwölf aus seinen Mitbrüdern aus, die sich am besten auf das Abschreiben verstanden und befahl den selben, fortwährend mit de Abschreiben der heiligen Schrift und de Erklärungen der Väter sich zu beschäftigen. Außer diesen zwölf war noch eine unbestimmte Zahl von Mönchen, welche immer Bücher abschreiben mußten. Über sie alle war ein gelehrter Bruder aufgestellt, der einem jeden das Abzuschreibende´bestimmen und die etwaigen Fehler der Abschriften verbessern mußte. Viele von diesen Büchern blieben in dem Kloster Hirschau; viele kamen in andere Klöster; denn so oft der erleuchtete Abt angegangen wurde, daß er Brüder seines Klosters in andere Klöster senden sollte, um in denselben eine bessere Zucht herzustellen, da gab er den ausgesendeten Mönchen immer Bücher und alles, was zu ihrem Zwecke diente, mit größter Freigebigkeit mit. Ihm galt der Gewinn unsterblicher Seelen unendlich mehr, als aller Reichtum und Glanz seines Klosters.

Außer den durch feierliche Gelübde dem Kloster verpflichteten und in den kirchlichen Weihen stehenden Mönchen hatte der Abt Wilhelm auch noch andere Brüder aufgenommen, die nicht zu den Klerikern gehörten und die man Gebartete oder auch Fratres conversos nannte. Diese mußten Handarbeiten verrichten, nach der Anordnung der älteren Brüder die zeitlichen Angelegenheiten besorgen und denjenigen, die sich ganz dem Contemplativen Leben geweiht hatten, den notwendigen Lebensunterhalt darreichen. Wilhelm war der Erste, der dieses Institut der Laienbrüder in Deutschland begründete. Unter diesen waren Handwerksleute jeder Art, Schreiner und Schmiede, vortreffliche Steinhauer und Baumeister, von deren Kunst und Geschicklichkeit das von ihnen erbaute Gotteshaus und Kloster Zeugnis gab. Dann gab es Kleidermacher, Schuster und Schneider. Kurz, alles, was man im Kloster notwendig hatte, wurde nicht von Auswärtigen oder Weltleuten, sondern von diesen Laienbrüdern gefertigt. Mit Hilfe dieser Laienbrüder war es dem eifrigen Abt möglich, so viele Klöster zu gründen und vollkommen herzustellen.

Diese Laienbrüder mußten wie die übrigen Mönche jedesmal in der Nacht zur Metten aufstehen, aber die von ihnen gesungene Metten dauerte nicht so lange, als die der Mönche. Nach dieser konnten sie sich wieder zu Bette legen; viele von ihnen blieben jedoch bis zur Vollendung der großen Metten. Am frühesten Morgen hörten sie die heilige Messe. Dann kamen sie zum Kapitel zusammen. Hier hier baten sie um Verzeihung wegen der mannigfaltigen Fehler, die vorgekommen waren. Die Mehr verschuldeten erhielten eine Buße. Darauf folgte bei einzelnen die geheime Beicht. Nach derselben ging jeder an sein Tagwerk. Dieses verrichteten sie, außer der Zelle ebenso wie in der Zelle, als wenn es ihnen von Gott selbst wäre empfohlen worden. Keiner von ihnen besaß ein Eigentum, sondern sie hatten alles miteinander gemein.

Bei ihren Arbeiten und Geschäften kommt weder Zank noch Streit vor. Auch aller müßigen Reden enthalten sie sich mit strengster Gewissenhaftigkeit. Sie gehorchten ihren Vorgesetzten pünktlich. Ohne ihre Erlaubnis entfernen sie sich nie aus der Zelle. An jedem Sonntag geht die Hälfte der selben zur heiligen Kommunion; an hohen Festtagen aber empfangen alle den Leib und das Blut des Herrn. Muß einer derselben eine Reise unternehmen, so geht er am Sonntag vorher zur heiligen Kommunion, wenn er auch nicht über den nächsten Sonntag ausbleibt. Die Zurückkehrenden bitten um Verzeihung wegen der Fehler, die sie auf der Reise gemacht haben. In Bereitung der Speisen wechseln sie nach Wochen ab; sie dienen auch bei Tische. Bei den kirchlichen Gebeten unter tags erscheinen nur diejenigen, die gerade kein wichtiges Geschäft zu besorgen haben. Zur Komplet begeben sich alle, wie zur Metten. Nach der Komplet begeben sich alle, Stillschweigen haltend, zu Bett.

Nach Art der Mönche in Clugny, dem berühmtesten Kloster Frankreichs, nahm der erleuchtete Diener Gottes auch weltliche Diener auf, die weder Gelübde ablegten, noch die Mönchskleidung trugen. Diese wurden zu den äußeren Geschäften gebraucht, wozu man die Mönche und die Laienbrüder nicht verwenden konnte. Sie hatten einen eigenen Meister. Es war dies immer einer aus den verständigeren und erfahrenen Mönchen. Sie lebten von den übrigen Genossen ganz getrennt und durften die Stille des Klosters nie stören. Ihr Geschäft war, Bauholz und Steine nebst anderen Baumaterialien herbei zu führen, den Kalk abzulöschen, den Mörtel anzumachen, das notwendige Wasser aus dem Flusse herbei schaffen und bei den Bauten Handlangerdienste zu versehen. Sie hatten auch die Bedienung der Kranken und Armen zu besorgen und mußten immer bereit sein, die Aufträge ihres Meisters zu erfüllen. Man nannte diese weltlichen Diener Oblaten. Ihre Anzahl belief sich in Hirschau bis auf fünfzig. Die Zahl der Laienbrüder war sechzig, die der Mönche hundert und fünfzig.

Für die einzelnen Abteilungen dieser Genossenschaft mußten entsprechende Statuten und Regeln entworfen werden. Dies Geschäft übernahm der Abt selbst. Er verfaßte, wie schon erinnert wurde, "die Satzungen und Gebräuche des Klosters Hirschau." In der Vorrede zu den selben sagt er: "Ich habe mir vorgenommen, alles dasjenige, was ich in Betreff der Vervollkommnung der Brüder gesehen, gehört oder in heiligen Büchern gelesen habe, gleichsam als lebendige Bausteine zur Erbauung dieses geistigen Gebäudes zusammen zu tragen." Bei dieser Arbeit folgte er nicht seiner individuellen Meinung. Große Dienste leistete ihm in dieser Beziehung der Abt Bernard von Marseille. Der selbe war in jenen kirchlichen Wirren unter Heinrich IV. als päpstlicher Legat in Deutschland aufgestellt worden und hielt sich, vom Kaiser verfolgt, beinahe ein ganzes Jahr im Kloster Hirschau auf. Als er sah, daß die Brüder dieses Klosters allen Ernstes nach Heiligkeit und Gerechtigkeit strebten, schlug er dem Abte Wilhelm vor, er solle sich die Statuten des Klosters Clugny geben lassen. Aus ihnen werde er abnehmen, wie es in einem rechten Kloster gehalten werden müsse. Clugny war nämlich damals unter allen Klöstern diesseits der Alpen sowohl bezüglich der großen Zahl der Mönche, als in Hinsicht auf klösterliche Zucht, das ausgezeichetste. Wilhelm gab sich nun alle Mühe , die Klosterordnung Clugny`s vollkommen kennen zu lernen. Kurze Zeit darauf kam der Abt von Clugny, der schon längst mit Wilhelm in innigster Freundschaft verbunden war, nach Hirschau und versprach seinem Freund, eine getreue Abschrift seiner Regeln und Statuten zu senden. Dies geschah auch wirklich. Aber damit war der Abt Wilhelm noch nicht zufrieden. Er sendete dreimal je zwei von seinen Mönchen nach Clugny, damit dieselben mit eigenen Augen die Lebensweise dieser Vorbilder sehen und sich in die selbe hinein leben konnten. Die Mönche von Clugny gaben diesen Brüdern von Hirschau das Zeugnis, noch nie seien irgend woher Brüdern gekommen, die den Geist ihrer Regeln und Statuten so gründlich erfaßt und so vollständig sich angeeignet hätten, wie diese. Erst jetzt schrieb der Abt Wilhelm seine "Regeln und Statuten", indem er Zusätze und Abänderungen für sein Kloster machte, wie die Lage des Ortes und die Verhältnisse sie notwendig machten.

Die Wirksamkeit dieses ausgezeichneten Abtes fällt in die traurige Zeit der Kirchenspaltung, welche der Kaiser IV. herbei führte. Der von heiliger Liebe entflammte und von verzehrendem Eifer beseelte Diener Gottes hielt unerschütterlich fest an seinem Oberhirten, dem Papst Gregor VII. und erhielt auch alle seine Untergebenen in der Vereinigung mit dem Haupte der katholischen Kirche. Weil alle überzeugt waren von der Einfalt und Lauterkeit seiner Gesinnung, darum waren sie mit all seinen Anordnungen vollkommen zufrieden. Jedes seiner Worte entflammte die Herzen zu heiliger Liebe. Mit dieser Taubeneinfalt verband er eine solche Schlangenklugheit, daß er als der Weiseste unter allen Weisen dieser Welt galt und zugleich von allen Dienern Gottes wegen seiner Heiligkeit verehrt wurde. Er war so voll Liebe gegen seine armen Mitmenschen,daß er nie einen Menschen, der ins Kloster aufgenommen werden wollte, wegen Armut oder Unkenntnis zurückwies wenn er nur guten Willen in ihm fand.

Adelige und Unadelige, Reiche und Arme, Männer und Frauen bestimmte er, die Welt zu verachten, und alle entflammte er durch sein Wort und Beispiel zur Lieb des ewigen Lebens. Vieles teilte er an die Gäste und an die Armen aus. Dabei vernachlässigte er nie die Sorge für die ihm untergebenen Brüder. Mit väterlicher Sorgfalt und mit inniger Liebe besorgte er für sie alles, was sie notwendig hatten. Mußten sie irgend eine Entbehrung leiden, so machte er ihnen dieselbe durch sein liebevolles und kräftiges Wort lieb und angenehm. Es sei dies eine Prüfung, die über die Lieblinge des Herrn kommen müßte, sagte er ihnen; wenn sie mit Danksagung und Gebet in Geduld ausharrten, werde bald die himmlische Tröstung wieder erscheinen. Dies hat sich auch unzählige Male bewährt. Wo er immer in einer Bedrängnis zum Herrn rief, öffnete ihm der Herr die Türe seiner göttlichen Erbarmung.

Diese wunderbaren Gebetserhörungen des frommen Abtes wurden bald weit umher bekannt. Darum strömten von allen Seiten die Gläubigen zu ihm. Die Einen suchten bei ihm Rat, die andern baten ihn um sein Gebet, gar viele warfen die Last der weltlichen Eitelkeiten und Sorgen weg und unterwarfen sich ganz seiner Leitung und väterlichen Zucht.

Allem Prunk und Glanz abhold, verschmähte er alles Goldgesticke in seinem Ornate und alle kostbaren Einfassungen. Auch der gebräuchliche Hand- und Kniekuss war ihm zuwider und er hätte ihn gänzlich abgeschafft, wenn ihm nicht die älteren seiner Mitbrüder bestimmt hätten diese Bezeugung der Ehrerbietung sich gefallen zu lassen.

Überall begleitete er die versammelten Brüder und hielt die Aussicht darüber. Immer betete er mit zum Himmel erhobenen Augen für sie alle, gar oft unter Tränen und Seufzern. Brachte man ihm eine ausgezeichnete Speise zu Tische, so fragte er zuerst den Aufwärter, ob die selbe zugleich für alle bereitet sei und erst wenn man ihm dies versicherte, aß er davon. War dies nicht der Fall, so teilte er sie sogleich unter die kränklichen Brüder aus. Ausgesuchte Speisen und reichliche Gastmähler, diese Aufstachler der Unzucht, verabscheute er wie die Unzucht selber. Er war mit wenigem und geringem zufrieden. Mußte er verreisen, so ritt er nicht auf einem stolzen Hengst, sondern auf einer Stute oder einem Maultier. Mit aller Strenge verwarf er prächtige und fein wollige Gewande. Machte man ihm lange Überärmel oder Kappen an sein Gewand, so schnitt er sie drohend weg. Ebenso verbot er allen Überfluß und Pomp in Hinsicht auf den Hausrat.

Wer immer in einer Versuchung oder Betrübnis zu ihm kam, ging gestärkt, beruhigt und getröstet von ihm fort. Seine Liebe und Sanftmut kannte keine Herbe und keine Bitterkeit. Sein gläubiges Vertrauen auf den Herrn überwand alle Schwierigkeiten und wirkte Wunderbares. Einst kamen die den äußeren Dienst besorgenden Brüder zu ihm und zeigten an, sie müßten eben jetzt fünf Pfund Silber haben und wüßten sie weder durch Verkauf noch durch ein Anlehen zu erhalten. Der liebevolle Vater tröstete sie und suchte sie von ihrer Kleinmütigkeit zu befreien, indem man nie an Gottes Erbarmen verzweifeln dürfe. Die Brüder konnten sich nicht beruhigen. Der Abt stand auf, hieß sie bis zu seiner Rückkehr warten, ging hinaus und klagte dem Herrn seine Not. Ganz zufällig kam ein unbekannter Mann daher und brachte dem Abte die notwendige Summe. Dieser kehrte augenblicklich zu den Brüdern zurück und sprach: Hier habt ihr das Geld, um dessen willen ihr so verzagt geworden. Lernet daraus, ja nie mehr an der überreichen Güte des allmächtigen Gottes zu verzweifeln.

An einem schönen Frühlingstage führte der Abt der Sitte gemäß seine Brüder ins Freie hinaus. Erst am Abend kehrte man zurück. Das Mittagsmahl wurde im Freien genossen. Auf diesem Ausflug begegnete ihnen ein armer Mann mit seinem Weib und seinen elf Kindern. Die armen Leute baten um ein Almosen. Der Ab lud sie allesamt zum Mittagessen ein. Die Brüder hatten aber nur einige Brote mitgenommen, die kümmerlich ausreichten für die Wanderer selbst. Als sie sich zur Mahlzeit nieder setzten, kam noch einen Menge Bettler und Flüchtlinge dazu. Die Gefährten des Abtes waren in der größte Verlegenheit, wie sie die wenigen Brote unter die Menschenmenge verteilen sollten. Der Mann Gottes sprach mit heiligem Antlitz: So lange die 5 Brote, welche die Jünger hatten, ganz blieben, wurden sie nicht vermehrt und kein Mensch wurde gesättigt. Nachdem der Herr sie gebrochen hatte, wurden alle gesättigt und es blieb noch vieles übrig. Darauf nahm er die Brote und teilte davon unter die Menge aus. Alle wurden gesättigt und alle staunten über den Glauben und über die Freigebigkeit des treuen Dieners Gottes. Dieser aber nahm den armen Mann samt seiner Familie mit sich und unterstützte sie bis zur Zeit der Ernte.

Einst begegnete dem Abt auf der Brücke des Flusses Nagold ein armer Mensch, der sich auf zwei Krücken recht armselig fort bewegte. Schon seit vielen Jahren hatte er im Armenhause durch Almosen sein Leben kümmerlich fortgebracht. Der fromme Abt nahm ihm eine Krücke, ging vorwärts und befahl dem Armen, ihm zu folgen. Dieser stellte ihm vor, dieser könne sich auf einer Krücke nicht weiter bringen. Der Abt entgegnete: Ich gehe von hier nicht fort, bis du zu mir kommst. Dieser gehorchte dem Befehl des Abtes und kam. Darauf warf er auch die andere Krücke weg und wandelte ganz gesund und gekräftigt seine Wege.

Ein Domherr von Straßburg, Namens Gebhard, von sehr edler Abkunft, kam nach Hirschau und bat um Aufnahme ins Kloster. Er war früher weltlich gesinnt gewesen und hatte sich auf seine Talente und auf seine Rednergabe vieles eingebildet. Eine einzige Unterredung mit dem gottseligen Abt Wilhelm hatte ihn ganz umgeändert. Dieser Man sollte noch Großes wirken und mußte darum außerordentlich geprüft und geläutert werden. Er erkrankte an Gicht und wurde so elend, daß er mit Ausnahme der Zunge kein Glied an seinem Leibe mehr bewegen konnte. Über ein Jahr lang konnte er keine Hand zum Mund bringen. Nur mit Hilfe anderer vermochte er seine Lage zu verändern.

Dies alles ertrug er mit bewunderungswürdiger Geduld. da erbarmte sich der Herr des Leidenden. Allmählich kam er so weit, daß er zum Essen und Lesen aufsitzen konnte; aber noch immer war er nicht im Stande, eine Hand zu bewegen. Da kam einst der Abt zu ihm in die Zelle und ermahnte ihn, zum Herrn zu beten, daß er ihm doch seine rechte Hand heilen und kräftigen wolle. Der Kranke weigerte sich, denn an seiner leiblichen Gesundheit liege ihm gar wenig, nachdem er geistig gesund geworden ist. Der mitleidige Abt wurde mitleidig gerührt, ergriff die rechte Hand des Kranken, küßte sie und begab sich dann in die Muttergotteskapelle, um dort auf die Erde hin geworfen zu beten. Wie er zu Kranken zurück kehrte, war dessen Rechte vollkommen hergestellt.

Einige Tage darauf kam Gebhards Schwägerin, um ihn in seiner Krankheit zu besuchen. Er wurde auf einem Tragesel ins Sprachzimmer gebracht und unterredete sich mit der Verwandten über erbauliche Gegenstände. Unter anderem erzählte er ihr auch die wunderbare Heilung seiner Hand. Augenblicklich ergriff die Schwägerin die gesunde Hand und küßte sie mit ungestümer Freude. Und augenblicklich war die Hand wieder gelähmt, wie vor der Heilung. Gebhard wollte sein Elend verheimlichen und ließ sich wieder in die Zelle tragen. Indessen ging ihm die Sache doch sehr zu Herzen.

Durch göttliche Mahnung erfuhr der fromme Abt, was vorgegangen war. Er besuchte den Kranken, fand ihn sehr nieder geschlagen und fragte ihn um die Ursache seiner Traurigkeit. Dieser gestand alles mit Offenheit und Demut. Der Abt tröstete ihn, ergriff die gelähmte Hand, segnete sie und machte sie dadurch vollkommen gesund.

Einst wollte der gottselige Abt einige Brüder besuchen, die in einer Waldgegend als Einsiedler lebten. Tags zuvor wurde seine Ankunft angesagt. Die Brüder trugen einem jungen Menschen auf, er sollte für diesen Bedarf Fische herbei schaffen. Dieser mühte sich die ganze Nacht, fing aber keinen einzigen Fisch. Er schämte sich, leer heimzukommen und stahl aus einem Fischbehälter einen außerordentlich großen und kostbaren Fisch. Die Brüder waren darüber sehr erfreut; einer aber aus ihnen fand die Sache sehr verdächtig. Diese Art Fische ließen sich zu dieser Zeit nicht so leicht fangen. Er äußere seinen Verdacht. Der Schuldige bekannte nach langem Leugnen seinen Diebstahl. Die Brüder aber waren in der größten Verlegenheit. Sie wußten dem Abte sonst nichts vorzusetzen und gedachten, den Fisch zu braten und dann das Unrecht in anderer Weise wieder gut zu machen. Der Abt kam mit seinen Begleitern ganz hungrig und ermüdet an. Er wurde mit größter Freude empfangen. Man setzte sich zu Tisch. der Abt, obwohl sehr hungrig, aß keinen Bissen. Er war bei seiner Ankunft außerordentlich freundlich gewesen; jetzt verwandelte sich seine Freundlichkeit auf einmal in strengen Ernst und begab sich, ohne etwas zu sagen, zur Ruhe. Von den mit ihm angekommenen Gästen wußte keiner, was Ursache einer solchen Umstimmung gewesen war. Die Einsiedler aber ahnten, daß Gott ihm geoffenbart habe, was sie getan. Sie gingen am anderen tage in aller Frühe zum Abte, bekannte reumütig den ganzen Vorgang und baten ihn um Verzeihung. Der Abt nahm sie gütig auf, verzieh ihnen, verbot ihnen aber zugleich mit aller Strenge, sich je wieder so etwas zu erlauben.

Eines Abends befahl der Abt dem Almosengeber, er sollte an die Armen fortan größere Brote austeilen. Dieser antwortete, es sei fast kein Getreide zum Brot backen mehr vorrätig. Darauf erhielt er den Auftrag, genau nachzusehen, wie groß der Vorrat an Getreide noch sei. Er nahm noch einen Bruder mit sich, maß das Getreide und fand nur noch einen Scheffel. Dies berichtete er dem Abte. Als er am folgenden Tag wieder den Kornspeicher öffnete, um zu tun, wie ihm der Abt befohlen, fand er den selben bereits voll mit Getreide, wenigstens zwanzig Scheffel. So vergalt der gütige Gott seinem treuen Diener die Werke der Barmherzigkeit , die er an den Armen übte.

Am ehrwürdigsten erscheint uns dieser treue Diener des Herrn in seiner festen Anhänglichkeit an das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche, an Gregor VII., in einer Zeit, wo die meisten Bischöfe Deutschlands es mit dem die Kirche verderbenden Kaiser Heinrich IV. hielten. Im Jahre 1076 war Abt Wilhelm mit den Fürsten des Reiches und mit den Bischöfen auf den Reichstag zu Worms eingeladen. Hier wurde auf Befehl des Kaisers der Papst Gregor VII. als abgesetzt erklärt und ein Gegenpapst gewählt. Wilhelm erschien nicht und verabscheute die gottlose und ungerechte Absetzung des rechtmäßigen Papstes. Er wurde jetzt die Stütze der Schwankenden und half vielen wieder auf, die in ihrer Schwachheit oder Unwissenheit gefallen waren. Sein Kloster wurde die Zufluchtsstätte für Unzählige, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung litten. Viele gottesfürchtige Männer, Grafen, Barone, Kriegsleute, Adelige und Unadelige, Geistliche und Laien, Reiche und Arme flüchteten sich nach Hirschau um sich an der heillosen Kirchentrennung nicht zu beteiligen. Sie verließen ihre Schlösser, ihre Häuser, ihre Kirchen, weil sie in denselben nicht mehr sicher waren und kamen nach Hirschau. Viele von ihnen wurden Mönche, mehrere behielten das weltliche Gewand und blieben als Klosterdiener bis an ihr Ende an dieser heiligen Stätte.

Weil der Abt von Hirschau in die Beschlüsse des Reichstages zu Worms nicht eingestimmt und die Unterschrift verweigert hatte, wurde er von Kaiser Heinrich IV. in die Reichsacht erklärt. Der eingedrungene Bischof Wernher von Straßburg sollte die Acht vollziehen. ER brach mit seinen Truppe auf, um das Kloster Hirschau zu bestürmen. Aber der Allmächtige wachte über dem bedrohten Kloster. Es brach ein schreckliches Donnerwetter los, und der elende Bischof wurde vom Blitz erschlagen. Von diesem Tage an wagte es Niemand mehr, gegen das von Gott geschützte Kloster etwas zu unternehmen.

Wezilo, der schismatische Erzbischof von Mainz, hatte die Mönche des vom Erzbischof Siegfried in Mainz gestifteten Klosters Hasung aufgefordert, sich vom Papste Gregor VII. zu trennen und mit ihm dem Kaiser anzuhängen. Als sie ihm nicht gehorchten, verfolgte er sie auf alle Weise. Aber die treuen Söhne der Kirche ließen sich nicht irre machen. Sie ertrugen längere Zeit alles Ungemach, das der feindselige Mensch über sie verhängte. Endlich aber verließen sie, etliche und siebzig an der Zahl, das fortwährend befeindete Kloster und zogen insgesamt nach Hirschau. Der gemeinsame Vater aller um des Glaubens willen Verfolgten, Wilhelm, nahm sie mit aller Liebe auf und verpflegte sie, wie seine Kinder. Es war eben die Zeit vor der Ernte. Das ganze Jahr hindurch hatte man das notwendige Getreide größtenteils kaufen müssen und auch für das kommende Jahr stand nichts anderes in Aussicht. Dessen ungeachtet war der gottesfürchtige Abt voll Vertrauen auf die Hilfe des Herrn, als wären alle Speicher gefüllt. "Der Herr hat jetzt die Zahl seiner Diener vermehrt; nun muß auch mehr Nahrung werden"; so sprach er und behielt die Brüder , bis er sie in das von ihm gegründete Kloster zum heiligen Gregorius, nächst bei Hirschau, entlassen konnte.

Während unter dem Schutze des leichtfertigen Kaisers die Zucht in den meisten Klöstern in gänzlichen Verfall geriet, führte der gottbegeisterte Abt Wilhelm nicht bloß sein Kloster Hirschau zu einem bisher nie gesehenen Grade christlicher Vollkommenheit, sondern er stiftete dazu noch sieben neue Klöster und führte in mehreren bestehenden wieder christliche Zucht und Ordnung ein. Das erste dieser Klöster ist das schon genannte, nächst bei Hirschau gelegene Kloster des heiligen Gregor. Es wurde gegründet im Jahr 1082. Wilhelm in das selbe die aus Thüringen geflüchteten Mönche auf. Das zweite ist das Kloster St. Georg zu Reichenbach im Schwarzwald, in der Konstanzer Diözese. Den ersten Anlaß zu dieser Gründung gab ein frommer Adeliger, Namens Hezilo, der alle seine Gründe und Güter dem Herrn weihte, um die Ehre des Herrn und das Heil seiner Mitmenschen zu fördern. Abt Wilhelm übernahm den Bau des Klosters und der Kirche und besetzte die neue Pflanzschule des christlichen Lebens mit Mönchen von Hirschau. Auch bestimmt er für die neue Genossenschaft den ersten Abt. es war dies der Mönch Heinrich, ausgezeichnet vor allen durch Weisheit und Frömmigkeit. Diese Klosterstiftung geschah im Jahr 1083.

Das dritte unter dem Abte Wilhelm errichtete und von Hirschau aus bevölkerte Kloster ist in Bayern. Schon mehrere Jahre früher hatten zwei Adelige, Otto und Albert mit Namen, in den Besitzungen des Grafen Otto von Scheyern am Fuße des Wendelstein eine Zelle und eine Kirche gebaut, die mit Erlaubnis des kranken Bischofs Ellenhard zu Freising von einem polnischen Bischof eingeweiht wurde im Jahr 1077. Es ist dies Bayerisch-Zell. Nach dem Tode Otto`s entschloß sich seine Gemahlin Haziga, ein berühmtes Kloster zu gründen und zum Andenken an ihren Gemahl reichlich zu dotieren. Ihre Söhne waren damit einverstanden. So wurde der Grund gelegt zum Kloster des heiligen Martinus in Fischbachau. Der Abt Wilhelm sendete zwölf Mönche sich noch in Bayerisch-Zell niedergelassen und von da nach Fischbachau übersiedelt oder unmittelbar in das neue Kloster gekommen seien, ist nicht ausgemacht. Die Stiftung von Fischbachau fällt in die Zeit von 1083 - 1085. Im Jahre 1095 wurde dieselbe vom Papst Urban II. bestätigt.

Die innere Ordnung war genau so wie in Hirschau. Mit dem Kloster war eine Schule verbunden, in welcher die Söhne der Adeligen unterrichtet und erzogen wurden. Der fromme Abt Wilhelm kam selbst in diese neue Pflanzschule, die er in seinem Vaterland angelegt hatte. Aber bald wurde auch diese Gebirgsgegend den Mönchen und ihren Zöglingen zu rauh. Sechs Jahre nach der Übersiedlung von Bayerisch-Zell wanderten die Mönche samt ihrer Schule in die freundlichere Gegend an der Glon, nicht weit von der Stelle, wo diese sich in die Amper ergießt. Hier bei Eisenhofen auf einer Anhöhe, Gloneck genannt, erbauten der Sohn der Haziga, Graf Otto von Scheyern und Berthold, Graf von Burgheim, zu Ehren des heiligen Petrus eine Kirche und ein Kloster. Erchembold war auch hier noch acht Jahre lang Abt und starb im Rufe der Gottseligkeit. Die Kirche des heiligen Petrus bei Eisenhofen steht noch in ihrer ursprünglichen Gestalt. Es ist eine romanische Basilika von ungefähr fünf und siebzig Fuß in die Länge und fünfzig in die Breite. Der Chor hat fünf und zwanzig Fuß in die Breite und ist wie die beiden Seitenschiffe mit einer Absis abgeschlossen.

Weil man in dieser Stätte auf der Anhöhe kein Wasser gewinnen konnte, so wurde das Kloster schon nach siebzehn Jahren unter dem Abt Bruno, dem Nachfolger Erchembolds, nach Scheyern verlegt, wo es bis zur Säkularisation sich erhielt und nach kurzem Todesschlafe wieder neu aufgewacht ist in unseren Tagen.

Dem frommen Abte Wilhelm lag viel an diesem Vaterland gegründeten Kloster. Er hatte ausgezeichnete Männer dahin abgesendet. Die beiden ersten Äbte waren aus Hirschau. Einst, wo er diese neue Pflanzstätte Fischbachau besuchte, kam er nicht gar ferne vom Kloster zu einer recht armseligen Hütte. Er ging mit seinem Gefährten hinein und traf darin ein in Fetzen gekleidetes Weib. In seinem Mitleiden mit allen Armen setzte er sich an den Herd hin, fragte das Weib, wie sie in dieser ganz leeren Hütte leben könne und woher sie Nahrung gewinne. Sie antwortete ihm, Brot und Wasser sei die Nahrung, mit der sie und ihr Mann das armselige Leben kümmerlich fristeten und selbst am Brote litten sie oft Mangel. Indessen kam auch der Mann vom Felde heim. Der Abt leitete das Gespräch auf die Wahrheiten des Glaubens und fand, daß die armen Leute gar keine Kenntnis des Glaubens hatten. Diese geistige Not der armen Leute ging ihm noch mehr zu Herzen, als die leibliche. Er unterrichtete sie in den ersten Glaubenswahrheiten und beschied sie in das neue Kloster. Am folgenden Tag kamen beide zu der Pforte und wurden freundlich aufgenommen. Der Abt erteilte ihnen den weiteren Unterricht in der Religion und sorgte dafür, daß ihnen auch im Zeitlichen das Notwendige zu Teil wurde.

Ein anderes mal begegneten ihm auf seiner Reise in dieses Kloster bei der grimmigsten Winterkälte zwei Arme, die kaum halb bekleidet waren und ihm um Gewand baten. Der Abt gedachte des heiligen Martinus, der seinen Mantel in zwei Stücke teilte und das eine davon dem nackten Bettler schenkte. Er nahm die Decke, in der er sich auf dem Pferde reitend einhüllte und die er des Nachts auf sein Lager ausbreitete, teilte sie in zwei Stücke und gab jedem einen Teil davon.

Das vierte Kloster gründete der ehrwürdige Abt im Thüringerlande, auf dem gegen Abend liegenden Hügel der Stadt Erfurt zu Ehren des Apostelfürsten Petrus. Dort erbaute er auch eine prachtvolle Kirche, ganz nach dem Vorbild der Klosterkirche in Hirschau. In diese neue Pflanzstätte sendete er die gelehrtesten und frömmsten seiner Mitbrüder in Hirschau und übergab diese neue Gemeinde dem Giselbert, der damals Abt des nahe gelegenen Klosters Reinhardsborn war. Erst nachdem die Genossenschaft sich mehr befestigt hatte, ließ er die Brüder zur Abtwahl schreiten und empfahl ihnen den Burkhard.

Das fünfte Kloster erbaute dieser selige Klosterstifter in Zwiefalten, in der Konstanzer Diözese. Auch dahin sendete er Mönche von Hirschau und gab ihnen den durch Wissenschaft und Gottseligkeit ausgezeichneten Notger als Abt. Derselbe förderte das Wohl seiner Herde durch sein Wort und Beispiel in solcher Weise, daß das neue Kloster bald als Vorbild für alle umliegenden Klöster galt. Das sechste von Wilhelm gegründete Kloster war Anfangs in dem Orte Wilhelm, wurde aber in der Folge auf den St. Petersberg verlegt.

Selbst bis ins Kärntnerland sendete der unermüdete Diener Gottes seine Jünger. Dort gründete er zu Lauen ein Kloster des heiligen Benediktus, das er mit Mönchen von Hirschau besetzte, die unter dem von ihm aufgestellten, frommen und gelehrten Abt Wezilo außerordentlich segensreich in diesem Lande wirkten.

Außerdem verdanken ihm vorzüglich drei, in jenen kirchlichen Wirren ganz herab gekommene Klöster, nämlich Schaffhausen, Petershausen und Komberg ihre Wiederbelebung und Ordnung. Das Kloster Schaffhausen war wenige Jahrzehnte vorher (1050) durch einen schwäbischen Grafen Namens Eberhard gegründet worden. Der selbe hatte mit Einstimmung seiner Gemahlin Itha alle seine Besitzungen und all sein Vermögen dem Herrn zum Opfer gebracht und war selbst in das neu gestiftete Kloster als Mönch eingetreten. Jetzt war die heilige Stätte verödet und das Lob des Herrn in ihr verstimmt. Wilhelm sendete verläßliche Brüder an den gottgeheiligten Ort und durch sie kam bald wieder neues Leben in das verkümmerte Haus des Herrn. Denn bald darauf konnte das neu auflebende Kloster das ihm gewordene Heil dadurch vergelten, daß es Mönche und Äbte in andere, verfallene oder neu zu gründete Klöster aussendete und ein Segen für die ganze Umgegend ward. Jahrhunderte lang zählte es in sich die gelehrtesten und heiligsten Männer der Zeit, bis es endlich im Sturm der sogenannten Reformation unterging.

Petershausen, nächst bei Konstanz, über der Rheinbrücke, war im zehnten Jahrhundert von dem heiligen Bischof Gebhard zu Konstanz gegründet worden. Auch hier schien in jenen verwirrten Zeiten alles zum Ende zu gehen. Wilhelm sendete den durch Sitten und Gelehrsamkeit ausgezeichneten Mönch Dietrich als Abt in das zerfallene Kloster. Dieser bewegte durch die Kraft seines Wortes und durch die Macht seines Beispiels die ihm untergebenen Mönche zur Verachtung der Welt, die in all ihren Gestalten sich in diesen heiligen Ort eingedrängt hatte und begründete wieder neue Zucht und heiliges Leben in seiner Gemeinde.

Im Jahr 1079 brach der Graf Burkhard von Rotenburg sein Schloß Kamberg ab, um es in ein Kloster zu verwandeln. Ein reicher Bürger von Mainz, Namens Wigand, unterstützte ihn in seinem frommen Unternehmen. Acht Jahre wurde an diesem Kloster gebaut. Im neunten Jahr zogen Mönche von Hirschau in das selbe ein und lebten darin ganz nach den Regeln und Satzungen ihres Mutterklosters.

Bewunderungswürdig war seine Weisheit in der Auswahl derjenigen, welche er als Vorbilder und Regenten über die neu errichteten Klöster aufstellte. Immer wußte er Männer herauszufinden, die eben so ausgezeichnet fromme Religiöse als treffliche Verwalter der zeitlichen Angelegenheiten waren. Darum lag auf allen seinen Klosterstiftungen ein so reicher Segen, der sich Jahrhunderte lang forterbte. So sendete er in das Kloster Isni (im Konstanz`schen) den vortrefflichen Abt Erschienbold, nach Ottobeuren den gelehrten und frommen Abt Wilhelm, nach Benediktbeuren den Abt Azelin und restaurierte durch sie die Zucht und Ordnung in den ihnen anvertrauten Klostergemeinden. Und dies alles vollbrachte der treue Diener Gottes in einer Zeit, da alles religiöse Leben in Deutschland zu verfallen drohte, d selbst die höchsten Kirchenfürsten einem leichtfertigen Kaiser sich als seine Werkzeuge hingaben und mit ihm das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche verfolgten.

Und dieser Mann, der über so viele zu gebieten hatte, der selbst um die vom Kaiser über ihn verhängte Reichsacht sich nicht kümmerte, war so demütig, daß er jeden guten Rat und jeden gerechten Tadel, von wem er immer kommen mochte, wie eine Stimme vom Himmel, mit Andacht und kindlicher Einfalt hinnahm. Und er war so voll innigster Teilnahme, daß er nicht allein, wie wir oben in mehreren Beispielen gesehen, der Menschen sich erbarmte und ihnen aus ihren Nöten half, sondern daß auch die Not und Gefahr der Tiere sein Herz bewegte. Als einst in einem überaus strengen Winter alles mit tiefem Schnee bedeckt war und vor Kälte fast erstarrte, sprach er, innigst gerührt wegen der armen Vögelein, zum Schaffner: Ach die armen Vögelein müssen vor Frost und Hunger zu Grunde gehen. Nimm doch einige Habergarben und stecke sie auf die Hecken umher, daß sie etwas Futter bekommen. Als der Schaffner entgegnete, es seien keine Habegarben mehr vorrätig, befahl er ihm, für Weizen- und Gerstengarben einige einzutauschen und dieselben aufzustecken. Am folgenden Morgen, als der Schaffner den Befehl seines Herrn vollziehen wollte, war auf einmal Tauwetter eingetreten, so daß diese Fütterung der Vögelein nicht mehr notwendig war.

Der treue Diener Gottes erlebte gerade noch den Ausbau seines Klosters und der herrlichen Kirche und deren Einweihung. Auf den festlichen Tag der Kirchweih ließ er alle Armen der ganzen Umgegend einladen und bediente sie alle bei Tische. Von da an war er noch freigebiger, als je zuvor. Er lebte nur noch neun Monate. Schon nahte das Hauptfest seiner Kirche, das Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Eine schon längere Zeit bemerkbare Schwäche nahm von Tag zu Tag zu. Dessen ungeachtet war der Kranke bei allen Gebeten der Brüder gegenwärtig. Am Feste las er, ganz schwach, auf dem Altare der heiligen Apostel eine stille Messe. In der darauf folgenden Nacht war er recht krank. Eine Erscheinung versicherte ihn, er werde am folgenden Tage mit Hilfe der Apostel das heilige Opfer darbringen können.

Im Vertrauen auf diese Verheißung ließ er sich am folgenden Tage in das Oratorium führen und zur Messe anziehen. Von beiden Seiten gestützt ging er an den Altar. Schon selbst auf dem Wege zur Kirche betete er mit dem Apostel im Eingange der Messe: "Ich weiß, an wen ich glaubte und bin gewiß, daß er mächtig ist, das mir Anvertraute zu bewahren bis auf jenen Tag." 2. Tim. 1, 12. Dies war das letzte Meßopfer, das er dem Herrn dar brachte.

Am vierten tage vor seinem Ende kam er noch in`s Kapitel. Er ermahnte alle, auf dem betretenen Wege fortzuwandeln, in der Liebe Gottes, im Eifer für die klösterliche Zucht, in brüderlicher Liebe und in Übung der Barmherzigkeit zu verharren. Dann sprach er noch: "Eines hat mich oft sehr beschwert. Es sei Gott und euch geklagt. Einige Brüder wandelten unter euch mehr nach der Klugheit des Fleisches, als in der Einfalt des Geistes. Diese haben mich durch ihre Einreden oft verwirrt und in meiner Einfalt gestört. Gott hat sie von uns ausgeschieden und vom Kloster entfernt. Jetzt werde ich kein Kapitel mehr mit euch halten. Darum vernehmet, geliebte Kindlein, dies mein letztes Wort und vergesset nie mehr, was ihr gehört und gesehen.

Nach dem Kapitel ging er in seine niedrige Zelle. Jedermann hatte Zutritt zu ihm. Drei Tage vor seinem Ende ließ er sich in die Muttergotteskirche tragen. Hier wurde die Conventmesser für ihn gelesen. Nach derselben empfing er dort die heilige Ölung und den Leib und das Blut des Herrn, um sich für seinen Hingang zu stärken. Jetzt bat er noch alle um Verzeihung. Er selbst verzieh allen, küsste jeden einzeln und nahm so feierlich Abschied von der Gemeinde. Die Abwesenden ließ er zur innigsten Liebe ermahnen. Alle bat er und beschwor er, die Einheit der Kirche und die Unterwerfung unter den apostolischen Stuhl mit aller Treue zu bewahren. Zuletzt erhob er seine Hände und schloß mit den Worten: "Ich rufe Gott zum Zeugen an, daß ich immer mit Liebe und Treue für euch gelebt habe."

Nachdem er aus der Kapelle in seine Zelle gebracht war, kamen wieder alle weinend und jammernd zu ihm. Jetzt sprach er noch das denkwürdige Wort: "Das Hinscheiden des Gerechten kann man nicht Tod nennen. Es ist ja nur eine Umwandelung. Es wird umgewandelt aus einem sterblichen in einen Unsterblichen, aus einem irdischen in einen Himmlischen."

Am folgenden tage wurde er in die Krankenwohnung gebracht. Hier verschied er am 4. Juli 1091. Alle Brüder waren um ihn versammelt. Alle waren voll Betrübnis und Jammer. Die Bischöfe Johannes von Speier und Gebhard von Konstanz nebst mehreren Äbten kamen zur Totenfeier. Fünf Tage lang wurden Gottesdienste für den Dahin geschiedenen gefeiert. Sein Leichnam wurde in der Mitte der den heiligen Aposteln Petrus und Paulus geweihten Kirche begraben.

Dem Bischof von Worms, seinem vertrautestem Freunde, hatte er in den letzten Lebenstagen Folgendes erzählt. Als ich noch im Kloster St. Emmeram zu Regensburg war, erschien mir einst des Nachts ein Mann von außerordentlicher Schönheit und Freundlichkeit, herrliche Trauben n der Hand haltend und mir davon anbietend mit den Worten: "Nimm davon mein Lieber!" Ich war darüber vor Verwunderung ganz außer mir. Dann sprach er: "Ich bin eben daran, eine Schule zu errichten. Von Ewigkeit her habe ich dich zur Leitung derselben ausersehen. Wirst du sie gut leiten, so wirst du dafür ewig einen guten Lohn empfangen. Trage kein Bedenken, Freund! denn ich bin dein Helfer und dein Vergelter." Dort erwachte ich und dachte nach, was dies bedeuten soll. Und siehe, an dem selben Tage kamen unsere Brüder von Hirschau, brachten mir unter dringenden Bitten die Berufungsschreiben und nötigten mich unbedeutenden Menschen durch Berufung auf Gott, die Vorstandschaft über sie anzunehmen. Gegen meinen Willen, ich bekenne es, nahm ich das Joch des Herrn auf mich. Die einmütigen Bitten der Brüder haben mich dazu bewogen. Hab ich in diesem Amte etwas Gottgefälliges getan, so gebührt ihm, ohne den nichts stark und nichts heilig ist, von dem alles Gute kommt, für diese und alle seine Erbarmungen und Wohltaten Lob und Lehre und unendlicher Dank in alle Ewigkeit. Amen."

(Ex Bolland.)

Quelle:

  • BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
    zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
BAVARIA SANCTA
Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
Bayern unter Amtsherzogen des deutschen Reiches (911-1180)
Band I - Vierter Abschnitt
  1. Thiento, Abt
  2. Mathildis
  3. Ulrich von Augsburg
  4. Ruzo (Rugo)
  5. Hatto, Bruno und Bernold
  6. Piligrin
  7. Guntharius
  8. Wolfgang
  9. Adelheid
  10. Gunthildis
  11. Ramuold
  12. Albuin
  13. Tagino
  14. Kunigunda (Kunissa)
  15. Hartwig
  16. Heinrich
  17. Kunigund
  18. Aurelia
  19. Ulrich von Ebersberg
  20. Richardis
  21. Hademunda
  22. Gotthard (Godehard)
  23. Reginbald, Bischof
  24. Günther
  25. Bruno
  26. Aquilin
  27. Gisela
  28. Gundekar II. (Gunzo)
  29. Batho
  30. Gebhard
  31. Murcherad (Muricherodachus)
  32. Marianus
  33. Adalbero
  34. Wiltrudis
  35. Wilhelm
  36. Altmann
  37. Der heilige Ulrich, Probst von Ulrichszell
  38. Der selige Engelmar, Einsiedler
  39. Der heilige Walderich, Mönch von Clugny
  40. Die selige Richildis von Hohenwart
  41. Der selige Wolfhold, Priester zu Hohenwart
  42. Die selige Salome und Judith in Niederaltaich
  43. Der heilige Thiemo, Erzbischof von Salzburg



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