Vorbermerkung - Geschichte
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In diesem Zeitraum wurde Bayern gegen Süden hin bedeutend erweitert.
Kaiser Otto I. unterwarf sich im Jahre 951 das italienische Königreich mit der Hauptstadt Pavia, trennte aber die Markgrafschaft Aquileia und Verona von diesem reiche und vereinigte sie mit Bayern.
Die Oberherrschaft über ganz Bayern behielten sich die Kaiser vor.
Die Herzoge hatten nur eine sehr beschränkte Macht und wurden von den Kaisern ein- und abgesetzt, so wie sie es für gut befanden.
Mit den Herzogen von Franken und Schwaben stand es ebenso.
Die erste Hälfte dieses Zeitabschnitts bietet von Seite der Herrscher viel Erfreuliches.
Die mächtigen Herrscher waren selbst dem Glauben und der Kirche zugetan und förderten das Wohl der Christenheit auf jede Weise.
Es gab Heilige auf dem Throne und die treuen Diener des Herrn, die wir als Heilige verehren, waren die aufrichtigsten Freunde der Herrscher.
So ging es bis in die zweite Hälfte des elften Jahrhunderts.
Jetzt geschah ein Umschwung, der die ersten Verfolgungen der Kirche herbei zu führen schien.
In dieser Zeit wurde die Spreu vom Weizen ausgeschieden, und das echte Gold im Glutofen der Trübsale geläutert.
Keine Zeit ist reicher an wahrhaft großen und heiligen Männern, als das Zeitalter Heinrichs IV., der die Kirche verfolgte.
Die Aussaat dieser Männer Gottes ging auf und wuchs heran im Stillen, während die Masse des Volkes durch ein großartiges Unternehmen aus seinem Gefahr drohenden Schlummer aufgeweckt wurde.
Es begannen die Kreuzzüge.
An ihnen fand der ungebändigte Mut der abendländichen Völker einen gerechten Anlaß, sich zu üben und seine Kraft zu erproben.
Die selbstsüchtigen Rücksichten wurden vergessen und der Sinn wurde auf ein gemeinsames, erhabenes Ziel, auf die Eroberung des gelobten Landes und der heiligen Stadt hin gelenkt.
Die heiligsten Männer eiferten das Volk zu diesen Heerzügen an und zogen selbst in den heiligen Krieg.
Wie in der ersten Hälfte dieses Zeitabschnitts Bayerns sich an der Bekehrung Ungarns wesentlich beteiligte, so geht in der zweiten Hälfte des selben die Bekehrung der Pommern von Bayern, eigentlich von Franken aus, und Otto der Heilige, der Apostel Pommerns, ist seiner Geburt nach ein Schwabe.
Die verschiedenen Stämme des gegenwärtigen Bayernlandes werden auch in diesem Abschnitt nicht ausgeschlossen.
Alle standen unter dem selben Oberhaupt, wie im Zeitalter der Karolinger.
Die Männer Gottes, die der Sache des herrn ihr ganzes Leben und Wirken widmeten, waren selbst, obgleich verschiedenen Stämmen angehörig, in der innigsten Freundschaft mit anderen vereint und in ihrer segenvollen Tätigkeit durchaus nicht auf ihre Stammangehörigen beschränkt.
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Magnus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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