Der heilige Ulrich, Probst von Ulrichszell -
- Festtag, Gedenktag ist der 14. Juli
- * 1029 in ?
- † 10. Juli 1093
Während der Regierungszeit Heinrichs III. hatte Freising vortreffliche Bischöfe an Egilberdt und Nitker.
Der letztere hatte einen verwandten, Namens Ulrich, an seine Kirche berufen und denselben zum Diakon geweiht.
Derselbe war, aus Regensburg von hochadelichem Geschlechte stammend, von Kindheit an gottesfürchtig erzogen worden und hatte schon frühe das Gelübde der Keuschheit abgelegt.
Einige Zeit soll er sich am Hofe Heinrichs III. aufgehalten und als Vorbild alelr Tugenden geleuchtet haben.
In Freising wurde Ulrich zum Probst am Dome ernannt.
In dieser Stellung drang er mit allem Ernste auf gute Zucht unter den Geistlichen und brachte auch die Schule daselbst zu einem Ansehen.
Ganz ausgezeichnet war seine Wohltätigkeit gegen die Armen.
Einst, zur Zeit einer großen Hungersnot, verpfändete er sogar seine Landgüter, um die Armen unterstützen zu können.
In seinem heiligen Eifer unternahm der fromme Ulrich eine Wallfahrt nach Jerusalem.
Während seiner Abwesenheit, die wahrscheinlich sehr lange dauerte, wurde seine Stelle in Freising an einen Anderen vergeben.
Dies war dem frommen Diener Gottes ein Anlaß, die Welt ganz zu verlassen und sich dem Klosterleben zu weihen.
Schon längst war er von diesem verlangen beseelt, allein noch immer hatte er seinen frommen Wunsch nicht ausführen können.
Er verinigte sich mit dem Kanoniker Gerald von Regensburg, der denselben Entschluß gefaßt hatte und Beide begaben sich in das Kloster Clugny.
In diesem ausgezeichneten Kloster sah der demütige Ulrich sich für den Allerletzten an.
Obwohl an geistigen Gaben und an vielen Tugenden die Meisten übertreffend, erniedrigte er sich unter Alle.
Hier erst empfing er die Priesterweihe.
Der Abt Hugo kannte die vortrefflichen Gaben des eifrigen Mönches un ernannte ihn zum Beichtvater für die Mönche und zum Novizenmeister.
In dieser Stellung hatte er viel zu leiden.
Auch mit leiblichen Krankheiten wurde er heimgesuchtund von innern Versuchungen gepeinigt.
Alles, was ihm zustieß, mußt ihm zu seiner Förderung auf dem Wege der Vollkommenheit dienen.
Um diese Zeit gründete der edle Hesso von Breisgau auf seinen Besitzungen ein Kloster und bat den Abt Hugo,
daß er ihm Mönche für diese heilige Stätte sende.
Hugo willfahrte dem Verlangen des Edlen und sendete den frommen Ulrich als Vorstand mit der neuen Genossenschaft ab.
Diese erste Ansiedlung war zu Grüningen.
Weil aber dieser Ort nicht die entsprechende Lage hatte, so vertauschte ihn Ulrich mit einem andern, der drei Stunden von Freiburg gegen Süden gelegen war.
Das neue Kloster nannte Ulrich die Zelle der heiligen Apostel Petrus und Paulus.
Später aber erhielt es von ihm selber den Namen St. Ulrich.
Dies neue Kloster wurde ganz nach der Ordnung von Clugny eingerichtet.
Mit dem seligen Abte Wilhelm von Hirschau blieb Ulrich beständig im Verkehr.
Mit ihm hielt er an dem rechtmäßigen Papste.
Auf sein verlangen schrieb Ulrich zwei Bücher über die Sitten und Gebräuche von Clugny.
Die Mönche des neuen Klosters nahmen sich ihren gottseligen Abt zum Vorbilde und so wurde die neue Pflanzung gar bald eine Schule christlicher Tugenden und wahrer Vollkommenheit.
Viele, denen es mit der Sorge für ihre Seele rechter Ernst war, begaben sich zu Ulrich und suchten unter seiner Leitung Fortschritte im geistlichen Leben zu machen.
Er war für Alle ein Muster von Weltentsagung und Abtötung.
Ihm war die Gabe der Tränen in ausgezeichnetem Grade verliehen.
Als ihn einst ein Bruder fragte, warum er denn so viel weine, antwortete er:
"Ich habe drei Ursachen zu weinen, erstens, um den Schmutz meiner Sünden wegzuwaschen, zweitens, weil ich noch in diesem zeitlichen Elende pilgern muß und noch so ferne von der himmlischen Heimat bin, drittens, weil die geheiligte Stätte der Klöster so zahlreich mit Mönchen angefült, aber so ärmlich mit Tugenden ausgestattet ist."
Nebst einer ausgezeichneten Gnade der Andacht war dem gottseligen Abte auch die Wundergabe verliehen.
Er hatte zu Bollschweil, unferne von seinem Kloster, auch ein Nonnenkloster gestiftet.
In demselben wurde eine Nonne von einem bösartigen, unheilbaren Übel befallen.
Ulrich begab sich in dies Kloster und heilte die Kranke durch sein Gebet.
In seinem höchsten Alter erblindete der treue Diener Gottes.
Diese Heimsuchung ertrug er mit vollkommener Ergebung in den heiligen Willen Gottes.
Endlich starb er, vollkommen geläutert im Glutofen der Trübsal und der heiligen Liebe, eines seligen Todes am 10. Juli 1093.
Sein Leichnam wurde im Kreuzgang des Klosters begraben.
Unter dem Bischofe Gebhard von Konstanz wurde sein Leib in der Klosterkirche beigesetzt.
Auf seine Fürbitte geschahen viele Wunder.
(Lechner und Andere)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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