Der selige Ulrich, Graf von Ebersberg -
- Festtag, Gedenktag ist 3. Mai
- * um das Jahr 952
- † am 3. Mai 1029
- Graf von Ebersberg, Vogt von Obermünster, Tegernsee und Freising
Der Vater des Grafen Ulrich war Adalbero, Graf von Sempt und Ebersberg.
Adalbero hatte noch einen Bruder mit dem Namen Eberhard.
Dieser war ein tapferer Kriegsmann und hatte zur Belohnung für seine treuen Dienste von Kaiser Otto mehrere Güter erhalten.
Nach seinem Willen sollten diese Güter nach seinem Tode der Kirche des heiligen Sebastian zu Ebersberg zukommen.
Aber Adalbero eignete sich nach des Bruders Tode diese Güter an und wollte sie seinen zwölf Kindern zuwenden.
Für diese Habgier und Untreue mußte er schwer büßen.
Alle seine Kinder bis auf Ulrich und Hademunda starben dahin.
Auch Ulrich, geboren um das Jahr 952, fing zu kränkeln an, und man war schon um sein Leben besorgt.
Williberga, Adalberos Schwester, erkannte die Ursache dieser schweren Heimsuchung und bat den Bruder, er möchte doch der Kirche das ihr zugedachte Gut zurück geben, dann werde ihm sein Sohn am Leben bleiben.
Adalbero gab der Schwester Gehör, bereute sein Unrecht und gelobte, das Gut des Bruders nebst ansehnlichen Geschenken der Kirche zu übergeben.
Um sein Gelübde zu erfüllen, begab er sich jetzt nach Ebersberg, brachte ihn dort dem heiligen Märtyrer Sebastian, dessen Hirnschale in der dortigen Kirche verehrt wird, zum Opfer und löste ihn wieder mit einer Gabe von dreißig Goldstücken aus.
Zugleich machte er das Gelübde, die selbe Summe alle Jahre auf den Altar des heiligen Sebastian zu legen und die dortige Kirche feierlich einweihen zu lassen.
Jetzt wurde sein Sohn vollkommen gesund.
Bald darauf, am 1. Januar 969, starb die fromme Williberga, die Schwester Adalberos.
Noch im selben Jahr am 11. September folgten ihr Adalbero und am 29. Oktober dessen Gemahlin Leukardis nach und verstarben.
Die Leichname dieser Edlen wurden in der bischöflichen Kirche zu Freising begraben, wo alljährlich für die Ruhe ihrer Seelen ein Gottesdienst gehalten wurde.
Nach dem Tode seiner Eltern übernahm Ulrich die Herrschaft seiner Ahnen.
Für das Geschenk der Heilung, die er durch die Fürbitte des heiligen Sebastian erlangt hatte, entrichtete er alle Jahre das Opfer der dreißig Goldstücke.
Die Einweihung der Kirche hatte Schwierigkeiten.
Damals hatte sich Herzog Heinrich der Zänker gegen Kaiser Otto II. empört.
Auf der Seite Heinrichs stand der Bischof Abraham von Freising.
Dieser vergaß seine Pflicht gegen den rechtmäßigen Kaiser so weit, daß er den aufrührerischen Heinrich feierlich zum Kaiser krönte (976).
Ulrich von Ebersberg war ein treuer Anhänger des Kaisers Otto II.
Dadurch zog er sich die Ungunst des Bischofs Abraham zu.
Dieser schlug ihm die Bitte um Einweihung des Gotteshauses zu Ebersberg geradezu ab.
Inzwischen ergriff der Kaiser Otto II. gegen Heinrich den Zänker und seine Anhänger die Waffen.
Heinrich und Bischof Abraham kamen in die Gewalt des Kaisers.
Da ereignete sich folgende, denkwürdige Begebenheit.
Dem gefangenen Heinrich erschien einst im Traume der heilige Maternus, zu dem er ein besonderes Vertrauen hatte.
Der Heilige bedeutete dem Herzog, er werde wieder die Freiheit und die Regierung erlangen, wenn er nachstehende Punkte eidlich verspreche.
- Fürs erste müsse er als demütiger Pilger nach Ebersberg wallfahren und dort selber vor dem Altar des heiligen Sebastian, indem auch seine, des heiligen Maternus Reliquien eingeschlossen sein sollen, seine Andacht zu verrichten.
- Fürs zweite müsse er die Feindschaft gegen den Grafen Ulrich (von Sempt) aufgeben und sich mit ihm wieder in aufrichtiger Freundschaft vereinigen.
- Drittens müsse Bischof Abraham dafür sorgen, daß die von ihm verweigerte Einweihung der Kirche zu Ebersberg endlich einmal vorgenommen werde.
Heinrich versprach eidlich die Erfüllung dieser Forderungen.
Darauf erlangte er samt dem Bischof Abraham die Freiheit.
Beide begaben sich nach Ebersberg und erfüllten ihr Gelübde.
Abraham konnte die Einweihung nicht selber vornehmen.
Er erteilte dem Grafen Ulrich die Erlaubnis, die Kirche durch einen anderen beliebigen Bischof einweihen zu lassen.
Diese Feierlichkeit wurde in Folge dessen vom Erzbischof Friedrich von Salzburg vorgenommen um das Jahr 980.
Nun beschenkte Ulrich die Kirche mit vielen Gütern und Kostbarkeiten, übergab der selben das Brustbild des heiligen Sebastian und verschaffte ihr viele Reliquien der Heiligen.
Von da an begann die Wallfahrt nach Ebersberg von nah und fern.
Auf Ulrichs Verwenden kamen Benediktiner nach Ebersberg, und die Genossenschaft erhielt an dem heiligen Abt Reginbald von St. Afra in Augsburg auf einige Zeit einen ausgezeichneten Vorstand.
In seinem späteren Alter wollte der fromme Graf noch eine Wallfahrt nach Jerusalem unternehmen; aber dies wurde ihm von verständigen Ratgebern abgeraten.
Diese empfahlen ihm statt einer so gefahrvollen Unternehmung die Übung gottseliger Werke und der Barmherzigkeit der Armen.
Nach dem Tode seiner frommen Gemahlin Richardis versammelte der edle Greis seine Kinder um sich und gab ihnen heilsame Lehren.
Vergesset nicht eurer Mutter, sprach er, und erfüllt gewissenhaft das Gelöbnis, die sie zur Unterstützung der Armen und zur Verherrlichung des Hauses Gottes gemacht hat.
Gedenket auch meiner, wenn ich in kurzer Zeit ihr folgen werde auf dem Wege, den alle wandeln müssen und den sie mir voran gegangen ist.
seid stets beflissen, Gott zu gefallen; denn darin liegt unsere höchste Ehre.
Alles Lob und alle Auszeichnungen von den Menschen hilft uns gar nichts, wenn wir dem Herrn mißfallen.
Oder was sollte uns der Ruhm vor den Menschen nützen, wenn wir, vor der ewigen Gerechtigkeit verurteilt, die Strafen der Hölle leiden müssen?
Haltet unzerbrechliche Treue dem Kaiser, ladet ihn aber nie auf eure Güter oder Schlösser ein, wenn euch je daran liegt, daß unser Geschlecht sich erhalte.
Von dieser Zeit an führte der fromme Graf ein sehr strenges Leben.
Er versagte sich alle kostbaren Gerichte und vermied üppige Gastmahle.
Was er sich ersparte, schenkte er den Armen.
Zudem hielt er strenge Fasten.
Selbst den Vergnügungen der Jagd und des Vogelfanges entsagte er.
Alle Beschwerden des Alters und die mannigfachen schweren Heimsuchungen ertrug er mit voller Ergebung und mit christlicher Geduld.
Die meisten seiner Kinder hatte er durch den Tod verloren.
Dies betrübte und schmerzte ihn manchmal; aber auch für diese Heimsuchung des Herrn konnte er in seinen letzten Tagen recht von Herzen danken.
Eines Tages war er gerade im Gespräch mit den Seinigen begriffen.
Auf einmal verließ er die um ihn Versammelten und eilte in die Kirche des heiligen Sebastian.
Hier warf er sich vor dem Altar des Heiligen auf seine Knie nieder und dankte dem Herrn, daß er ihm seine frühere Bitte um eine zahlreiche Nachkommenschaft nicht erhört hatte.
Der fromme Greis betete mit lauter Stimme aus seinem Herzen, so daß die Anwesenden es hören konnten.
„Du hast sie zu dir genommen, damit sie nicht mit der Welt zu Grunde gehen.
Es ist schwer, in der Welt dir Treue zu bewahren, und es wird immer noch schwerer werden.
Bald wird nichts mehr sicher sein, was man besitzt.
Nur mit Ränken und Verdrehung des Rechts wird man etwas gewinnen und sich selbst sichern können.
Nicht nach den Gesetzen und den löblichen Gewohnheiten, sondern nach der Willkür der Übermütigen wird man urteilen und richten.”
Dies geschah im letzten Jahr seines Lebens.
Als er dann merkte, daß sein Ende nahe sei, berief er den gottseligen Gunther zu sich, um mit ihm seine ewigen Angelegenheiten zu ordnen.
Der selbe war von der Ankunft der Benediktiner Vorstand der Kirche zu Ebersberg gewesen und hatte sich dann in eine einsame Zelle begeben, wo er in fortwährenden Übungen der Abtötung und des Gebetes, Gott diente.
Auch die zeitlichen Angelegenheiten wurden geordnet.
Sein Sohn Adalbero erhielt die Güter mit der Verpflichtung, alle Abgaben, die seine Mutter und Ulrich selber an das Gotteshaus in Ebersberg zu entrichten gelobt hatten, getreulich zu leisten, damit er dafür den Segen des Himmels und den ewigen Lohn erlange.
Als die Krankheit zu nahm, berief der fromme Ulrich die Seinigen nochmal zu sich, nahm von ihnen herzlichen Abschied und empfahl sich ihrem Gebete.
Sein Tod erfolgte am 3. Mai 1029.
Sein Leichnam wurde in der Kirche des heiligen Sebastian zu Ebersberg begraben, neben dem Grabe seiner frommen Gemahlin Richardis.
Dort wurde zum Heil und Trost ihrer Seelen alle Jahre ein kirchliches Gedächtnis gehalten und das Andenken des edlen, frommen und wohltätigen Grafen blieb für alle Zeiten gesegnet.
(Meichelböck. Rader.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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