Die selige Kunigunda, Kunissa genannt, zweite Stifterin des Klosters Dießen -
- Festtag, Gedenktag ist der 6. März
- * in ?
- † am 6. März 1020
Kunigunda stammte von Kaiser Otto dem Großen ab.
Ihr Vater war Graf Konrad von Oeningen am Bodensee, ein Enkel Ottos I.
Sie wurde an den Grafen Friedrich II. von Andechs verheiratet.
Mit diesem ihren Gemahl lebte sie nur kurze Zeit.
Derselbe unternahm eine Wallfahrt ins heilige Land und fand dort seinen Tod
Jetzt entschloß sich Kunigunda, all ihre Habe Gott zum Opfer zu bringen und selbst ganz für ihren Herrn und Erlöser zu leben.
Sie erbaute unter der Regierung des Kaisers Heinrich des Heiligen zu Dießen ein Kloster für regulirte Chorherren und eine dem heiligen Stephanus geweihte Kirche.
Auf der Abendseite dieser Kirche ließ sie über einem Gewölbe für sich eine Zelle herrichten, um in der selben den ganzen Tag mit Gebet und Betrachtung Gott zu dienen.
Ihre Wohnung behielt sie auf dem nahe gelegenen Schloss Wengau, ober dem Wald.
Von diesem Schloss ging sie jedesmal um Mitternacht in Begleitung einer Magd in die Zelle an der Kirche, um der Metten beizuwohnen.
Die Mönche hielten nämlich den nächtlichen Chorgesang.
Die Kirchenpforte fand sie immer bei ihrer Ankunft durch unsichtbare Hand geöffnet.
Nur einmal war diese, als sie ankam, verschlossen.
Kunigunda dachte über die Ursache nach, warum sie es diesmal nicht so finde, wie sonst immer.
Da fiel ihr ein, daß sie auf dem Wege einen Zaunstecken von dem Acker eines Bauern weggenommen hatte, um sich leichter durch den Morast zu helfen.
Sie erkannte die Verletzung des fremden Eigentums als die Ursache der entzogenen Gunst des Himmels.
Augenblicklich nahm sie den Zaunstecken und brachte ihn wieder an seinen Ort.
Jetzt fand sie bei der Rückkehr die Pforte wieder geöffnet, wie sonst immer.
In diesen gottseligen Übungen verharrte Kunigunda bis an ihr seliges Ende.
Noch bei Lebzeiten ließ sie sich nachstehende Grabschrift in einen Stein einhauen:
„Kunissa, die Sünderin, Herrin dieses Ortes, hat dies Gotteshaus gestiftet und hier ihr Leben geendet.”
Sie starb am 6. März 1020 und wurde in der Klosterkirche zum heiligen Stephanus begraben.
Über 466 Jahre später, als der Stiftung der seligen Kunigunda der Einsturz drohte, ließ der damalige Propst Johannes Schön mit Bewilligung des Bischofs von Augsburg die alte Kirche nieder reissen und eine neue aufbauen.
Die Gebeine der Seligen wurden neben dem Muttergottes-Altar beigesetzt.
Den Stein mit obiger Grabschrift mauerte man auf der linken Seite der Kirchenmauer ein.
Die Urkunden des Klosters erzählen mehrere Wunder, die an dem Grabe der Seligen auf deren Fürbitte gewirkt wurden.
(Rader)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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