Vorbermerkung - Geschichte
|
Am Ende des 11. Jahrhunderts befand sich die Kirche Bayerns in einem kläglichen Zustande.
Mit dem Beginne des folgenden gestalten sich die Verhältnisse allmählig freundlicher.
Das Verhältnis der Bischöfe zum deutschen Könige wird geregelt, die weltliche Macht in die ihr zustehenden Schranken gewiesen, und die kirchliche von den Fesseln brutaler Gewalt befreit.
Jetzt können die kirchlichen Anstalten wieder gedeihen, in die Klöster kehrt neues Leben zurück, viele neue Klöster werden gegründet oder aus dem Schutte wieder erhoben, und das christliche Volk wendet sich auf`s Neue mit Vertrauen diesen Wohnstätten des Friedens zu.
Nur eine größer Störung kommt während der 80 Jahre dieses IV. Zeitabschnittes noch vor, wie aus dem Leben der beiden Kirchenfürsten, Eberhard von Salzburg und Hartmann von Brixen zu ersehen ist.
Zu diesem Umschwunge haben die Kreuzzüge viel beigetragen.
Eine gemeinsame Angelegenheit der gesamten abendländischen Christenheit, die Befreiung des heiligen Landes aus den Händen der Ungläubigen zog die Aufmerksamkeit Aller auf sich.
Selbst der Roheste wurde von der selben berührt.
Die in den Kampf zogen waren der Überzeugung, daß sie nicht für ein irdisches, sondern für ein geistiges, allein Gläubigen gemeinsames Gut kämpfen.
Von dieser Idee begeistert und entschlossen, ihr zeitliches Leben zum Opfer zu bringen, gedachten Viele recht ernstlich des Heiles ihrer Seele.
Die bereit waren, ihr Leben zum Opfer zu bringen, verfügten auch über ihre Habe der Art, daß ein Teil der selben oder das Ganze als ein Opfer auf den Altar des Herrn gelegt wurde.
So gelangte die Kirche nach langjähriger Unterdrückung und Beraubung wieder zum Besitze zeitlicher Güter.
Ausgezeichnete Kirchenfürsten wußten Bestimmungen zu treffen, daß diese Opfer der Gläubigen fortwährend eine Hilfe und ein Trost blieben für die Armen.
Gegen das Ende dieses Abschnittes bahnet sich Alles dazu an, daß Bayern wieder eigene Herzoge aus seinem Volke erhält, und daß den selben die Herrschaft über das Land bleibt für ihre Nachkommen.
Wie viel das Land zu leiden hatte, bis endlich einmal festgesetzt wurde, daß es ein Land unter einem Herrscher bleiben sollte, davon kommen Andeutungen im folgenden V. Abschnitte vor.
Welch einen Segen es der Kirche gebracht hat, daß das ganze Land unter einem frommen Herrscher stand, als die Stürme der sogenannten Reformationen über Deutschland einbrachen, wird aus dem letzten Abschnitte zu ersehen sein.
Den größten Trost gewährt dem Gläubigen die aus der Geschichte erwiesene Tatsache, daß die Kirche in allen Zeiten und unter allen Verhältnissen Männer und Frauen in ihrem Schoße barg, die durch Heiligkeit des Lebens sich auszeichneten und für alle Zeiten und Verhältnisse Vorbilder eines heiligen Wandels bleiben werden.
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Magnus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
|