Der selige Ulrich, erster Abt von Kaisheim -
- Festtag, Gedenktag ist der 11. April
- * in ?
- † am 11. April 1155
Im Jahre 1133 gründete der Graf Heinrich von Lechsgmünd, mit Einwilligung seiner Gemahlin Luitgardis und seiner Söhne Volkrad, Heinrich und Konrad, auf seinen Gütern in dem Walde Haidwang das Kloster Kaisheim.
Dasselbe war für den kurz vorher, im jahre 1098, gestifteten Orden der Zisterzienser bestimmt.
Die neue Stiftung wurde zwei Jahre darauf von Bischof Walter zu Augsburg auf einer Diöcesan-Synode bestätigt.
Zehn Jahre früher war zu Lützel im Bistume Basel, im Elsaß, ein Kloster dieses Ordens gestiftet worden.
Dasselbe stand in ausgezeichnet gutem Rufe.
Darum wünschte der Stifter von Kaisheim, von daher Mönche für seine neue Stiftung zu erhalten.
Er sendete seinen Sohn Heinrich nach Lützel, mit der Bitte, der Abt möchte einige Mönche mit einem Vorstande nach Kaisheim senden, um daselbst das klösterliche Leben zu begründen.
Der Abt willigte in dies fromme Verlangen ein und sendete zwölf Mönche, unter ihnen einen als Abt, nach Kaisheim.
Dieser Abt nun ist der selige Ulrich.
Diese Fremdlinge wurden mit freudiger Liebe aufgenommen und in ihrer Stätte eingewiesen.
Sie waren insgesamt von dem ernsten Geiste durchdrungen, der ihren Ordensstifter Robert beseelt und der sich im heiligen Bernard bis zur höchsten Heiligkeit verklärt hatte.
Diese Mönche waren schon auffallend durch ihr weissen Gewand, noch mehr aber durch ihren ausgezeichnet reinen, himmlischen Wandel.
Abt Ulrich war ein treues Abbild des heiligen Bernard, voll Innigkeit und Andacht, der Welt ganz abgestorben und nur für den Himmel lebend.
Wie in Clairvaur bebauten auch hier die Mönche das Feld mit eigener Hand, kultivierten den Boden im Schweiße ihres Angesichts und betrachteten unter den härtesten leiblichen Arbeiten unabläßig die himmlischen Geheimnisse.
Dann aber sangen sie zu bestimmten Stunden das Lob Gottes in ihrer Kirche mit einer Innigkeit und Zerknirschung, die auf Alle einen wunderbaren Eindruck machte, welche sie sehen oder hören konnten.
Selbst die Hartherzigsten wurden erweicht, wo sie Zeugen dieser unabläßigen Bußübung und dieser herzlichen Andacht sein konnten.
Überall erblickte man die äußerste Armut und dennoch die höchste Zufriedenheit.
Die Zellen und sämtliche Gebäude waren ganz armselig bestellt; der Gottesdienst aber wurde mit solcher Würde und Feierlichkeit begangen, daß auch die Lauesten zur Andacht erhoben wurden.
Der Ruf von der Heiligkeit des frommen Abtes und seiner Genossen verbreitete sich weit und breit.
In Vielen wurde das Verlangen rege, in Vereinigung mit diesen treuen Dienern Gottes nach derselben Heiligkeit zu streben.
Viele kamen und baten um Aufnahme in den neuen Orden.
Die Genossenschaft vermehrte sich von Jahr zu Jahr.
Manche brachten auch zeitliches Gut mit, das sie dem Kloster übergaben.
Mehrere Adeliche wollten an den Verdiensten der frommen Mönche dadurch Teil nehmen, daß sie Gründe zu demselben stifteten, damit desto Mehrere aufgenommen werden konnten, die ganz von der Welt getrennt einzig dem Herrn zu dienen, entschlossen waren.
Einige von den Möchen übten die Seelsorge.
So wurde die neue Pflanzung ein großer Segen für die ganze Umgegend.
Durch die vielen frommen Gaben und durch die dem Orden eigene Sparsamkeit ward der gottselige Abt bald in den Stand gesetzt, statt der bisherigen kleinen und ärmlichen Kirche ein größeres und dem herrlichen Gottesdienste mehr entsprechendes Gotteshaus zu erbauen.
Dies brachte er noch zu Stande.
Die vielen Mönche hatten nun einen würdigen Tempel und die Menge der Gläubigen, die zu den frommen Männern ihre Zuflucht nahm, freute sich des herrlichen Hauses des Herrn, in das zu allen Zeiten der Eintritt offen stand.
Nun war das geistliche Leben der neuen Stiftung fest geordnet und auch die zeitlichen Verhältnisse im besten Stande.
Der gottselige Abt hatte zwanzig Jahre lang das Geistliche und das Zeitliche geleitet und überwacht, in allen Stücken ein Vorbild für seine Gemeinde.
Da kam für ihn das Ende seiner Mühen.
Er strab am 11. April des Jahres 1155 im Rufe der Heiligkeit und wird im ganzen Benediktiner Orden als ein Seliger verehrt.
(Braun. Lechner)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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