Der ehrwürdige Otto der Große, Bischof von Freising -
- Festtag, Gedenktag ist der 23. September
- * in 5. Dezember 1109
- † am 23. september 1158
Eine der größten Zierden des Episkopates im zwölften Jahrhunderte ist der große Bischof der Kirche Freisings Otto.
Älter Schriftsteller gaben ihm den Namen "selig" und "heilig", und das Martyrologium der Benediktiner führt ihn unter denjenigen auf, deren Gedächtnis alljährlich gefeiert wird.
Otto war der Sohn des heiligen Leopold, des Markgrafen von Österreich, und seiner Gemahlin Agnes.
Diese war eine Tochter des bekannten Heinrich IV.
Zuerst war sie mit Friedrich von Hohenstaufen, dem Heinrich IV. das Herzogtum Schwaben gegeben hatte, verheiratet gewesen.
Aus dieser ersten ehe war Konrad, der nachmalige König Konrad II. und Friedrich, der Vater Friedrichs Barbarossa, geboren worden.
Aus ihrer zweiten Ehe mit dem Markgrafen Leopold entsprossen 18 Kinder, unter denen der Bischof Otto das fünfte war.
Dieser wurde am 5. Dezember 1109 geboren und von seinen frommen, gottesfürchtigen Eltern mit aller Sorgfalt auf erzogen.
Sobald er die notwendige häusliche Erziehung in der Familie erhalten hatte, wurde er zur weiteren Ausbildung an das Kloster Neuburg bei Wien gebracht.
Dasselbe ward von Leopold im Jahre 1114 gestiftet und an Weltgeistliche übergeben.
In diesem Kloster machte Otto ausgezeichnet Fortschritte in den Studien.
Durch seine innige Andacht und ernste Selbstverleugnung zeigte er eine besondere Vorliebe für den geistlichen Stand.
Darum bestimmte ihn sein Vater nach dem Tode des ersten Probstes von Kloster Neuburg im Jahre 1122 zu dessen Nachfolger.
Otto war damals erst 13 Jahre alt und sträubte sich gegen die Annahme einer solchen Stelle.
Er wollte sich vorerst die notwendigen Kenntnisse erwerben und begab sich noch in demselben Jahre an die Hochschule in Paris.
Leopold setzte indessen einen Stellvertreter des Probstes über Kloster Neuburg.
Wie kurze Zeit vor ihm die ausgezeichnetsten Bischöfe Deutschlands, Adalbero, Gebhard und Altmann, an dieser Schule sich für ihr hohes Amt vorbereitet hatten, so wollte auch Otto daselbst den ganzen Reichtum göttlicher und menschlicher Wissenschaft sich aneignen, um mit demselben in der Folgezeit herrlichen Gewinn schaffen zu können.
Er erlangte eine vorzügliche Gewandtheit in der lateinischen Sprache, lernte das Griechische und studierte Philosophie und Theologie bei den ausgezeichneten Lehrern dieser Schule.
Mit diesem wissenschaftlichen Streben seines Innern durch Übung des Gebetes und der Abtötung.
Bei einer Reise in die Heimat erhielt er in Paris mehrere kostbare Reliquien.
Aus Furcht, sie könnten ihm wieder genommen werden, getraute er sich nicht, die Namen derselben anzugeben, bis er sie nach Kloster Neuburg gebracht hatte.
Hier entdeckte er seine großen schätze und übergab sie dem Kloster.
Dann kehrte er wieder zurück an den Ort seiner Studien.
Hier erwarb er sich jene staunenswerten Kenntnisse, die ihm später den Namen des Gelehrtesten unter den Bischöfen Deutschlands erwarben.
In seinem 17. Lebensjahre verließ er die Hochschule, um sein ferneres Leben jenem Kloster zu widmen, über das er schon vier Jahre früher als Vorstand gesetzt war.
Auf seinem Heimwege kam er in das kurz vorher (1115) gestiftete Zisterzienser Kloster Morimund.
Fünfzehn edle Jünglinge waren in seiner Begleitung.
Das neuaufblühende Leben des Geistes in diesem Hause des Herrn machte einen solchen Eindruck auf die edlen Jünglinge Deutschlands, daß sie sich allesamt entschlossen, in diesen Orden zu treten.
Sie empfingen das Ordenskleid und legten ein Jahr später (1127) feierliche Profeß ab.
Nachdem Otto sich im heiligen Leben des Ordens gründlich eingeübt hatte, begab er sich als Mönch nochmal auf die Schule nach Paris, um sich in der heiligen Wissenschaft noch mehr auszubilden.
Er wußte es, daß ihm der Herr große Talente anvertraut hatte und daß eine strenge Rechenschaft darüber seiner warte; darum wollte er in keiner Hinsicht etwas versäumen.
Vier Jahre nach der feierlichen Profeß des Otto (1131) starb der Abt seines Klosters Morimund.
Otto hatte sich durch seine Frömmigkeit und durch seine ausgezeichneten Kenntnisse die Verehrung und Liebe aller seiner Mitbrüder erworben.
Sie wählten ihn jetzt zu ihrem Abte und nötigten ihn, diese Last auf sich zu nehmen.
Sechs Jahre lang leitete er diese Klostergemeinde.
Währen dieser Zeit verwandelte sein Vater, der Markgraf Leopold, das von ihm gegründete weltliche Chorherrenstift Kloster Neuburg in ein reguliertes Augustinerkloster.
Auch ließ er sich von seinem Sohne Otto bewegen, den neugestifteten Zisterzienser-Orden dessen begeistertes Mitglied dieser war, in seinen Landen einzuführen und das Kloster Heiligenkreuz zu gründen.
Otto sendete ihm für das neue Kloster elf Mönche unter dem Abte Gottschalk.
Dies geschah im Jahre 1134.
Zwei Jahre darauf am 15. November 1136 endete Leopold sein mühevolles, heiliges Leben.
Sein Leichnam wurde in der Gruft zu Kloster Neuburg zur Erde bestattet.
Im darauf folgenden Jahre (1137) wurde der bischöfliche Stuhl von Freising erledigt.
Nun wurde Otto zum Bischof dieser Kirche ernannt.
Im Jahre 1138 verließ er auf Befehl des Papstes Innozenz II. seine Abtei und trat sein Bistum an.
In demselben fand er nur Elend und Verwüstung.
Sein Vorfahrer Heinrich I. hatte es mit dem exkommunizierten Heinrich IV. und dann mit seinem Sohne gehalten, und allen Verbesserungsvorschlägen seines Erzbischofs, des ehrwürdigen Konrad von Salzburg, hartnäckigen Widerstand entgegen gehalten.
Jetzt waren die Besitzungen der Kirchen verwüstet, ihr Einkommen geschmälert, die bischöflichen Schlösser zu Ruinen geworden.
Viele Klöster waren eingegangen.
In den noch bestehenden war keine Zucht, keine Gottesfurcht, kein Halten der Regel mehr.
All diesem Elend abzuhelfen und diesem Verderben zu steuern, erkannte Otto als seine Aufgabe.
Er erkannte sich, wie er in der Stiftungsurkunde von Schäftlarn sich ausspricht, durch Gottes Barmherzigkeit dazu auf den bischöflichen Stuhl berufen, daß er das Zerstörte wieder herstelle, den Samen des göttlichen Wortes ausstreue, den ausgestreuten hüte.
Darum war er immer bemüht, die verkommenen Klöster zu verbessern, den Haushalt in denselben zu ordnen und ein gottgefälliges reges Leben in ihnen zu wecken und zu erhalten.
Dem Kloster Weihenstephan gab er einen vortrefflichen Abt.
Das schon seit den Ungarnzügen verwüstete Kloster Schäftlarn stellte er wieder her, die früheren Besitzungen desselben, die einer seiner Vorfahren an sich gerissen hatte, gab er dem neugegründeten Kloster zurück und erwarb demselben viele Freiheiten.
In der Nähe von Freising, da wo die Mosach in die Isar fließt, bestand zur Zeit Otto's ein Frauenkloster.
Man kennt weder den Stifter desselben, noch die Zeit der Stiftung.
Im dortigen Kirchlein wurden die Reliquien des heiligen Marinus und seines Diakon Theklan verehrt.
(Siehe I. Th. S. 226.)
Dies Frauenkloster verwandelte er ehrwürdige Otto in ein Kloster für Mönche im Jahre 1141.
Er verschaffte demselben die notwendigen Einkünfte und berief Prämonstratenser-Mönche aus dem Kloster Ursperg in Schwaben dahin.
Als ersten Propst über die Klostergemeinde stellte er den Hermann auf.
Papst Innozenz II. bestätigte diese Stiftung Otto's, nahm sie in seinen besonderen Schutz und erteilte ihr alle Vorrechte und Freiheiten, die er dem Kloster Schäftlarn verliehen hatte, nämlich außer dem vom Bischofe gewährten Rechte der freien Prälatenwahl und der Befugnis, den Schirmvogt des Klosters, wann er dessen Rechte antaste, zu entfernen, auch noch das Vorrecht, zur Zeit eines Interdiktes in der Klosterkirche den Gottesdienst in der Stille zu feiern. —
In demselben Jahre stellte er auch die Klöster Schlehdorf und Schliers (Schliersee) wieder her.
Letzteres war schon von Bischof Aribo gegründet worden.
Die raubsüchtigen Ungarn hatten es, wie so viele andere Klöster des Landes verwüstet und Herzog Arnulph hatte die Güter desselben an Laien verteilt.
Darum waren seit dieser Zeit nur zuweilen Geistliche an dieser gottgeweihten Stätte.
Otto brachte es dahin, daß die dem Kloster mit Gewalt entwendeten Güter wieder an dasselbe zurückgegeben wurden.
Durch ihn ward auch im Kloster Tegernsee wieder strengere Zucht eingeführt und ein wissenschaftliches Streben angeregt.
Zur gründlichen Verbesserung der Klöster beantragte er eine Provinzialsynode, die 1146 zu Reichenhall unter dem Erzbischof Konrad von Salzburg gehalten wurde.
Während der ersten acht Jahre seiner eifrigen Bistumsverwaltung schrieb Otto sein Chronicon, d. h. eine Weltgeschichte, von Erschaffung der Welt angefangen bis zum Jahre 1146 nach Christus.
In derselben weiset er nach, wie die ewige Macht und Weisheit Gottes alle Ereignisse zum Heile der Völker und zur Verherrlichung des göttlichen Namens leitete.
Bald darauf betrat Otto eine neue Heldenbahn.
Im Jahre 1145 war die Nachricht von der Eroberung Edessa's durch die Türken nach Deutschland gekommen.
Im Auftrage des Papstes predigte der heilige Bernhard am Rheine und in verschiedenen Gegenden Deutschlands den Kreuzzug.
Auf dem Reichstage zu Speier nahmen die beiden Brüder Otto's Kaiser Konrad (aus der ersten Ehe seiner Mutter Agnes mit Friedrich von Hohenstaufen) und Herzog Heinrich von Österreich, das Kreuz und rüsteten sich zu dem heiligen Kampfe.
In Regensburg schloß sich ihnen Otto, der Bischof von Freising, an.
Mit ihm traten die Bischöfe von Regensburg und Passau unter die Fahne der Kreuzfahrer.
Man erwartete Großes von diesem heiligen Unternehmen.
Allein was gut begonnen hatte, wurde in seinem Fortgange durch Zwietracht und Eifersucht gestört und vereitelt.
In Nikomedien konnten sich die Führer des Kreuzzuges über den einzuschlagenden Weg nicht vereinigen.
Kaiser Konrad führte das Hauptheer durch das Land der Türken; der Bischof Otto, zum Führer des kleineren Heeresteils erwählt, zog mit demselben längs der syrischen Küste hin.
Beider Heere wurden vernichtet, nur Wenige kamen nach Jerusalem.
Unter diesen war auch Otto, der all das Elend, das er auf diesem Kreuzzuge gesehen und erlitten hatte, mit aller Treue selbst beschrieb, nachdem er in sein Vaterland zurückgekehrt war.
"Der Kreuzzug diente weder zur Erweiterung der Grenzen, noch zur Ergötzung für den Leib, aber doch vielleicht zum Heile vieler Seelen."
Dies war es, womit der edle Bischof sich über die misslungene Kreuzfahrt tröstete.
Mit ihm war sein Halbbruder, König Konrad II., aus dem gelobten Lande zurückgekehrt.
Es war gegen das Ende des Jahres 1149. Die Mühseligkeiten des Kreuzzuges hatten die Gesundheit des Kaisers untergraben, die vielen Widerwärtigkeiten in der Heimat zerstörten sie gänzlich.
Er starb 1152 zu Bamberg.
Sein Leichnam wurde daselbst neben dem Heinrichs II. des Heiligen begraben.
Sein Nachfolger ward Friedrich Barbarossa, der Sohn seines Bruders Friedrich, des Hohenstaufen.
Otto von Freising, Oheim des neuen Königs, benützte diese Verwandtschaft zur Förderung der Kirche Gottes, zur Beseitigung von Feindseligkeiten, zur Stiftung des Friedens.
Durch ihn ward ein unheilvoller Krieg von unserem Vaterlande abgewendet, indem er seinen Bruder Heinrich XI. (Jasomirgott) durch seine Bitten bestimmte, das Herzogtum Bayern abzutreten und sich mit dem neubegründeten Herzogtume Österreich zufrieden zu geben (1156).
In demselben Jahre hatte Otto wegen treuer Verteidigung der kirchlichen Rechte viele Schmähung und selbst Misshandlung zu erdulden.
Am meisten kränkten ihn die Eingriffe seines Bruders Heinrich, dem er durch seine Verwendung beim Kaiser zum Herzogtume Österreich verholfen hatte, in der Rechte seiner bischöflichen Kirche.
In dieser Zeit schrieb er sein Buch über taten seines Neffen, Friedrich I.
Am 28. September des folgenden Jahres (1157) starb seine Mutter Agnes, die Großmutter Friedrichs Barbarossa.
Im Sommer des folgenden Jahres sollte Otto seinem Neffen Friedrich Barbarossa auf seinem Römerzuge begleiten.
Allein seine Gesundheit war gebrochen.
Er ahnte sein nahes Ende, nahm unter Tränen von seinem kaiserlichen Neffen Abschied, und begab sich, schon sehr leidend, nach Morimund, um dem dort gehaltenen Kapitel des Zisterzienser Ordens beizuwohnen.
daselbst angekommen, empfing er die heiligen Sterbesakramente, befahl, seine Schriften frommen und gelehrten Männern zur Prüfung und Verbesserung zu übergeben, bat Alle um Verzeihung, die je durch ihn mündlich oder schriftlich wären beleidigt worden, und erklärte noch, daß er im Glauben der heiligen katholischen Kirche, der er sein Leben lang mit kindlicher Liebe ergeben war, auch sterben wolle.
Eine Menge Bischöfe, Äbte und Ordensmänner waren um ihn versammelt, als er am 23. September 1158 in einem Alter von 49 Jahren selig im Herrn entschlief.
Sein Leichnam wurde im Kloster beerdigt.
Im Missale der Zisterzienser wird er unter die Heiligen gezählt.
Mehrere erzählen von großen Wundern, die nach seinem Tode auf seine Fürbitte gewirkt wurden.
(Wiedemann)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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