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Der selige Gerhoh, Probst von Reichersberg
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Der selige Gerhoh, Probst von Reichersberg -

  • Festtag, Gedenktag ist 24. Juni
  • * im Jahre 1093 in Polling, Bayern
  • am 24. Juni 1169

Der Geburtsort dieses ausgezeichneten Lehrers und mutvollen Kämpfers für die Freiheit der Kirche Gottes ist Polling in Bayern. Er wurde geboren im Jahre 1093. Seine Eltern waren fromme Bürgersleute. Weil sie besonders ausgezeichnete Talente an ihm wahrnahmen, übergaben sie ihn den Chorherren ihres Ortes zur Erziehung. Nachdem Gerhoh in seiner Heimat den ersten Unterricht in den Wissenschaften erhalten hatte, kam er zur Fortsetzung seiner Studien nach Moosburg und Freising und endlich nach Hildesheim, das seit den Zeiten des heiligen Gotthard eine vortreffliche Schule hatte, die auch unter dem Schutze des heiligen Benno gerade um diese Zeit noch in Blüte stand. Nach seiner Rückkehr berief ihn Bischof Herimann von Augsburg, der bei all seinen Fehlern doch noch Sinn für Wissenschaften bewahrt hatte, an seine Domschule als Vorstand derselben. Von demselben Bischof empfing Gerhoh die niedern Weihen, das Subdiakonat und das Diakonat. Dies geschah im Jahre 1119. Gerhoh war damals erst 26 Jahre alt, versah aber dessen ungeachtet sein Amt mit ausgezeichnetem Geschicke und mit würdevollem Ernste. Als strenger Eiferer für die sittliche Zucht und für das geistliche Leben erweckte er bald den Hass seiner geistlichen Mitbrüder. Durch seine treue Anhänglichkeit an das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche machte er sich seinen Bischof, der es mit Heinrich V. und seinem Afterpapst hielt, zum Feinde. Er beschreibt das Treiben der höheren Geistlichkeit in betrübender Weise. "Sie kümmern sich weder um kirchliche noch um weltliche Gesetze. Als Geistliche und Kanoniker, wie man sie nennt, wollen sie die Würden der Kirche an sich reißen oder sie an ihres Gleichen und an noch Schlechtere verteilen, als sie selber sind. Im Besitze der höchsten Ämter vermengen sie Alles so mit einander, daß man nicht mehr weiß, was geistlich und was weltlich ist. Weder aus ihrem Anzug noch aus ihrem Wandel kann man sie als Geistliche erkennen.... Was sie als Gnadengeschenk von der Kirche empfangen, das verschwenden sie zur Wollust; von der Kirche beziehen sie den Sold, und im Dienste des Teufels arbeiten sie." Herimann hatte vor dem Kenntnisreichen und untadelichen Gerhoh lange Zeit großen Respekt bewahrt, hatte ihn, als er schon in den ersten Jahren seines Aufenthaltes in Augsburg sich in das Kloster Raitenbuch geflüchtet, wieder zurückberufen und mit sich nach Rom genommen, als daselbst (1123) das große erste Concilium im Lateran gefeiert wurde. Gerhoh war ihm bei dieser Gelegenheit als Vermittler zur Seite gestanden und durch ihn vorzüglich war die Aussöhnung des Bischofs mit dem rechtmäßigen Oberhaupte der Kirche zu Stande gekommen. Als aber Gerhoh nach seiner Rückkehr von Rom den Zustand der Geistlichkeit Augsburgs in derselben Verkommenheit, wie er bisher gewesen, und sich selber außer Standes sah, zur Besserung derselben etwas beizutragen, verließ er um das Jahr 1125 seine Domherrenstelle und Domschule, um nicht selber mit den Unverbesserlichen an seiner Seele Schaden zu leiden. Er bekannte reumütig, daß er schon durch sein Bleiben in dieser Umgebung sich versündiget, daß er den verkehrten Sitten zu viel nachgegeben, selbst als Vorstand der Schulen weltliche Spiele angeordnet und geleitet habe, statt mit Entschiedenheit diesem unchristlichen Wesen entgegen zu treten. In dieser Sorgfalt für die Rettung seiner eigenen Seele begab er sich in das Kloster Raitenbuch, wo er freundliche Aufnahme fand. Sein Vater und seine Mutter und zwei von seinen Brüdern, Marquard und Arno, folgten ihm in diese Einsamkeit, um daselbst Gott zu dienen.

Im Kloster widmete sich Gerhoh ganz dem Gebete und dem Studium der heiligen Schrift. Dadurch gewann er so am Geiste, daß auch sein Wort einer Fackel glich, die Alles entflammte. Durch Lehre und Beispiel ermunterte er seine Mitbrüder zur Haltung der strengen Regel, wie sie von den heiligen Lehrern und Vorständen war gehalten und überliefert worden. Er begab sich nach Rom und brachte es dahin, daß der papst die Geistlichen zu Raitenbuch verpflichtete, nach der Regel des heiligen Augustin zu leben. Dadurch zog er sich den Haß und die Verfolgung einiger lauer Mitbrüder zu, die nach der gewohnten Bequemlichkeit zu leben verlangten.

Im Jahre 1126 berief ihn der Bischof Chuno nach Regensburg und weihte ihn zum Priester. Damals war Gerhoh in seinem 33. Lebensjahre. Der Bischof übertrug ihm die Pfarrei Cham im bayerischen Walde. In derselben wollte Gerhoh, von seinem Bischofe unterstützt, eine klösterlichen Genossenschaft für Geistliche errichten, brachte sie aber nicht zu Stande. Er blieb der beständige Rat seines Bischofs, begleitete denselben auf seinen Visitationen und hielt bei diesen Anlässen Reden an das Volk, zur Belehrung der Unwissenden und zur Erbauung Aller. Diese Reden sammelte er und widmete sie dem Bischof Chuno.

Nach dem Tode des Bischofs Chuno (1130) begab sich Gerhoh nach Salzburg. Schon mit dem ehrwürdigen Erzbischof Eberhard von Salzburg war er im freundschaftlichen Verkehr gestanden. Demselben und Bischof Hartmann von Brixen hatte er seine Schrift: "Von der Glorie und Herrlichkeit des Menschensohnes gewidmet. Mit seinem Nachfolger Konrad stand er in demselben Verhältnisse. Dieser sendete den gelehrten und erfahrenen Priester in den wichtigsten Angelegenheiten seiner Kirche nach Rom. Er wußte wohl, welches Ansehen dieser Mann schon bei seiner mehrmaligen Anwesenheit in der Hauptstadt der Christenheit sich erworben hatte. Als dann zwei Jahre darauf (1132) der Vorstand des Klosters Reichersberg starb, kannte der ehrwürdige Kirchenfürst keinen würdigen Mann, dem er die Leitung der großen Genossenschaft übertragen sollte, als seinen Gerhoh. Aus Gehorsam gegen seinen Bischof nahm Gerhoh diese Bürde auf sich und trug sie 37 Jahre lang. Mit aller Entschiedenheit stellte er eingeschlichene Unordnungen und Mißbräuche ab, und in Allem was Zucht und Ordnung erfordert, ging er mit seinem Beispiele voran. Seiner Wachsamkeit entging nichts, sein Scharfsinn entdeckte Alles. Sein Eifer ließ nichts Strafwürdiges ungerügt, sein Ernst kannte keine unzeitige Nachsicht, die den kleinen Schaden unheilbar werden läßt. Bei all dieser Sorge für seine Untergebenen vergaß er sich selber nicht. Was er von Anderen verlangte, das tat er zuerst selber. Bei allen gottesdienstlichen und klösterlichen Übungen war er der Erste und er Eifrigste. Nie sah man ihn müßig. Immer war er mit Betrachtung und Lesung, oder mit Verfassung von Schriften beschäftigt. Dieselbe Tätigkeit forderte er auch von seinen Untergebenen. Er hielt sie an zum Gebete, zum Studium, zum Abschreiben von Büchern und zu anderen nützlichen Arbeiten. So verbannte er das Laster des Müßigganges aus der gottgeheiligten Stätte, und so raubte er dem Feind alles Guten einen mächtigen Anlaß zu Versuchungen. Gegen diesen Feind sollte seine Genossenschaft als ein wohlgeordnetes Heer in regelmäßigem Kampfe streiten bis zur Überwindung.

Aber nicht allein gegen seine Untergebenen offenbarte sich die von Gott ihm verliehene Weisheit und Kraft. Weil er auf Erden nichts suchte und das Mißfallen der Mächtigen nicht fürchtete, so konnte er überall mit der größten Freimütigkeit reden und tadeln, was tadelnswert war. Kaiser und Könige horchten auf sein Wort und ließen sich seinen Widerspruch und Tadel gefallen. Als treuer Anhänger des Königs Lothar, hatte er schon in Regensburg den Zorn Konrads bitter fühlen müssen. Sein Leben war mehr als einmal in der nächsten Gefahr gewesen und war durch die Flucht nach Salzburg war ihm damals noch eine Rettung offen gestanden. Den Bischöfen und Äbten sagte und schrieb er derbe Wahrheiten. Er verhütete dadurch viele Übel und stellte manches Verkehrte ab. Mit demselben Freimuth schrieb er an das Oberhaupt der Kirche, wenn auch immer mit der größten Ehrerbietung und Hingabe an den Vater der Christenheit. In seiner gewohnten Verachtung aller Lebensgefahren mahnte und warnte und strafte er, wo er es als notwendig erkannte, ohne Ansehen der Person. Und weil es selbst in jener verkommenen Zeit immer noch Männer gab, die einen solchen Freimut zu würdigen wußten, so erlangte der Mönch von Reichersberg ein Ansehen, das sich weit über die Grenzen des römischen Reiches erstreckte und in Polen und Ungarn eben sowohl als in Frankreich Anerkennung fand. Solche Liebe und Anmut war in dem die Welt verachtenden Mönche, daß selbst sein Tadel gerne hingenommen wurde. Den Päpsten und Kardinälen hatte er gar oft Unangenehmes zu sagen und zu berichten und dennoch konnten sie ihm die Liebe und Achtung nicht versagen. Große und Kleine, Mächtige und Diener waren Aug und Ohr, wo er bei öffentlichen Versammlungen zu reden begann; denn er war erfüllt vom Geiste Gottes und Ströme lebendigen Wassers gingen von seinem Munde aus, wenn er in seiner Weisheit von dem zu reden begann, was der Kirche und der weltlichen Ordnung zum Heile ist. Wo er immer in kirchlichen Angelegenheiten etwas zurechtbringen wollte, wendete er sich jedesmal unmittelbar an den Papst. Entweder unternahm er selber die Reise dahin oder er sendete verläßige Geschäftsträger oder er unterhandelte schriftlich. Wir haben von ihm Briefe an Calixt II., an Honorius II., an Innozenz II., an Eugen III., an Hadrian IV., an Alexander III. Diese Väter der Kirche erteilten seinem Kloster alle die Freiheiten und Vorzüge, die Gerhoh als notwendig und förderlich zum zeitlichen und geistigen Wohle der Genossenschaft erkannte. Die ausgezeichneten und heiligen Männer, welche damals die Kirche Salzburgs regierten, Konrad und Eberhard, unternahmen nichts Bedeutendes ohne den Probst von Reichersberg. Sie bezeugten ihre Erkenntlichkeit für die ihnen geleisteten großen Dienste durch Schankungen an das immer herrlicher aufblühende Kloster. In derselben Weise erwiesen sich die Großen des Reiches und die Bischöfe von Freising, von Bamberg und Passau, deren wirklicher Rat Gerhoh mehrere Jahrzehnte blieb, gegen die Gemeinde derselben dankbar und wohltätig. Selbst Kaiser Friedrich Barbarossa söhnte sich noch mit dem Abte von Reichersberg aus und bestätigte ihm zum Zeichen dessen alle erworbenen Freiheiten und Besitztümer des Klosters auf ewige Zeiten.

Gerhoh hatte ein beengtes und den Einsturz drohendes Klostergebäude übernommen. Diese armseligen wohnlichen Verhältnisse mußten anders werden. Der Abt wollte den Untergebenen, von denen er strenge Zucht und unabläßige Tätigkeit verlangte, in Hinsicht auf das zeitliche Dasein nicht bloß das Notwendige, sondern auch Annehmliches bieten. Er erweiterte die Klostergebäude, brachte die Wohnungen der Mönche in einen freundlichen Zustand und erfüllte alle billigen Wünsche seiner Brüder. Nun sammelten sich immer Mehrere um ihn und sein geistliches Haus ward ein Muster und Vorbild für alle Klöster. — Auch die Klosterkirche war dem Verfalle nahe gekommen. Diese erbaute er mit Hilfe seiner Brüder von Grund aus, und ließ sie im Jahre 1138 durch den Bischof Roman von Gurk zu Ehren des dreieinigen Gottes und der göttlichen Mutter einweihen.

Nebstdem gründete er zu Reichersberg ein Kloster für Nonnen, die nach der Regel des heiligen Augustin lebten. Aus den angesehensten Häusern und aus den höchsten Ständen sammelten sich alsbald sehr viele zarte Jungfrauen in dem neugegründeten Kloster, um unter der Leitung des ehrwürdigen Gerhoh ganz für ihren himmlischen Bräutigam zu leben und im Leben christlicher Vollkommenheit gefördert zu werden.

Die alles überwindende Kraft zu einer so unausgesetzten Tätigkeit nach Aussen gewann der ehrwürdige Abt aus seinem unermüdlichen Gebet, aus seiner Betrachtung und aus der Lesung und Erwägung des göttlichen Wortes. Vieles von dem, was er im trauten Umgange mit Gott betend und betrachtend erwog, hat er aufgeschrieben und ist auch auf uns gelangt. Wir haben noch 23 Werke von ihm, unter diesen einen ganzen Folioband Erklärungen der Psalmen.

In solcher Tätigkeit verharrte er bis in sein 76. Jahr. endlich nahmen die Kräfte ab, und es kam die Stunde der Erlösung aus den vielen Mühseligkeiten und Arbeiten dieses vergänglichen Lebens. Am Feste des heiligen Johannes des Täufers 1169, im 43. Jahre seines Priestertumes, verschied er sanft und selig im Herrn. Zwei Tage zuvor hatte er die heiligen Sterbesakramente empfangen. Sein Leichnam wurde zwei Tage darauf in der Klosterkirche vor dem Kreuz-Altare zur Erde bestattet. Das im Kloster aufbewahrte Bild des Seligen hat die Inschrift: "Im Jahre 1132 wurde Herr Gerhoh, ein ausgezeichneter Lehrer der Theologie, als der dritte dieses Ortes zum Propste erwählt. Er hatte große Mühe mit Verbesserung der Sitten der Großen und war Gründer des Frauenklosters bei der seligsten Jungfrau Maria." Der frühere Lebensbeschreiber bemerkt zum Schlusse; er wolle auf die schon lang widerlegten Schmähungen dieses großen Mannes nicht eingehen und ruft dann noch auf zum Seligen: "Du aber, o Heiliger, den wir demütig bittend verehren, erwecke und erneuere unsern erschlaffenden und alternden Geist durch den feurigen Geist des Elias, der dir in doppeltem Maaße zu Teil geworden, damit die in uns stumpfgewordene christliche Tugend wieder neue Schärfe gewinnen möge, Amen."

(Braun. rader.)

Quelle:

  • BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
    zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)

BAVARIA SANCTA
Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
Bayern unter Amtsherzogen des deutschen Reiches (911-1180)
Band II. - Vierter Abschnitt
(Vorbermerkung, Geschichte)

  1. Benno
  2. Edigna
  3. Diemudis
  4. Egino
  5. Ulrich
  6. Gualfard
  7. Bruno
  8. Otto
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  17. Gerhoh
  18. Gerhoh
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