Der ehrwürdige Egino, Abt -
- Festtag, Gedenktag ist 15. Juli
- * in ?
- † im Jahre 1122
Im Jahre 1012 hatte Bischof Bruno, der Bruder des heiligen Kaisers Heinrich, an der Kirche der heiligen Afra in Augsburg ein Benediktinerkloster errichtet.
Zwölf Mönche mit dem heiligen Reginbald waren aus Tegernsee dahin berufen worden.
Dieses Kloster erhob sich bald zu einer ausgezeichneten Blüte und wurde eine Pflanzschule des Klerus.
Im Jahre 1080 trat in dieses Kloster Egino als Mönch ein.
Er war von Augsburg gebürtig und von dem frommen und gelehrten Abte Diemar unterrichtet und für das Ordensleben begeistert worden.
Nach dem Tode des ehrwürdigen Diemar kam das Kloster der heiligen Afra in die Hände schismatischer Äbte.
Damals saß nämlich ein ganz weltlich gesinnter Mensch, Namens Herimann, auf dem bischöflichen Stuhle zu Augsburg.
Der Bruder dieses Herimann, Graf Ulrich, hatte diesem das Bistum um 50 Talente von Heinrichs IV. erkauft.
In ähnlicher Weise wurde auch die Abtei St. Afra verschachert.
In dieses Unwesen konnte konnte sich Egino, der eine bessere Ordnung gewöhnt war, nicht finden.
Er verließ Augsburg und begab sich in das Kloster St. Blasius im Schwarzwalde.
Daselbst hielt sich eben der heilige Bischof Gebhard von Konstanz auf.
Derselbe war durch Heinrich IV. von seinem bischöflichen Sitze vertrieben und lebte in diesem Kloster in der Verbannung.
Er fand außerordentliches Wohlgefallen an dem jungen Mönch Egino, schenkte ihm sein ganzes Zutrauen und sendete ihn in Angelegenheiten der Kirche Deutschlands nach Rom.
Während dieser Zeit war das Kloster St Afra durch drei Äbte, welche Heinrich IV. und Heinrich V. über dasselbe gesetzt hatten, ganz herabgekommen.
Von einer klösterlichen Ordnung war nichts mehr zu sehen.
Die gottesfürchtigen Männer, die noch im Kloster lebten, zogen sich zurück und dienten dem Herrn in ihrer verborgenen Zelle.
Als auch der Dritte dieser Eindringlinge das Kloster wieder verließ, erwachte unter den zurückgebliebenen Mönchen das Verlangen
nach klösterlicher Zucht und nach Wiederherstellung der Ordnung.
Sie wählten den abwesenden Egino einstimmig zu ihrem Abte, sendeten eine Botschaft an ihn und baten ihn, in ihr Kloster zurückzukehren und die Leitung desselben zu übernehmen.
Das geschah im Jahre 1109.
Gerade damals hatte sich der exkommunizierte Bischof Herimann zum Scheine mit der Kirche ausgesöhnt und war wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen worden.
Man hielt es für eine aufrichtige Besserung.
Darum rieten dem Egino seine Freunde zur Rückkehr in sein Kloster.
Selbst der heilige Bischof Gebhard drang in ihn, er sollte die Leitung des verwahrlosten Klosters übernehmen,
Nach langem Widerstreben ließ sich Egino endlich überreden und ging nach Augsburg.
Bischof Herimann schien über die Rückkehr Egino's sehr erfreut und suchte dessen Vertrauen zu gewinnen.
Egino traute ihm, wie er in seinem letzten Schreiben an seine Mitbrüder selbst bekennt, Anfangs zu viel, zog sich aber in der Folge,
Um so eifriger hing er an seinem Kloster.
je gründlicher er dessen Unredlichkeit kennen lernte, immer mehr von ihm zurück.
Die Wiederherstellung der Zucht lag ihm allermeist am Herzen.
Mit Gottes Hilfe gelang ihm dies Werk so glücklich, daß gar bald mehrere edle, vom guten Geiste beseelte Jünglinge in das Kloster
eintraten und unter seiner Leitung sich einem gottseligen Leben widmeten.
Indessen (1112) erhoben sich neue Anklagen gegen Herimann.
Die Untersuchung wurde vom Papste Pascalis II. dem Erzbischof Adelbert von Mainz übertragen.
Dieser beauftragte den Abt Egino, in dieser Angelegenheit zu der Synode nach Würzburg zu kommen.
Egino berichtete die ganze Sache an Herimann, der sich eben in der Lombardei befand, und bat ihn, selbst nach Rom zu gehen und sich dort zu verantworten und zu unterwerfen.
Herimann hatte keine Lust, sich persönlich zu stellen, und wußte durch seine List und durch willfährige Gehilfen sich beim Papste wieder einzuschmeicheln, so daß die Untersuchung gegen ihn vereitelt wurde.
Nach dem Tode Pascalis II: zog er mit Heinrich V. nach Rom, half ihm den rechtmäßig gewählten Papst Gelasius II. vertreiben und hing mit dem Kaiser dem Afterpapst Gregor VIII. an.
dadurch verfiel er auf's Neue der Exkommunikation.
Dieselbe wurde durch den Erzbischof Adelbert von Mainz ausgesprochen und vom Abt Egino in Augsburg verkündet.
Als Herimann aus Italien nach Augsburg zurückkam, wurde er von Niemand als Bischof anerkannt.
Egino mied jedes Zusammenkommen mit ihm und befahl seinen Mönchen, den Umgang mit ihm zu fliehen.
Bald darauf erfolgte eine Einladung des Abtes und der augsburgischen Geistlichkeit auf die Synode zu Fritzlar vom Erzbischof von Mainz mit
erneuter Exkommunikation des Herimann.
Egino teilte auch dieses Schreiben den Geistlichen mit; allein die Geistlichen zogen den schlechten Frieden mit Herimann ihrer Pflicht vor, und so fiel der ganze Zorn Herimann's auf den frommen Abt und sein Kloster.
Der exkommunizierte Bischof versprach schweres Geld oder fette Benefizien demjenigen, der ihm Egino's Kopf bringen würde.
Schon drohte ihm das Mordbeil; allein Gott beschützte seinen treuen Diener und half ihm zur Flucht.
Nachdem der Hirte geschlagen war, wurden die Schafe zerstreut.
Zehn Jahre hatte das Kloster unter Egino's Leitung den Frieden und Wohlstand erhalten.
Jetzt sollte Alles zerstört werden, was Egino geistig und materiell gebaut hatte.
Auf Befehl des rachgierigen Bischofs wurde das Kloster St. Afra von Soldaten überfallen und alle Mönche wurden aus der Stadt verjagt.
Keiner wollte den Andern verlassen; Alle verlangten, mit ihrem geliebten Abte zu leben und zu sterben.
Mit Tränen nahmen sie Abschied von der geheiligten und nun entweihten Zufluchtsstätte.
Wunderbar wurden sie gegen ihre Verfolger geschützt.
Vereint mit ihrem frommen Abte begaben sie sich, auf den rechten Lechufer fortwandelnd, in das Kloster St. Peter in Thierhaupten.
Hier empfing man sie mit größter Freude und innigster Teilnahme.
Man ehrte sie als treue Bekenner der Wahrheit und als Märtyrer für die göttliche Ordnung.
Der Aufenthalt der Verbannten in dem gastlichen Kloster dauerte nicht lange.
Schon nach sieben Tagen forderten die Bürger Augsburgs mit Ungestüm vom Bischof die Zurückberufung der Mönche.
Herimann gab die Erlaubnis.
Den zurückkehrenden Mönchen ging eine große Menge Volks samt der Geistlichkeit weit entgegen.
Unter lautem Jubel und zur allgemeinen Freude wurden sie wieder in die Stadt und in ihr Kloster eingeführt.
Nur der Abt blieb in Thierhaupten.
Da dieser Gewaltstreich einen so schlimmen Ausgang für den Bischof genommen hatte, so sann dieser jetzt auf andere Mittel, des ihm lästigen Abtes los zu werden.
Er suchte die Mönche ihm abwendig zu machen, stellte ihnen vor, der Feind des Bischofs könne nicht ihr Abt sein, und riet ihnen, einen anderen Abt aus ihrer Mitte zu erwählen.
Allein auch dies Mittel blieb ohne Erfolg.
Die Mönche hielten jetzt umso fester an ihrem Abte und wiesen jede solche Zumutung zurück.
Die Bürger standen auf Seite des Abtes und so war ihm nicht beizukommen.
Nun gab sich Herimann den Schein, als wollte er sich mit dem Abte aussöhnen und lud ihn ein, in seine bischöfliche Wohnung nach Augsburg zu kommen.
Egino glaubte wirklich, es sei aufrichtig gemeint, und schickte sich an, zu Herimann zu gehen.
Auf dem Wege kam ihm ein Bote entgegen, der ihm von seinen Mitbrüdern ein Schreiben brachte, worin er vor diesem Gange gewarnt wurde.
"In und außerhalb der Stadt hat dir Herimann Netze gelegt" — so hatten ihm die Brüder berichtet.
Egino kehrte wieder um und entkam auf diese Weise dem sicheren Tode.
Welchen Einfluß Herimann auf die Mönche bei St. Afra während der Verbannung ihres Abtes ausübte, dafür zeugt nachstehende betrübende Begebenheit.
Auf seiner Rückreise aus Italien kam Heinrich V. mit zwei schismatischen Bischöfen nach Augsburg und begab sich mit denselben auch in das Kloster Afra.
Statt denselben die Pforte zu versperren, nahmen die Mönche sie freundlich auf, obgleich es ihnen Egino verboten hatte.
Darüber machte ihnen der Abt in einem Schreiben ernste Vorwürfe:
"Ihr habt der Furcht des Herrn und der väterlichen Liebe vergessen; einem fremden Hirten, einem Feind der klösterlichen Ordnung habt ihr Folge geleistet . . . . Das Gelübde des Gehorsams, das ihr mir vor Gott und den Heiligen geschworen, habt ihr verletzt."
Dann ermahnt er sie, zu ihm zu kommen und in Vereinigung mit ihm zu leben; er werde sie mit Freuden aufnehmen.
Auf diese Mahnung hin verließen Mehrere das Kloster.
Einige kamen zu ihrem Abte Egino, andere aber blieben im Kloster und in der Gemeinschaft mit dem exkommunizierten Bischof Herimann.
Auch von den Bürgern Augsburgs hatte Herimann einige auf seine Seite gebracht und gegen den frommen Abt aufgehetzt.
Diese warfen dem treuen Diener der Kirche Hartnäckigkeit vor.
Egino verteidigte sich in einem Schreiben an sie:
"Ihr wisset ja, wie ich unter euch gewandelt habe. Nie habe ich etwas wider das Recht, wider des Klosters und der Stadt Wohl geredet.
Nie habe ich etwas Zweideutiges ausgesprochen, wodurch ich die Verbannung verdient hätte.
Die Brüder sind mir im Gehorsam gefolgt.
es ist Unrecht, daß ihr einen Menschen, der alles Heilige mit Füßen tritt, fürchtet und kein Bedenken tragt, ihm euch zu unterwerfen.
Überlegt es selbst in Ruhe, und ihr werdet sehen, daß ich immer die Wahrheit gesprochen habe.
Ich lebe der Hoffnung, daß ihr von aller Verfolgung gegen mich abstehen werdet."
Kurz vor seinem Tode schrieb Egino nochmal an die Einwohner Augsburgs, um seine Handlungsweise zu rechtfertigen und sie an ihre Pflicht zu erinnern.
Er hatte sich im Auftrage der zu Mainz versammelten Bischöfe nach Rom begeben, um dem Papste über die Verhältnisse in Augsburg getreuen Bericht zu erstatten.
Er beschreibt seine Reise in diesem Schreiben selbst:
"Allenthalben stieß ich auf Nachstellungen.
Nur auf Abwegen gelangte ich endlich nach Placentia.
Hier bestahl mich mein Bedienter und floh davon.
Nur mein Pferd war mir geblieben.
Ich verzweifelte oft an Vollendung meiner Reise.
Dennoch hatte ich ein unbegrenztes Vertrauen auf den Herrn.
Wir stiegen über steile Gebirge, durchwanderten wüste Gegenden, wo wir Hunger und Durst litten und keines Menschen Spur fanden.
Doch wurden wir für die Mühseligkeiten unserer Reise reichlich belohnt.
Zu Rosella am Meere trafen wir den Papst.
Dieser nahm uns gar freundlich auf und führte uns mit sich nach Rom.
Wir sollten seinen Einzug schauen und in unserer Heimat von dem Triumphe der Kirche erzählen . . .
Als der Papst in die Näher der Stadt kam, kamen ihm größere und kleinere Kinder mit Palmzweigen in der Hand entgegen und stimmten Lobgesänge an.
Mit einer Krone auf dem Haupte zog der heilige Vater mitten durch die Stadt, die mit Gold und allerlei Zierde festlich geschmückt war . . . . Vom 3. Juni bis 1. Juli war ich fortwährend in der Nähe des heiligen Mannes.
Noch immer sehne ich mich nach diesem Genusse.
Alles an ihm schien eine wunderbare Wirkung des heiligen Geistes zu sein — die Freundlichkeit seines Antlitzes, vereint mit heiligem Ernste, das Liebliche in seinen Worten mit der Macht seiner Rede, seine weise Mäßigung in allen Dingen, im Fasten und Wachen und die innere Harmonie seines ganzen Wesens — Alles war Gottes Werk . . . . Aus seinen Händen empfing ich die heilige Kommunion, aus seiner Hand den Segen.
dann schickte ich mich nach mehrmaligem Abschiedskusse zur Rückkehr an.
Bei Ostia bestieg ich das selbe Schiff mit dem Bischof von Aachen.
Mein Bruder Adalscalk, der bisher an allen meinen Mühseligkeiten Teil genommen hatte, konnte nicht mehr in unser Schiff aufgenommen werden.
Er mußte ein anderes besteigen, das zur gleichen Zeit mit uns abfuhr.
Allein durch einen Sturm wurden unsere Schiffe getrennt.
Vierzehn Tage konnte ich nichts mehr von ihm sehen noch erfahren.
Der Kummer um meinen Bruder machte mich ganz krank.
Man mußte mich nach Pisa bringen.
Wie mich das der Bruder gefunden habe und wie es mir ergangen sei, das wird er euch getreulich erzählen und meine Seele eurem Gebete empfehlen."
Von dieser Krankheit genas der fromme Abt nicht mehr.
Das Ende seines mühevollen Lebens unter lauter Widersprüchen und Verfolgungen erreichte ihn in fremden Lande.
Er wurde in das Kloster der Kamaldulenser in Pisa gebracht und daselbst mit aller Sorgfalt gepflegt.
Seinem Reisegefährten übergab er noch den Brief an die Augsburger und trug ihm auf, seine Mitbrüder zum treuen Verharren in der Einheit der katholischen Kirche unter dem rechtmäßigen Oberhaupte zu ermahnen.
Dann ließ er sich mit den heiligen Sterbesakramenten versehen und erwartete mit voller Ergebung in den Willen des Herrn den Tod.
Es war der 15. Juli 1120.
Die um ihn versammelten Mönche beteten eben den Psalm:
"Lobet, ihr Kinder, den Herrn, lobet den Namen des Herrn!" Als sie zu dem letzten Verse kamen:
"Er läßt die Unfruchtbare im Hause wohnen als freudige Mutter von söhnen" — gab der Ehrwürdige Pilger seinen Geist auf.
Sein Leichnam wurde in der Klosterkirche zum heiligen Michael neben den Grabstätten der Erzbischöfe von Pisa begraben.
In Pisa wird das Andenken des Seligen alljährlich am 15. Juli gefeiert.
An seinem Grabe geschahen Wunder und das Martyrologium der Benediktiner führt ihn unter der Zahl der ehrwürdigen Diener Gottes auf.
Zum Schluß muß noch erinnert werden, daß der Bischof Herimann, durch schwere Heimsuchungen geprüft, in der späteren Zeit in Vereinigung mit der Kirche gestanden und durch viele fromme Stiftungen das frühere verübte Unheil wieder gut zu machen bemüht war.
derselbe starb erst 10 - 12 Jahre nach dem ehrwürdigen Abte Egino.
(Braun)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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