Die selige Edigna, Einsiedlerin -
- Festtag, Gedenktag ist 26. Februar
- * in ?
- † am 26. Februar ungefähr 1109
In den Zeiten des Mittelalters gab es in unserem Bayernlande an vielen Orten gottgeweihte Jungfrauen, die in gänzlicher Abgeschlossenheit von der Welt ein Leben der Abtötung und der Gottseligkeit führten, wie in den ersten Jahrhunderten die Einsiedler in der Wüste.
Mehrere dieser Klausnerinnen kamen aus Frankreich.
Einige waren von königlichem Geschlechte.
Als solche haben wir die selige Aurelia von Regensburg kennen gelernt.
Eine solche war auch die selige Edigna, deren Lebensgeschichte mit dem Leben der seligen Aurelia viel Ähnlichkeit hat.
Edigna war eine königliche Prinzessin aus Frankreich, eine Tochter oder doch nahe Verwandte des Königs Heinrich I. oder Philipp I.
Entschlossen, in Entbehrung und Armut dem Herrn zu dienen und dem armen Jesus nachzufolgen, verlies sie ihr väterliches Haus und alle Bequemlichkeiten, die ihr darin zu Gebote standen.
Auf einem Wagen, vor den ein Paar Ochsen gespannt waren, fuhr sie hinaus in die weite Welt, um einen einsamen Ort aufzusuchen, an dem sie Gott dienen wollte.
Sie lies dem Zweigespann freien Lauf.
Wo es hinziehen würde, da wollte sie den von Gott ihr angewiesenen Ort erkennen.
Sie hatte einen Hahn auf dem Wagen und ein Glöcklein aufgehängt, wahrscheinlich um damit ein Zeichen zu geben, wenn sie in unwegsamen Gegenden sich verirren sollte.
Auf dieser Fahrt kam sie immer oftwärts gegen Bayern hin, und endlich langte sie in dem Orte Buch bei Fürstenfeldbruck an.
Hier blieben die Ochsen mit dem Wagen stehen, der Hahn fing an mit Macht zu krähen, und das Glöcklein läutete selbst.
Daraus nahm Edigna an, es sei dies der Ort, den ihr der Herr zu ihrem künftigen Aufenthalte bestimmt hatte.
Sie war entschlossen, hier zu bleiben, und nahm ihre Wohnung in einer hohlen Linde, die ihr gegen das Unwetter Schutz gewährte.
Hier lebte sie in der härtesten Entsagung und im unablässigen Gebete ein heiliges Leben.
Gott der Herr verlieh ihr die Gabe der Wunder.
Die Bewohner der Umgegend nahmen in ihren Leiden und Unglücksfällen ihre Zuflucht zu der frommen Einsiedlerin und erhielten von ihr Rat und Hilfe.
Wie lange ihr irdisches Leben in dieser Einsamkeit gedauert hat, weiß man nicht mit Gewißheit.
Als die Zeit ihres Todes wird der 26. Februar 1109 angegeben.
Das Vertrauen, das die Gläubigen der gottseligen Jungfrau während ihres Lebens geschenkt hatten, nahm immer noch zu, als der Herr sie zu sich gerufen hatte.
Unzählige nahmen ihre Zuflucht zu dem Grabe der Seligen und erlangten auf ihre Fürbitte oft wunderbare Hilfe.
Als besonderes Heiligtum wurde die Linde verehrt, in welcher die Selige gelebt hatte.
Diese Linde steht noch.
Aus dieser Linde, nach dem Bericht Anderer aber aus den Gebeinen der Seligen soll wunderbar heilendes Öl geflossen sein.
Als aber die Bewohner der Gegend mit diesem Öl Handel zu treiben anfingen, hörte der Quelfluss auf; denn die Selige, die durch gänzliche Verleugnung aller zeitlicher Güter die ewigen Güter erlangt hatte, wollte keinen Anlass zum Geize und zur Habsucht geben, wodurch die Leute in die Schlingen des Teufels fallen.
Nicht die Bereicherung der Gläubigen mit irdischem Gute war es, um was sie zum Herrn flehte; nur um Verwahrung vor zeitlichem und ewigem Übel hatte sie während ihres Lebens zu Gott gebetet.
Und auch in zeitlichen Nöten durften sie die Gläubigen nach ihrem Tode anrufen und Erhörung hoffen.
Darum nehmen die Leute ihre Zuflucht zur seligen Edigna unter Anderem auch dann, wenn ihnen etwas verloren gegangen oder gestohlen ist, und das Vertrauen der Gläubigen findet oft wunderbare Erhörung.
(Rader und Heiligenlexikon.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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