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ursprünglich in englischer Sprache verfaßt von Alban Butler

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Der heilige Eberhard, Erzbischof von Salzburg
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Der heilige Eberhard, Erzbischof von Salzburg -

  • Festtag, Gedenktag ist 22. Juni
  • * in ?
  • am 22. Juni 1164

An dem Flüsschen Rot, oberhalb der Stadt dieses Namens, stand im elften Jahrhunderte eine Burg, Namens Hilpoltstein. Dermalen ist es ein Städtchen und gehört zu Mittelfranken. Hier lebten die Grafen von Hilpoltstein. Von diesen Grafen stammt der Erzbischof Eberhard von Salzburg ab. Sein Vater war ein eifriger Christ, hatte aber fortwährend mit weltlichen Dingen sich zu befassen. Seine Mutter war eine ausgezeichnet fromme Dienerin des Herrn. Sie aß selten etwas anderes als Brot und Gemüse. Was sie durch ihr unablässiges Fasten erübrigte, gab sie den Armen und den Kranken. Aber auch außerdem war sie ausgezeichnet freigebig und barmherzig. Ihre Frömmigkeit war eben so ernst wie ihre Abtötung. Als ihr Gemahl auf seinem Gute eine Kirche zu Ehren der seligsten Jungfrau erbauen ließ, arbeitete sie selbst am Baue mit. Barfuß trug sie Steine zum Baue beinahe eine halbe Stunde weit her. Auf solche Weise gab sie ihren zeitlichen Adel eine noch höhere Weihe im Dienste Christi. Ihre Untergebenen folgten dem frommen Beispiele der Gebieterin; eine Menge Frauen schlossen sich ihr an und trugen Steine zu dem heiligen Bau.

Diese gottselige Frau gebar 1090 einen Sohn, der ganz in die Fußstapfen der Mutter eintrat. Derselbe erhielt in der heiligen Taufe den Namen Eberhard. Die Mutter ließ sich dessen Erziehung über Alles angelegen sein, und als ihr Unterricht nicht mehr ausreichte, sendete sie den Knaben an die Schule von Bamberg, die Heinrich der Heilige mit dem Bistume daselbst errichtet hatte. In dieser Schule war Eberhard der willigste, lernbegierigste und frömmste Schüler. Schon in seinen frühesten Jahren erlangte er eine solche Festigkeit des Charakters, daß er an sittlichem Ernste und an geistiger Reise den besten Männern nicht nachstand. Die Gottseligkeit war es, was ihm eine solche Überlegenheit über seine Altersgenossen gab, daß sie ihn verehrten wie einen Lehrer. Bald hatte der Jüngling gründliche Kenntnisse in den Naturwissenschaften, in der Denk- und Sittenlehre erworben; denn sein lebendiger Geist achtete auf Alles und erfaßte auch das Schwerste mit erstaunlicher Leichtigkeit.

Diesem edlen Jüngling wendete der weise und fromme Bischof von Bamberg, der heilige Otto, seine besondere Aufmerksamkeit zu. Er stellte ihn als Kanoniker an seiner Kirche an. Allein in dieser Stellung blieb Eberhard nicht lange. Damals war Wolfram Abt des Klosters auf dem Michelsberge. Schon längst war in dem vortrefflichen Jünglinge das Verlangen nach dem Klosterleben erwacht. Nun wollte er diesem Zuge seines Herzens folgen. Er bat um die Aufnahme in das Kloster und erhielt sie auch. So wollte der junge Mann das Himmelreich mit Gewalt an sich reißen. Allein jetzt sollte es ihm noch nicht gelingen. Der Propst an der Domkirche war mit diesem Schritte Eberhards nicht zufrieden. Er versammelte die sämtliche Geistlichkeit des Domes und zog unter dem Geläute aller Glocken auf den Michelsberg. Hier verlangte er mit Ungestüm, daß der Novize ausgeliefert werde und schleppte denselben mit sich fort. Weil aber Eberhard schon nach Mönchs Weise das Haupt geschoren hatte, so konnte er nicht mehr mit der Domgeistlichkeit in den Chor gehen. Deshalb schickte man ihn auf einige Zeit nach Frankreich (Paris), wo er in der Wissenschaft und Vollkommenheit des christlichen Lebens solche Fortschritte machte, daß er bald allen Andern voran war.

Mit unvergänglichen Gütern des Geistes bereichert, kehrte der Jünger Christi wieder in seine Heimat zurück. Einige Zeit verweilte er bei seinen Eltern. Allein sein Sinn war fortwährend auf das gottgeheiligte Leben im Kloster gerichtet. Sein bisheriges Leben war eine ununterbrochene Vorbereitung für das Kloster. Endlich, nachdem er das 40ste Jahr erreicht hatte, konnte er seinen Entschluß ausführen. Der heilige Bischof hatte kurze Zeit vorher (1109) das Kloster Prüfening bei Regensburg gestiftet und in demselben den ehrwürdigen Erminold als Abt eingesetzt. In diese heilige Einöde ward nun Eberhard vom Geiste Gottes geführt (1130). Obgleich der letzte unter den Brüdern, war er doch in den Übungen des Lebens der Buße und Gottseligkeit unter Allem der erste. Er kastaiete seinen Leib durch Fasten, lag unablässig dem innerlichen Gebet ob und war der eifrigste in den gottesdienstlichen Übungen. Kein Wort der Unzufriedenheit ward von ihm gehört; dem armen Jesus wollte er als Armer nachfolgen. Sein zeitliches Vorbild war der Abt Erbo, der nach dem Tode des heiligen Erminold als Abt über das Kloster gesetzt war und der im Geiste des Elias oder des Johannes die geistliche Gemeinde leitete.

Derselbe Geist, der den ehrwürdigen Eberhard leitete, hatte auch seine in der Welt lebenden Geschwister ergriffen. Getrieben von diesem Geiste stifteten seine zwei Brüder, Konrad und Erbo, und seine Schwester Bertha auf ihren Erbgütern ein Kloster (1133). Es ist dies das Kloster Biburg in der Nähe von dem Städtchen Abensberg. Der Bischof von Bamberg war der Schutzherr dieser Güter und bestätigte die Stiftung. Zum Abt des neugegründeten Klosters wurde der ehrwürdige Eberhard bestimmt. Er wollte aber dieses Amt durchaus nicht annehmen und verschob die Abtweihe fünf Jahre lang. Er wollte nur die klösterliche Ordnung an dieser neuen Pflanzstätte begründen, den Bau vollenden und dann in gänzlicher Abgeschiedenheit als Einsiedler leben. Die Demut hat keine Grenzen; selbst das Leben nach dem Gelübde genügt ihr nicht, sie ist unersättlich wie ihr Gegenteil, der Hochmut.

Nach fünf Jahren mußte Eberhard mit seinem Bischofe, dem heiligen Otto von Bamberg, nach Rom reisen. Auch Eberhard, der Nachfolger des heiligen Otto auf dem bischöflichen Stuhl zu Bamberg, war in dem Gefolge des Bischofs. Dieser Eberhard war mit unserem heiligen in innigster Freundschaft verbunden. Ihn baten die Mönche in Biburg, er möchte doch bewirken, daß ihr bisheriger Vorstand sich zum Abte weihen lasse. Er sagte es ihnen zu und es gelang ihm wirklich, den Freund zu überreden, dieses Amt anzunehmen. Papst Innozenz II. erteilte dem Heiligen selbst die Weihe und sprach am Schluß, der Feierlichkeit zu ihm: "Werde immer kräftiger und sei stark: ich werde in allen Stücken mit Dir sein."

Als Abt von Biburg wallfahrtete Eberhard noch einmal nach Rom. Am Fuße des apenninischen Gebirges traf er ein Weib, das ebenso von der Armut, als von der Krankheit niedergebeugt, das Gehen nicht mehr vermochte. Sie sollte über das Gebirge hinüber und war zum Sterben elend. Der Abt sprach zu seinem Begleiter: "was haben wir gegen dieses Weib für eine Pflicht zu erfüllen, damit sie nicht unsere Verklägerin werde vor dem Richterstuhle des Herrn?" der Begleiter, ein Mann von hartem Herzen, antwortete: "In solchem Falle haben wir keine Pflicht gegen Weiber." Allein der Nachfolger des barmherzigen Heilandes kehrte sich nicht an diesem Grundsatz der Unbarmherzigkeit. Er hob das Weib auf sein Roß, ging selbst hinten nach und brachte auf solche Weise das arme und kranke Weib über das Gebirge hinüber. Als sie jenseits des Gebirges angekommen waren, fragte der Abt seinen Begleiter nochmal: "was haben wir jetzt zu tun?" Der gefühllose Mensch antwortete: "Jetzt ist's genug, Vater, wir wollen nicht mehr davon reden." Der ehrwürdige Abt seufzte tief auf, gab dem armen Weibe noch Almosen, so viel er geben konnte, und zog weiter.

In der Nachbarschaft von Biburg war sein Kloster (Rohr), dem ein gottseliger Abt, Namens Eppo vorstand. Dieser Diener Gottes hatte einmal ein Traumgesicht und es ward ihm zugleich die Deutung desselben gegeben, daß es sich nämlich auf den Abt Eberhard von Biburg beziehe. Er kam zu seinem Diener Gottes und sprach: "Du wirst Bischof von Salzburg werden und es wird eine Zeit kommen, da Du allein die Kirche diesseits der Alpen stützen wirst. Ich sah nämlich, wie eine Witwe, vom König verfolgt, gegen den König in den Kampf trat, und wie Niemand ihr half, außer ein Mönch von Salzburg. Der Kampf wurde immer hitziger und der Mönch wurde zu einer eisernen Schutzwehr verwandelt. Der König wütete ebenso gegen den Mönch, wie gegen die Witwe. Zuletzt aber nahm der König die Gestalt eines Hundes an." Dies war das Traumgesicht des Abtes. Darin erkannte man die nachfolgende Verfolgung der Kirche durch den Kaiser Friedrich I. und die unerschütterliche Anhänglichkeit des Erzbischofs von Salzburg an die Kirche und ihr rechtmäßiges Oberhaupt, Alexander den Dritten.

Eberhard war gierig in seinen eigenen Augen und erschrak vor einer solchen Erhebung. Ihm lag einzig die Förderung des ihm anvertrauten Klosters und sein eigenes Seelenheil am Herzen. Durch Gottes Segen befruchtet, gedieh auch das geistige Leben in der neuen Pflanzung vortrefflich. Außer dem Männerkloster war auch ein Kloster für Nonnen in Biburg gegründet worden. Beide Orte wurden Zufluchtsstätten für fromme Seelen, die der Welt entsagen und ihr Heil sichern wollten. Adeliche und Unadeliche traten ein, und wetteiferten miteinander in der Nachfolge des demütigen Heilandes. Allen leuchtete die Demut und Gottseligkeit das Abtes voran. Alle erbauten sich an seiner Milde und Barmherzigkeit, an seiner Entsagung und Selbstverleugnung und Alle bewunderten seine Weisheit und Einsicht.

Der Diener des Herrn war immer tätig. Nur wenige Stunden gönnte er dem Schlafe. Die Armen hatten freien Zutritt zu ihm. Verwahrlosten Greisen wusch er das Haupt, gab ihnen besseres Gewand, speiste sie öfters mit eigener Hand, wo sie selbst nicht essen konnten. Er wusch ihnen die Füße und küsste sie. "Gott weiß, daß ich nicht lüge, daß ich nur schreibe, was ich selbst gesehen!" ruft der Lebensbeschreiber des Heiligen bei dieser Stelle aus.

Unermüdet war der gottselige Abt in Verkündigung des göttlichen Wortes und er hatte eine solche Gabe des Wortes, daß er gar oft alle Zuhörer zu lautem Schluchzen und Weinen bewegte.

Die Gastfreundschaft übte er in ausgezeichneter Weise. Einst kam ein adelicher Herr mit seinem Bedienten vor die Klosterpforte. Der Bediente bat um einen Trunk für seinen Herrn. Der Kellermeister des Klosters rief den Herrn in's Kloster, ohne sich um den Bedienten zu kümmern. Dieser machte sich auf den Weg und ging nach Regensburg. Als der Abt von dieser Vernachläßigung des Bedienten gehört hatte, befahl er dem Kellermeister, einen Krug mit Wein zu füllen und denselben dem Bedienten nachzutragen. Der alte Kellermeister nahm noch einen Bruder mit sich, damit dieser den Auftrag erfüllen könnte, wenn er selbst auf dem Wege erliegen sollte und machte sich auf den Weg. Auf der ganzen Reise aßen und tranken die beiden Brüder gar nichts. Dennoch kamen sie wohlbehalten in Regensburg an, und überbrachten dem höchlich erstaunten Diener den ihm zugedachten Wein.

Ebenso bewunderungswürdig war seine Liebe zur Armut und seine Freigebigkeit. War das Getreide in die Scheune gebracht, so berechnete er, wie viel er für die Brüder, für die Armen und Fremde notwendig habe, und ließ diesen notwendigen Bedarf bei Seite legen. Das Übrige verteilte er sogleich an arme Klöster in der Nachbarschaft, ohne sich zu fragen, ob nicht reichere Klöster zu dieser Spende schwerer verpflichtet wären, als das seinige. Als dann der heilige Otto dem Kloster Biburg den reichlichen Neubruchzehent von Tangintile zuwenden wollte, nahm in der fromme Abt nicht an; denn sein Kloster hatte das notwendige Auskommen und sollte nicht durch Überfluß zur Üppigkeit versucht werden.

Dreizehn Jahre waren seit der Gründung des Klosters schon vorübergegangen. Es stand dasselbe in seiner schönsten Blüte. Da wurde es auf einmal seiner Krone beraubt. der heilige Erzbischof Konrad von Salzburg war im Anfange des Jahres 1147 gestorben. Die gesammte Geistlichkeit und das Volk versammelte sich in der Zeit der Osterfeier zur Wahl eines neuen Erzbischofs. Sie wählten einstimmig den Abt Eberhard von Biburg. Bald kam die Nachricht von dieser Wahl im Kloster an. Da war Niemand, der nicht darüber erschrak. Am meisten aber war sie dem Abte zuwider. Er wollte sich verstecken, er wollte die Flucht ergreifen. Allein alles war umsonst. Er wurde bald aufgefunden, nach Salzburg gebracht, zum Bischofe geweiht und seine Stirne mit der Mitra eines Metropoliten geziert.

Je höher seine Würde, desto tiefer wurde seine Demut. Wachen und Beten und Fasten war jetzt noch mehr als je sein Tagewerk. Die heilige Schrift kam nur bei Tisch und auf der Reise aus seiner Hand. Die reichlichen Einkünfte des Bistums waren ihm eine Aufforderung zu reichlicheren Gaben. Er übte nun die Werke der Barmherzigkeit in unerhörter Weise. Dem Hungrigen gab er sein Brot und hungerte selber; dem Nackten gab er sein Gewand und trug für sich einen Bußsack unter seinem bischöflichen Ornate. Des Nachts begab er sich zur Anbetung in die Kirche und betete daselbst, auf den Knien liegend, öfters so lange, daß der Fußboden von den Wunden Füßen mit Blut gefärbt wurde.

Der Herr verlieh diesem heiligen Oberhirten die Wundergabe. Eine ganz ausgezeichnete Macht über die vom bösen Geiste Geplagten ward ihm gegeben. Durch sein bloßes Wort konnte er solche Unglückliche zur Ruhe bringen und von ihrer Plage befreien. Auch Kranke anderer Art heilte er durch seinen bischöflichen Segen. es war im Kloster zu Salzburg eine Nonne, die schon lange Zeit viel ausgestanden und nirgend eine Hilfe in ihrem Leiden erhalten hatte. Diese kam mit festem Vertrauen, daß sie werde geheilt werden, zum Erzbischof, und bat ihn um seinen Segen. Der Heilige segnete sie und augenblicklich ward sie gesund. Als sie ihm für diese Gnade danken wollte, befahl er ihr zu schweigen und Gott die Ehre zu geben.

Der ehrwürdige Bischof hatte noch einen harten Kampf zu kämpfen, den er fast allein in ganz Deutschland heldenmütig durchkämpfte. Nach dem Tode des Papstes Hadrian IV. im Jahre 1159 wählten die meisten Cardinäle den ausgezeichneten Bischof Roland von Siena zum Papste. Derselbe war einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und schon von Papst Eugen III., dem Schüler des heiligen Bernard, zum Cardinal erhoben worden. Bei der Besteigung des päpstlichen Stuhles nahm er den Namen Alexander III. an. Dieser Wahl waren zwei Cardinäle entgegen. Allmählig gesellten sich noch drei dazu. Diese wählten den früheren Legaten des Kaisers Friedrich Barbarossa, den Cardinal Oktavian, zum Papste. Jetzt war eine höchst verderbliche Spaltung in der Kirche. Alexander III. war der rechtmäßige Oberhirt der Kirche; allein der Kaiser erklärte sich für Oktavian, der sich Victor IV. nannte. Viele wußten nicht, welches der rechtmäßige Papst sei; Viele erklärten sich aus Gefälligkeit gegen den Kaiser für Victor IV. Viele wollten es mit keiner Partei halten und kümmerten sich weder um den einen noch um den anderen. Nur der Erzbischof Eberhard von Salzburg und die Bischöfe von Brixen und Halberstadt waren gleich vom Anfang mit aller Entschiedenheit für Alexander III. An sie schlossen sich andere an, denn der Ruf von ihrer Heiligkeit war im ganzen deutschen Reiche allgemein bekannt. Dadurch zogen sie sich des Kaisers Feindschaft zu. Der Bischof von Halberstadt wurde abgesetzt. Der Kaiser wollte auch gegen unseren heiligen Erzbischof ebenso verfahren. Allein als er den ehrwürdigen Greis erblickte, vergaß er aller Feindschaft und erwies dem ehrwürdigen Oberhirten die tiefste Verehrung. Der Kaiser bekannte später vor vielen Zeugen, es sei ihm beim Anblicke des Erzbischofs gewesen, als schaue er das Antlitz eines Engels und es habe dieser Anblick einen solchen Eindruck gemacht, daß er zitternd und bebend ihm Alles vergeben und ihn verehren mußte. Die Verachtung der Welt hatte den heiligen Diener Gottes so gestählt gegen alle Widerwärtigkeiten, daß ihm zeitliches Wohlergehen zuwider war, und daß er um des Herrn und seiner Kirche willen alles Elend, Verbannung und den Tod zu leiden wünschte. Solches schien auch in diesem Kampfe wider den Kaiser bevorzustehen; allein der Herr wollte, daß er so bleibe bis Er komme.

Neben dieser allgemeinen Zwietracht in der gesammten Kirche gab es auch noch besondere. Überall war der heilige Oberhirt Vermittler und Friedensstifter. Eines der herrlichsten Werke dieser Art ist die Friedensstiftung in Regensburg. Daselbst war ein Bischof, Namens Hartwich II., ein äußerst verschwenderischer und ausschweifender Mann. Er hatte dieses Bistum erschlichen. Der Herzog Heinrich der Löwe von Bayern und Sachsen unternahm es, den Bischof für seine Laster zu züchtigen. Er eroberte die Burg Donaustauf und zog gegen den Bischof zu Feld. Die Regensburger waren in Parteien geteilt. Die einen hielten es mit dem Herzog, die anderen mit dem Bischof. Von beiden Seiten wurden Ortschaften verbrannt, Äcker verwüstet, geraubt und geplündert. Das Elend der bedrängten Stadt und des armen Volkes ging dem ehrwürdigen Erzbischof Eberhard, in dessen Metropolitanverband Regensburg gehörte, sehr zu Herzen. Er versuchte die Parteien mit einander auszusöhnen. Mit Hilfe des Pfalzgrafen Friedrich von Wittelsbach und des Grafen Konrad von Raming gelang es ihm wirklich, zwischen dem Herzog, dem Bischof und der Stadt Regensburg den Frieden zu vermitteln. Durch seine Fürbitte erwirkte er von dem Herzoge, daß er die Gefangenen frei gab und der Stadt verzieh. Dieses sein Werk der Versöhnung ist den Regensburgern ein ewig bleibendes Andenken an den heiligen Erzbischof.

In den letzten Jahren, da sich der ehrwürdige Erzbischof schon ernstlich zur Abreise aus dem zeitlichen Elende rüstete, hatte eine gottselige Person, die als Klausnerin in Freising lebte, in Betreff derselben ein gar liebliche Vision. Sie ward im Geiste zuerst durch die Orte der ewigen Qual geführt, und sah daselbst die verschiedenen Arten ewiger Unseligkeit. Dann ward sie entrückt in die Wohnungen der Seligen und schaute hier unaussprechliche Dinge. Unter andern sah sie einen ausgezeichnet glorreichen Thron aufgestellt und neben demselben den heiligen Petrus und den heiligen Rupert stehen. Als sie über die Pracht dieses Thrones sich wunderte ward ihr von den beiden Heiligen verkündet: "Es ist dies der Thron des Erzbischofs Eberhard. Wir bewachen ihn bis zu seiner Ankunft. Er wird bald von ihm Besitz nehmen, denn seine Tage sind gezählt." Die gottselige Dienerin Gottes ließ diese ihre Vision dem Erzbischofe melden; diesem aber war die Stunde seines Hinscheidens schon geoffenbart worden.

Ehe diese Stunde kam, hatte der Mann des Friedens noch eine Friedensstiftung vorzunehmen. Der Herzog Heinrich von Österreich hatte sich mit seinem Bruder, dem Bischof Konrad von Passau, heftig entzweit. Dem Tode nahe, bewirkte der Heilige diese Aussöhnung. Auch der Markgraf Ottokar von Steiermark war erbittert über den Bischof Konrad und dessen Statthalter. Er schwur dem Bischof den Tod und der Stadt den Untergang. Eine Versöhnung war nicht mehr zu hoffen. Auf einmal erschien der ehrwürdige Erzbischof im Lager des Markgrafen. Seine Bitten durch Briefe und Boten waren bisher vom Markgrafen verachtet worden. Sobald aber dieser den heiligen Mann Gottes sah, ward sein Sinn geändert. Er konnte seiner Rede und seinem heiligen Ernste nicht widerstehen. Die Belagerung der Stadt wurde aufgegeben, und die Schlichtung des Streites auf friedlichem Wege begonnen. Der heilige Erzbischof war der Schiedsrichter. Alles wurde friedlich beendigt.

Nach diesem letzten Werke, durch welches der Heilige tatsächlich gesprochen: "Den Frieden hinterlasse ich euch!" begab er sich in das Kloster Rayn, unweit Graz in Steiermark. Schon auf dem Wege dahin litt er an einem Fieber. Dieses wurde immer heftiger und beraubte ihn des Gehörs. Dieser Sinn war bisher in seiner ganzen Schärfe ihm geblieben, so daß er jedes Flüstern hörte und die leisesten Reden verstand. Auf einmal erklärte der Heilige: "Jetzt habe ich das Gehör verloren." Am darauf folgenden Sonntag entschlief er selig im Herrn. Es war der 22. Juni 1164. Er starb im 74 Jahre seines Lebens, im 18. seiner Bistumsverwaltung. Die ganze Diözese trauerte. Sie hatte ihr Haupt, das durch die Heiligkeit und Glorie ausgezeichnet war, verloren und erkannte den harten Verlust. Die Armen und Elenden riefen weinend und jammernd auf: "Wir haben unsern Vater verloren." Die Gutgesinnten von den Vornehmen und Vermöglichen beweinten ihren treuesten Freund und Ratgeber.

Die Leiche des Heiligen wurde nach Salzburg gebracht und in der Domkirche daselbst beigesetzt. Ein armes Weib, das an der Wassersucht litt und schon Jahre lang vom heiligen Erzbischof war unterstützt worden, kam elend und weinend zu seinem Grabe, bat um Befreiung von ihrem Elende, wurde erhört und ging gesund nach Hause. Hierauf kamen viele Andere, die an verschiedenen Krankheiten litten, zum Grabe des Heiligen und fanden durch seine Fürbitte Hilfe und Heil von dem Herrn, der wunderbar ist in seinen Heiligen.

(Ex Bolland.)

Quelle:

  • BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
    zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)

BAVARIA SANCTA
Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
Bayern unter Amtsherzogen des deutschen Reiches (911-1180)
Band II. - Vierter Abschnitt
(Vorbermerkung, Geschichte)

  1. Benno
  2. Edigna
  3. Diemudis
  4. Egino
  5. Ulrich
  6. Gualfard
  7. Bruno
  8. Otto
  9. Herluka
  10. Berthold
  11. Rupert
  12. Konrad
  13. Wilhelm
  14. Otto
  15. Bertha
  16. Eberhard
  17. Ulrich
  18. Walto
  19. Stilla
  20. Otto der Große
  21. Mechtildis
  22. Eberhard
  23. Hartmann
  24. Arnold
  25. Gerhoh
  26. Marold
  27. Grimmo
  28. Adalbert



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