Die selige Aurelia, Jungfrau -
- Festtag, Gedenktag ist 15. Oktober
- * in ?
- † am 15. Oktober 1027
In Regensburg wurde bis zum Jahr 1599 alljährlich am 15. Oktober über dem Grab der seligen Aurelia ein Teppich aufgehängt und es wurden ihr zu Ehren mehrere Lichter angezündet.
Das Grab ist im Kreuzgang bei St. Emmeram und über diesem steht die Inschrift:
Hier in der Gruft ist Aurelia`s fromm jungfräuliche Blühte;
Leiden kenne sie nicht mehr, sie freut sich der himmlischen Wonne.
Unter diesem Grabstein lag in jener Zeit noch ein anderer, der aus der Heidenzeit stammt und ebenfalls das Grab einer Aurelia andeutet, die vor der Einführung des Christentums in Regensburg gestorben ist und von der hier nicht die Rede sein kann.
Von der seligen Aurelia berichtet die Legende Folgendes.
Sie war gebürtig in Frankreich.
Ihr Vater war Hugo Capet, der Stammvater der Königsfamilie, die bis auf die letzten Zeiten den Thron Frankreichs inne hatte.
Ihr Bruder war Robert der Heilige, der nach seines Vaters Tod die Regierung des Reiches übernahm.
Im Hause ihrer Eltern erhielt die Selige eine christliche Erziehung.
Sie war von Kindheit an gewöhnt, das siegreiche Zeichen des Kreuzes als ihren Schirm und Helm gegen alle Überfälle des Feindes zu gebrauchen.
Wo immer eine Versuchung ihr nahte, bezeichnete sie sich mit dem Kreuze und immer gewann sie den Sieg; denn sie hatte eine innig kindliche Liebe zum Gekreuzigten, dem großen Obsieger über die Sünde und Hölle.
Darum mied sie auch allen Umgang mit ausgelassenen Weltmenschen und war bemüht, in ihrem Kämmerlein dem Herrn zu dienen in Gebet und frommer Betrachtung.
Als sie zur Reife der Jahre gelangt war, wollten ihre Verwandten, daß sie sich ihrem Stande gemäß vereheliche.
Aber die fromme Jungfrau hatte sich schon einen Bräutigam auserlesen, nämlich den Herrn des Himmels, den Heiland ihrer Seele.
Für ihn allein wollte sie leben, ihm wollte sie ihr ganzes Leben schenken, um gewürdigt zu werden der innigsten Vereinigung mit ihm.
Inzwischen hatte sich ein irdischer Bräutigam eingestellt und die Verwandten drangen mit aller Gewalt darauf, daß sie mit dem selben sich ehelich verbinde.
Schon waren die Hochzeitsfeierlichkeiten angeordnet und alles war vorbereitet zu dem großen Fest.
Aurelia wußte sich nicht anders mehr zu retten, als durch die Flucht.
In schlechtem Gewande verließ sie, unbeachtet von all den Ihrigen, das elterliche Haus, den königlichen Hof und trat im Namen des Herrn, sich mit dem Kreuze bezeichnend, ihre Wanderung an.
Unter Gottes Schutz und Leitung kam sie nach Bayern und hier wählte sie die Stadt Regensburg zu ihrem künftigen Aufenthalt.
Sie hatte auf ihrem ganzen Weg von Almosen gelebt; auch in Regensburg erbettelte sie das Notwendigste von freigebigen Dienern Gottes.
So kam sie zu St. Emmeram, wo eben der selige Ramuold Abt war, und bat den Abt um ein Almosen.
Diesem war durch göttliche Eingebung geoffenbart worden, welch ein kostbarer Schatz unter dieser Bettlerhülle verborgen sei.
Er nahm sich nun der frommen Jungfrau, die um ihres himmlischen Bräutigams willen alles verlassen hatte, mit väterlicher Sorgfalt an und übergab ihr eine Zelle nächst der Kirche des heiligen Andreas ausserhalb der Ringmauer.
Jetzt hatte die fromme Braut Christi das Ziel ihres zeitlichen Strebens erlangt.
Jetzt konnte sie unter der geistigen Leitung des erleuchteten Abtes ganz allein für ihren himmlischen Bräutigam leben.
In unablässigem Fasten und großer Strenge gegen sich selbst lebte die gottgeweihte Jungfrau hier zwei und fünfzig Jahre lang.
Verachtet von der Welt und ganz losgeschält von allem, was die Welt zur Erquickung bietet, verlangte sie nur nach den ewigen, himmlischen Gütern und nach der Ehre, die vor Gott gilt.
Dies ihr Verlangen wurde vollkommen erfüllt am 15. Oktober des Jahres 1027, als ihr himmlischer Bräutigam ihre heilige Seele abrief aus dm Gefängnisse des Lebens in die selige Freiheit der Kinder Gottes.
Ihr Andenken wurde auch in Straßburg gefeiert.
(Rader)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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