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Der selige Altmann, Bischof von Passau
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Der selige Altmann, Bischof von Passau -

  • Festtag, Gedenktag ist
  • * um 1015
  • am 8. August 1091 in Zeiselmauer

Die Geburt dieses ausgezeichneten Kirchenfürsten fällt in den Anfang des elften Jahrhunderts. Er stammte von einem adeligen Geschlechte in Westfalen und wurde von Jugend auf in den Wissenschaften unterrichtet. Seine höheren Studien soll er in Paris gemacht haben. Es wird nur berichtet, Altmann sei in allen göttlichen und menschlichen Wissenschaften wohl erfahren gewesen, ehe er in den Dienst der Kirche trat.

Zuerst wurde Altmann in Paderborn und dann in Aachen als Kanoniker angestellt. In Paderborn hatte er die Schulen zu leiten. Von Aachen kam er an den Hof des Kaisers Heinrich III. nach Goslar. Nach dem Tode dieses Kaisers 1056 harrte er in treuem Dienste bei dessen Witwe, der Königin Agnes, aus und begleitete sie im folgenden Jahre nach Passau, wo damals Engelbert Bischof war.

In jener Zeit wallfahrteten ganze Scharen, Priester und Laien, Adelige und Gemeine zum heiligen Grabe nach Jerusalem. Selbst mehrere Bischöfe unternahmen diese beschwerliche Reise. Der Bischof Günther von Bamberg, ein eben so weiser und gelehrter als staatlicher Mann, führte einen Größeren Zug an. Jeder Wallfahrer schleppte ein Kreuz zum Zeichen, daß er dem Heiland auf dem Wege des Kreuzes nachfolgen wolle, und um der Verdienste seines Leidens gewürdiget zu werden. Auch Altmann mit mehreren Hofleuten der Königin trat die Wanderung in das heilige Land an. Von Passau aus gingen zwei Kanoniker mit, der gelehrte Vorstand der Schulen Ezzo, der die Wunder Christi in deutscher Sprache besungen hatte und der ausgezeichnete Prediger Konrad, der später Probst an der Domkirche wurde.

Die Wallfahrer hatten entsetzlich viel von den Muselmännern auszustehen. Diese Feinde Christi setzten sich den frommen Pilgern auf die Schultern, trieben sie wie die Pferde mit den Sporen an und ritten auf ihnen im gottlosesten Übermute. Unter den Pilgern war auch eine Äbtissin. Jedermann hatte sie gewarnt vor diesen gefährlichen Unternehmen; aber sie hatte in ihrem Eigentum ihre Schwestern und ihr Kloster verlassen, um die Wallfahrt mitzumachen. Zur Strafe für ihren Eigensinn fiel sie in die Hände der Ungläubigen. Diese mißhandelten und schändeten sie in schauerlicher Weise, bis sie ihren Geist aufgab. Viele von dem Zuge erlagen der Mühseligkeiten der Reise und den Mißhandlungen der Heiden und kamen nicht einmal ins heilige Land. Die übrigen erreichten endlich nach unsäglichen Strapazen, Beschimpfungen und Peinigungen die heilige Stadt. Hier erfüllten sie ihre Gelübde und brachten dem Herrn ihre Opfer dar. Dann machten sie sich auf den Rückweg. Viele verließen Jerusalem ohne wieder in die Heimat zu kommen. Selbst der Anführer des Zuges, der Bischof Günther von Bamberg, starb zu Weissenburg in Ungarn. Von den 6000 Pilgern, die den mühevollen Weg angetreten hatten, kamen nur mehr Zweitausend in der Heimat an.

Diese Pilgerschaft war im November des Jahres 1064 unternommen worden. Im Frühjahr 1065 kamen die Wallfahrer wieder zurück. Um diese Zeit war der Bischof Engelbert von Passau gestorben (23. Mai 1065). Die Königin Agnes und die Großen des Reiches berieten sich wegen seines Nachfolgers. Alle erkannten den eben so frommen als gelehrten Altmann für den würdigsten. Die Pilger befanden sich noch auf dem Heimwege durch Ungarn. Es wurde sogleich eine Gesandtschaft dem Altmann entgegen gesendet, die ihm ankündigen mußte, was ihm bevorstehe und ihm den Bischofsstab samt dem Ringe überbrachte. So kehrte er dann als erwählter Bischof von der Wallfahrt in die ihm von Gott beschiedene Kirche des heiligen Valentin zurück. Eine unermeßliche Volksmenge empfing ihn mit größtem Jubel. Der Erzbischof Gebhard von Salzburg ereilte ihm die Weihe. Dieser Erzbischof Gebhard war ein Jugendgenosse des seligen Altmann gewesen. Da erzählt man denn, daß diese beiden nebst ihrem Mitschüler Adalbero, dem späterem Bischof von Würzburg, einst an einer Quelle ihr Mittagsbrot aßen und während dessen sich über ihren künftigen Beruf besprachen. Gebhard hätte gesagt, er werde Bischof von Salzburg werden; Altmann hätte erklärt, ihm werde das Bistum Passau zu Teil werden und Adalbero hätte sich das Bistum Würzburg zugeeignet. Zugleich sollen sie sich versprochen haben, daß jeder ein Kloster gründen werde, indem er die zeitliche Ruhestätte für seinen Leib sich erwählte. Auch dieses Versprechen haben sie gehalten.

Der neu geweihte Bischof begann seine bischöfliche Wirksamkeit mit Erbauung einer Kirche in dem Teil der Stadt Passau, der auf dem rechten Innufer liegt. Er weihte sie zu Ehren des heiligen Nikolaus ein und begabte sie mit mehreren Gütern und Weinbergen. Zum Seelsorger an dieser Kirche ernannte er den durch Weisheit und Beredsamkeit ausgezeichneten Hartmann, der Kaplan des Königs Rudolph gewesen war und in der Folge mit dem Papst Urban II. und dessen Nachfolgern im vertrauten Verkehre stand. Dieser Hartmann sammelte Priester und Laien um sich, mit denen er ein gemeinsames Leben nach der Regel des heiligen Augustin führte.

In Sankt Florian führten die Geistlichen ein sehr ausgelassenes, weltliches Leben und der Gottesdienst war von ihnen ganz vernachlässigt. Diese unnützen Knechte entfernte der eifrige Seelenhirt und gründete dort ein Kloster für Nonnen, die dem Dienste Gottes sich widmen wollten-. Dieser Ort war schon früher ein Mönchskloster gewesen, aber die Ungarn hatten es zerstört und erst der Vorfahrer Altmanns hatte es wieder hergestellt und Geistliche dort hin berufen.

Die Mönche von St. Pölten waren nicht besser, als die Geistlichen von St. Florian. Fraß und Völlerei hatte im Kloster überhand genommen; zudem trieben die Mönche auch Wuchergeschäfte und gaben viel Ärgernis. Diese verkommenen Leute jagte der Bischof Altmann davon und berief wahre Klostergeistliche aus besseren Klöstern an ihre Stelle. Zum Abte des Klosters machte er den vortrefflichen Engelbert. Aber die neuen Bewohner des Klosters hatten anfangs einen harten Stand. Die verjagten Mönche wurden ganz wütend über die ihnen zugefügte Schmach und schworen Rache. Mit bewaffneter Hand überfielen sie das Kloster und vertrieben die Mönche. Dann brachen sie den Keller auf und ließen den Wein auslaufen. Bald aber kam das göttliche Strafgericht über sie. Sie wurden allesamt wahnsinnig und zerstreuten sich in die Wälder.

Auch in dem Kloster Kremsmünster sah es damals traurig aus. Die Mönche wußten nichts mehr von einer Regel. Von einer Klosterordnung war keine Rede mehr. Jeder hatte Geld und Gut und wirtschaftete auf eigene Faust. Sie lebten weltlicher, als die Weltleute, befleckten sich mit allen Lastern und waren zu nichts Gutem mehr nütze. Die Vorgesetzten waren Religionsspötter und noch schlechter als die Untergebenen. Diese verpestete Brut hatte das Gut des Klosters in Wohlleben ganz aufgezehrt und zuletzt selbst die Kirche niedergebrannt.

Mit der Vertreibung dieser Gesellen hatte der Bischof große Not. Sein Ernst und seine Entschiedenheit drangen auch hier durch. Die unwürdigen Vorstände des Klosters und alle, die nicht Besserung gelobten, mußten fort. Der ehrwürdige Theodorich wurde als Abt aufgestellt und gottesfürchtige Männer aus dem Kloster Gozze wurden berufen. Theodorich leuchtete allen als das Vorbild eines treuen Ordensmannes vor und unterwies seine Untergebenen in der Lehre des Heils und der Vervollkommnung des christlichen Lebens. Aber es brach eine Empörung gegen ihn aus. Die Unordentlichen konnten sich in diese Zucht nicht finden und wurden dem Abte und den frommen Brüdern zur großen Plage. Theodorich duldete alle Verfolgungen um des Herrn willen und hoffte, durch Geduld den Sieg zu gewinnen. Aber erst seinem Nachfolger Adalmar, diesem herzhaften und und ausgezeichneten weisen Abte gelang es, die gänzliche Umwandlung des Klosters durchzusetzen. Durch ihm wurde Kremsmünster zu einer Musterabtei für das ganze Gebiet. Neue Besitzungen wurden gewonnen, herrliche Gebäude wurden aufgeführt, eine ausgezeichnete Bibliothek wurde angelegt, die Wissenschaften fanden hier ihre Verehrer, die Künste der Malerei und Bildhauerei blühten , wie nirgends ringsum. Bald sammelten sich dort Gelehrte und Künstler, deren Werke nach Jahrhunderten noch beachtet und bewundert werden.

Das war ein Teil jenes mühsamen Geschäftes, das im Ausrotten des alten, wuchernden Unkrautes und in der Urbarmachung eines verwilderten Grundes bestand. Das selbe gelang dem gottseligen Bischof vortrefflich. Aber damit war noch nicht alles geschehen. Nicht weniger, als bei den Mönchen, fehlte es auch bei den Weltgeistlichen. Das echt priesterliche Leben war ganz in Vergessenheit gekommen. Man kannte keinen Unterschied mehr zwischen Geistlichen und Weltlichen. Die Pfarrer kauften ihre Pfründen, wie die Bauern ihre Landgüter und lebten mit Weibern wie diese.

Voll heiliger Entrüstung über eine solche Schändung des apostolischen Standes stellte sich der für Christus begeisterte Bischof in den Kampf zur Ausrottung der Laster und Unordnungen unter den Dienern der Kirche. Seinen Mitbischöfen teilte er die Maßregeln mit, die er zu ergreifen entschlossen war. Allen Geistlichen, die nicht nach den kirchlichen Vorschriften ehelos zu leben und Keuschheit zu bewahren gelobten, sollte fernerhin der heilige Dienst untersagt sein. Er versammelte eine Synode der Geistlichen in Passau und verkündete ihnen die Gesetze der Kirche, die er in einem besonderen Erlass von dem damaligen Papst Gregor VII. aus Rom erhalten hatte.

Die versammelten Priester wollten ihr bisheriges Leben mit der Unkenntnis der kirchlichen Vorschriften entschuldigen und beschwerten sich über das neue, ungewohnte Joch der Entsagung, das man ihnen auferlege. Aber der Bischof erinnerte sie an den göttlichen Ausspruch, daß nicht bloß diejenigen, die gesetzwidrig handeln, sondern auch diejenigen, die dieses dulden, wo sie es abstellen könne, der Verdammnis anheimfallen und blieb auf seiner Forderung. Die Geistlichen blieben bei ihrer unpriesterlichen Lebensweise und Altmann sann auf Mittel und Wege, wie er die Verbesserung seiner Geistlichkeit durchsetzen könne. Mehrere weise und eifrige Männer wurden zu Rate gezogen und der Beginn des Werkes auf den künftigen Stephanstag verschoben.

An diesem Feste versammelten sich die Vornehmen des Landes und eine große Menge der Geistlichen in der Domkirche zur gottesdienstlichen Feier. Erfüllt von heiligem Eifer für die Ehre Gottes und seiner heiligen Kirche bestieg der Bischof die Kanzel und verlas und erklärte die kirchlichen Gesetze welche die Priester zur Ehelosigkeit und zu einem heiligen Leben verpflichteten und mit apostolischer Macht entsetzte er alle, die diesem Gesetze den Gehorsam verweigern wollten, ihres priesterlichen Amtes.

Die schlechten Geistlichen, die jetzt vor dem versammelten Volke ihre Absetzung vernommen hatten, waren ganz von Wut entbrannt und hätten ihren Bischof in Stücke zerrissen, wenn ihn nicht Gottes besonderer Schutz erhalten und die gegenwärtigen Großen des Reiches ihn nicht ihren Händen entrissen hätten.

Es war dies die Zeit, i der Heinrich IV. selbstständig zu regieren anfing. Der selbe war als Knabe auf den Königsthron erhoben worden und hatte eine schlechte Erziehung erhalten. Mit ergrimmter Erbitterung bekämpfte er alles Gute. Kaum hatte er das Jünglingsalter erreicht, wälzte er sich in allen Lastern. Die Sorge für das Reich kümmerte ihn nicht, um so mehr lagen ihm Gastgelage und Buhlschaften am Herzen. Die königliche Macht verwandelte er in willkürliche Tyrannei. Die freie Kirche Gottes beugte er unter das Joch der schmählichsten Sklaverei. Mit den Gütern der Kirche schacherte er wie ein Jude, alle Orte, wo er hinkam, schändete er durch Unzucht. Das ganze Reich wurde durch ihn voll Blutes, Raubes und Brandstiftung. Die ehrwürdigen, getreuen Bischöfe der Kirche vertrieb er aus ihren Sitzen; an ihre Stelle setzte er speichelleckende Hofleute. Unter den Fürsten des Reiches zettelte er Feindseligkeiten und Meutereien an; seinen Soldaten erteilte er die Freiheit, die friedlichen Bauern auszurauben und ihre Wohnungen in Brand zu stecken. Allerorts vernahm man nur Wehklagen und Jamergeschrei; überall herrschte der Schrecken vor der brutalen Gewalt und der Kummer über den gefährdeten Besitz.

Der Jammerschrei der ganzen Nation drang bis zu den Ohren des Papstes Gregorius VII. Dieser apostolische Mann, der sich in Wort und Tat als mächtigen Gesandten Gottes erwies, hatte schon in Italien an der Verbesserung der Geistlichkeit zu arbeiten begonnen und kannte den Verfall der Kirche in Deutschland unter einem Kaiser, der alles zu Grunde richtete. Er beschied den Kaiser nach Rom, um ihn von seinem heillosen Wege abzubringen und als er nicht kam, sprach er über ihn die Exkommunikation aus.

Zu dem armseligen Kaiser nahmen nun die schlechten Geistlichen Passau`s ihre Zuflucht. Sie schuldigten ihren Bischof der schauerlichen Verbrechen an und betrieben aus allen Kräften seine Absetzung. Ihre Klage fand bei Heinrich geneigtes Gehör. Er kam nach Passau. Alle seine Fußtritte zeugten von Lüderlichkeit und Ehebruch. darum hatte er Mitleid mit dem ehebrecherischen Geschlecht jener unsittlichen Ankläger. Der ehrwürdige Bischof mußte sich flüchten und Heinrich stellte die Abgesetzten wieder in ihre Pfründen zurück. Als er fort war, vertrieben die frommen Brüder, die unter der Leitung des getreuen Hartmann bei St. Nikolaus ein gemeinsames Leben führten, die vom Kaiser eingesetzten abgewürdigten Geistlichen aufs neue, fegten die durch sie befleckten Wohnungen aus und heiligten sie durch Versprengung mit Weihwasser. Darüber wurden die Günstlinge Heinrichs böse. Sie ergriffen die Brüder, stäubten sie auf öffentlichem Platz mit Ruten, wie einst die Pharisäer den Aposteln getan und verjagten sie über die Grenzen. So hatten sie ihren Gesinnungsgenossen, den ehebrecherischen Priestern, wieder Platz gemacht und diese wurden jetzt von ihnen unter lautem Jubel eingeführt. So waren die treuen Hirten von den Mietlingen und Räubern verdrängt worden und die Herde des Herrn war allen Angriffen der Wölfe bloß gestellt. Die Wölfe ließen nicht lange auf sich warten. Sie befanden sich schon unter den Räubern. Die Schafe Christi wurden mißhandelt, geärgert und geschändet; das Erbteil des Herrn wurde verschleudert und der Greuel der Verwüstung stand an heiliger Stätte. Die treuen Diener des Herrn duldeten alle Verfolgungen und Beraubung mit Ergebung in den heiligen Willen des Herrn und beteten für ihre Verfolger. So war der bischöfliche Sitz Passau`s ein Stuhl des Satans, die Kirche der Gläubigen eine Versammlung der Gottlosen und die Wohnung der Diener Christi ein Haus der Unzucht geworden. Die Gottlosigkeit hatte die Oberhand gewonnen; der Bischof war um der Gerechtigkeit willen vertrieben worden und lebte in seinem Heimatland Sachsen ein armseliges Leben. Dies geschah im Jahre 1074.

Die eigene Not, das Leben in der Verbannung kümmerte den eifrigen Seelenhirten gar wenig. Er wußte gar wohl, daß wir hier keine bleibende Stätte haben; darum ging all sein Verlangen nach der zukünftigen, ewig bleibenden Wohnung. Aber die Not und Gefahr seiner Gläubigen ging ihm sehr zu Herzen und ließ ihm Tag und Nacht keine Ruhe. Darum begab er sich nach Rom und trug dem Papste das große Elend seiner Kirche vor. Zugleich legte er sein Bistum, das er aus Laienhänden empfangen hatte und eben darum nicht rechtmäßig besaß, in die Hände des Stellvertreters Christi nieder.

Der Papst hatte das innigste Mitleiden mit dem frommen Bischof und mit seiner hart bedrängten Kirche. Der Bischof mußte längere Zeit bei ihm bleiben. Übrigens sollte er nach dem Willen des Papstes durch apostolische Vollmacht neu bestätigt werden und wieder in sein Bistum zurückkehren. Altmann weigerte sich dessen standhaft. Da versammelte Gregor seine Kardinäle in einer Kirche, um mit ihnen kraft seines apostolischen Amtes ihm das Bistum zu übertragen und die Übernahme des selben unter dem Gehorsam zu gebieten. Während sie so versammelt waren, flog auf einmal eine Taube in der Kirche hin und her und ließ sich über dem Haupte des Altmann nieder. Ale staunten über dies Ereignis und erkannten darin einen Wink von Oben, daß Altmann Bischof seiner Kirche bleiben sollte. Der Papst aber nahm seine Insel vom Haupte, setzte sie auf das Haupt Altmanns, erklärte ihn als apostolischen Gesandten in Bayern und entließ ihn mit seinem Segen.

In zwei Synoden zu Rom, im Jahre 1974 und 1075 hatte Papst Gregor VII. die Abstellung der argen Mißstände, die in der Kirche geworden, verordnet. Wer geistliche Stellen für Geld gegeben oder erhalten hatte, wurde nach diesen Verordnungen mit dem Banne belegt; die verheirateten Priester mußten entweder ihre Weiber entlassen oder ihr Kirchenamt aufgeben. Wollten sie sich in diese Anordnungen nicht fügen, so sollten die Gläubigen bei ihnen keine Messe mehr anhören, noch auch die Sakramente von ihnen sich spenden lassen.

Indessen berief Heinrich IV. die von ihm erhobenen und in alle seine Unternehmungen einstimmenden Bischöfe und Äbte Deutschlands zusammen nach Worms. Hier geschah, was noch nie erhört worden war. Die dienstbaren Günstlinge des Kaisers maßten sich an, den rechtmäßig erwählten Stellvertreter Christi abzusetzen. Für diesen frevelhaften Übermut wurde der Kaiser samt den Rädelsführern dieses Conventikels exkommuniziert im Jahre 1076. Den übrigen Teilnehmern an diesem Frevel wurde die Ausübung ihres bischöflichen Amtes untersagt. Jetzt glaubten die besser gesinnten Fürsten, es sei die Stunde gekommen, in der sie von ihrem schlechten Kaiser befreit würden. Aber Heinrich ging nach Italien, tat in Canossa Buße und wurde vom Banne los gesprochen am 27. Januar 1077. Die Furcht, seine Krone zu verlieren, hatte ihn zu diesem Schritt bewogen. Bald darauf wählten die Fürsten in einer Versammlung zu Forchheim den Herzog Rudolf von Schwaben an Heinrichs Stelle zu ihrem König und der Erzbischof Siegfried von Mainz krönte ihn. Jetzt war endlose Verwirrung im Lande. Heinrich IV. trieb es, wo möglich, noch bunter als zuvor. Viele schlugen sich auf seine Seite. Besonders erhielt er einen mächtigen Anhang in Oberitalien. Zahllose Ungerechtigkeiten und Niederträchtigkeiten des deutschen Königs kamen zu den Ohren des Papstes und diese sprach nun auf einer zahlreichen Synode zu Rom im März 1080 aufs neue die Exkommunikation über Heinrich IV. aus. Kurze Zeit nachher versammelte Heinrich seine Anhänger aus allen Gauen Deutschlands und Italiens in Brixen, setzte den Papst Gregor VII. ab und ließ den nichts würdigen Erzbischof Guibert von Ravenna zum Papste wählen. Mit diesem Afterpapste zog er nach Rom.

Während dieser zeit war Bischof Altmann fortwährend bemüht, die treuen Hirten der Kirche in der Einigung mit dem apostolischen Stuhl zu erhalten und zu bestärken. Als päpstlicher Legat hatte er vieles zu vermitteln. Die Bischöfe, welche ihr Unrecht erkannten und in aufrichtiger Buße sich dem rechtmäßigen Papst unterwarfen, sprach er vom Banne los. Ja er gab sich alle Mühe, Heinrich IV. selbst auf bessere Wege zu bringen und die drohende Kirchenspaltung abzuwenden. Im Anfang des Jahres 1079 reiste er wieder nach Rom und brachte dasselbe und einen Teil des folgenden daselbst zu. Bei zwei Synoden, die in diesem Jahre, die erste im Februar, die zweite nach Pfingsten, zu Rom gehalten wurden, war er gegenwärtig. Auf dem Hinwege und auf dem Herwege war er beständig in der größten Gefahr, von den Feinden der Kirche gefangen und mißhandelt zu werden. Er brachte das im März über Heinrich IV. ausgesprochene Urteil der Exkommunikation nach Deutschland. Durch seine Bemühung wurde der Markgraf Leopold von Österreich wieder der Kirche gewonnen und aus den Netzen, womit Heinrich IV. ihn umstrickt hatte, vollkommen befreit.

Als König Rudolf am 15. Oktober 1080 von den Anhängern Heinrichs IV. war ermordet worden, und die kirchlich gesinnten wieder einen König wählen wollten, schrieb Gregor VII. an seinen Legaten Altmann in Deutschland und an den getreuen Kämpfer für die Sache des Herrn, den Abt Wilhelm von Hirschau, sie möchten die Fürsten des Reiches ermahnen, daß sie vorsichtig zu Werke gehen und einen König wählen sollten, der entschlossen sei, im Gehorsam gegen den Herrn und seine heilige Kirche die Völker zu regieren. Zugleich gab er ihm die Vollmacht, reumütige Priester und Bischöfe, die wegen ihres unpriesterlichen Wandels und wegen ihrer Trennung vom rechtmäßigem Oberhaupt waren abgesetzt worden, wieder in ihr priesterliches Amt einzusetzen. Auch empfahl er ihm Geduld und Nachsicht in diesen Zeiten der Verwirrung, in der getrosten Hoffnung, daß wieder eine Zeit des Friedens und der Ruhe kommen werde, wo man vollständig bereinigen könne, was jetzt noch unvollendet belassen bleibe.

Außer dem Markgrafen Leopold gewann der unermüdete Vermittler auch den Markgrafen Ottokar von Steiermark für das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche. Jetzt konnte der seit acht Jahren aus seinem Bistum vertriebene Oberhirt die Leitung eines Teiles seiner Herde wieder übernehmen; denn ein großer Teil seiner Diözese lag im Gebiet dieser beiden Markgrafen. Passau war auch in der Gewalt der Günstlinge Heinrichs IV. Dahin konnte er nicht zurück kehren. Er schlug also seinen Sitz in Lorch, der alten Bischofsstadt, oder die Mautern, einem Städtchen in Oberösterreich, auf. Aber auch hier ließ ihm der Feind der Kirche Christi keine Ruhe. Erzürnt über den Abfall des Markgrafen Leopold von ihm und seinen heillosen Treiben nach Heinrich IV. dem Leopold die Markgrafschaft und übergab sie dem herzog Bratislaus von Böhmen. Zugleich reizte er diesen seinen Bundesgenossen zum grimmigen Hass gegen die treuen Diener der Kirche auf. Dieser von Natur aus wilde Herzog sammelte ein Heer von Slaven und Barbaren, fiel in das Gebiet Leopolds und in die Diözese Altmanns ein und verheerte alles mit Feuer und Schwert. Leopold zog ihm entgegen bis Meylberg. Hier kam es zur Schlacht. Mit größter Aufregung wurde von beiden Seiten gekämpft. Das Schlachtfeld wurde mit Leichnamen bedeckt. Der Herzog gewann den Sieg. Die Streiter für die Kirche Gottes ergriffen die Flucht, wurde von den Leuten des Herzogs verfolgt, viele von ihnen nieder gehauen, andere in die Gefangenschaft abgeführt. Was beweglich war, wurde als Beute fortgeschleppt, das Land greulich verwüstet. Auf dieses schauerliche Elend des Krieges folgte eine schreckliche Hungersnot. Was vom Schwerte war verschont geblieben, starb jetzt des Hungertodes. In dieser äußersten Not wendeten sich viele an den Bischof. Dieser hatte das innigste Mitleid mit den so schwer Heimgesuchten. Er verkaufte seinen ganzen Hausrat, selbst seine Wäsche und teilte alles, was er hatte, unter die Armen aus. Man nannte ihn nur den Armenvater. Auf dem Gottwichsberge speiste er mehrere tausend Arme und rettete so ihr Leben.

Während seines Aufenthaltes in Mautern erbaute der Markgraf Ottokar im Jahr 1082 das Kloster Gars in der Steiermark. Altmann weihte dieses Kloster ein und besetzte es mit frommen Mönchen, die er aus treu gebliebenen Klöstern berief. Nachdem die große Hungersnot vorrüber war, konnte der eifrige Diener wieder an größere Unternehmungen denken. Schon zur Zeit, da er die verfallenen Klöster in St. Florian, St. Pölten und Kremsmünster in einen besseren Zustand zu bringen bemüht war, ging er mit dem Plane um, ein neues Kloster zu gründen. Jetzt war die Zeit dazu gekommen.

Am rechten Donauufer, zwölf Stunden ober Wien, erheben sich mehrere hohe Berge, ehedem mit Tannen und Laubholz dicht überwachsen, jetzt aber zum Teil angebaut. Geschieden von den anderen sieht ein Berg in länglicher Rundung daselbst ungefähr sieben hundert Fuß hoch. Am Fuße dieses Berges liegt das Städtchen Mautern. Auf diese liebliche Anhöhe hatte der fromme Bischof schon längst sein Auge gerichtet. Hier wollte er ein Haus gründen, in dem Gott gedient würde und von dem aus fromme Priester den Gläubigen das Wort des Heils verkünden und die Sakramente spenden sollten. Im Jahr 1083 erbaute er dort selbst eine Kirche und weihte sie zu Ehren der Himmelskönigin Maria ein. Mit derselben verband er ein Gebäude zur Wohnung der Geistlichen. Zwölf Geistliche, die nach der Regel des heiligen Augustin ein gemeinsames Leben zu führen gelobten, bezogen das neue Gebäude. Es ist dies die nachmalige Abtei Göttweih. Neben der Kirche der seligsten Jungfrau wurden noch sechs andere erbaut: eine zu Ehren der heiligen Gertrudis, eine zu Ehren des heiligen Georgius, dann eine Benediktenkirche mit einem Krankenhause, eine Johannes- eine Nikolei- und eine Blasiuskirche. Später wurde diesen sieben noch eine achte zu Ehren des heiligen Gotthard zugefügt.

Die Gründung dieses Klosters wird so erzählt: Einst sah der Bischof nach diesem Berge hin und fragte die Einwohner nach dessen Beschaffenheit. Man erzählte ihm unglaubliche Dinge, die auf demselben sich schon ereignet hätten. Altmann ließ sich sogleich sein Maultier satteln und bestieg, von einer großen Menge Volkes begleitet, gerade auf der steilen und unwegsamen Seite den Berg. Es war das wohl eine Andeutung für die zukünftigen Bewohnern des Berges, daß sie auf dem engen und steilen Wege aufwärts zum Himmel sich erheben sollten. Der Bischof sah sich auf dem Berge um und fand eine größere Ebene, die ihm zur Erbauung eines Klosters ganz geeignet schien. Daselbst schlug er sein Zelt auf. Nun wurden die Bäume, die massenhaft den Gipfel des Berges bedeckten, umgehauen und der Bau der Kirche begonnen. Man war noch im Zweifel, welchem Heiligen dieselbe geweiht werden sollte. Einige schlugen den heiligen Erzengel Michael, andere den Apostelfürsten Petrus vor. Da kam ganz unvermutet ein Mann aus Böhmen, vom Herzog gesendet und brachte dem Bischof ein Gemälde der seligsten Jungfrau, ein Werk bizantinischer Kunst, als ein Geschenk vom Herzoge. Es war ein gar liebliches Bild und hatte eine sehr kostbare Einfassung. Der fromme Bischof küßte das Bild mit inniger Andacht und sprach hocherfreut: Te Deum laudamus. Zugleich erklärte er, die neu gebaute Kirche müsse der Himmelskönigin geweiht werden. Die Tafel aber hing er an einer Eiche auf, die vor dem Altare stand, ehe der ganze Bau vollendet war. Das Kloster wurde mit Gütern beschenkt und mit kunstvollen Paramenten ausgestattet. Über die darin aufgenommenen Geistlichen setzte der Bischof einen sehr frommen und verständigen Mann, Namens Otto, als Probst. Dieser verwaltete sein Amt mit aller Treue. Nach ihm übernahm der schon anfangs erwähnte Konrad die Leitung der Genossenschaft. Durch seine Weisheit und Tätigkeit kam die neue Stiftung gar bald zu einer bewunderungswürdigen Blüte. Sie wurde eine Pflanzschule vortrefflichster Männer.

Im Jahr 1083 fertigte der Bischof die Stiftungsurkunde des Klosters aus. Er verleibte demselben mehrere Pfarreien der Umgebung ein, die es jetzt (1861) noch besitzt. Zwei Jahre nach dem Tode Altmanns kamen die Benediktiner Mönche von St. Blasien aus dem Schwarzwald an die Stelle dieser Chorherren.

So mitleidig und liebreich der gottselige Bischof gegen alle gut gesinnten und treuen Diener Gottes war, ebenso strenge verfuhr er gegen die hartnäckigen Feinde des Herrn. Einst war ein Priester, der seine Pfründe vom Bischofe erhalten hatte, gestorben und sein Bruder, ein adeliger und reicher Herr, wollte sich diese Pfründe nach dem Erbrecht aneignen. Der Bischof war mit aller Entschiedenheit dagegen. Der Adelige erlaubte sich alle möglichen Unbilden gegen den Bischof. Dieser ertrug alles, was nur seine Person anging, mit der größten Geduld. Als aber der Adelige die Pfründe mit Gewalt an sich riss, belegte ihn der Bischof mit dem Banne. Bald sah sich der Exkommunizierte von allen ehrlichen Leuten verlassen und gemieden. Niemand wollte mehr mit ihm verkehren. Diese Verlassenheit ging ihm endlich zu Herzen. Er begab sich nach St. Pölten, wo sich der Bischof eben aufhielt. Es war Winterzeit und die ganze Gegend mit tiefem Schnee bedeckt. Der Adelige machte den Weg barfuß und warf sich dem Bischof zu Füßen. Dieser forderte von ihm, daß er den Hof Rattelsberg der Kirche übergebe. Viele Adelige traten als Fürbitter für den Exkommunizierten vor den Bischof. Aber dieser erteilte ihm die Lossprechung vom Banne erst nach erhaltener Zusage, daß er dies Opfer bringe. Bald darauf legte der Adelige die Schenkungsurkunde auf dem Altar der Mutter Gottes zu Göttweih nieder.

Ohne Aufhören betete der gottselige Bischof für seine Feinde. Darum übernahm es auch der Herr, die Rache an denjenigen auszuüben, die sich ihm hartnäckig widersetzten. So geschah es einem Grafen von der Partei Heinrichs IV. Dieser kam zum Bischof mit erheuchelter Bußfertigkeit und gelobte ihm eidlich Gehorsam und Unterwerfung. Der Bischof mochte an der Aufrichtigkeit des Grafen zweifeln. Sie sahen eben eine Schar Krähen auf dem Feld. Der Bischof machte den Grafen aufmerksam auf diese Schar und sprach zu ihm: Wenn du dem Bischof Altmann deinen Eid nicht hältst, so werden gerade so viele bösen Geister von deinem Herzen Besitz nehmen, als du hier Kräher erblickst. Es dauerte nicht lange, da brach der Graf das eidlich gegebene Wort, schloß sich wieder der gottlosen Partei Heinrichs IV. an und wurde ein Feind der Kirche Christi. Der Bischof sprach die Exkommunikation über ihn aus und alsbald erfolgte die göttliche Rache. Unvermutet wurde der Graf von seinen Feinden angefallen und jämmerlich verwundet. Er kam zwar mit dem Leben davon, wurde aber auf der einen Seite gelähmt und schleppte nun hinkend sein armseliges Leben fort.

Im Jahre 1085 hielten die Anhänger Heinrichs IV. eine Synode zu Mainz und erklärten alle dem rechtmäßigen Papste anhängenden Bischöfe als abgesetzt und dem zum König gewählten Hermann als Majestätsverbrecher. Die rechtgläubigen Bischöfe versammelten sich um die selbe Zeit, an Ostern 1085 zu Quedlinburg. Bei dieser Versammlung war Bischof Altmann mit den Bischöfen Gebhard von Salzburg, Hartwig von Magdeburg und allen getreuen apostolischen Hirten Deutschlands gegenwärtig. Diese getreuen Bischöfe verwarfen die irrigen Grundsätze der Gegenpartei und sprachen über alle Bischöfe, die noch auf Heinrichs IV. Partei standen, die Exkommunikation aus.

In Mainz hatten die Feinde der Kirche für das Bistum Passau einen neuen Bischof erwählt. Es war dies der von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossene Herman, der Bruder eines Grafen Luitpold, der dann auch als Bischof in Passau einzog. Als der gottselige Altmann aus der Stadt vertrieben wurde, sangen die schlechten Geistlichen in endlosem Jubel: "Jetzt sind die Fesseln zerbrochen, jetzt sind wir frei." Bei der Ankunft Hermans jubelten sie: "Nun bist du gekommen, du Langersehnter, auf den wir harren in der Finsternis." Herman konnte nur über einen Teil des Bistums seine unheilvolle Tyrannei ausüben. Was über der Enns lag, gehörte in das Gebiet des Markgrafen Leopold und wurde von dem rechtmäßigen Bischof pastoriert, denn der Markgraf kümmerte sich nicht um Heinrichs IV. und die Beschlüsse seiner bischöflichen Knechte. Unter seinem Schutze konnte Altmann seine bischöfliche Gewalt ungestört üben zum Heile der Gläubigen.

Da er einst in Göttweih das feierliche Hochamt hielt, und ein hergelaufener Diakon von zweideutigem Rufe ihn um den Segen bar, um das Evangelium zu lesen, faßte ihn der Bischof scharf in`s Auge, nahm ihm die Stola ab und lies es einen anderen lesen. Der armselige Landläufer machte sich sogleich auf, begab sich zu Heinrich IV. und sprengte die schändlichsten Verleumdungen gegen den ehrwürdigen Bischof und seine Geistlichkeit aus. Er wurde indessen bald seiner Lügen überwiesen und ging elend zu Grunde.

Im Jahre 1086 durften die von ihren Sitzen vertriebenen Bischöfe, Gebard von Salzburg und Adalbero von Würzburg, wieder zu ihren Kirchen zurück kehren. Altmann erhielt diese Vergünstigung nicht. Aber er hatte die Freude, seinen erprobten Freund Gebhard aus der neunjährigen Verbannung am 6. Juni 1086 wieder in seine erzbischöfliche Kirche in Salzburg einzuführen. im darauf folgendem Jahr starb der Eindringling Herman in Passau. Seine Gesinnungsgenossen hätten an seinem Ende sehen könne, wohin ihre Gottlosigkeit führe. Als der Unglückliche dem Tode nahe war, erschien ihm der noch lebende und rechtmäßige Bischof von Passau, der ehrwürdige Altmann. In der Angst seines Herzens und der Verzweiflung nahe bat Herman den echten Bischof um Verzeihung und um Lossprechung vom Banne. Dann erzählte er den Umstehenden, was er geschaut hatte. Diese erklärten, es sei das nur ein Traum oder eine Einbildung gewesen. Er aber blieb fest darauf, es sei Wirklichkeit und er sei so gut bei Sinnen gewesen und bat sie dringend, sie sollten ihn aus dem bischöflichen Palast entfernen und ihn nicht als einen Bischof begaben. Aber all sein Bitten war umsonst. Er wurde vom Tode ereilt, ohne daß er die Lossprechung vom Banne erlangen konnte. Mehrere aber von den Umstehenden , die bisher mit ihm außer der Kirchengemeinschaft gelebt hatten, wurden über diesen Todesfall tiefinnerlich erschüttert und bestimmt, ihrem rechtmäßigen Bischof sich zu unterwerfen. Diese erlangten auch Verzeihung und Lossprechung vom Banne.

Nach dem unseligen Tode dieses Herman (1087) wurde von der Partei Heinrichs IV. wieder ein Bischof auf den bischöflichen Stuhl von Passau erhoben. Er hieß Thiemo und war früher Kanoniker in Würzburg gewesen. Er war ganz unwürdig des geistlichen Hirtenamtes und hatte das Bistum um eine große Summe Geldes eingehandelt. Sein Bezirk, in dem er sein Unwesen treiben konnte, erstreckte sich nur bis zur Enns hin. Der ehrwürdige Altmann regierte den östlichen Teil der Diözese ungestört, wie bisher und war ganz besonders mit Vollendung seiner Stiftung in Göttweih beschäftigt.

Damals waren nur mehr vier Bischöfe in Deutschland die sich von aller Verbindung mit dem exkommunizierten Heinrich IV. ganz frei erhalten hatten, nämlich die Bischöfe von Würzburg, von Konstanz, von Worms und der ehrwürdige Altmann. Der entschiedene Kämpfer für die Kirche Gottes, der heilige Papst Gregor VII., war 1085 in der Verbannung von Rom gestorben und nach ihm war Viktor III. nur kurze Zeit auf dem römischen Stuhl als rechtmäßiger Nachfolger des heiligen Petrus. Auf diesen folgte Urban II. als rechtmäßiges Oberhaupt der Kirche 1088. Dieser ernannte den gottseligen Bischof Altmann und den Bischof Gebhard von Konstanz zu seinen Legaten in Deutschland und gab ihnen Maßregeln, wie sie sich in Wiederaufnahme der abtrünnigen und von Heinrich IV. verführten Bischöfe und Priester verhalten sollten. Das Elend war in ganz Deutschland recht groß. Die getreuen Diener der Kirche waren überall in Gefahr. Geistliche und hoch adelige Laien flüchteten sich in solche Klöster, die dem rechtmäßigen Papste treu blieben, und wählten das Ordensleben.

Das Kloster Hirschau war unter dem seligen Abte Wilhelm eine ausgezeichnete Zufluchtsstätte für alle treuen Bekenner des christlichen Namens. Dieser erleuchtete und kräftige Abt und die genannten Bischöfe waren die Säulen der Kirche Deutschlands und standen mit einander in einem heiligen Freundschaftsbunde. Mit ihnen gleichgesinnt war auch der Bischof Herman von Metz.

Im Jahr 1089 lud der ehrwürdige Bischof Adalbero von Würzburg seinen Freund Altmann zur feierlichen Einweihung der Kirche und des Klosters Lambach ein. Altmann war schon der Ratgeber seines Freundes beim Bau dieses Gotteshauses gewesen und hatte sich in jeder Weise um seinen Freund verdient gemacht. Er unternahm diese Reise und weihte am 16. Oktober 1089 mit dem Bischof Adalbero die Kirche feierlich ein.

Im darauf folgendem Jahre 1090 starb sein Freund und Mitarbeiter, der Erzbischof Gebhard von Salzburg, in der Verbannung. Die katholisch Gesinnten in Salzburg hatten soweit die Oberhand gewonnen, daß sie keinen von Heinrich IV. ihnen aufgedrungenen Bischof annahmen, sondern selbst einen erwählten, der ganz in den Fußstapfen seines heiligen Vorfahrers eintrat. Es war dies Thiemo, der in der Folge den Martertod erlitt und als Heiliger verehrt wird. Zur Konsekration dieses Oberhirten kam der selige Altmann mit den Bischöfen von Würzburg und Freising. Dies war die letzte Reise des ehrwürdigen Oberhirten.

Der gütige Gott hatte diesen heiligen Eiferer für seine Ehre und für das wohl seiner Kirche mit der Wundergabe ausgerüstet. Der edle Kämpfer des Herrn trank gewöhnlich nur Wasser. Als er einst Gäste bewirtete, befahl er seinem Diener, er sollte ihm oben auf das Wasser den Schaum vom Bier schütten, damit die Gäste nicht sehen, daß er nur Wasser trinke. Der Diener gehorchte. Als der Bischof das Wasser verkostete, war es köstlicher Wein. Er stellte den Diener darüber zur Rede. Dieser beteuerte eidlich, er habe reines Wasser eingegossen und den Bierschaum darüber geschüttet. Dieser Diener wurde später Mönch und beteuerte jedesmal, so oft davon die Rede war, das Wasser sei wunderbarer Weise in Wein verwandelt worden.

Eines Tages, da der selige Bischof eben die heilige Messe feierte, schrie ein vom bösen Geiste geplagter Mensch entsetzlich in der Kirche. Der Bischof fragte, was es denn gäbe. Man sagte ihm, ein vom bösen Geiste gepeinigter Mensch werde eben von mehreren Menschen festgehalten und gefesselt. Der Bischof ließ den Menschen in`s Krankenhaus bringen. Hier befahl er ihm im Namen Jesu, Speise zu sich zu nehmen. Der Geplagte gehorchte. Der böse Geist verließ ihn und er konnte gesund nach Hause zurückzukehren.

Ein Geistlicher, mit der selben Plage behaftet, wurde vor den Bischof gebracht. Der Bischof trieb den bösen Geist aus und heilte den Menschen vollständig. Dann befahl er dem Geheilten, sich der Sünde zu enthalten, um deren willen jene Plage über ihn gekommen; denn wenn er wieder zurückfiel, so würde das alte Elend über ihn kommen. Er sollte also im Namen des Herrn sich in ein Kloster begeben und mit frommen Brüdern ein Gott geweihtes Leben führen. Dies geschah. Seine Mitbrüder hatten ihn sehr lieb und baten den Bischof, er möchte demselben die Priesterweihe erteilen. Aber der Bischof war dagegen, weil er voraussah, daß dies ein schlimmes Ende nehmen würde. Endlich ließ er sich durch das fortwährende Bitten der Brüder bewegen und weihte den Geistlichen, der nur die niederen Weihen hatte, zum Priester. Dem Geweihten aber drohte er ein schauerliches Gottesgericht, wenn er wieder zu dem früheren Lasterleben zurückkehren würde. Der Neu geweihte hielt sich eine Zeit lang ganz in Ordnung und las die heilige Messe. Auf einmal vergaß er die drohende Mahnung des Bischofs und kehrte wieder zu seinem Lasterleben zurück. In demselben Augenblick begann auch die Peinigung des bösen Geistes, den der Diener Gottes aus ihm vertrieben hatte, in der furchtbaren Weise. Der ehrwürdige Bischof trieb den bösen Geist nochmal von ihm aus, untersagte ihm aber für alle Zeit die Ausübung seines priesterlichen Amtes. Durch unablässige Ermahnung und Ermunterung gelang es dem Bischof, den armen Menschen eine Zeit lang vor dem Rückfall zu verwahren. Es war indessen nur die Furcht vor dem schrecklichen Gerichte Gottes, was den Unglücklichen von der Sünde abhielt. Die böse Gewohnheit hatte eine große Macht gewonnen und die Willenskraft war ohnmächtig geworden. Nachdem Todes des Bischofs kehrte der Armselige wieder zu seinen Sünden und Torheiten zurück. Jetzt kehrte der böse Geist mit sieben anderen, die noch ärger waren, als er, in den Menschen zurück, peinigte ihn Tag und Nacht in furchtbarer Weise und brachte es dahin, daß der Rückfällige alles seine Lastertaten ohne Scheu und Scham vor Jedermann offenbarte. Der arme Mensch, der sich durch die Liebe und Freundlichkeit des mitleidigen Bischofs nicht retten ließ, mußte jetzt in Ketten gelegt und sorgfältig bewacht werden. Nachdem er in diesem jammervollen Zustand Erschreckliches gelitten hatte, wurde er endlich durch das unablässige Gebet seiner Mitbrüder von seiner Plage befreit. Es war das Fest der Verkündigung Mariä in der Fastenzeit. Der Geheilte lebte noch drei Tage. Seine Kraft war gänzlich gebrochen. Er empfing das Sakrament der letzten Ölung und den Leib des Herrn; kurz darauf verschied seine Seele im Frieden.

Ein anderer Geistlicher war von demselben Leiden so schrecklicher heimgesucht, daß er ganz wütend wurde und in seiner Wut Jedermann, der sich ihm nahte, schauerlich mißhandelte. Man brachte ihn vor den Bischof. Dieser sprach den Segen über ihn und der Gepeinigte wurde von seiner Plage befreit und vollkommen gesund.

Ein gar frommer Mönch, dem die Gabe des Gebetes in hohem Grade verleihen war, wurde von einem gefährlichen Blutsturze befallen. Der Bischof ließ ihn vor sich bringen, sprach den Segen über ihn und der fromme Bruder wurde augenblicklich wieder vollkommen gesund.

Ein anderer ebenso frommer und dem Gebete ergebener Bruder wurde innerlich ganz gebrochen und untüchtig für den heiligen Dienst. Durch den Segen des Bischofs erhielt auch er seine Gesundheit und Kraft und lebte noch lange, dem Herrn dankend für die wunderbare Heilung.

Der treue Diener des Herrn hatte noch die Zeit erlebt, in der die Befreiung der Kirche Gottes aus der gottlosen Gewalt Heinrichs IV. schon allenthalben sich kund gab. Sein Tagwerk war zu Ende. Seine treuen Mitkämpfer, Gebhard von Salzburg, Adalbero von Würzburg, Herman von Metz und Wilhelm von Hirschau waren zum Teil schon eingegangen in das Land des Friedens und der ewigen Ruhe, teils folgten sie ihm bald nach. Schon waren sechs und zwanzig Jahre verflossen, seitdem er den bischöflichen Stuhl Passau`s bestiegen hatte. Die meiste Zeit hatte er in der Verbannung zugebracht. Als Verbannter hatte er im Namen des Stellvertreters Christi, den Großen des Reiches und den Bischöfen Befehle erteilt, die Leitung der höchsten Angelegenheiten des Reiches in seine Hand genommen, dem Unwesen der Tyrannei die Spitze gebrochen, die Verführten wieder auf den rechten Weg gebracht und allen, die ihre Verkehrtheit einsahen und Besserung gelobten, die Wiederaufnahme in die kirchliche Gemeinschaft erwirkt. Im Glutofen der Trübsal wurde er erprobt als reines, lauteres Gold; selbst seine ergrimmtesten Feinde konnten ihn keiner Unredlichkeit oder Ungerechtigkeit überweisen. Er mochte in seinem Feuereifer manchmal zu weit gegangen sein; die Lauterkeit seiner Absicht konnte man nie in Zweifel ziehen.

Im Herbst des Jahres 1091 wurde der ehrwürdige Bischof zu Zeislmauser von einem Fieber befallen. Er sah dem nahen Tode getrost ins Auge, empfing die heilige Ölung und die Wegzehrung des Herrn und starb am 8. August desselben Jahres den Tod des Gerechten. Die Nachricht von seinem Tode verbreitete sich augenblicklich in der ganzen Umgegend. Das ganze Land war voll Trauer. Zahllose Scharen strömten herbei, den Leichnam des Seligen zu schauen und seiner Begräbnis beizuwohnen. Die trauernden Priester trugen die Leiche nach Göttweih. Ein unübersehbarer Leichenzug von Adeligen und Gemeinen folgte ihnen. Die Geistlichen von Göttweih kamen ihnen entgegen und übernahmen die kostbare Last. Überall hörte man nur die Stimme des Weines und Wehklagens. Insbesondere waren es die Armen, die um ihren innigst verehrten Vater trauerten. Sie empfingen in Göttweih reichliches Almosen. Bald fand sich der Erzbischof Thiemo von Salzburg ein. Kaum ein Jahr vorüber, daß er vom Seligen zum Bischof war geweiht worden. Er hielt den Trauergottesdienst für die Seele des dahin Geschiedenen. Dann wurde dessen Leiche in der Kirche der seligsten Jungfrau zu Göttweih beerdigt. Der Herr verherrlichte sein Grab durch viele Wunder, durch die er die Herrlichkeit seines treuen Dieners bezeugte. Ulrich sein Nachfolger im bischöflichen Amt, nannte den Seligen immer nur "seinen heiligsten Vorfahrer". Seine Zeitgenossen verehrten ihn als einen "Mann Gottes", als einen "Liebling des Herrn", als einen "Heiligen". Im Jahre 1300 wurde Altmann durch Papst Bonifaz III. in das Verzeichnis der Seligen eingetragen und sein heiliger Leichnam unter dem Kreuzaltar in der Kirche zu Gottweih feierlich beigesetzt.

(Ex Bolland.)

Quelle:

  • BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
    zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
BAVARIA SANCTA
Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
Bayern unter Amtsherzogen des deutschen Reiches (911-1180)
Band I - Vierter Abschnitt
  1. Thiento, Abt
  2. Mathildis
  3. Ulrich von Augsburg
  4. Ruzo (Rugo)
  5. Hatto, Bruno und Bernold
  6. Piligrin
  7. Guntharius
  8. Wolfgang
  9. Adelheid
  10. Gunthildis
  11. Ramuold
  12. Albuin
  13. Tagino
  14. Kunigunda (Kunissa)
  15. Hartwig
  16. Heinrich
  17. Kunigund
  18. Aurelia
  19. Ulrich von Ebersberg
  20. Richardis
  21. Hademunda
  22. Gotthard (Godehard)
  23. Reginbald, Bischof
  24. Günther
  25. Bruno
  26. Aquilin
  27. Gisela
  28. Gundekar II. (Gunzo)
  29. Batho
  30. Gebhard
  31. Murcherad (Muricherodachus)
  32. Marianus
  33. Adalbero
  34. Wiltrudis
  35. Wilhelm
  36. Altmann
  37. Der heilige Ulrich, Probst von Ulrichszell
  38. Der selige Engelmar, Einsiedler
  39. Der heilige Walderich, Mönch von Clugny
  40. Die selige Richildis von Hohenwart
  41. Der selige Wolfhold, Priester zu Hohenwart
  42. Die selige Salome und Judith in Niederaltaich
  43. Der heilige Thiemo, Erzbischof von Salzburg



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