Der selige Rathardus, Priester -
- Festtag, Gedenktag ist der 8. August
- * im Jahr 815 in Andechs
- † am 8. August circ. 900
Der Nachfolger des heiligen Simpert auf den bischöflichen Stuhl zu Augsburg war Hanto.
Dieser stammte von Andechs und hatte einen Bruder, Namens Rathard.
Dieser Rathard verzichtete auf alle Ehren und Genüsse der Welt, welche ihm seine Abstammung in Aussicht stellte, und wurde Priester.
Sein väterliches Vermögen wollte er Christo dem Herrn zum Opfer bringen; darum erbaute er am Ammersee, wo jetzt Dießen steht, ein dem heiligen Georg geweihtes Gotteshaus und gründete bei dem selben ein Kloster für Priester, die nach der Regel des Heiligen Augustin ein gemeinsames Leben führen sollten.
Der Stifter dieses Klosters brachte seine Lebenstage in der von ihm berufenen Genossenschaft zu, zeichnete sich durch Gottseligkeit aus und war ein Vorbild für alle.
In seiner Demut hatte er verlangt, daß er in einem Winkel der von ihm erbauten Kirche begraben werde.
Als das Jahr seiner Geburt wird 815 angegeben.
Sein Todesjahr ist nicht bekannt.
Nach dem Tode des Seligen wallfahrteten viele Gläubige zu seinem Grabe, um durch seine Fürbitte Hilfe in ihren Nöten und Leiden zu erlangen.
Die vielen Wunder, die Gott durch ihn wirkte, sind ein Zeugnis von der Heiligkeit dieses verklärten Priesters.
In den darauf folgenden Verheerungen des Bayerlandes durch die Ungarn wurde das Kloster samt der Kirche zu Dießen von Grund auf zerstört.
Man weiß nicht, geschah dies, als Arnulf die Ungarn zu Hilfe rief, oder zur Zeit des Kaisers Otto vor der Schlacht auf dem Lechfeld.
Nach dieser Verwüstung unternahmen es zwei fromme Priester, Ulrich und Adalbert, die Kirche neu aufzubauen.
Als sie den Schutt weg räumten und einen Grund graben wollten, stießen sie auf einen steinernen Sarg.
Sie wollten den Deckel weg heben, vermochten es aber nicht.
Erst nachdem sie zu Gott gebetet hatten, konnte Ulrich ohne alle Mühe den Sarg allein herausheben.
Durch göttliche Mitteilung erfuhr Ulrich, daß dies das Grab des seligen Rathard sei und als er den Sarg öffnete, verbreitete sich himmlischer Wohlgeruch von ihm aus weit umher.
Die Kirche und das Kloster wurden wieder hergestellt.
Unzählige Kranke kamen zu Rathards Grab und erlangten auf seine Fürbitte vollkommene Gesundheit.
Nun ließ der Probst Hartwich die Gebeine des Seligen erheben und in der Mitte der neuen Kirche beisetzen.
Die Kirche wurde am 8. August 1114 mit Erlaubnis des Bischofs Walter von Augsburg durch den Bischof Anselm von Havelburg eingeweiht.
Im Jahre 1494 war die baufällige Kirche von Grund aus neugebaut und die Gebeine des seligen Rathard wurden auf dem mittleren Altar beigesetzt.
Die Verehrung des Seligen nahm immer noch zu.
Deshalb wurden seine Gebeine am 8. August 1620 aus der Georgikirche in die Kirche des Klosters übertragen und im Choraltare zur Verehrung aufgestellt.
(Bolland)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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