Der selige Rasso oder Ratho von Andechs -
- Festtag, Gedenktag ist der 19. Juni
- * in ?
- † am 19. Juni 954
Ungefähr sieben bis acht Stunden westlich von München liegt der heilige Berg Andechs.
Am Fuße des selben erblicken wir den lieblichen Ammersee mit seinen gesegneten Ufern, und am südwestlichen Ende des See‘s den Flecken Bayerdießen mit seinen ehemaligen Klostergebäude.
Auf Andechs stand ehedem eine Burg, und in der selben lebte ein ritterliches Geschlecht, das über ein größeres Gebiet von Bayern die Herrschaft ausübte.
Der Stammvater dieses berühmten Geschlechtes ist der Graf Rasso oder Ratho, abstammend vom Kaiser Arnulf, ausgezeichnet als Kriegsmann in den Feldzügen gegen die Hunnen und noch berühmter durch seinen Sohn Rasso, den die Kirche als einen Seligen verehrt.
Dieser jüngere Rasso wurde in seinem Bruder Friedrich zu einem tapferen Ritter herangebildet.
Der Bruder Friedrich starb im heiligen Land, in das er eine Wallfahrt unternommen hatte.
Außer diesem hatte er noch eine Schwester Namens Hatta.
Diese war die Gemahlin des Grafen Heinrich zu Altdorf bei Ravensburg und die Mutter des heiligen Konrad, Bischof von Konstanz.
Rasso soll ein Mann von außerordentlicher Leibesgröße gewesen sein.
Eben so ausgezeichnet war seine Gewandtheit in den Ritterspielen, diesen Vorübungen des Krieges, in denen ihm nicht selten der Sieg zu Teil wurde.
Noch größeren Ruhm erwarb er sich als Anführer der Bayern im Kriege gegen die Ungarn unter Herzog Arnulf II.
Im Jahre 942 kämpfte er, vereint mit Berchthold I. von Bayern, auf der Welser Heide gegen die feinde des Reiches und als sie sechs Jahre später wieder zurück kehrten, schlug er sie unter Heinrich I. über die Grenzen zurück.
Nach Besiegung der Ungarn legte Graf Rasso das Schwert bei Seite ergriff den Pilgerstab und wallfahrtete mit seiner Verwandten, mit der Gemahlin des Herzogs Heinrich I., im Jahre 949 nach Rom und nach Jerusalem.
Es war dies die fromme Juditha, die Tochter Arnulfs und die Stifterin des Klosters Niedermünster in Regensburg.
Von Jerusalem brachte der fromme Pilger eine Menge Heiligtümer in seine Heimat zurück.
Diese sind zum, Teil noch im Kloster Andechs aufbewahrt und werden von den Gläubigen hoch verehrt.
Nach so vielen Mühseligkeiten verlangte der edle Graf nach Ruhe.
Er erbaute auf einer von dem Fluß Amper gebildeten Insel, nahe der Anhöhe, auf welcher die von ihm sogenannte Rassoburg stand, ein Kloster für zwölf Benediktiner Mönche, und begann nun selbst an der Stätte des Friedens ein leben fortwährender Betrachtung der himmlischen Dinge und des Gebetes.
Die Kirche wurde vom heiligen Bischof Ulrich zur Ehre unseres Heilandes und der heiligen Apostel Philippus und Jakobus eingeweiht.
Die Vorbereitung zur großen Wanderung in die Ewigkeit dauerte für ihn nicht mehr lange.
Im Jahre 952 hatte er die Ritterrüstung mit dem Mönchsgewande vertauscht; am 19. Juni 954 legte er das Gewand der Sterblichkeit ab, um Teil zu nehmen an der Lichtherrlichkeit des ewigen Lebens,, die uns der Erlöser durch sein Leiden und seinen Tod verdient hat.
Sein Leichnam wurde in der von ihm erbauten Kirche zu Wörth (dem heutigen Grafrath) begraben.
Schon im nächsten Jahr nach dem Tode des seligen Rasso wurde die Burg Wörth samt dem Kloster von den Hunnen zerstört.
Die Mönche des Klosters hatte sich nach Andechs geflüchtet.
Die Burg wurde nicht mehr aufgebaut;
die Steine der selben verwendete man in der Folge zum Baue des Klosters Bayerdießen.
Die Anhöhe, auf der die Burg stand, heißt noch der Rassoberg (gew. Ratzenberg).
Über dem Grabe des Seligen erbauten die Verwandten des selben eine Kapelle zu Ehren des heiligen Laurentius, weil die Gläubigen am Feste dieses heiligen über die Hunnen den berühmten Sieg auf dem Lechfeld erfochten haben.
Diese Kapelle zu Wörth erhielt, nachdem Rasso durch den Papst Innozenz II. war selig gesprochen worden, den Namen Graf Rath.
Sie wurde dem neu errichteten Chorherrenstift Dießen zugeteilt.
Im Jahre 1132 legte der Probst Hartwig von Bayerdießen den Grund zu einer neuen Kirche in Graf-Rath.
Über dreihundert Jahre später wurde diese Kirche restauriert.
bei dieser Gelegenheit fand unter dem Kardinal und Bischof Peter I. von Augsburg die feierliche Erhebung der Gebeine des Seligen statt.
Dies geschah im Jahre 1468.
Aus dieser Zeit stammt die Grabschrift auf der Marmorplatte des Sarges, welche also lautet:
„hie liegt begraben der edel Fürst und Graf sand Rasso, der diss Gotzhaus zum ersten hat gestüfft zu Eren Unsern lieben Herrn und hie will warten dess jüngsten Tags. Anno 954.”
(Bolland. Sulzb. Kalender.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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