Der heilige Karl der Große, Kaiser und Bekenner -
- Festtag, Gedenktag ist der 28. Januar
- * am 2. April 742
- † am 28. Januar 814
Viele Könige und Fürsten des Abendlandes haben sich um die Kirche verdient gemacht.
Die größten Verdienste um die Ausbreitung des Christentums im Abendland, um Herstellung einer kirchlichen Ordnung, um Förderung christlicher Zucht und Sitte hat sich Karl der Große erworben.
Zudem hat er insbesondere in den letzten zehn Jahren seines Lebens durch eine aufrichtige Buße und durch Werke der Gottseligkeit und Barmherzigkeit die Makel und Sünden einer frührern Zeit nach Kräften getilgt.
Darum ist sein Andenken in der ganzen Christenheit gesegnet, und darum wird er in der katholischen Kirche als heiliger Büßer und Bekenner verehrt.
Bayern verlor zwar unter ihm seine bisherige Selbstständigkeit gänzlich. Aber die Selbstständigkeit war schon vorher so erschüttert worden, daß sie sich nicht mehr hätte behaupten können.
Zudem hatte der letzte herzog, Thassilo II., aufgereizt durch seine Gemahlin Luitberga, sich vielfach gegen den mächtigen Karl schwer versündigt.
Dadurch war dieser zu dem scheinbar gewalttätigem Schritt genötigt.
Dann aber hat sich Karl um das Wohl unseres Landes und seiner Bewohner so angenommen, wie es ein eigener Fürst mit seiner schwachen und immer bedrohten Macht nie gekonnt hätte.
Karl war der Sohn des Frankenkönigs Pipin des Kleinen und dessen Gemahlin Berta, einer griechischen Prinzessin.
Er wurde am 2. April 742 geboren.
Von seiner Mutter lernte er die griechische Sprache, von seinen Lehrern die lateinische, in der er ganz fertig sprechen konnte.
Ebenso fertig sprach er die deutsche und fränkische Sprache.
Sein Lehrer war der berühmte Alkuin.
Von ihm lernte er auch die Sternkunde.
Vor allem aber wurde er in der Lehrer des Heils gründlich unterrichtet.
Die heilige Schrift des neuen Testaments konnte er größtenteils auswendig.
Er dichtete mehrere Gesänge und wurde ein trefflicher Redner.
Zugleich verlegte er sich auf die Kriegswissenschaft und trat mit 15 Jahren den Kriegsdienst an.
Im ersten Feldzug besiegte er mit seinem Vater den König von Aquitanien Varifar; im zweiten, nach dem Tode seines Vaters, unterwarf er sich die Vaskonen und machte ihren König Lupus, sowie den König der Aquitanier Hunold, zu Vasallen.
Nach dem Tode seines Vater 768 wurde er zum Könige gekrönt.
Anfangs regierte er mit seinem Bruder Karlmann dem Jüngeren das Frankenreich.
Nach Karlmanns Tod wurde er 771 Alleinherrscher.
Er hatte sich ungeachtet der Abmahnung des Papstes Stephanus mit der Tochter des Longobardenkönigs Defiderius vermählt.
Diese Ehe wurde als ungültig erklärt, und die Tochter ihrem Vater zurück gesendet. Darauf verehelichte sich Karl mit Hildegardis, der Tochter eines Großen im Schwabenland.
Diese gebar ihm drei Söhne und drei Töchter.
Der Longobardenkönig hatte sich Feindseligkeiten gegen den Papst und Bedrückung der Kirche erlaubt.
Karl kam dem Papste zu Hilfe, besiegte die Longobareden und verbannte ihren König.
Von nun an wurde dies Land eine fränkische Provinz.
Das geschah in den Jahren 774 - 776.
In der selben Zeit begann der Sachsenkrieg, der 33 Jahre dauerte.
Die Sachsen waren noch ganz dem heidnischen Aberglauben ergeben, grausam und treulos.
Die Greuel des Heidentums sollten ausgerottet, und das Christentum bei ihnen eingeführt werden.
Das war die Absicht des Frankenkönigs.
Nach dem ersten Feldzug gegen die Sachsen begann der spanische Krieg.
Der glückliche Ausgang des Krieges gab Anlaß zur Gründung der spanischen Mark.
Bald darauf zog er im Jahr 781 nach Rom.
Hier wurde sein Sohn Pipin als König von Italien, und Ludwig als König von Aquitanien vom Papst Hadrian gesalbt.
Hier besprach sich Karl mit dem Papst über seine Angelegenheit mit dem Herzog Thassilo II.
Der Papst sendete zwei Gesandte an den Herzog und ließ ihn ernstlich auffordern zur Haltung seines Lehenseides.
Aber Thassilo II. brach aufs neue seinen Eid, verbündete sich sogar mit den heidnischen Avaren und suchte auf jede Weise die schon verlorene Unabhängigkeit wieder zu erwerben.
Als Karl der Große im Jahr 787 in Rom die Ostern feierte, sandte der Herzog den Bischof Arno von Salzburg und den Abt von Mondsee nach Rom, um durch Vermittlung des Papstes wieder mit Karl ausgesöhnt zu werden.
Er wollte sich aber durchaus nicht in die Abhängigkeit fügen.
Karl warnte den Herzog, er solle ihn nicht nötigen, das Schwert zu ziehen.
Aber Thassilo verharrte in seinem trotzigen Sinne und wurde nun von Karl bekriegt.
Als schon alles verloren schien, eilte der Herzog zu Karl auf das Lechfeld, unterwarf sich ihm ganz und legte aufs neue den Lehenseid ab.
Als Gewährleistung mußte er zwölf Geißeln ausliefern.
Unter diesen war sein Sohn Theodo.
Als Thassilo bald darauf neuerdings die Avaren und andere Untertanen des Königs aufwiegelte, um durch sie von der fränkischen Oberherrschaft sich zu befreien, wurde er auf einer Reichsversammlung zu Ingelheim des Herzogstums verlustig und des Todes schuldig erklärt.
Karl begnadigte ihn und verwies ihn in das Kloster Lauresheim (Lorch), von wo er in das Kloster Gemeau bei Ruen kam, in dem er unter frommen Übungen seine noch übrigen Jahre verlebte.
Die freien Güter des Vaters, auf die Thassilo freiwillig verzichtet hatte, überließ Karl dessen Kindern.
Diese haben den Stamm der Agilolfinger forterhalten, bis er in den Wittelsbachern wieder auf den bayerischen Thron kam.
Bayern wurde jetzt durch fränkische Statthalter regiert.
Im Jahre 799 hatte Papst Leo III. in seinen Bedrängnissen zum Frankenkönig Karl seine Zuflucht genommen und war nach Paderborn gekommen.
Im darauf folgendem Jahr unternahm Karl den großen Römerzug zum Schutze des Papstes.
Hier wurde er am Weihnachtsfest, als er eben dem Gottesdienste beiwohnte, vom Papst als Kaiser des Abendlandes gekrönt und als Schirmvogt der Kirche erklärt.
Das ganze Volk jubelte und rief ihm zu: Dem von Gott gekrönten Carolus Augustus, dem großen und friedfertigen Kaiser der Römer Leben und Sieg!
Drei Jahre später wurde der große Friede mit den Sachsen geschlossen.
Nach vielem Widerstand, nach großen Niederlagen entsagte dies Volk endlich seinem Götzendienste.
Jetzt sprach es der Kaiser von dem bisher geforderten Tribute frei und verlangte von ihm nur mehr die Entrichtung des Zehnten.
Sachsen war nun eine Provinz des fränkischen Reiches.
Merkwürdig ist die Bekehrung des Sachsenherzogs Wittekind.
Der selbe hatte sich lange gegen die Annahme des Christentums gesträubt.
Da kam er einst am heiligen Osterfest als Bettler verkleidet in das Lager der Franken, um das Lager auszuspähen.
Eben wurde Gottesdienst gefeiert und das heilige Abendmahl ausgeteilt.
der mächtige Kaiser Karl lag auf seinen Knieen vor dem Altar, durch demut und Andacht ausgezeichnet vor allen.
Dies machte einen solchen Eindruck auf den herzog, daß er sogleich Belehrung über das erhabene Geheimnis des Christentums verlangte und aus freier Überzeugung den Glauben annahm.
Von nun an war er ein treuer Vasall des Kaisers.
Als Schützer der Kirche nahm der Kaiser sich nicht bloß des Papstes in seiner Bedrängnis an, sondern er errichtete neun neue Bistümer und sorgte dafür, daß die neu Bekehrten tüchtige Bischöfe und Seelsorger erhielten.
Die frühere Gewohnheit, daß Bischöfe ohne feste Wohnsitze geweiht wurden, schaffte er ab.
Um die Bischöfe mit ihren untergebenen Mitarbeitern in beständiger Gemeinschaft zu erhalten, verordnete er, daß sich letztere von Zeit zu Zeit um ihren Bischof versammeln und in ihren kirchlichen Angelegenheiten bei ihm Rat erholen sollten.
Er selbst war ein demütiger und gehorsamer Sohn der Kirche und ihres Oberhauptes.
Was er von Anderen verlangte, nämlich daß der apostolische Stuhl geehrt und daß in Bezug auf ihn Demut und Sanftmut geübt werden müsse, das befolgte er vor allem selbst am getreuesten.
Selbst wenn von diesem Stuhl ein kaum zu ertragendes Joch aufgelegt werden sollte, werde ich es doch gerne und mit frommer Ergebung ertragen.
Das war sein Grundsatz, den er während seines ganzen Lebens gewissenhaft befolgte.
Darum wurde er auch vom Papste „der geliebte Sohn der Kirche Christi” genannt.
In übereinstimmung mit dem Oberhaupt der Kirche gab der große Kaiser Gesetze zur Ordnung der kirchlichen Zucht und der christlichen Sitte.
Er ordnete die Sammlung der Episteln und Evangelien an, die an den Sonn- und FestTagen des Jahres den Gläubigen vorgelesen und erklärt werden sollen.
Diese Anordnung besteht noch bis auf den heutigen Tag (1861) und ist so ausgezeichnet, daß sie selbt ein protestantischer Theologe des 18 ten Jahrh. ein Werk göttlicher Eingebung nennt.
Durch einen gewissen Diakon Paulus ließ er die Lebensgeschichten der Heiligen zusammen schreiben, damit man sie an den treffenden Tagen den Gläubigen vorlesen konnte.
Ebenso veranstaltete er eine Sammlung der Concilienbeschlüsse, woraus die Geistlichen die Gesetze und Anordnungen der Kirche lernen konnten.
Ganz ausgezeichnete Sorgfalt wendete er den Klöstern zu.
Er gründete selbst 24 Klöster und stellte viele zerfallene wieder her.
Zugleich aber drang er mit allem Ernst auf pünktliches halten der Regel und auf klösterliche Zucht.
Ausschweifende Mönche ließ er streng bestrafen.
Die Geistlichen forderte er zum Studium auf und gab ihnen Gelegenheit zur Ausbildung in den Wissenschaften.
Mit besonderer Sorgfalt nahm er sich der Schulen an.
Den fleißigen und wohl gesitteten Schülern versprach er seine Unterstützung und förderte sie auf die entsprechenden Stellen.
Träge und sittenlose Jünglinge, selbst wenn sie vom höchsten Adel waren, konnten seine Gunst nie erlangen, außer durch aufrichtige Besserung.
Die Verherrlichung des Gottesdienstes lag ihm ganz besonders am Herzen.
Er erbaute Kirchen und versah sie mit dem notwendigen Schmuck.
Von den Geistlichen verlangte er, daß sie über die Reinlichkeit aller Kirchengeräte wachen und die Zierde des Hauses Gottes lieben sollten.
Er förderte mit allem Eifer den Chor- und Psalmengesang.
Immer sang er selber mit, wenn er dem Chore beiwohnte, was in den letzten Jahren seines Lebens fast alle Tage geschah.
Hörte er einen falsch singen, so wies er ihn zurecht.
Täglich wohnte er der heiligen Messe bei, und selbst beim nächtlichen Psalmengesang fand er sich in der Kirche ein.
Beim Essen ließ er sich aus der Kirchengeschichte oder das Buch des heiligen Augustin von der Stadt Gottes vorlesen.
Während des Essens trank er nicht öfter, als dreimal.
In seinem Privatleben war er äußerst einfach.
Er trug die Kleider, wie sie von seinen Töchtern gewebt und gefertigt wurden.
Bei gastmählern verbot er das Zutrinken, wodurch andere zum Trinken genötigt wurden und sich berauschten.
Wer sich solche Benehmen erlaubte, wurde streng bestraft.
Unerbitterlich war er gegen träge und verschwenderische Hausväter.
Emsige und unternehmende Männer wurden von ihm unterstützt.
Mit besonderer Liebe sorgte er für die Kultur des Landes und unterstützte den Landbau.
Ausgezeichnet war seine Wohltätigkeit gegen Arme und Hilflose und unzälbar die Arten seiner Hilfeleistung.
Darum erhob sich sein Land unter ihm zu einer vor und nach ihm nie mehr gesehenen Blühte.
Und darum war er von allen Königen und Fürsten der angrenzenden Länder so hoch geehrt.
Selbst der König Aaron von Persien trat mit ihm in Verbindung und unterstellte die heiligen Orte im gelobten Land, insbesondere Jerusalem, seiner Macht.
Die letzten Jahre seines Lebens widmete der mächtige Kaiser, wie schon erwähnt, ganz vorzüglich den Werken der Buße und der Andacht.
In seinem eigenen Hause wurden ihm, wie einst dem König David, viele Leiden bereitet, die er mit bewunderungswürdiger Geduld ertrug.
Sein ruhmvolles Leben beschloß der große Kaiser am 28. Januar 814 in einem Alter von 72 jahren, nachdem er 47 Jahre das Reich der Franken regiert und 14 Jahre die römische Kaiserkrone getragen hatte.
Er starb in Aachen.
Seine Leiche wurde in dem von ihm dort selber erbauten Dom beigesetzt.
Kaiser Otto III: ließ die Gruft, in welcher der Leichnam des Kaisers auf einem Thron saß, die Krone auf dem Haupte, das Schwert an der Seite, den Kelch in der Hand und das Evangelienbuch auf den Knien, öffnen und das Evangelienbuch samt Schwert und Krone heraus nehmen.
Im Jahre 1165 ließ Kaiser Barbarossa seine Gebeine erheben und in ein prachtvolles Grabmahl legen.
Über dem Grabmahl liegt jetzt noch eine Steinplatte mit der Aufschrift:
Carolus Magnus.
Papst Paschal III. nahm ihn auf Zudringen dieses Kaisers in die Zahl der Heiligen auf.
Seitdem wird er in Aachen und an vielen Orten als Fürbitter bei Gott verehrt.
Drei Jahre vor seinem Tode hatte er durch ein Testament verordnet, daß seine Habe in drei Teile geteilt, und zwei davon an die 21 Erzbischöfe seines Reiches abgegeben werden, der dritte teil aber den Seinigen verbleiben sollte.
Außerdem hatte er noch vieles zur Austeilung an die Armen und an seine Diener bestimmt.
Das Testament war von den Bischöfen unterzeichnet und vom Papste bestätigt worden.
Sein Sohn Ludwig der Fromme übernahm die Ausführung des selben mit aller Gewissenhaftigkeit.
Sein Äußeres beschreibt Eginhard, der den Kaiser persönlich kannte, in folgender Weise.
Karl war groß und stark, von edler Gestalt.
Seine Größe betrug 7 Fuß.
Er hatte große funkelnde Augen, eine mehr als mittelmäßig große Nase und im Alter nur mehr wenige Haare.
Seine Stirn war offen, heiter und hoch.
Aus seinem Antlitz lag königliche Würde und Majestät.
Er mochte stehen oder sitzen , immer hatte seine Gesatlt etwas Freundliches.
Sein Hals war kurz, sein Gang fest und mannhaft.
(Bolland.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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