Der selige Gerold, Statthalter in Bayern -
- Festtag, Gedenktag ist der 1. September
- * in ?
- † am 1. September im Jahre 799
Nachdem Karl der Große den letzten agilolfingischen Herzog von Bayern, Thassilo II., abgesetzt hatte, stellte er dieser neu erworbenen Provinz des großen Frankenreiches einen Statthalter auf.
Dieser war Gerold, aus einem adeligen Geschlechte des Schwabenlandes.
Er wird auch ein Graf genannt und soll ein Bruder der seligen Hildegardis, der Gemahlin Karls des Großen gewesen sein.
Er war nach dem Zeugnisse des Abtes Wallafried von Reichenau seiner Frömmigkeit wegen hoch berühmt, voll Wahrheit und Ehrenhaftigkeit, dabei sanftmütig und in hohem Grade freigebig.
Er hatte eine große Macht und war ein tapferer Held.
Seine große Freigebigkeit erfuhren insbesondere die beiden Stifte Sankt Gallen und Reichenau.
Er hatte nämlich keine Kinder und tröstete sich darüber mit dem Gedanken:
„Gibt mir der Herr auch keinen Erben, so bleibt doch Er mein Erbe.
Was Er mir gegeben, soll Er auch wieder von mir empfangen.
Ich empfehle Alles der heiligen Jungfrau und Mutter Gottes.”
Auch zu Paderborn ließ er eine Kirche erbauen.
Zu diesem Werke berief er griechische Baumeister und Künstler, die damals die ausgezeichnetsten waren.
Im Jahre 799 fielen die Hunnen in die benachbarten Länder ein und drohten auf‘s Neue, alles zu verheeren.
Gegen diese Verwüster des Abendlandes zogen diesmal der Herzog Erich von Friaul und der Statthalter Gerold von Bayern.
Sie drängten die Feinde zurück und kamen bis nach Albanien.
Dort belagerte Erich eine Stadt, die am Meere gelegen war.
Er drang in die Stadt ein und wurde darin meuchlerisch ums Leben gebracht.
Gerold führte die Seinigen ins Treffen und ermutigte sie zum tapferen Kampfe gegen die wilden Scharen.
Beim Beginn der Schlacht war er nebst den beiden Heerführern, die ihm zunächst standen, getötet worden, man wußte nicht, ob von Freund oder von Feind.
Sein Leichnam wurde in das Kloster Reichenau gebracht und dort begraben.
Über seinen Grabe steht folgende Inschrift:
„Unter diesem Grabmale werden aufbewahrt die Gebeine des Geroldus, der dieses Ortes Rechte nach Kräften gemehrt,
in Ungarn aber als Beschützer der wahren Kirche, durch das Schwert seines Lebens beraubt, den 1. September (799) seine Seele gen Himmel gesendet hat, Ein redlicher Sachse hat seinen Leichnam von dort hierher gebracht, wo er mit gebührender Ehre begraben wurde.”
Fünf und zwanzig Jahre nach seinem Hinscheiden wurde einem Mönch des Klosters Reichenau im Traume kund gegeben, der selig Verstorbene sei den heiligen Märtyrern bei gezählt und genieße gleiche Herrlichkeit mit ihnen, weil er, vom heiligen Eifer für Gott angetrieben, sich unter die Scharen der Ungläubigen gewagt und durch Hingabe seines zeitlichen Lebens das ewige erworben habe.
(Rader.)
Quelle:
- BAVARIA SANCTA - Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes
zur Belehrung und Erbauung für das christliche Volk - Bearbeitet von Dr. Modestus Jocham, Professor der Theologie und erzbischöflicher geistlicher Rat - Mit Gutheißung des hochwürdigsten Erzbischöflichen Ordinariats München - Freising, (1861)
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