Die heil. Märtyrer von Raithus und Sinai - eine Legende von Albun Butler
- Festtag, Gedenktag ist der 14. Januar
- * in
- † am
Die Kirche verehrt an diesem Tage auch das Andenken der vierzig Einsiedler des Berges Sinai, welche von den Arabern 373 gemartert worden sind. unter deren Zahl auch der heil. Isaias und Saba sich befanden.
In demselben Jahre ermordeten auch die Blemmyes, ein barbarisches Volk aus Aethiopien, mehrere Einsiedler von Raithus 1), deren vornehmste der Abt Paulus und Moyses waren, welcher letztere durch seine Predigten und Wunder die Imaeliten von Pharan bekehrt hatte und der heil. Psaës, der als ein Wunder der Strenge angesehen wurde.
Alle diese Einsiedler hatten sich den Genuß des Brotes untersagt und lebten nur von Datteln und anderen wilden Früchten.
Sie beschäftigten sich in ihren Zellen, die weit von einander entlegen waren, mit Körbeflechten.
Samstags Nachts vereinigten sich alle in der Kirche, um da des Herrn Lob zu singen.
Am Sonntage wohnten sie der Feier der heil. Geheimnisse bei und empfingen die heil Kommunion.
Ihr strenges Fasten heiligten sie durch ununterbrochenes Gebet.
Die heil. Märtyrer von Raithus werden mit denen von Sinai verehrt.
Heute wird ferner noch das Fest mehrerer anderer Einsiedler des Berges Sinai begangen, welche von den Saracenen im fünften Jahrhundert niedergemetzelt worden sind.
Unter diesen befand sich ein Kind von vierzehn Jahren, dessen Leben ein volendetes Muster der evangelischen Vollkommenheit war.
Die Barbaren bereuten es mit dem Tode, dafern es nicht den Ort entdecken würde, wo sich die alten Einsiedler verborgen hätten.
"Der Tod," gab es aber zur Antwort, "hat für mich gar nichts schreckbares und ich will lieber das Leben verlieren, als durch schnöden Verrat meiner Väter es erhalten."
Man sagte ihm dann, es solle seine Kleider ablegen.
"Ihr möget mich," erwiderte das Kind, "dann ausplündern, wenn ihr mich getötet habt. Gestattet mir aus Mitleid, daß ich bekleidet sterbe, um nicht die Schmach zu haben, meine Blöße zu sehen."
Die Saracenen wurden über diese Antwort ergrimmt und ermordetet die Unschuld auf grausamste Weise.
der heil. Nilus ehehin Befehlshaber von Constantinopel, der damals mit seinem Sohne Theodul in dieser Wüste lebte, hat uns die Geschichte dieses Mordes aufbewahrt.
Sein Sohn, den die Barbaren als Gefangenen mit sich fortschleppten, war öfters dem Tode nahe; allein Gott rettete ihm jederzeit das Leben, bis er zuletzt losgekauft wurde.
Sieh ihre Akten, welche Ammonius, ein Augenzeuge, geschrieben und die der Pater Combesis herausgegeben hat. Sieh auch Bulteau, Hist. monast. d`Orient,I. 2, c, p. 209
Sieh die Septem narrationes des heil. Nilus und Bülteau Hist. monast. `d`Orient,I. 2, c, p. 220
1) Ein berg bei dem roten Meere, zwei Tagesreisen vom Berge Sinai entfernt.
Quelle:
Leben der Väter und Märtyrer, ursprünglich in englischer Sprache verfaßt von Alban Butler, nach der französischen Übersetzung von Godescard für Deutschland bearbeitet und sehr vermehrt von Dr. Räß, Professor der Theologie und Direktor im bischöfl. Seminar in Mainz und Dr Weis, Geistlicher Rat und Canonicus am hohen Dom in Speier. (1823-1827)
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